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Die Zahl der resistenten Salmonellaserovaren nimmt in beunruhigendem Maße zu. Es sind bereits multiresistente Salmonellen beim Menschen festgestellt worden, die ihren Ursprung im Tier genommen haben und das Resistenzgen während der Aufzucht erworben haben, bevor es durch Lebensmittel auf den Menschen übertragen wurde [Elgroud et al., 2008].

Verschiedene Stämme können durch lokale übertragbare Elemente wie Plasmide Re-sistenzen auf andere Stämme übertragen und so ihre Resistenz- und Virulenzfaktoren verbreiten [Witte et al., 1999] [Foley u. Lynne, 2008]. Diese Weitergabe an andere Stäm-me kann durch die AufnahStäm-me freier DNA in die Bakterienzelle durch Transformation erfolgen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit zur Transduktion mithilfe eines Gentransfers durch Viren besteht. Bei der Konjugation wird das Plasmid mit Hilfe einer Plasmabrücke vom einen auf das andere Bakterium übertragen [Foley u. Lynne, 2008] [Schroeter u.

Käsbohrer, 2010].

Shenghui et al. berichten über kritische Resistenzlagen in vielen Ländern [Sheng-hui et al., 2005]. Wie schnell sich eine Resistenz entwickeln kann, zeigt die Einführung des Translationshemmers Chloramphenicol im Jahr 1948. Bereits 2 Jahre später wur-de über hochresistente Stämme berichtet [Weill, 2010]. Im Versuchsablauf von Ellerbro-ek et al. wurden Resistenzen auf Ampicillin, Chloramphenicol, Gentamycin, Furazoli-don, Kanamycin, Neomycin, Nalidixinsäure, Streptomycin, Sulfonamid, Sulfamethoxa-zol/Trimethoprim, Tetracyclin und Trimethoprim untersucht. Das Ergebnis der Resis-tenzanalyse zeigte, dass je nach Betriebsgröße der Mast- und Schlachtstätten die biotikaresistenz zwischen 20,7% und 34% lag. Insgesamt gesehen folgt daraus eine Anti-biotikaresistenz gegen ein oder mehrere Antibiotika von 33,3% [Ellerbroek et al., 2001].

Andere Autoren berichteten schon Jahre zuvor von der Resistenzproblematik im Bereich der genannten Antibiotika [D’Aoust, 1991]. Chinolone und Fluorochinolone gelten zu den Mitteln der Wahl bei Salmonellosen. Sie inhibieren die DNA Gyrase und Topoisomerase IV von gegen diese Antibiotika sensiblen Bakterien. Die Nalidixinsäure gilt als Chinolon der ersten Generation während die Fluorochinolone Ciprofloxacin und Enrofloxacin zur drit-ten Generation der Chinolone gehören. Die Problematik bei Resisdrit-tenzen gegenüber dem veterinärmedizinisch verwendeten Enrofloxacin liegt in der Kreuzresistenz zu dem human-medizinisch genutzten Ciprofloxacin. Auch gegen Ciprofloxacin sind daher schon sinkende Sensibilitäten zu verzeichnen. Der sorglose Umgang mit Antibiotika im Bereich der Pro-phylaxe und in der Behandlung ist dabei ein Grund für die Ausbildung resistenter Salmo-nellenstämme wie z. B. die von S. Typhimurium Phagotyp DT 104. Die Autoren Helmuth et al. halten die Resistenz gegen Nalidixinsäure für einen guten Indikator für beginnende Fluorochinolonresistenz. Eine Mutation des gyrA Gens verursacht bereits hohe

Resisten-zen gegenüber Nalidixinsäure. FluorochinoloneresistenResisten-zen bleiben unter dem Grenzwert nach NCCLS (National Committee on Clinical Laboratory Standards). Vor 2004 deute-te man dies als reduzierdeute-te Empfindlichkeit gegenüber Fluorochinolonen. Mittlerweile ist dieser Grenzwert reduziert worden. Dies bedeutet, dass heutzutage die damals als redu-ziert empfindlich eingestuften Erreger als resistent gelten. Bei einer weiteren Mutation in derselben Region, werden Salmonellastämme, die vor 2004 nur eine reduzierte Empfind-lichkeit gegenüber Fluorochinolonen hatten, resistent. Eine weitere Punktmutation in dem gyrB Gen oder parC Gen verursacht gegenüber Fluorochinolonen hochresistente Stämme.

