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Leitbild zur Erhaltung und Entwicklung der Hauptlebensraumtypen

Grünland

Die landwirtschaftliche Nutzung im Werderland ist als landschaftsbildprägendes Element der Kulturlandschaft aufrecht zu erhalten. In den Poldern mit hohen bzw. mäßig hohen Wasser-ständen ist das Feucht- und Nassgrünland zu erhalten und zu entwickeln.

Ziel-Vegetationstypen sind hier insbesondere (Fragment-)Gesellschaften des Calthion (Sumpf-dotterblumen-Wiesen) mit den Zielarten Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Sumpfdot-terblume (Caltha palustris), Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus) und Traubige Trespe (Bromus racemosus). Das Feucht- und Nassgrünland ist bei extensiver Nutzung

Lebens-raum für hygrophile Insektenarten (z.B. Sumpfschrecke, Laufkäfer) und SommerlebensLebens-raum für Amphibien (z.B. Grasfrosch). Für Wiesenlimikolen, die bezüglich ihrer Nahrungssuche auf weiche, stocherfähige Böden angewiesen sind (z.B. Bekassine, Rotschenkel, Großer Brach-vogel) und in der bodennahen Vegetation geschützte Brut- und Aufzuchthabitate benötigen, bieten Feucht- und Nassgrünlandbereiche ebenso elementare Lebensraumfunktionen wie für bodenbrütende Singvogelarten (z.B. Braunkehlchen, Schafstelze). Die Weiträumigkeit und Offenheit der Landschaft in Bezug auf Gehölze oder technische Landschaftsstrukturen ist als Voraussetzung für die Ansiedlung der Brutvogel-Zielarten zu erhalten. Das Feuchtgrünland ist darüber hinaus als Nahrungsraum für Weißstorch, Rohrweihe und Sumpfohreule sowie als Rastgebiet für Gänse zu erhalten und zu entwickeln.

Eine besondere Ausprägung des Nassgrünlandes stellen die sehr extensiv genutzten Streu-wiesen mit Vorkommen der Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris) und des Wachtelkönigs im Nordteil des Hove-Polders dar, die als solche zu erhalten sind.

Als weiterer Grünlandtyp ist das artenreiche mesophile Grünland zu erhalten und zu entwi-ckeln. Neben den vorhandenen und zu entwickelnden artenreichen Weidelgras-Weißklee-Weiden (Lolio-Cynosuretum), die auch für Wiesenvögel wie z.B. Kiebitz, Feldlerche, Wie-senpieper oder Braunkehlchen eine gleichermaßen hohe Bedeutung haben, weist das Wer-derland ein erhebliches Potenzial zur Entwicklung von artenreichen Glatthaferwiesen (Ver-band Arrhenatherion elatioris) auf. Die Ausbildung artenreicher Glatthaferwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6510) ist auf geeigneten Standorten zu fördern. Zielarten des mesophilen Grünlandes sind z.B. Wiesen-Pippau (Crepis biennis) und Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor).

Neben den Zielbereichen des Naturschutzes gibt es im Werderland große Grünlandbereiche, die keinen Zielvorgaben oder Nutzungsauflagen unterliegen. Das so genannte Wirtschafts-grünland ist als Voraussetzung für den Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzung / Betriebe im Werderland in großen Teilen zu erhalten. Intensiver bzw. mäßig intensiv genutzte Grünland-flächen – insbesondere im Übergangsbereich zu extensiv genutztem Feuchtgrünland – kön-nen z.B. Wiesenbrütern wertvolle Nahrungs- und im Einzelfall auch Bruthabitate bieten.

Gräben

Die Gräben sind als Elemente der historischen Kulturlandschaft mit ihrer viehkehrenden Wir-kung und als Lebensraum für viele gefährdete Pflanzen- und Tierarten zu erhalten. Ziel ist die Sicherung unterschiedlicher Sukzessionsstadien im Gesamtgebiet bei Erhaltung des ho-hen Anteils der artenreicho-hen Krebsscherengräben. Zielarten des Grabensystems sind neben allen gefährdeten Pflanzenarten Fische (z.B. Steinbeißer, Aal), Amphibien (See- und Gras-frosch), Libellen (z.B. Kleine und Grüne Mosaikjungfer, Keilflecklibelle) und sonstige

Wirbel-lose. Bezüglich gefährdeter Brutvögel wie z.B. Knäk- und Löffelente, aber auch für einige röhrichtbrütende Kleinvogelarten oder Wiesenvögel, die an Grabenrändern Deckung oder Nahrung suchen, haben die Marschgräben ebenfalls eine wichtige und zu erhaltende Le-bensraum- bzw. Teillebensraumfunktion.

