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Quantifizierung der Erhaltungs- und Entwicklungsziele

Die dargelegten Erhaltungs- und Entwicklungsziele werden im Folgenden für die Biotoptypen sowie für die im Schutzgebiet Werderland relevanten Tierarten quantifiziert. Da die Einschät-zung von Habitatkapazitäten allerdings eine Vielzahl von Umweltfaktoren berücksichtigen muss, sind quantitative Aussagen oft nur für sehr gut untersuchte bzw. gemeinhin bekannte Arten bzw. Artengruppen möglich. So sind z.B. Aussagen für die Zielart Steinbeißer derzeit aufgrund der nach wie vor erheblichen Wissensdefizite zur „Raumkapazität“ der Grünland-gräben in Bremen nur begrenzt möglich (SCHOLLE, mündl. 2008). Für niedersächsische Ge-wässer wird beim Steinbeißer eine mittlere Besiedlungsdichte von 364 Ind./ha angegeben (PETERSEN ET AL. 2004). Die Bestandserfassungen im Werderland lagen im Jahr 2007 mit einer mittleren Abundanz von ca. 700 Ind./ha deutlich höher. Um diese Zahlen vergleichen und in Relation setzen zu können, wäre eine Berücksichtigung der Erfassungsmethoden un-umgänglich.

Relativ schwierig gestaltet sich eine Ziel-Quantifizierung bei Populationen von Wirbellosen, die zudem in den letzten Jahren unter dem Einfluss der Klimaveränderungen eine starke Dy-namik zeigen. Auf Basis der verfügbaren Bestandsdaten (IEP 2005) können an dieser Stelle jedoch keine genauen Präzisierungen der Entwicklungsziele vorgenommen werden.

Insgesamt wird eine Erhöhung des Flächenanteils naturnaher Biotope (Auenlebensräume, Wald) sowie sekundärer Sandlebensräume angestrebt. Die Entwicklung geht zulasten des Grünlandanteiles im Plangebiet. Dieses Entwicklungsziel ist zum einen vor dem Hintergrund des bremenweit geringen Flächenanteils von tidebeeinflussten Lebensräumen, Waldflächen sowie offenen Sandlebensräumen zu sehen. Zum anderen bietet das Werderland gute Ent-wicklungsmöglichkeiten für diese i.d.R. naturschutzfachlich hochwertigen Lebensräume.

Tab. 27 Übersicht zu den Flächen- und Prozentanteile der Hauptlebensraumtypen im Bestand und der Planung.

Zeichenerklärung: + Zunahme, 0 keine wesentliche Veränderung, - Abnahme

Hauptlebensraumtyp Fläche 2005 Entwicklungsziel Zu-/Abnahme

ha % ha % gerundet

Grünland 500 63,6 % 462 60 % -

Stillgewässer 37 4,7 % 37 5 % 0

Röhrichte und Feuchtbrachen 93 11,8 % 87 10 % -

Auenlebensräume 48 6,1 % 67 8 % +

Sandlebensräume 6 0,8 % 15 2 % +

Wälder und Gehölzbestände 61 7,8 % 77 10 % +

Siedlungsbiotope 41 5,2 % 41 5 % 0

Summe 786 100,0 % 786 100 %

Avifauna (Brutvögel)

Im Grünlandbereich zielen die Maßnahmen und das Management insbesondere auf die Wiederherstellung größerer Wiesenvogelbestandszahlen ab. So sollte die Zielartengruppe Wiesenlimikolen in den zentral gelegenen Grünlandarealen Abundanzen von mindestens 2 bis 3 Paaren pro 10 ha erreichen, um gegenüber Beutegreifern eine möglichst effektive Po-pulationsverteidigung und letztlich stabilere Populationsverhältnisse sicherzustellen. Bezo-gen auf den ca. 110 ha umfassenden Grünlandbereich im Polder Lesumbrok entspricht dies einem Bestand von 22-33 Paaren (Kiebitz, Bekassine, Rotschenkel, Brachvogel, Ufer-schnepfe). Unter Zugrundelegung eines Angebotes von rund 200 ha Grünland in störungs-ärmerer Zentrallage (z.B. Teilgebiete A, S2, Nordteil Niederbürener Feldmark) mit der Ziel-dichte 2-3 Limikolenpaare / 10 ha und weiteren ca. 250 ha Grünland in Randlage (z.B. Teil-gebiete B, F, S, S3, S4, westliche Lesumbroker Feldmark) mit einer Festlegung auf mindes-tens 1,0 Paare / 10 ha lässt sich der Umfang des anzustrebenden Limikolenpopulation im Werderland mit maximal 75 Paaren (65 bis 85 Paare) beziffern.

