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Die gestürzten Götzenbilder

Im Dokument in der Philosophischen Fakultät (Seite 131-146)

Die Huldigungsfahrt der Magier

2.9. Die Erzählungen auf der Flucht im Lande Ägyptens

2.9.4. Die gestürzten Götzenbilder

131

Sonnensynkretismus

300

.

Das Motiv „Gott auf der Sonne“ scheint bei den alten Iranern und Armeniern eine

allgemein bekannte Vorstellung für die Gottheit zu sein. Nach armenischen Legenden

hat Christus auf der aufgehenden goldenen Sonne seinen Sitz

301

, vergleichbar mit dem

iranischen Mithra, der Gott der Morgensonne. Die Episode über die Fahrt Jesu auf den

Sonnenstrahlen passt zu dem armenischen Christusbild. Es ist nicht klar, ob in der

Episode die Imitation des Sonnenkindes Horus im Zusammenhang mit der alten

ägyptischen Mythologie eine Rolle spielt. Die Kopten hielten die Sonnenstrahlen für ein

Segenszeichen. Der koptische Papyrus aus dem 4./5. Jh. bezeugt, dass durch die

Ankunft Jesu das Land Ägypten im Vergleich zu anderen Ländern einen Sonderstatus

erlangte, in dem zwölf Sonnenstrahlen über Ägypten leichteten, was fünf mehr als bei

jedem anderen Land entspricht

302

.

132

Die Hl. Familie kam in Sotinen an, wo es Götzentempel gab. Sie traten in einen Tempel ein, der „Kapitol Ägyptens

303

“ genannt wurde. Die ägyptischen Bewohner dieser Stadt traten ebenfalls in das Kapitol, da an bestimmten Tagen den götzendienerischen Weihen göttliche Ehre erwiesen wurde.

Im Ps-M (Kap. 23) wird die Episode über die Zerstörung der Götzenbilder im Tempel bildhaft dargestellt: Als Maria mit dem Jesuskind in den Tempel eintrat, fielen sämtliche Götzenbilder vor ihrem Angesicht auf den Boden und wurden gänzlich umgestürzt und zerbrochen. Der Ortsname „Sotinen (Sohenen)“ lässt sich nicht identifizieren, wird aber traditionell als ein Ort im Gebiet von Hermopolis angesehen.

Der Verfasser des Ps-Ms machte ein Reflexionszitat von den Propheten für die Zerstörung der Götzenbilder im Tempel

304

:

Da erfüllte sich, was der Prophet weissagte: „Siehe, der Herr wird auf einer schnellen Wolke kommen und alles von Händen der Ägypter Gefertigtes werden vor seinem Angesicht entfernt werden.“

Der Erzähler vom Ps-M zitierte die Prophezeiung Jesajas als eine passende Analogie für die Zerstörung der Götzenbilder:

Is 19,1: „Ausspruch über Ägypten. Siehe, der HERR fährt auf einer schnellen Wolke und kommt nach Ägypten. Da beben die Götzen Ägyptens vor ihm, und das Herz Ägyptens zerschmilzt in seinem Innern.“

Schon in der Prophezeiung Jesajas wurde das Kommen des Herrn nach Ägypten „auf einer schnellen Wolke

305

“ bildlich dargestellt: Vor ihm würden die Götzen Ägyptens

303 In den karolingischen Texten fehlt die Beschreibung, dass in diesem Tempel 365 Götzenbilder aufgestellt waren (...“CCCXV idola posita erant quibus”...). Vgl. Nach den Texten von Gijsel 1997, S.

473, Kap. XXII,2 u. Anhang 2 mit den Texten des Ps-Ms.

304 Gijsel 1997, Kap. 23, B, … Tunc adimpletum est quod propheta ait: Esse dominus ueniet super nubem leuem et mouebuntur a facie eius omnia manufacta Aegyptiorum.