Da hochchinolonresistente Salmonellastämme gehäuft beim Geflügel vorkommen, wird belegt, dass die oral verabreichte Bestandsmedikationen mit Fluorochinolonen einen ho-hen Selektionsdruck ausüben. Die Autoren fordern aufgrund dessen, dass Fluorochinolone lediglich der Einzeltiermedikation vorbehalten werden sollten [Threlfall et al., 2000] [Hel-muth et al., 2004]. Eine große Gefahr geht zudem von der zunehmenden Resistenz vom Bakteriämien verursachenden Erreger S. Choleraesuis gegenüber Fluorochinolonen aus [Chiu et al., 2004]. In einer Pilotstudie, die aus einem Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hervorging und durch das Bun-desinstitut für Risikobewertung in Zusammenarbeit mit den Überwachungsbehörden der Bundesländer durchgeführt wurde zeigten sich bei einigen Erregern Resistenzen bei bis zu zehn von 17 getesteten antimikrobiellen Substanzen [Bundesinstitut für Risikobewertung, 2007]. Bei aus Gallus gallus isolierten Salmonella spp. lag die Resistenzrate in den Jah-ren 2004 bis 2007 bei EU Mitgliedsstaaten insgesamt gegenüber Tetracyclinen, Ampicillin und Sulfonamiden zwischen 5% und 25%. Bei Chloramphenicol und Gentamicin lag die Resistenz zwischen 0% und 7%. Zwischen 6% und 36% bzw. 15% bis 41% variierte die Re-sistenzsituation gegen die antimikrobiellen Substanzen Ciprofloxacin und Nalidixinsäure.

Recht niedrig lag in dieser Studie die Resistenz gegen die dritte Cephalosporin-Generation mit Werten zwischen 0% und 5%. Bei der Betrachtung einzelner Staaten und Zeiträume lagen die Resistenzen jedoch wesentlich höher, ebenso bei der speziellen Untersuchung der zwei ausgewerteten Serovaren. Speziell S. Enteritidis zeigte im Raum der Mitglieds-staaten zwischen 2004 und 2007 insgesamt gesehen niedrige Resistenzwerte gegenüber Tetracyclinen, Cloramphenicol, Ampicillin und Sulfonamiden (0% bis 6%). Die Resistenz-lage gegenüber Ciprofloxacin und Nalidixinsäure lag hingegen bei weitaus schlechteren Werten (5% bis 25% und 7% bis 26%). Die dritte Cephalosporin-Generation zeigte sich mit einer recht guten Resistenzlage (0% bis 1%). Individuell zeigten einige Staaten auch hier deutlich ungünstigere Resistenzsituationen. S. Typhimurium lag mit Resistenzen von Tetracyclinen, Ampicillinen und Sulfonamiden in Bereichen zwischen 17% bis 34%, 17%

bis 39% und 11% bis 39% in einem sehr ungünstgen Bereich. Bei der Untersuchung von

Nalidixinsäure und Ciprofloxacin lag die Resistenz zwischen 0% bis 22% und 0% bis 17%

[European Food Safety Authority, 2010b]. Bei einer kurzen Erhebung der EFSA zwischen den Jahren 2005 bis 2006 in der EU sprach diese von einem nicht für die ganze EU re-präsentativem Ergebnis. Insgesamt erschien S. Enteritidis sensibler als S. Typhimurium, welches generell höhere Resistenzraten aufwies. S. Enteritidis zeigte in diesem Zeitraum eine große generelle Sensibilität, besonders gegenüber Cephalosporinen der dritten Gene-ration besaß dieses Serovar keine Resistenzen, weder gegen humanmedizinisch eingesetzte Cephalosporine noch gegen in der Veterinärmedizin verwendete Cephalosporine. Eine ho-he Resistenzrate zeigte S. Enteritidis gegen Nalidixinsäure besonders in Lettland und Polen mit Resistenzraten von 100% bzw. 28%. Im selben Zeitraum erwies sich das Sero-var S. Typhimurium in keinem der Mitgliedsstaaten als voll sensibel. Zwar zeigte es nur geringe Resistenzen bei Cephalosporinen der dritten Generation, doch wurden im Bereich der Nalidixinsäure besonders in Polen (87%) und im vereinigten Königreich (100%) sehr hohe Resistenzen festgestellt. S. Infantisisolate zeigten bei Enrofloxacin Resistenzen von 13% und im Bereich der Nalidixinsäure Resistenzen von 8%. Allgemein gesehen lag eine recht niedrige Resistenzrate gegenüber Cephalosporinen der dritten Generation (Ceftiofur und Cefotaxime) vor. Dennoch zeigte mit 33% das Serovar S. Paratyphi B var. Java hier eine sehr starke Resistenz [European Food Safety Authority, 2007b].