Hinsichtlich der Bestände charakteristischer Wiesensingvögel sollte v.a. bezüglich der Zielart Braunkehlchen (20 bis maximal 30 Paare), idealerweise jedoch auch hinsichtlich der Arten Wiesenpieper, Schafstelze und Feldlerche (alle drei Arten 110 bis maximal 170 Paare) auf eine Erhaltung des Bestandsniveaus erreicht werden, während z.B. der Weißstorch – und in ähnlicher Form auch die Große Rohrdommel – zunächst mit mindestens einer regelmäßigen Brutansiedlung im Gebiet etabliert werden muss.

Der Bestand des Wachtelkönigs wird vermutlich auch zukünftig starken natürlichen Schwan-kungen unterliegen. Dennoch ist angesichts der geplanten bzw. stabilisierten Nässebedin-gungen in den Poldern, des dortigen Extensivwiesenangebotes und der außendeichs gele-genen Potenzialflächen (Schönebecker Sand, Lesum-Vorland) ein Zielbestand von 4 bis 6 Revierpaaren realistisch. Gleiches Ziel gilt für das Tüpfelsumpfhuhn, das künftig v.a. in den Pferdeweiden-Brachen, aber auch auf den vernässten Lesum-Vorlandflächen oder den Grünlandbrachen entlang des Klöcknerrandgrabens (z.B. im Teilgebiet F) zu erwarten ist.

Andere Brutvogelarten wie z.B. Sumpfohreule (max. 1 Paar), Eisvogel (max. 2 P.) oder Neuntöter (max. 3 P.) werden im Werderland auch zukünftig nur in Einzelpaaren oder in sehr geringen Beständen vertreten sein. Ziel sollte die Etablierung auf dem Niveau der in den letz-ten Jahren festgestellletz-ten Maximalbestände als (vermutete) Kapazitätsobergrenzen sein.

Für Schwarzkehlchen (8 Paare) und Blaukehlchen (20 Paare) als Beispiele für Arten, die in Niedersachsen/Bremen in den letzten Jahren um mehr als 20 bzw. 50 % zugenommen ha-ben (KRÜGER &OLTMANNS 2007) und auch im Werderland eine dynamische Entwicklung aufweisen, erscheint die Eingrenzung eines Zielbestandes kaum möglich. Im Minimum soll-ten daher die in Tab. 7 angegebenen Bestände angestrebt werden. Gleiches gilt auch für

Ar-ten wie Schilfrohrsänger (25 Paare) und Nachtigall (17 Paare), die jedoch perspektivisch durch die Biotopmaßnahmen an der Lesum, am Grambker Sportparksee („Ökozone“) oder im Umfeld der Großen Dunge weitere Habitatangebote nutzen können.

Schließlich lässt sich der Brutbestand der Rohrweihe im Anbetracht der künftigen

Habitatkapazitäten (alle Feuchtbrachen/Röhrichtflächen inklusive der geplanten Biotope am Lesum-Ufer und unter Berücksichtigung der Maßnahmen am BREGAL-Gewässer; siehe Kap. 8.4) mit 2-3 Paaren angeben.

Avifauna (Gastvögel)

Quantitative Angaben über Erhaltungs- und Entwicklungsziele von Gast- bzw. Rastvögeln im Werderland sind einerseits grundsätzlich und andererseits aufgrund der im Werderland bei einigen Arten konkret festzustellenden Dynamik schwierig. In Bezug auf die Rastvogelmen-gen nimmt das Werderland wie dargestellt in den zurücklieRastvogelmen-genden Jahren im Vergleich zu anderen Gebieten (Niedervieland, Blockland, Wümmewiesen etc.) einen relativ geringen Stellenwert ein. Gleichwohl lassen sich aus dem erhöhten Gewässerangebot (Kleingewäs-ser, Sportparksee) und gesteigerten Feuchtgrünlandangebot (Polder Lesumbroker Feldmark) in Zukunft höhere Anzahlen bei Wasser- und Watvögeln erwarten.

Vor diesem Hintergrund ist das regelmäßige Erreichen von landesweit bedeutsamen Gast-vogelmengen entsprechend der Definition von BURDORF et al. (1997) bei Arten wie Kormoran (ab 100 Vögel), Graugans (300), Reiherente (80), Pfeifente (870), Zwergsäger (10) und Blässhuhn (200) durchaus realitätsnah. Realistische Ziele stellen ebenfalls national bedeut-same Mengen bei Löffelente (60) und Schnatterente (120) dar. Beide Arten haben von den Beschränkungen der Angelnutzung an einigen Stillgewässern profitiert und werden künftig wahrscheinlich auch an der Lesum neue Rasthabitate vorfinden.

Demgegenüber ist vermutlich auch in den kommenden Jahren nicht mit landesweit (45 Vö-gel) oder sogar bundesweit (70 / 100 VöVö-gel) relevanten Rastzahlen bei Zwerg- oder Sing-schwan zu rechnen.