305 Eine Fahrt auf der Wolke wird in den Apokryphenerzählungen häufig vorkommen, das Motiv von der Fahrt auf der Wolke ist scheinbar aus dem Jesaja- und Danielbuch und Mt. entnommen; In der Johanneserzählung kamen das Jesuskind, Maria und Salome aus Ägypten mit den Wolken zu dem Johanneskind, als er um seine Mutter weinte, nachdem Elisabeth gestorben war. Nach dem Begräbnis der Elisabeth kehrten sie wieder mit den Wolken nach Nazareth zurück. Vgl. Mingana 1927, “A New Life of

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beben und Schrecken über die Ägypter kommen.

Zu dem Wunder mit den heruntergestürzten Götzenbildern und der Zerstörung der Götzentempel findet man eine weite Verbreitung in vielfältigen Varianten, sodass es wohl zu einer der bekanntesten Episoden der Fluchterzählungen gehört. In der InfLB befindet sich eine Parallelepisode zum Ps-M. und hier taucht der Name der Stadt

„Sotien“ auf. In der kurz gefassten Erzählung steht auch das Zitat vom Jesajatext

306

:

InfLB Kap. 134

Sie gingen zu einer jener Städte, mit dem Namen Sotien. Aber sie hatten weder Freund noch Bekanntschaft dort. Sie gingen zum Tempel, und als sie eintraten, fielen alle Bilder von Götzen und falschen Göttern des Tempels vor ihnen herunter und lagen in Stücken überall im Tempel. Dann wurde das erfüllt, was der heilige Prophet gesagt hatte: „Ecce uenit Domius super nubem candidam leuem et fugient ein facie eius demonia uacua Egiptiorum.“

Im KhevSyr (S. 44-45)/ KhevArb (Kap.10) wird dargestellt, wie die Hl. Familie, Mühe, Not und Gefahren ausgesetzt, in eine große Stadt in Ägypten ankam, wo Götzendienst gehalten wurde. Der Name der ägyptischen Stadt wird nicht genannt. Die Beschreibung über die Ursache der „Zitterung und Erschütterung“, ebenso der Vorgang der Zerstörung der Götzen scheint im Zusammenhang mit dem Text Jesajas zu stehen. Das im KhevArb und KhevSyr dargestellte Ereignis lehnt sich offenbar an die Prophezeiung Jesajas an.

Diese hatten eventuell dieselbe Quelle wie das Ps-M.

Das arabische Kindheitsevangelium (Ms. Sike), Kap.10307

Während Joseph überlegte, wie er sich auf seine Reise machen soll, kam der Morgen über ihn, nachdem er einen kleinen Weg gegangen war. Und bereits näherte er sich einer großen Stadt, in der es einen Götzen gab, zu dem die anderen Götzen und Götter der Ägypter Gaben und Gelübde darbrachten. Und dort stand vor diesem Götzen ein Priester zu Diensten, der, jedesmal wenn Satan von dem Götzen heraus sprach, berichtete es zu den Bewohnern von Ägypten und seinem Territorium...

... Und es gab in jener Stadt ein Krankenhaus, das jenem Götzen geweiht war. Und als Joseph und die Herrin Maria zur Stadt kamen und sie sich in diesem Krankenhaus John the Baptist” u. Cullmann 1990, „Auszug aus dem Leben des Johannes nach Serapion Jesuskind und Johannesknabe“, S. 370-372; In der VisionTh und der Dormition Maria kamen die Apostel auch mit den Wolken, dadurch legten sie weite Strecken in kürzester Zeit zurück.

