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Die Quelle des Balsams in Maṭarīya

Im Dokument in der Philosophischen Fakultät (Seite 188-194)

Die Huldigungsfahrt der Magier

2.9. Die Erzählungen auf der Flucht im Lande Ägyptens

2.9.7. Die Erzählung über die Bäume und die Quellen

2.9.7.4. Die Quelle des Balsams in Maṭarīya

188

Zusammenhang mit der Herstellung des Öls. In der Biographie von Anba Christodulus,

der 26. Patriarch (1047-1077), wird über den alexandrinischen Diakon berichtet

417

: In

der Geschichte kommt das Wunder eines Olivenbaums vor. Ein Priester nahm die

Oliven, drückte sie aus und stellte somit das Öl für die Beleuchtung der Kirche her.

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In dieser Episode wurde die Sykomore, die in frühen Zeiten den Ägyptern als heiliger Baum bekannt war, nun mit der christlichen Tradition verbunden. In dem Ort wuchsen in jener Zeit des Erzählers Balsamstauden, aus denen der Balsam produziert wurde

421

. Die christliche Fantasie führte als Grund für die Herstellung des besten Balsamöls einen göttlichen Ursprung an. Das in diesem Gebiet hergestellte Balsamöl wurde im Zusammenhang mit der vom Jesuskind hervorgebrachten Quelle und dem vom Schweiß seines Hemdes verrichteten Wunder erklärt.

Die Homilie von Zacharias von Saḫā ist der älteste Zeuge für die Existenz einer Erinnerung an die Hl. Familie in Maṭarīya

422

und nach Graf ist diese Homilie auf das Ende des 7. und Anfang des 8. Jahrhunderts zurückzuführen

423

: Seiner Homilie zufolge erreichte die Hl. Familie die benannte Stadt 'Ain Šams (Heliopolis). Das Jesuskind habe den Stock Josephs, der von einem Baum in der Umgebung von Jericho stammte, in Stücke zerbrochen und in den verlassenen Ort eingepflanzt. Er habe seine göttliche Hand auf die Erde gelegt, woaufhin sofort ausgezeichnetes Wasser herausgesprudelt sei.

Er habe es in seine reinen Hände genommen und über das Ende vom trockenen Holz gegossen. Daraufhin sei es sofort grün geworden und hätte Äste ausgestoßen, von denen

421 Nach Josephus (Antiquitates, XIV,41; XV,96; Bellum, 1,4,6) soll Kleopatra den Balsambaum bei Heliopolis für ihren Palast angepflanzt haben. Sie hatte dafür einen Schößling aus Jericho geholt. Vgl.

Timm 1988, (TAVO), „al-Maṭarīya“ S. 1613; Nach der Erwähnung von 'Abd al-Latif, sei Balsamöl neben den Produkten aus Ägypten, nur in 'Ain Shams (Heliopolis) in diesem Land hergestellt worden. Er bemerkte, dass kein Balsam zu seinen Tagen in Syrien gefunden werden würde, wo Galen und Nicolaus sagen, dass es in der größten Vollendung wuchs. Vgl. Butler, Coptic Churches, 2. S. 331; Vgl. Evetts, S.

67 u. Anm. 6 u. 7.

422 Die Quelle heißt „den Brunnen weihen“. Zanetti 1993, S. 25-28; „Die muslimische Autoren kannten die Tradition über den Balsambaum. Ibn Ḥauqal († 975 A.D.), Kitāb Ṣūrat al-Arḍ, 1, S. 159. Al-Maqrīzī († 1441 A.D.) wußte eine Quelle in Mataria, ... 'Ain- Schems.“ Timm 1988, (TAVO), S. 1614 u. Anm. 7;

Abū l-Qāsim Muḥammad b. 'Alī al-Naṣībī, Ibn Ḥauqal waren Geographen, die die ganze muslimische Welt in der Zeit zwischen den Jahren 943- 973 n.Chr. bereisten und drei Ausgaben ihres Kitāb al-masālik wa-l-mamālik (Buch von den Straßen und den Königreichen) oder Kitāb Ṣūra al-arḍ (Buch der Beschreibung über die Erde) veröffentlichten, die erste kam 967 und die letzte zweifellos gegen 988 n.Chr. heraus. Vgl. Encyclopédie de l’Islam, Leiden/Paris 1960, III, 810-811. Vgl. Zanetti 1993,

“Appendice: Le baumier”, S. 60-61 u. seine Anm. 158.