Für das Werderland wichtige und aller Voraussicht nach auch realistische Bestandsziele las-sen sich schließlich bei den Rastvogelarten Kiebitz und Bekassine mit 1400 bzw. 150 Exemplaren (Grenzwert für das Erreichen regional bedeutsamer Mengen) angeben.

Tab. 28 Quantifizierung von Erhaltungs- und Entwicklungszielen für Wert bestimmende und sonstige Lebensräume und Arten.

Artengruppe / Brutvogelarten gem. VRL (SDB)

Rohrweihe 2 Brutpaare 2 Brutpaare 2 bis max. 3 Brutpaare

Kiebitz 17 Paare 15 Paare 20-40 Paare

Bekassine 4 Paare 4-6 Paare 10-20 Paare

Rotschenkel 4 Paare 3-5 Paare 5-10 Paare

Wachtelkönig 5 Paare (allerdings unre-gelmäßiger Brutvogel)

Jährliches Brutvor-kommen

Etablierung auf regelmäßig 4-6 Paare (unter Einbeziehung auch des Lesumvorlandes)

Neuntöter 3 Paare 2-4 Paare -

Blaukehlchen 19-20 Paare 15-20 Paare -

Braunkehlchen 18 Paare um 20 Paare 20-30 Paare

Schilfrohrsänger 25 Paare 20-25 Paare -

Gastvogelarten gem. VRL (SDB)

Silberreiher 50-100 Tiere (am Schlaf-platz Dunger See)

Regelmäßig in der Rastzeit 100 Vögel als Schlafplatz-Bestand

Kiebitz Rastvogelmaximal in den

zurückliegenden Jahren zumeist geringer als 250 Individuen

Ist-Zustand 1400 Expl. als maximale Be-stände während der Rastzei-ten im Herbst, Winter oder Frühjahr ( „regional bedeutsa-me“ Gastvogelmenge)

Bekassine Nicht bekannt - 150 Expl. als maximale

Früh-jahresbestände während des Durchzuges ( „regional be-deutsame“ Gastvogelmenge) Lebensräume gem. FFH-RL (SDB)

Natürliche eutrophe Seen

1 bis 3 weitere Gewässer Magere Flachland-Mähwiese

(6510)

21,3 ha 21,3 ha ca. 30 ha in der Lesumbroker

und Niederbürener Feldmark Fauna gem. Anhang II, IV und V FFH-RL

Steinbeißer Abundanz 2007:

700 Ind. / ha

Stabilisierung der vorhandenen Popu-lation

-

Grüne Mosaikjungfer Individuenstarke, stellen-weise verbreitete

Kreuzkröte Keine Nachweise - Wiederherstellung ehemaliger

Laichgewässer im Bereich Spülfeld Mittelsbüren und Um-gebung (N =2-3)

Knoblauchkröte Keine Nachweise - Wiederherstellung ehemaliger

Laichgewässer im Bereich

Grasfrosch Individuenarme, lückig verbreitete Population

Stabilisierung der vorhandenen Popu-lation

Entwicklung von mind. 10 gro-ßen Laichplätzen mit > 50 Laichballen

Artengruppe /

Weißstorch (als Brutvogel) Bisher keine Ansiedlung, allerdings

Einnischungsversuche

- 1-2 Horstpaare inkl. dazugehö-riger Nahrungshabitate Gr. Rohrdommel (als

Brutvo-gel)

Bisher nur sporadischer Brutzeit-Nahrungsgast

- Langfristige Etablierung als regelmäßiger Brutvogel (mind.

1 Paar); Bereitstellung ausrei-chend großer Habitate aus Ausweichraum für weitere

1-2 Paare 5 Paare, dabei Wiederansied-lung der Uferschnepfe Sumpfohreule (als Brutvogel) Sporadisches

Einzelpaar-Brutvorkommen

- Etablierung als regelmäß.

Brutvogel (mind. 1 Paar)

Eisvogel (als Brutvogel) 2 Paare 2 Paare 3 Paare

Nachtigall (als Brutvogel) 17 Paare 17 Paare -

Schwarzkehlchen (als Brutvo-gel)

8 Paare 6-10 Paare -

Feldlerche, Wiesenpieper, Schafstelze (als Brutvögel)

Zusammen ca. 110 Paare Mindestens 100 Paare

110-170 Paare (in Orientierung an hohen Bestandsdaten (Schnat-terente bis zu 120, Löffelente bis zu 60 Individuen) Blässgans (als Rastvogel) Jahresmaxima zw. 250

und 750 Individuen

Ist-Zustand Regelmäßiges Vorkommen im Herbst/Winter mit jährlich bis zu 1.000 Vögeln

8 Pflege- und Managementmaßnahmen