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c. Die Heilung einer stummen Braut

Im Dokument in der Philosophischen Fakultät (Seite 161-164)

Die Huldigungsfahrt der Magier

2.9. Die Erzählungen auf der Flucht im Lande Ägyptens

2.9.6. Die Heilungserzählungen

2.9.6.1. c. Die Heilung einer stummen Braut

Das arabische Kindheitsevangelium (Ms. Sike), Kap. 15372

Am nächsten Morgen, nachdem sie mit Reisebedürfnissen wohl versehen worden waren , zogen sie von ihnen fort und kamen am Abend dieses Tages in eine andre Stadt, in welcher eine Hochzeit gefeiert wurde. Aber durch die Künste des verwünschten Satan und durch die That der Zauberer war die Braut verstummt, so dass sie nicht mehr mucksen konnte.

Als nun die Herrin Maria, Christum auf den Armen tragend, in die Stadt kam, und die stumme Braut sie erblickte, streckte dieselbe ihre Hände gegen den Herrn Christum aus, zog ihn an sich und nahm ihn auf die Arme. Und nun schmiegte sie sich fest an ihn, kiisste ihn viele Male, nnd wiegte ihn zum öftern hin und her und drückte ihn an ihre Brust.

371 In den synoptischen Erzählungen ließ Jesus die bösen unreinen Geister aus den Menschen in die Säue fahren. Und die ganze Herde stürmte den Abhang hinunter in den See und ersoffen im Wasser. Als die Menschen das erfuhren, baten sie Jesus, ihr Gebiet zu verlassen. Jesus verließ den Ort. Und er ließ den Mann, von dem die bösen Geister ausgefahren waren, zu seiner Familie zurückkehren und ließ ihn die große Tat Gottes verkünden.

372 Die deutsche Übersetzung nach Hofmann 1851, S. 161-162.

162 Alsobald ward der Knoten ihrer Zunge gelöset, und ihre Ohren wurden geöffnet; und sie fing an Gott, weil er ihr die Gesundheit wiedergegeben hatte. Lob und Dank zu singen.

Daher entstand in dieser Nacht grosse Freude unter den Bürgern dieser Stadt, so dass sie glaubten, Gott und seine Engel seien zu ihnen herabgestiegen.

Bei einem Hochzeitsfest sollte die Braut die fröhlichste Person und der Hochzeitstag der glücklichste Tag für sie sein. Aber für die Braut in dieser Episode war es das Gegenteil. Hier ist die Rede von einem Zauberer, der mit schwarzer Magie den Menschen Schaden zufügte. Die Braut wurde stumm. Doch zum Glück begegnete sie der Hl. Familie. Durch die Berührung Jesu wurde sie geheilt

373

. Die Beschreibung von Maria und dem Jesuskind wurde hier bildlich dargestellt. In der Szene bei dem Eintritt in die Stadt erschien Maria, die das Jesuskind auf ihren Armen trug.

Zu dieser Episode gibt es neutestamentliche Analogien. In synoptischen Berichten sind vergleichbare Erzählungen zu finden. Als ein stummer und besessener Mann zu Jesus gebracht wurde, wurde der böse Geist ausgetrieben und der Mann konnte wieder sprechen (Mt 9,32-38; Lk 11,14-15). Der Austreibungsakt war Anlass für Streitgespräche mit den Pharisäern über seinen angeblichen Bund mit Beelzebub.

Die Episode der stummen Braut findet ihre Entsprechung nicht nur in den matthäischen und lukanischen synoptischen Erzählungen, sondern auch in den markinischen (Mk 7,31-37). Die Formulierung „der Knoten ihrer Zunge gelockert und ihre Ohren wurden geöffnet“ kommt in der Heilungserzählung des Taubstummen in Dekapolis vor. In diesem Ort heilte Jesus einen Mann, der taub und stumm war, mit einigen seltsamen Handlungen

374

. Die in Mk 7,35 auftauchende Formulierung „Und sogleich taten sich seine Ohren auf, und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er

373 Im Ms. Laurenziano wurde geschildert, dass der Duft von seinem Körper ihre Behinderung löste.

374 Mk 7,32-35: „Und sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und baten ihn, daß er die Hand auf ihn lege. Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt:

Tu dich auf! Und sogleich taten sich seine Ohren auf, und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig.“

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redete richtig“ entspricht der Beschreibung von dieser Episode mit der stummen Braut.

Wahrscheinlich ist die Episode von der stummen Braut aus den verschiedenen synoptischen Heilungserzählungen entlehnt. Aufgrund der Wundertat wurde die Hl.

Familie von den Bewohnern der Stadt für Gott und Engel gehalten, eine passende Entsprechung für diese Verehrung der Menschen ist auch in der Apostelgeschichte 14,11 zu finden.

In den Thomasakten wird auch von einem Überfall von Dämonen auf eine Hochzeit erzählt

375

. Die Tochter eines Kriegsobersten des Königs Misdai wurde in ihrem Hochzeitsumzug von den Dämonen mit zwei Gestalten in Besitz genommen. Die Dämonen waren an einem Ort, wo das Wasser floss, beide hässlich in Gestalt eines schwarzen Mannes und eines ihm ähnlich aussehenden Knaben. Der Kriegsoberster bat den Apostel Thomas, seiner unglücklichen Tochter zu helfen. Der Apostel Thomas trieb die Dämonen aus der Frau mit dem Wort

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aus, und als Folge verschwanden die Dämonen.

Der Rahmen der beiden Episoden scheint einer frommen Absicht zu unterliegen mit einem ähnlichen Schauplatz wie das einer Hochzeit. Die Dämonen wurden durch die Berührung Jesu ausgetrieben und sein Apostel führte durch den Befehl im Namen Jesu die Austreibung der Dämonen durch. Einen wesentlichen Unterschied zu den KhevSyr/KhevArb weisen die Thomasakten in ihrem Charakter mit der enkratischen Neigung auf.

375 Han J. W. Drijvers, „Thomasakten, Siebente Tat u. Achte Tat“ in: Schneemelcher 1997, S, 328-335.

376 „Jesus befielt dir und deinem Sohn durch mich, daß <ihr> nicht mehr in eine Menschenwohnung

<eingeht>, sondern zieht aus und geht und wohnt gänzlich außerhalb der Wohnung der Menschen!“, Han J. W. Drijvers, Thomasakten, Achte Tat, 77, in: Schneemelcher 1997, S, 333.

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Im Dokument in der Philosophischen Fakultät (Seite 161-164)