423 Graf zufolge sei die Autorschaft des Zacharias von Saḫā glaubwürdig, da er auch als Verfasser anderer legendärer Schriften bekannt ist, aber für diesen Vorzug kann ihm sicher das koptische Original vorgegeben haben. Vgl. G. Graf 1944, Geschichte 1, S. 228-229.

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ein angenehmes Parfüm hervorging. Das Jesuskind habe anschließened den Ort gesegnet: „Jeder, der zu dieser heiligen Quelle kommt, um sich dort zu baden oder dort zu trinken, soll von allen seinen Krankheiten geheilt werden.“ Nachdem er den Baum gesegnet hatte, verließen sie Maṭarīya, um sich zu Alt Kairo zu begeben, wo sich die Kirche von St. Sergius (Abu Sarga) und Baccus befanden.

Das arabische Snaxarium erzählt die Quelle von Maṭarīya folgenderweise:

Der 24. Tag des Baschans 424

„Dann verliess die heilige Familie Misr und gingen nach Mataria, wo sie sich badeten. Da wurde diese Quelle heilig und gesegnet von jener Stunde an. Es kommt daraus Balsamöl hervor, welches bei den Taufen und der Einweihung der Tempelkirchen und Gefässe verwendet wird. Es werden daraus Heil- und Stärkungsmittel für viele Krankheiten bereitet und es wird als Geschenk an die Könige hochgeschäzt.“

Dem Synaxarium zufolge blieb die Hl. Familie in der Höhle der Kirche des Abu Sarga in Alt Kairo und ging dann von Misr nach Maṭarīya

425

um sich dort zu baden. Als Zeichen für seinen Segen quellte dort Balsamöl heraus. Das Balsamöl wurde für kirchliche Zwecke benutzt und wegen seiner Kostbarkeit für den Gebrauch des türkischen Sultans bestimmt

426

.

Im Synaxarium wurden drei verschiedene Verwendungen des Balsamöls erklärt, und zwar „bei den Taufen und der Einweihung der Tempelkirchen und Gefässe und der Zubereitung der Heil- und Stärkungsmittel für viele Krankheiten“. Diese Erklärung zeigt die rituellen Handlungen der damaligen koptischen Kirche. Die hier genannten

424 Suter 1994, „Der vierundzwanzigste Tag des Baschans“, S. 356-357.

425 Al-Maṭarīya//Mīnyat Maṭar, der Ort ist in Timm (TAVO) unter dem Namen al-Maṭarīya registriert. S.

913, 959, 1613-1620, 1664, 2876; Dieser Ort ist in EI (=Encyclopédie de l'Islām, Leiden u. Paris 1960, I, 811b) unter dem Wort 'Ayn Shams, oder 'Ain Šam registriert. Vgl. Zanetti 1993, S. 22 u. seine Anm. 5.

426 Xaverius (historia Christi p. 102) sagte, die Einwohner jenen Landes hätten einst viele Balsamstauden angepflanzt, die aber keine Früchte trugen. Da seien sie auf den Einfall gekommen, dass wenn sie sie mit dem Wasser, worin die Windeln (involucra) Christi gewaschen worden wären, bewässerten, die Balsamstauden vielleicht fruchten würden. Daher hätten sie den Abfluss der Quelle durch die ganze Anpflanzung geleitet, und so sei es dann gekommen, dass jene ganze Gegend, die von der Quelle Christi bewässert wurde, Balsam hervorbrachte. Diesem Balsam wurden außerdem besondere Wunderkräfte nachgesagt und wegen seiner Kostbarkeit wurde er hauptsächlich für den Gebrauch des türkischen Sultans bestimmt. Vgl. In den Noten Sikes in Evangelium Infantiae Servatoris 12, Thilo 1832, S. 144;

Dähnhardt 1909, 2, S. 25-30.

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drei Sorten von Öl (Myron der Ostkirche // Chrisam der Westkirche, Katechumenenöl und Krankenöl) wurden im Dienst der Kirche üblicherweise verwendet

427

. Der wesentliche Bestandteil bei der Zusammenstellung des heiligen Myron ist das Olivenöl und der Balsam, der in Maṭarīya angebaut wurde. Laut der Schilderung des Synaxariums hat die Quelle eine enge Verbindung mit der Herstellung des Balsamöls.

Denn bei der Produktion des Balsamöls scheint die Wasserversorgung der Quelle für die Balsamstauden eine wesentliche Rolle gespielt und das Wasser dieser Quelle in Maṭarīya eine besondere Qualität gehabt zu haben

428

.