306 Vgl. MCNAMARA 2001, InfLB, Kap. 134.

307 Tischendorf 1876, S. 185.

134 aufhielten, gerieten die Bürger der Stadt in großer Furcht; und alle Hauptmänner und die Götzenpriester kamen zu jenem Götzen zusammen und fragten ihn: „Was für eine Aufregung und Erschütterung ist das, was in unserem Land entstanden ist?“ Der Götze antwortete ihnen: „Ein (verborgener) Gott ist hier heimlich gekommen, der wirklich Gott ist; Kein Gott außer ihm ist von göttlicher Verehrung würdig, denn er ist wahrhaftig der Sohn Gottes. Als diese Erde ihn deutlich bemerkte, erbebte sie und wurde durch seine Ankunft geschüttelt und gezittert und wir sind in großer Furcht wegen seiner gewaltigen Macht.“ Zur selben Stunde stürzte dieses Götterbild in sich zusammen und bei seiner Ruine strömten alle Bewohner von Ägypten und andere Menschen zusammen.

Als die Hl. Familie die Stadt erreichte, betrat sie ein Krankenhaus. Wahrscheinlich war im Krankenhaus ein Ort für Fremde vorhanden, in der man übernachten konnte. Die Götzen informierten die Ägypter über die wahre Identität Jesu als „Sohn Gottes“. Die Ankunft Jesu wird dabei als Grund für die Aufregung und Erschütterung in Ägypten aufgefürht. Hier wird der Text Jesajas zwar nicht konkret zitiert, doch das Wunder über die Zerstörung der Götzenbilder wurde nach dem Muster der Prophezeiung Jesajas gestaltet: Als der Sohn Gottes nach Ägypten kam, wankte und zitterte das Land durch seine Schritte. Alle Götter fielen herunter und wurden in Stücken zerbrochen vor seiner Macht und der Gewalt seiner glanzvollen Pracht.

Die Schatzhöhle erzählt ebenfalls von der Zerstörung der Götzen in Ägypten. Der Name der Götzenstadt wurde jedoch nicht erwähnt. Mit seinem Reflexionszitat aus Jesaja 19,1 deutet es wohl auf die Absicht des Erzählers hin, dass die Prophezeiung Jesajas durch die Ankunft Jesu in Erfüllung gegangen ist:

Schatzhöhle, Kap. 47,4-5308

Wisse! Als der Messias nach Ägypten kam, wurden alle Götzen dort niedergestreckt, fielen auf die Erde und zerbrachen, auf dass sich die Schrift erfüllte: „Siehe, der Herr fuhr auf schnellen Wolken und kam nach Ägypten; da erzitterten vor ihm Ägyptens Götzen.“ Er kehrte nicht ans Ägypten heim, sondern blieb dort, bis Herodes gestorben war;…

Der Text Jesajas

309

scheint als Grundlage für die Episoden im Ps-M, KhevSyr und

308 Vgl. Riessler 1988, Schatzhöhle, Kap. 47, S. 1001.

309 Noch eine andere Analogie findet man in der alttestamentlichen Geschichte von der Bundeslade, einer Art Darstellung der Präsenz Gottes. Vor der Bundeslade Gottes fielen die Götzen in der früheren Zeit im Land der Philister (1.Samuel 5,1-4) um. Eine Reihe von gestürzten Götzen vor der Präsenz des wahren

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KhevArb und der InfLB sowie der Schatzhöhle zu dienen. Die Erzählungen im KhevSyr/KhevArb über die Zerstörung der Götzenbilder gelten dabei nicht nur für irgendeine ägyptische Stadt, sondern übertragen das gleiche Schicksal auf alle Götzen in Ägypten.

Anhand der Beschreibung über die Ankunft des Herrn und der zerstörten Götzentempel mit den Götzenbildern in Ägypten ist deutlich zu erkennen, dass sich die außerkanonischen Erzähler Gedanken über den Text Jesajas gemacht hatten. Mit dieser Auffassung hielt der heilige Cyrill, Bischof von Jerusalem einen Vortrag (um 350)

310

. Seine Rede scheint ebenso aus dem Jesajatext abgeleitet worden zu sein. Cyrill, Bischof von Jerusalem wurde als Nachfolger des Heiligen Jakobus angesehen und wurde unter den Kopten als Heiliger wertgeschätzt