Auch andere Länder berichten von dramatischen Resistenzsteigerungen bei Salmonel-len. Beispielsweise verdoppelte sich die Zahl an gemeldeten Antibiotikaresistenzen bei Salmonella enterica mit dem Serovar Typhimurium im Zeitraum zwischen 1981 und 1989 in England. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika stieg die Resistenz gegenüber Tetrazyklinen von 9% im Jahr 1980 auf 24% im Jahr 1990, die Ampicillinresistenz stieg in dieser Zeit von 10% auf 14%. Gegen Fluoroquinolone stieg die Resistenzrate von 0,4% 1996 auf 1% 2001. In jenem Zeitraum erhöhte sich auch die Resistenz gegen Ceftriaxone 20-fach von 0,1% auf alamierende 2% [Glynn et al., 1998] [Threlfall et al., 2000] [White et al., 2001] [Shenghui et al., 2005]. Einige Autoren berichten über amerikanische Studien, bei denen aus Hackfleisch isolierte Salmonellen zu 80% Resistenzen gegenüber Tetracyklinen aufweisen, zu 73% Resistenzen gegen Streptomycin und zu 69% Resistenzen gegen Sul-famethoxazolen aufweisen. Auch von Resistenzen gegen Ceftiofur und Ceftriaxone wurde hier berichtet [Angulo et al., 2000] [Fey et al., 2000] [White et al., 2001] [Shenghui et al., 2005]. Diese antimikrobiellen Substanzen sind besonders bei der Behandlung von Salmo-nelleninfektionen gebräuchlich. In den durchgeführten Untersuchungen in Maryland, USA fanden Shenghui et al. in konventionell gehaltenen Hühnchen Isolate von S. enterica mit dem Serovar Typhimurium, die Resistenzen gegenüber fünf bis sieben verschiedene Anti-biotika zeigten. 100% der Isolate aus der konventionellen Haltung wiesen dabei diese

Mul-tiresistenz auf. Keine der Salmonellen die aus den Hühnchen der konventionellen Haltung isoliert wurden waren gegen alle Antibiotika sensibel. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei 79% der aus Biohühnchen isolierten Salmonellen eine Empfindlichkeit gegen alle getesteten Antibiotika. Nur jeweils 5% waren gegen ein bis vier verschiedene antimikrobielle Substan-zen resistent. Die Studie zeigte letztendlich, dass zwischen verschiedenen Haltungsformen die Sensibilität der isolierten Salmonellen gegenüber antimikrobiellen Substanzen sehr va-riieren kann. Zwar wurden in biologisch gehaltenen Tieren mehr Salmonellen gefunden, diese waren jedoch viel sensibler gegen verschiedene Antibiotika [Shenghui et al., 2005].

Dies kann auch auf die bei konventioneller Haltung öfter eingesetzte antibiotische Behand-lung, sei es zur Prophylaxe, Metaphylaxe oder BehandBehand-lung, zurückzuführen sein [Threlfall et al., 2000]. Andere Autoren fanden in Studien keine großen Unterschiede bezüglich des Kontaminationsgrades bei Hähnchen aus verschiedenen Haltungsformen. Lestari et al. fan-den beispielsweise bei Hähnchen im Einzelhandel in 20,8% der Biohühnchen und in 22%

der konventionell gehalteten Broiler Salmonellaisolate. In dieser Studie wurden 52,4% der Salmonellaisolate als resistent gegen mindestens zwei Antibiotika und somit als multire-sistent identifiziert. Jedoch wiesen auch hier die Isolate der Biohühnchen eine geringere Resistenzneigung auf. Die in den Biohähnchen nachgewiesenenS. Kentucky Isolate waren gegen 11 der getesteten Antibiotika sensibel. Im Gegensatz dazu waren die S. Kentucky Isolate der konventionell aufgezogenen Hähnchen nur gegen 4 der geprüften Antibiotika sensibel [Lestari et al., 2009]. Auch bei Untersuchungen in der Region Constantin in Alge-rien fanden Elgroud et al. bei 80% ihrer Salmonellaisolate eine Resistenz gegen mindestens ein antibiotisches Mittel. 51% ihrer Isolate waren sogar multiresistent, also gegen mindes-tens zwei verschiedene Antibiotika resistent [Elgroud et al., 2008]. Salmonella Heidelberg ist ebenfalls ein häufig isoliertes Serovar, welches mit lebensmittelbedingten Salmonelle-nerkrankungen in Verbindung gebracht wird. In einer 5 Jahre dauernden Studie wurden verschiedene Fleischsorten aus dem Einzelhandel untersucht. Dabei lag Hähnchenbrust-fleisch neben PutenHähnchenbrust-fleisch (59,7%) mit einer Prävalenz von 36,9% weit vorne bei den erregerbelasteten Lebensmitteln. Dabei waren im Geflügelfleisch (Hähnchen und Pute) besonders Resistenzen im Bereich der Tetracycline (39,9%), Streptomycine (37,8%), Sul-famethoxazole (27,7%), Gentamycin (25,7%), Kanamycin (21,5%), Ampicillin (19,8%), Amoxicillin mit Clavulansäure (10,4%) und Ceftiofur (9,0%) zu erkennen [Zhao et al., 2008].