Nach der Zeugenaussage von Abū l-Makārim

429

, wies das Wasser dieses Brunnens eine tatsächliche Eigentümlichkeit auf, es saugt dort den Geruch des Weihrauches ein, der vom sandarus und dem olibanum steigt. Während des Bürgerkrieges wurden die Balsamstauden nicht mehr bewässert und somit vernachlässigt. Man pflanzte sie in den Garten des Kampfers in Kairo, doch ließ sich an ihnen keine besondere Qualität feststellen, da ihre Eigentümlichkeit auf das Wasser des Brunnens von Maṭarīya zurückzuführen war, den es nirgendwo sonst gab.

Bei diesem Brunnen gab es immer ein großes Springbrunnenbecken voller Wasser und die jakobitischen Christen kamen jährlich zu diesem Brunnen am 24. Baschans.

427 Butler 1884, Vol. 2, CHAPTER IX, “Various Rites and Ceremonies of the Church”.

428 Es besteht aber die Tradition, dass der Balsam nur im Garten der Jungfrau in Maṭarīya wuchs und von der Quelle, in der das Jesuskind gewaschen wurde, bewässert werden musste. Es gibt eine Geschichte im zwölften Jahrhundert von einem bestimmten Juden, der Vizesultan geworden war: 'Aziz, Sohn von Saladin, bestritt diese Wahrheit komplett; und um seinen Standpunkt zu beweisen, grub er noch einen anderen Brunnen in der Nähe vom Springbrunnen der Jungfrau. Für ein Jahr wurden die Balsamstauden nur von dem neuen Brunnen bewässert und das Ergebnis war, dass sie kein Tröpfchen Balsam abgaben.

Im nächsten Jahr veranlasste der Wesir, diese in gleichen Quantitäten von beiden Brunnen bewässert zu werden, und sie produzierten exakt die Hälfte der üblichen Menge an Balsam. Im dritten Jahr, als nur das Wasser von dem Brunnen der Jungfrau benutzt wurde, erlangte der Ertrag von Balsam sein volles Maß.

Butler 1884, Vol. 2, CHAPTER IX, “Various Rites and Ceremonies of the Church”, S. 332; Zanetti 1993, S 42.

429 Ein Aufsatz von Zanetti über den Autorfrage: U. Zanetti, Abū l-Makārim et Abu Ṣāiḥ: quel auteur?

(article a paraitre dans Bulletin de la Societe d'Archeologie Copte); Abū l-Makārim erinnerte an Maṭarīya und informierte über den Ort gegen Ende vom XII. Jahrhundert. Vgl. Zanetti 1993, S. 32-37.

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Und die Leute seien gekommen, um die Benediktion dieses Brunnens zu bekommen und in diesem Springbrunnenbecken zu baden. Sie hätten in der Kirche (Unserer Herrin) von Maṭarīya und Minyat Surad

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gebetet, die Homilie des jeweiligen Tages gelesen, gefeiert, kommuniziert und die Nacht dort verbracht und seien dann in Frieden nach Hause gegangen.

Amba Mihael, der Bischof von Basṭa, soll die Messe auf dem Stein, der auf dem Brunnen der Balsamstauden war, am Vorabend des Sonntages am 24. Pachon 901 der heiligen Märtyrer (= 19. Mai 1185 n.Chr. = 16. Ṣafar 581 hég) gefeiert haben. Der Festtag des 24. Baschans ist der Tag, an dem die Hl. Familie in Ägypten ankam. Der Brauch, dass die Messe auf dem Stein vom Brunnen der Balsamstauden öffentlich gefeiert wurde, sei vom Priester Abū l-Badr eingeführt worden und soll im Zusammenhang mit der Last vom Schnitt der Balsamstauden und der Produktion des Öls stehen. Also scheint es so zu sein, dass die Messe auch in enger Verbindung mit der Ernte des Balsams gefeiert wurde

431

. Eine andere Messe wurde im Ort am 24. Paone 902 gefeiert, in der das Fest mit dem Eingang der Hl. Familie in Ägypten begründet wird

432

.

Der Text von Abū l-Makārim liefert die Information über den Ort im 12. Jh. Maṭarīya sei durch ihre zwei Häfen, Maṭa und al-Asba, bekannt gewesen. Dort gäbe es eine Kirche, die einst wie die Kirche des Goldes bekannt war, aber längst in Vergessenheit geriet. Eine Restauration soll unter der Herrschaft von Al-Ẓāfir stattgefunden haben

433

. Die Kirche wurde im Namen der reinen Jungfrau Maria anlässlich ihrer Ankunft in

430 heutzutage Muṣṭarūd, Vgl. Timm 1988, 4, S. 1663-1666.