311

. Ein koptisches Fragment aus seiner Homilie ist noch vorhanden

312

. Die koptische Kirche weist dasselbe Verständnis des Jesajatextes und dieselbe Interpretation im arabischen Synaxarium (der dritte Tag des Tubeh) auf:

„Jesus floh nach Ägypten, damit die Weissagung erfüllt würde und damit er die Gottheiten der Ägypter und ihre Götzenbilder durch seine Rede besiege.“

Die Erzähler der Apokryphen nahmen die Prophetie Jesajas wahr und gaben diese als erfüllte Tatsache auf der Flucht Jesu wieder. Mit dieser Voraussetzung begannen die

Gottes wurde in verschiedenen Städten der Philister geschildert. Wo die Bundeslade Gottes kam, ergriff ein großer Schrecken die Stadt (1.Samuel 5,9).

310 Katechesen an die Täuflinge (Procatechesis) 10,10: „...Da Jesus nach Ägypten fliehen wollte, um in Ägypten die Götzenbilder zu zerstören, da war es wiederum ein Engel, der dem Joseph erschien… “Der eine Herr Jesus Christus ist es, von dem auch die heutige Schriftlesung spricht: „Mag man nämlich auch von vielen Göttern sprechen, die im Himmel oder auf Erden seien, wir“ - so heißt es weiter - „haben nur einen Gott, den Vater, von dem alles stammt und für den wir sind, und einen Herrn Jesus Christus, durch welchen alles ist und durch welchen wir sind.“ Vgl. Häuser 1922, Katechesen an die Täuflinge (Procatechesis) 10,10, „und an einen Herrn Jesus Christus“. http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2749-9.htm;

Fabry 2004, S. 169 ; Öhler 2008, S. 70.

311 Er wurde im Jahre 348 n.Chr, als Nachfolger des Amba Maximus zum Bischof von Jerusalem bestimmt. Der 22. Tag des Baramhat nach dem koptischen Synaxarium ist für sein Andenken bestimmt.

An diesem Tage des Jahres 386 n.Chr. setzte sich der heilige Vater Amba Kyrillos, Bischof von Jerusalem, zu Ruhe. Suter 1994, „Der zweiundzwanzigste Tag des Baramhat“, S. 268.

312 Ein Fragment der Homilien von Cyrill wurde von Budge im Buch mit dem Titel „Miscellaneos Coptic Texts in the Dialect of Upper Egypt“ veröffentlicht. Budge 1915.

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Erzähler der KhevSyr/KhevArb und der Schatzhöhle ihre Episoden über die Zerstörung der Götzen in einer unbekannten ägyptischen Stadt. Der Erzähler des Ps-Ms ging noch einen Schritt weiter, indem ein direktes Zitat aus dem Jesajatext mit der Identifizierung für den Namen der ägyptischen Stadt Sotinen verwendet wurde. Sozomenos erzählt auch die Geschichte über die Ankunft der Hl. Familie in der Stadt Hermopolis in Thebais. Er erwähnte dabei einen großen Baum, der von den Einwohnern nach dem paganen Brauch angebetet wurde. Bei der Ankunft Christi soll sich der Baum geschüttelt haben, denn der Dämon, der ein Objekt der Anbetung gewesen war, fuhr bei dem Anblick Christi herab, der sich für die Reinigung von solchen Dienststellen offenkundig machte

313

. Sozomenos selber interpretierte dieses Ereignis ebenso als die Erfüllung vom Jesajatext, dass in der Gegenwart Christi die Götzen Ägyptens geschüttelt werden würden.

