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5.1 Aufenthaltstourismus entlang der Donau

5.1.1 Radfahren

Regionale Übersicht zu ausgewählten Radfahr-Angeboten

Donau OÖ Linz Donau NÖ Wien

Radfahren  Donauradweg

 Etappen, 150 km

 Donauradweg  Donauradweg 260 km

Radfähren  Kasten-Obernzell (Auto)

(Au-Donau OÖ Linz Donau NÖ Wien

 Querfähre Unter-mühl

 Untermühl-Felsensteig

 Ottensheim-Wilhering (Auto)

 Mauthausen-Enns

Querfähre Grein-Wiesen

to)

 Orth an der Donau-Haslau

Tabelle 11: Radfahr-Angebote und Radfähren im Donauraum (Quelle: eigene Darstellung)

Donauradweg

Der Donauradweg zählt zu den bekanntesten Fluss-Radwegen Europas und gilt als Pionier-Angebot im österreichischen Radtourismus. Seine Gründung geht auf 1981 zurück, wo erste Treppelwege entlang der Donau für Radfahrer nutzbar gemacht wurden. Er bestand somit bereits ein gutes Jahrzehnt zum Zeitpunkt der Verfassung des „Tourismuskonzeptes für den Donauraum 1994“. Die seit 1994 kontinuierlich wei-terentwickelte infrastrukturelle Qualität ist im internationalen Vergleich als sehr gut

zu bezeichnen und durch Rankings und Auszeichnungen attestiert. Der Donauradweg besitzt die 4-Sterne-Zertifizierung des ADFC und ist seit 17 Jahren der beliebteste Radweg der Deutschen im Aus-land. Dies erstreckt sich mittlerweile auch auf digitale Informations- und Unterstützungssysteme in Form der Donauradweg-App. Die künftige Herausforderung liegt vordergründig in der Aufrechterhal-tung dieses Niveaus, während ein weiterer Ausbaubedarf oder AufwerAufrechterhal-tungsbedarf für Österreich – mit Ausnahme von Lückenschlüssen wie beispielsweise Engelhartszell–Wesenufer oder Wilhering–Linz bzw. des Radwege-Ausbaus im Bereich Grein–Niederösterreich – nicht generell attestiert werden kann.

Im Tourismuskonzept für den österreichischen Donauraum aus 1994 war der Donauradweg wie dar-gestellt ein noch sehr junges Produkt, wodurch es im Streckenverlauf mehrere Schwachstellen zu bemängeln gab. Die zusätzliche Etablierung von Radrundrouten entlang des Donauradweges wurde als ergänzendes Produkt zum Donauradweg selbst bereits vorangetrieben (ITR & WIFO, 1994). Die Schwachstellen konnten über die letzten 20 Jahre kontinuierlich abgebaut werden, so dass der Do-nauradweg aktuell fast durchgehend auf beiden Seiten befahrbar ist. Auch ein umfangreiches Netz an Radrouten, welche das Hinterland der Donau in Szene setzen, wurde etabliert.

Bett+bike-Betriebe

Als Qualitätssystem für die Beherbergungsbetriebe entlang des Donaurad-weges fungiert das vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) an rund 50 Betrieben vergebene Zertifikat bett+bike (WGD Donau Oberösterreich Tourismus GmbH, 2016). Es dient als Auszeichnung für besonders Fahrrad-fahrer-freundliche Ausstattung und Service. So verfügen diese Betriebe über Ladestationen für E-bikes und umfangreiches Kartenmaterial für Radfahrer.

Details zum Radangebot in Oberösterreich

Zusätzlich zum Donauradweg wurden ergänzend für den oberösterreichischen Donauraum 41 Rad-rundrouten geschaffen, welche das Hinterland mit einbeziehen. Natur-Sehenswürdigkeiten sowie kulturelles Angebot werden in die Rundrouten integriert. Der Römerradweg führt auf 242 Kilometer

über Passau, das Innviertel, den Attersee, Wels, Enns und entlang der Donau und befasst sich mit der einstigen römischen Besiedelung der Region. Das Teilstück des Donauradweges von Passau bis Enns ist ebenfalls in den Römerradweg inkludiert. In der unmittelbaren Nähe der Donau im oberen Donau-tal Oberösterreichs befinden sich diverse Mountainbike-Strecken, wie zum Beispiel die Granitlandrun-de. Somit sind auch für den sportlicheren und anspruchsvolleren Radfahrer im erweiterten Donau-raum Alternativen gegeben.

