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Die Flucht der Hl. Familie nach Ägypten

Im Dokument in der Philosophischen Fakultät (Seite 105-109)

Die Huldigungsfahrt der Magier

2.7. Die Flucht der Hl. Familie nach Ägypten

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Ägypten und die Rückkehr nach Nazareth dar. An der Stelle, wo Matthäus nicht detailliert darüber berichtet, insbesondere bei der Fluchtgeschichte der Hl. Familie, ließ sich in den alten Zeiten dort häufig ein Raum für fromme Vorstellungen finden.

Die Fluchterzählung des ProtevJ

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weicht von Mt ab. Als Maria hörte, dass Kinder getötet wurden, fürchtete sie sich und nahm das Kind, wickelte es in Windeln und legte es in eine Ochsenkrippe

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. Der Zufluchtsort, ebenso die Art und Weise der Flucht wird völlig anders als bei Mt geschildert. Im ProtevJ liegt kein Bericht über die Flucht Jesu nach Ägypten vor. Stattdessen liegt das Gewicht mehr in der Fluchterzählung von Elisabeth und des Johanneskindes

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. Und das ProtevJ endet unerwarteterweise mit der Zachariasgeschichte

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, die im NT nicht vorkommt. Aus diesem Grund bezeichnete

240 Der Titel „Protevangelium (primum evangelium) Jakobus“ ist nicht so alt. Der französische Humanist Guillaume Postel (1510-1580) hat das Werk bei einer Orientreise gefunden (1549-50) und es wurde mit dem Titel „Das Protevangelium Jakobus“ im Jahr 1552 in einer lateinischen Übersetzung veröffentlicht.

Vgl. Strycker 1961, S. 3; Seit dem 16. Jh. sind die Ausgaben und Übersetzungen sehr häufig abgedruckt.

Das Papyrus Bodmer 5 (Ausgabe von M. Testuz, Papyrus Bodmer V, Cologny-Geneva 1958) ist das älteste, das wohl in das ausgehende 3. Jh. bzw. eingehende 4. Jh. zu datieren ist. Neben dem Papyrus Bodmer V sind die syrischen und die koptischen Übersetzungen wegen ihres hohen Alters von großem Wert. Vgl. Strycker 1961, Forme, 35ff-38f. 353-363. Im Jahr 1961 legte E. de Strycker (E. de Strycker, La forme la plus ancienne du Protévangile de Jacques, SDB 24, 1961) seine große Untersuchung vor.

241 Das ProtevJ 22,2.

242 Die Übersetzung von Cullmann 1990, ProtevJ 22,3: “Elisabeth aber, als sie hörte, dass Johannes gesucht wurde, nahm diesen und stieg hinauf ins Gebirge. Und sie blickte umher, wo sie ihn verbergen könnte, und es gab keinen Ort zum Versteck. Und Elisabeth seufzte und sprach: „Berg Gottes, nimm mich, die Mutter, mit dem Kind auf! Denn Elisabeth konnte nicht (weiter) hinaufsteigen vor Angst. Und alsbald spaltet sich der Berg und nahm sie auf. Und jener Berg ließ für sie ein Licht durchschimmern; ein Engel des Herrn war nämlich mit ihnen und behütete sie.“; Der Ablauf der Flucht von Jesus und Johannes wurde weiter erzählt. Mingana gab zwei Mss. Mingana Syr. 22 um das Jahr 1527 und Mingana Syr. 183, aus seiner eigenen Sammlung mit der englischen Übersetzung unter dem Titel “A New Life of John the Baptist” heraus: Nachdem Maria und Joseph schon nach Ägypten geflohen waren, brachte der Engel Gabriel Zacharia das Gewand und den Gürtel Elishas vom Himmel zu dem Johanneskind. Elisabeth ging mit dem Johanneskind in die Wüste von 'Ain Karim, blieb dort mit ihm. Das Johanneskind wanderte in der Wüste mit seiner Mutter und nach fünf Jahren starb Elisabeth. Er weinte um seine Mutter, damals war er siebeneinhalb Jahre alt. Der Herr Jesus Christ schaut Himmel und Erde und sah, dass sein Verwandter Johannes neben seiner Mutter weint. Das Jesuskind, Maria und Salome kamen (aus Ägypten) mit den Wolken zu dem Johanneskind. Sie begraben Elisabeth mit der Anwesenheit der himmlischen Wesen Michael, Gabriel und die Seelen des Zacharias und des Priesters Simeons, die während der Begräbnis sangen. Dann kehrten sie auf Wolken nach Nazareth zurück. Das Johanneskind blieb in der Wüste unter göttlichem Schutz. Vgl. Mingana 1927, “A New Life of John the Baptist”; Cullmann 1990, „Auszug aus dem Leben des Johannes nach Serapion Jesuskind und Johannesknabe“, S. 370-372.