431 Es gibt Diskussionen über die Erntezeit des Balsams. Es wurde gesagt, dass der 24. Juni die günstige Periode für die Ernte ist und zwischen den Babah und Hator der Ernte des Balsams stattfand. Diese war unter Reisenden wie Burchard, Jacques von Vitry und anderen bekannt. Zanetti 1993, „Appendice: Le baumier“.

432 Vgl. Zanetti 1993, S. 37-39 u. seine Anm. 75.

433 Vgl. Zanetti 1993, S. 32-35.

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Ägypten und ihrer Rückkehr nach Palästina gefeiert. Dort wurde der Myron gereinigt, weil sie in der Nähe vom Balsam lag. Nach der Behauptung von Abū l-Makārim wurde diese Geschichte unter der Regierung von den Uzes und den Kurden, unter der Herrschaft von Al-Mustaḍī bi-Amr Allāh und der Regierungszeit von Al Nāṣir Yusūf ibn Ayyūb dem Kurden und nicht unter der Regierung der Fatimiden verbreitet

434

.

Wann eine Kirche in al-Maṭarīya errichtet wurde ist unbekannt. Im Mittelalter wurde zum ersten Mal in der Vita des Patriarchen Johannes (1147-1166 n.Chr.) eine Kirche im Ort erwähnt

435

: „In der Kirche des Georg zu al-Maṭarīya war damals die Quelle, aus der man den heiligen Balsam gewann. Diese Kirche sollte damals restauriert worden sein, wurde aber auf Betreiben der Muslime den Christen entzogen und in eine Moschee umgewandelt.“ Um 1597 war die Kirche in den Besitz der Franziskaner übergegangen

436

. Die Kreuzzüge und der Handel brachten viele Europäer zu dem Ort, der zu dieser Zeit als berühmter Ort der Wallfahrt angesehen wurde. Seit Anfang des 13.

Jhs. begannen europäische Reisende über den Balsambaum, die Quelle und die Sykomore in al-Maṭarīya zu erzählen

437

. A. von Harff berichtete (1497), dass bei dem Tod des Sultans Mohammed, Sohn des Kà’it Bey, der Balsambaum in al-Maṭarīya zerstört wurde

438

.

434 Vgl. Zanetti 1993, S. 35-37.

435 (Hist. Patr., 3 (1), S. 43ff. (S. 73ff.)). Timm 1988, (TAVO), S. 1614-1615; Die Geschichte der Patriachen von Alexandrien ist ungerechterweise dem Severius ibn al-Muqaffa, Bischof von Ašmūnēn im 10. Jh. zugeschrieben. In der Biographie des 72. Patriarchen Johannes V. erwähnte sein Nachfolger Markus III ibn Zur'a (die Patriarch von 1166 bis 1189 n.Chr.) die Konstruktion einer Kirche von Maṭarīya, die unter S. Georges und später unter der Konfiskation von den Moslems stand. Das Datum des Wiederaufbaus wird nicht gesagt, aber die Konfiskation scheint im Zusammenhang mit der Ermordung des Kalifen AZafir, im Jahr 548 n. Hegire (1153-1154 n.Chr.) zu stehen, wie die Aussage von Abu l-Makarim beweist. Zanetti 1993, S. 39-40.

436 P. Jullien, L'Égypte, S. 193-212. Timm 1988, S. 1616 u. seine Anm. 43.

437 Unter den westlichen Reisenden waren Thietmar (1217), Burchard von Berg Sion (1218), Jaccque de Vitry (1220); der Fortsetzer des Wilhelm von Tyrus (1229); Brocard (1283) usw., eine weitere Liste und Informationen in Timm 1988, S. 1615-1616.

438 Malcome Letts, The Pilgrimage of Arnold von Harff, Knight from Cologne... , London 1946. Vgl.

Timm 1988, S. 1615 u. seine Anm. 37; Die Sykomore soll schon 1647 ausgestorben sein, der Nachfolger von der Sykomore wurde im Jahr 1672 gepflanzt, aber brach die letzte große Sykomore in al-Maṭarīya

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Es ist möglich, dass das Bademotiv und die Heilungskraft der Quelle in Verbindung

mit der Quelle in Nicopolis (mit dem biblischen Namen Emmaus Lk 24,13) steht. Nach

Sozomenus seien Christus und seine Jünger von einer Reise zu dieser Quelle gekommen

und hätten dort ihre Füße gewaschen. Seitdem habe das Wasser eine heilende Wirkung

für Krankheiten

439

.

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