Details zum Radangebot in Niederösterreich

Neben dem Donauradweg wurden zahlreiche weitere Themenradwege entwickelt. Der Marchfeldka-nal-Weg unterteilt sich in 5 Abschnitte und inszeniert unterschiedliche Themen wie Natur, Kultur oder Geschichte. Der Radweg kann gut mit dem regionalen Bahnverkehr und der Schifffahrt auf der Donau kombiniert werden. Der Tullnerfeld-Radweg erstreckt sich auf 72 km Länge vor allem im flachen Ge-lände. Die Radwege im Tullnerfeld wurden in den letzen Jahren durch Radwege in die angrenzende Region Wagram ergänzt. Die Entdecker Radtour mit 97 km Länge führt von der Region Carnuntum bis zum Neusiedler See und befasst sich mit den Themen Wein, Wasser sowie mit der römischen Ge-schichte. Das gesamte Radwegenetz im Römerland-Carnuntum wurde in den letzten Jahren infrast-rukturell gut ausgebaut, das Ballungszentrum Bratislava wurde in das Radwegenetz integriert und unter dem gesamten Titel „Fabelhafte Radwelten Römerland-Carnuntum“ am Markt platziert.

Details zum Radangebot in Wien

Die Bundeshauptstadt verfügt über ein großes und sehr gut ausgebautes Netz an Radwegen die weiter zu Themenrunden, wie oben aufgezählt, verpackt werden. Zusätzlich ist das Wiener Radnetz in unterschiedlichen Apps, wie zum Beispiel Bike Citizens Fahrrad App oder Bike Citizens-Routenplaner aufbereitet.

Nachfragesituation

Insgesamt benutzten in den Jahre 2012 bis 2015 zwischen 600.000 und 690.000 Radfahrer den Do-nauradweg, wovon ca. 9% die gesamte Strecke von Passau bis Wien zurücklegten. Ein Drittel aller Benutzer sind Urlauber mit mehrtägigen Aufenthalten zuzuordnen, ein Drittel ist auf Tagestouristen zurückzuführen und ein Drittel verwendet den Radweg für den Alltagsverkehr (Donau Österreich, 2015). Generell zeigen sich für den Donauradweg zunehmende Tendenzen der Marktsättigung, insbe-sondere in den Märkten Deutschland und Niederlande. Die letzten Jahre zeigen eine Stagnation auf dem erreichten Niveau.

Der Nachfragetrend zum Radfahren lässt zwei Strömungsrichtungen erkennen. Einerseits steigt der Anspruch an das Qualitätsniveau, jedoch nicht im entsprechenden Ausmaß die Zahlungsbereitschaft.

Im Bereich der Individualreisen hingegen werden verstärkt Privatquartiere im low-price-Segment nachgefragt. Aufgrund der mangelnden Zahlungsbereitschaft der Kunden entwickelte sich ein „Billig-produkt“-Image für den Donauraudweg. Um eine entsprechende Trendumkehr im Preisverfall zu er-reichen, müssen folgende Aspekte beachtet werden:

 Qualitätsoffensive bei den Betrieben

 Produktweiterentwicklung/Produktinnovation am Donauradweg

 Imagekorrektur/Uplifting des Donauradwegs (ADFC-Ranking in Deutschland als gute Basis)

 Stärkere Vernetzung mit Kultur und Kulinarik

 Neue Zielgruppen/neue Kommunikation

Weiters konnten sich über die letzten Jahre Angebote etablieren, bei welchen die Gäste in Kabinen-schiffen nächtigen und tagsüber den Donauradweg nutzen.

Aus einer Gästebefragung am Donauradweg 2010 ging hervor, dass die Hauptmotive für die Auswahl vor allem die idyllische Landschaft, die Familienfreundlichkeit sowie die Möglichkeit, den Radweg mit einem Kurzurlaub durch eine Städtereise zu verbinden, sind. 51% aller Radfahrer, die eine mehrtägige Tour am Donauradweg absolvieren, sind älter als 51 Jahren und 47% haben zumindest einen Schulab-schluss mit Matura. Die Hälfte aller Befragten gab an, die Reise selbst organisiert zu haben, wobei zu beachten ist, dass dieser Anteil vermutlich über die Jahre weiter angestiegen sein dürfte. Weiters gaben 29% der Befragten an, wiederholt auf dem Donauradweg unterwegs zu sein.

Allgemeine Nachfrageentwicklung im Radfahr-Tourismus

Zielgruppenseitige Trends sind gemäß ADFC-Radreiseanalyse 2016 weiters eine Verjüngung der Gäs-teschicht von durchschnittlich 53 Jahren 2007 auf 47,6 Jahre 2015. 50% entfallen auf die Altersgrup-pe der 45- bis 64-jährigen. Der Radurlauber zeichnet sich durch ein gutes Einkommen und hohes Bil-dungsniveau aus. Relevant ist weiters, dass bereits 55% der Befragten ihr Mobiltelefon für Navigation und Standortbestimmung verwenden. Zunehmend werden anspruchsvollere Radfernwege mit ent-sprechenden Höhenprofilen gebucht. Hier kommt hinzu, dass aufgrund der E-Bikes zunehmend neue Gästeschichten für den Radurlaub erschlossen werden können. Durch die sehr gute Online-Informationsbereitstellung werden bereits 83% der Radreisen selbständig und damit ohne Veranstal-ter organisiert. Damit geht auch ein steigender Trend zur Kurzreise einher. 72% der Radreisen sind auf drei bis sieben Nächtigungen ausgelegt. 29% der Radreisen werden als Sternfahrten absolviert, wobei dieser Anteil wächst (ADFC, 2016).