Im KhevÄth (sechstes Wunder) wird die Zerstörung der Götzentempel mitsamt den Götzenbildern in Heliopolis erwähnt

314

. Das KhevArm (Kap. XV,6-22) beinhaltet eine ziemlich lange Episode über die Zerstörung des Apollontempels mit Götzenbildern in der Stadt Mesrin. Die Episode über die sprechenden Statuen bei der Zerstörung des Apollontempels

315

scheint im Zusammenhang mit dem KhevSyr und der VisionTh zu

313 Vgl. Schaff and Wace 1890, hist. eccl. 5. 21, S. 343.

314 Im KhevArb (Kap. 23) gibt es eine kurze Erwähnung über eine zu einem Sandhügel verwandelten Stadt der Götzenbilder. Wahrscheinlich liegt diese nahe der Gegend Maṭarīya. Der Name dieser Stadt wird im KhevArb nicht erwähnt.

315 Die magischen Statuen der Stadt warnten jedes Mal vor einer Gefahr oder einem Schaden, wenn der Feind das Land bedrohte. Im ersten Tor der Mauer befanden sich zwei Adler aus Eisen mit Kupferkrallen, jeweils ein Männchen und ein Weibchen und jeweils links und rechts. Im zweiten Tor wurden Beutetiere in Ton und in Terrakotta, ein Bär und ein Löwe, und andere Bestien in Stein und in Holz dargestellt. Im dritten Tor gab es ein Kupferpferd, auf diesem Kupferpferd befand sich die Statue eines Königs aus Kupfer, der einen Kupferadler auf der Hand hatte. Als sich Jesus dem Tor näherte und dieses überschreitete, tobten alle diese Statuen laut und schrien einstimmig. Und die Idole des Tempels stießen Schreie, also würde die ganze Stadt davon bis ins Mark erschüttert werden und die Menschen waren vom Schrecken ergriffen. Die zwei Adler posaunten hinaus, der Löwe brüllte, das Pferd wieherte und der Kupfer-König mit (seinem) Adler auf der Faust sagte die Ankunft des Sohnes vom großen König voraus.

Das ganze Volk überstürzte sich, suchte den Sohn vom König und fand Joseph, Maria und Jesus in einem Haus. Und es ereignete sich, dass Joseph in der Stadt eine Unterkunft bei einem Götzentempel von

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stehen. Das KhevSyr enthält auch die Spur von den sprechenden Statuen am Tor einer ägyptischen Stadt. Nach der Zerstörung der Götzenbilder ging die Hl. Familie zu einem anderen Ort. Als unser Herr zum Tor der Stadt zog, schrien die zwei Bilder von den Göttern, eins auf jeder Seite vom Tor der Stadt befestigt: „Dieser ist der König von Königen und der Sohn vom versteckten Gott.“ Es hat den Anschein, dass der Erzähler des KhevSyr keine historische Sachkenntnis besaß, da in ihrer Erzählung nicht von einem römischen Statthalter, sondern von einem Pharao die Rede ist

316

. Die VisionTh berichtet über die Zerstörung der Götzenbilder an verschiedenen Orten, unter anderem auch über die zerbrochenen Pferdestatuen am Stadttor in Ašmūnēn

317

. In der VisionTh werden von weiteren Zerstörungen der Götzen und der Tempeln in der Umgebung von

Apollon hatte. Er blieb mehrere Tage dort. Wegen des Geschreis der Statuen war die ganze Stadt in Unruhe. Als das neue Jahr nahte, wurde Jesus drei Jahre und vier Monate alt und es gab einen Festtag von Apollon. Alle beeilten sich zu den Türen vom Tempel der Idole mit zahlreichen Opfergaben. Und die falschen Priester feierten das Fest um das Idol von Apollon zu ehren. Aber Jesus setzte sich heimlich dazu. Deshalb schrien die Adler und die Bestien, das heißt die Statuen (von jenen besagten Tieren), als Jesus in den Tempel der Idole eintrat. Bei der Verehrung von Apollon empörte sich Jesus in seiner Seele.