243 Herodes suchte das Johanneskind, so als ob er Johannes für den neugeborenen König hielt. Er sandte einen Diener zu Zacharias zum Altar, um ihn zu fragen. Herodes ermordete Zacharias (ProtevJ 23-24);

„Eine andere fabelhafte Erzählung von der Vorgeschichte zum Anlass für den Mord des Zacharias erzählt.

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Harnack es als „Apocryphon Zachariae“. Der Teil der Zachariasgeschichte in den letzten Kapiteln (ProtevJ, Kap. 22-24) fehlt dem Ps-M. An dessen Stelle taucht die Erzählung über die von Jesus verrichteten Wundertaten während der Flucht nach Ägypten auf. Daher liegt die Annahme nahe, dass die Teile des ProtevJs, Kap. 22-24 später hinzugefügt wurden

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. Wie sein Titel mit Γένεσις Μαρίας vermuten lässt, ist der Erzählfaden des Protevangeliums an Maria orientiert. Dies erklärt, warum von der Flucht nach Ägypten im ProtevJ nichts erwähnt wird, als ob dem Verfasser des ProtevJs die matthäische Fluchtgeschichte nach Ägypten nicht bekannt wäre.

Die InfLB hingegen enthält märchenhafte Erzählungen: Die Hl. Familie traf auf Soldaten von Herodes (InfLB, § 121- 123). Maria und Joseph sahen auf dem Weg eine große Truppe von Soldaten auf sich zukommen. Diese suchten Christus, um ihn zu erschlagen. Maria wurde von großer Angst erfasst und fragte Jesus, was sie machen solle. Das Jesuskind antwortete, sie solle sagen, das was sie trug wäre Weizen. Auf die Frage der Truppe, was sie trug, gab Maria „Weizen“ als Antwort. Einer von ihnen schaute nach und fand nichts als Weizenkorn auf ihrem Rücken. Er bestätigte, statt einer Person handle es sich tatsächlich um Weizen und so gingen sie vorrüber. Bei einer anderen Gelegenheit traf die Hl. Familie auf dem Weg nochmal auf eine andere Truppe

Epiphan. haer. 26. n. 12. aus einem apokryphen Buch Γέννα Μαρίας: „Zacharias hatte im Tempel einen Menschen in der Gestalt eines Esels stehen gesehen. Da wollte er herausgehen und es veröffentlichen, wen man anbete; aber jener verschloss ihm den Mund, so dass er nicht sprechen konnte, als er nun später die Sprache wieder erhielt und das Geheimniss veröffentlichte, wurde er von den Juden getötet.“ Der Ausspruch Christi über den getöteten Zacharias in Matth. 23,35 bezieht sich vermutlich auf das Ereignis in 2 Chron. (24,20-22). Vgl. Hoffmann1851, S. 137-139.

244 Harnacks Ansicht nach sei Origenes der älteste Zeuge für die Γέννησις Μαρίας, den Hauptteil des ProtevJs. Als Entstehungsort wird Ägypten vermutet. Der mittlere Abschnitt, das „Apocryphum Josephi de nativitate Jesu et de virginitate Mariae in partu et post partum (c.18-20)“ wird dem 2. Jh. zugeordnet, doch die Zusammensetzung von dem Apocryphum de nativitate Jesu und dem „Apocryphon Zachariae“

in der Gestalt, wie es im ProtevJ vorliegt, wird nicht dem 2. Jahrhundert, sondern vor der Mitte des 4.

Jahrhunderts zugeordnet. Vgl. Harnack 1897, S. 602-603; Vgl. Strycker 1961, S. 42; „Was den Grundstock betrifft, was bis in die 2. Hälfe des 2. Jh. zurückgeht, müssen mehrere Kapitel als spätere Zusätze angesehen werden. Die in den Kap. 22-24 berichtete Ermordung des Zacharias scheint Origines noch nicht bekannt gewesen zu sein. Sie dürfte also später hinzugefügt worden sein“. Vgl. Cullmann 1990, S. 337, in: Schneemelcher 1990.

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des Herodes. Diesmal sprach das Jesuskind zu Maria, sie solle sagen, dass er es sei, was sie trug. Die Soldaten fragten Maria, was sie tragen würde. Maria antwortete, es sei derjenige, den sie suchten. Als Maria den Soldaten so die Wahrheit sagte, glaubten sie ihr nicht und sagten zu Maria: „Weg! Wenn es so wäre, hättest du es nicht zugegeben“.

Auf dieser Weise entkam die Hl. Familie den Soldaten und gelangte somit in Sicherheit.

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