Multiresistente Salmonellen sind nicht ausschließlich eine Problematik in der Lebens-mittelindustrie. Auch auf anderen Sektoren sind schlechte Resistenzlagen zu verzeichen.

So untersuchten Chiu et al. Isolate des Salmonella enterica Serovars Typhimurium mit dem Phagotyp DT 104 aus Krankenhäusern in Taiwan in der Zeit von 1997 bis 2003. Dabei

zeigten sich von ihren insgesamt 104 isolierten Serovaren 49% (51 Isolate) resistent gegen alle fünf getesteten Antibiotika Ampicillin, Chloramphenicol, Streptomycin, Sulfonamide und Tetracycline. Die zweithäufigste Resistenzlage neben dieser Fünffachresistenz war mit 27,9% (29 Isolate) die Resistenz gegen Streptomycin in Kombination mit einer Resistenz gegen Sulfonamide. Mit 13,5% (14 Isolate) war nur ein recht geringer Anteil sensibel gegen alle Substanzen [Chiu et al., 2006].

Lebensmittel spielen bei der Verbreitung von Salmonella spp. und bei der „Vermitt-lung“ von Antibiotikaresistenzen bei Salmonella spp. auf nationaler und internationaler Ebene eine dennoch entscheidende Rolle. Bei Nahrungsmitteln besteht immer die Gefahr, dass Resistenzgene auf den Menschen übergehen [Aarestrup et al., 2007]. Die Abbildung 2.4 zeigt die besonders ungünstige Resistenzlage von Ampicillin, Streptomycin, Sulfonami-des, und Tetracyclinen in den USA. Die Resistenzentwicklung war in den Jahren von 1997 bis 2004 stets steigend. Erst 2005 konnte eine geringfügige Besserung der Resistenzlage verzeichnet werden. Besonders besorgniserregend ist die weltweite schlechte Resistenzent-wicklung der Cephalosporine wie Ceftiofur und Ceftriaxon und Ciprophloxacin, da diese Antibiotika wichtige Medikamente bei schweren Salmonellenerkrankungen insbesondere bei Kindern sind. Dutil et al. konnten belegen, dass ein Zusammenhang zwischen der Ceftiofurbehandlung bei Masthühnchen und einer ausgeprägten schlechten Ceftiofurresis-tenzlage bei Broilern und beim Menschen besteht [Threlfall et al., 2000] [Foley u. Lynne, 2008] [Foley u. Lynne, 2008] [Weill, 2010] [Dutil et al., 2010]. Die Entwicklung dieser hoch resistenten Stämme gegen Ciprophloxacin und Cephalosporine geht vom asiatischen Raum aus [Weill, 2010]. Trotz der Forderung eines Verbotes von Leistungsförderern wäh-rend der Mast bereits in den 70er Jahren, wurde erst im Jahr 2006 EU weit das Verbot des Zusatzes antibiotischer Leistungsförderer mit der Verordnung (EG)1831/2003 durch-gesetzt. Dieser jahrzehntelanger sorgloser Umgang dieser Stoffe in der Tiermast trägt einen erheblichen Teil zu der heutigen Resistenzlage bei Salmonellen bei [Witte et al., 1999] [Threlfall et al., 2000] [EG VO 1831/2003]. Die Abbildung 2.4 zeigt die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen bei Salmonella in Tieren über die Jahre 1996 bis 2005.

Neuere Untersuchungen zeigen, dass Salmonellenstämme, die unter Laborbedingungen einer hohen Konzentration Antibiotika ausgesetzt werden, Antibiotika-Mutanten-Stämme erzeugen können, die weniger durch den Kot ausgeschieden werden, eine geringere Organ-invasivität besitzen und weniger lange persistieren als die eigentlichen Ausgangsstämme.

Bei der Versuchsdurchführung reagierten S. Enteritidis bei einer hohen Streptomycinex-pression und S. Heidelberg bei einer erhöhten Gabe von Rifampicin mit der Ausbildung eines solchen Stammes. Die Autoren sehen eine Möglichkeit, diese Stämme in Zukunft als potentielle Vaccine zu nutzen [Revolledo u. Ferreira, 2010].

Abbildung 2.4: Resistenzentwicklung bei Salmonella in Tieren über die Jahre 1996 bis 2005 (aus [Foley u. Lynne, 2008]).