Er verließ den Tempel schnell und sagte den Himmel betrachtend: „Vater, verherrlicht Ihren Sohn, damit Ihr Sohn ...“ (Joh 17,1). Und es kam eine Stimme vom Himmel: „Ich habe verherrlicht...“ ( Joh. 12,28). In diesem Augenblick zitterte der Boden und alle Gebäude des Tempels fielen ein. Das Idol von Apollon, die Priester von den Tempeln und die Priester von den falschen Göttern wurden dabei begraben. Der Rest von der Bevölkerung der Stadt floh von diesem Ort. Mit Klage und Gejammer schrien die Dämonen und die ganze Menge der Stadt betrauerte ihre Toten. Diese Leute ergriffen Joseph und stellten ihn vor Gericht.

Sie verhörten Joseph wegen des durch seinen Verrat verursachten Verlusts der Stadt und wegen der Zerstörung der Götter und der Vernichtung des Kultes. Aber andere Minister und Erzpriester von Apollon ergriff eine Befürchtung, sodass sie sagten: „Dieser sei der Gott vom Himmel und der Erde, der das Leben gibt“, und so warfen sie sich vor Jesus nieder und gestanden ihre Fehler ein. Es gab große Freude in dieser Stadt und ringsherum bei den Leuten im Umland. All das vernehmend, verherrlichten sie Gott mit hoher Stimme: Eine gekürzte Episode von der Zerstörung des Apollontempels aus dem KhevArm, Kap. XV,6-22.

316 „Als die Statuen schrien, wünschte sich der Pharao das Jesuskind zu töten. Lazarus aber übernahm Bürgschaft für ihn; Josef und Maria entkamen. Sie gingen von diesem Ort fort und reisten ab.“, Budge 1976b, S. 48.

317 Die Hl. Familie betrat eine Stadt, die Ašmūnēn genannt wurde. Als sie sich dem ersten Tor näherten, gab es vier Pferdestatuen auf allen vier Ecken des Tores. Genau zu dieser Stunde fielen die Pferdestatuen herunter und zerbrachen. Durch das Tor erreichte die Hl. Familie den Markt der Stadt Ašmūnēn und sah alle Erwachsene und Kinder, die in der Stadt wohnten. Die Bewohner sprachen, dass sie nie ein Kind wie dieses getroffen hätten. Während die Hl. Familie noch in der Stadt war, kamen fünf Kamele in ihre Nähe und gingen durch den Markt. Die Kamele machten die Straße zu eng für sie. Jesus schaute sie an und genau in dieser Stunde wurden sie zu Stein bis zu diesem Tag. Ein Gläubiger empfing die Hl. Familie und alle Götzen, die in dieser Stadt waren, fielen zusammen und gingen zu Bruch. Alle Priester der Götzen wurden in Schrecken versetzt und versteckten sich in ihren Häusern an einem abgelegenen Ort. Vgl.

Mingana 1929, S. 404.

138

Ašmūnēn, sowie in Kenīs

318

und in Qusqām

319

berichtet. Die Grundstruktur der Erzählungen in der VisionTh weicht im Wesentlichen von den KhevSyr/ KhevArb nicht ab. Es scheint, als hätte der Erzähler der VisionTh bei den Episoden über die zerstörten Götzentempel und Götzenbilder die gleiche Ansicht, wie die vom KhevSyr/KhevArb.

Vermutlich lag hier eine bestimmte Tradition dahinter. Dem Zeugnis von Abū ṣāliḥ zufolge, gäbe es auf dem höchsten Punkt der Stadt Ašmūnēn einen Hahn und darunter eine Reihe von Dromedaren

320

.

Der VisionTim zufolge begab sich die Hl. Familie in eine Stadt Bardona, wo es eine

318 Die Hl. Familie verließ die Stadt Eshmunain und erreichte die Gegend, die Kenīs (in der äthiopischen Version steht der Name „PANTÔS“) genannt wurde. Die Bewohner dieser Stadt waren sehr wohltätig und die Hl. Familie blieb bei ihnen für mehrere Tage. Das Jesuskind wirkte im Ort unzählige Wundertaten.

Ein Zimmermann aus Jerusalem, der über die unzähligen Wundertaten Jesu hörte und ein Bekannter von Joseph war, empfing die Hl. Familie und führte sie zu seinem Haus. Sein Sohn war von seiner Geburt an besessen. Das Jesuskind vertrieb den Dämon aus dem Jungen und heilte ihn. Viele Menschen in der Gegend glaubten an Jesus. Nach diesem Ereignis fragten die Oberhäupter der Stadt die Priester der Götzen, warum sie nicht zu den Tempeln kommen und warum sie ihre Häuser nicht verließen. Und sie antworteten, dass die Götzen zerbrachen und ihre Tempel zerfielen, seit jene Frau mit dem Kind die Stadt betrat. Die Priester taten das Beste für die Götzen in der Nacht, fanden sie aber am Morgen zerbrochen und zerschlagen vor. Dann wurde der Mann, der die Hl. Familie eingeladen hatte, gepackt und zu den Oberhäuptern der Stadt geführt. Sie quälten ihn sehr, aber er erzählte kein Wort über die Hl. Familie, außer dass die Hl. Familie sein Haus vor drei Tagen verlassen habe und er nicht wisse, wo sie hingingen.

Als der Besitzer des Hauses gleich die Hl. Familie informierte, was ihm widerfahren ist, machten sie sich am Morgen auf und verließen den Ort. Vgl. Mingana 1929, S. 405.

319 Die Hl. Familie ging in das Land Ägypten hoch und erreichte eine Stadt, in der es sieben Schleier gab, genannt Qusqām. Die Priester des Tempels führten den Götzendienst an und nachdem die Oberhäupter die Götzen angebetet hatten, brachten sie den Götzen die notwendigen Gaben dar. Als die Hl. Familie das Tor der Stadt erreichte, wurden die sieben Schleier auseinander gerissen und der Götze fiel zu Boden und wurde in Stücke gerissen. Und die Dämonen, die in dem Götzen waren, weinten und informierten die Priester, um zu verhindern, dass die Hl. Familie in die Stadt eintritt. Die Dämonen sagten auch den Bewohnern der Stadt, dass es fatale Folgen für das Priestertum des Dämonentempels, als auch für die Stadt selbst geben würde, wenn die Hl. Familie in die Stadt eintreten würde. Als die hundert Priester dies von den Götzen hörten, verfolgten sie die Hl. Familie mit Stangen und Äxten, um sie zu schlagen. Sie bedrohten die Hl. Familie mit vielen Worten und jagten sie weg. Maria trug das Jesuskind auf ihrer Brust und ging weinend weg. Das Herz Marias war voller Schmerz, schwer und beunruhigt, da sie die Hl.

Familie nicht empfingen, stattdessen beleidigten und von der Stadt wegjagten. Als sie eine kurze Strecke von ihrer Stadt weggegangen waren, drehte sich das Jesuskind um und verfluchte die Stadt Qusqām, die auf der östlichen Seite vom nördlichen Berg des Landes von Ašmūnēn lag. Vgl. Mingana 1929, S. 406-407.

320 “Wenn sich ein Fremder der Stadt näherte, krähte der Hahn und es kamen Dromedare heraus, um den Fremden zu vernichten. Aber als unser Herr Christus in diese Stadt kam, krähte der Hahn und die Dromedare verhielten sich wie gewöhnlich. Und als sie den Herrn Christus, Maria und Joseph den Zimmermann sahen, beteten sie sie an und wurden auf der Stelle zu Stein verwandelt und ihre Anzahl (der Dromedare) war fünf” Evetts 1895, Abū ṣāliḥ (Fol. 76b), “Places in Egypt visited by Our Lord”, S. 220-221.

Im Dokument in der Philosophischen Fakultät (Seite 131-146)