Die Grabenränder sind als wichtiger Refugialstandort für Pflanzen- und Tierarten des exten-siv genutzten (Feucht-)Grünlandes zu erhalten und zu entwickeln. Zielarten sind sowohl Pflanzenarten des Grünlandes wie Kuckucks-Lichtnelke, Sumpfdotterblume und Sumpf-Platterbse, als auch Arten der Sümpfe, Röhrichte und Gewässerufer wie Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Zungen-Hahnenfuss (Ranunculus lingua) und Straußblütiger Gilb-weiderich (Lysimachia thyrsiflora).

Die lokal auftretenden Niedermoorgräben sind als Standorte für standorttypische Arten wie z.B. Fieberklee und Wollgräser zu erhalten und zu entwickeln. Gräben in einem fortgeschrit-tenen Verlandungszustand oder mit flachen Grabenufern stellen insbesondere für den Fie-berklee günstige Lebensraumbedingungen dar.

Still- und Kleingewässer

Der Dunger See zählt zu den avifaunistisch wichtigsten Stillgewässern im Werderland. Er ist als Rast- und Überwinterungsgebiet für durchziehende Wasservögel, insbesondere

Schwimm- und Tauchenten sowie Säger und Taucher zu erhalten. Zudem stellt er ein wichti-ges Nahrungshabitat für Fledermäuse und Lebensraum für die Zielartengruppen Amphibien, Fische und Insekten (insbesondere Libellen) dar.

Der als Badegewässer ausgewiesene und für den Wassersport hergerichtete Grambker Sportparksee weist an seiner Westseite eine durch eine Bojenkette markierte beruhigte Ge-wässerzone zur naturnahen Entwicklung aus. Diese „Ökozone“ ist als Lebensraum für röhrichtbrütende Vögel (z.B. Blaukehlchen, Schilfrohrsänger, Wasserralle), Amphibien und auf sandige Röhrichtufer spezialisierte Wirbellose zu entwickeln. In den letzten Jahren haben sich die besagte „Ökozone“ und die angrenzenden Wasserflächen ebenfalls zu bedeutenden Wasservogelrastplätzen entwickelt. Im Winter- und Frühjahr sollte diesbezüglich besonderer Wert auf Störungsvermeidung gelegt werden, um diese Qualität zu erhalten.

Neben den Seen existiert im Werderland eine Vielzahl naturnaher Kleingewässer. Bis auf die Große Brake sind dabei alle künstlichen Ursprungs. Die Große Brake, der „Krebsscheren-teich“ und das größere Gewässer in den Brachen am Ökopfad sind als FFH-Lebensraumtyp 3150 mit Laichkraut- oder Froschbissgesellschaften zu erhalten. Darüber hinaus können wei-tere Kleingewässer durch Beimpfungsmaßnahmen (u.a. mit Krebsscheren, Stratiotes

aloides) ggf. zu diesem FFH-Lebensraumtyp entwickelt werden. Für den botanischen Arten-schutz haben darüber hinaus insbesondere die größeren Kleingewässer im Werderland eine

hohe Bedeutung (vgl. AGJORDAN ÖKOLOGIS 2008). Bis auf sehr kleine Gewässer, die nur durch häufige Pflegemaßnahmen zu erhalten sind, sind die Kleingewässer als Lebensraum für Wasserpflanzengesellschaften und ihre typische Fauna zu erhalten. Zielarten sind neben allen gefährdeten Pflanzenarten verschiedene Gewässer-Brutvögel (Zwergtaucher, Knäken-te, LöffelenKnäken-te, Wasserralle etc.), der Seefrosch, Libellen und sonstige Wirbellose (z.B. Gro-ßer Kolbenwasserkäfer, Stabwanze). Der im Nordostteil des Plangebietes gelegene „Pillen-farn-Teich“ ist insbesondere als Lebensraum für die namengebende Pflanzenart (Pilularia globulifera) zu erhalten und zu pflegen.

Eine Besonderheit stellen die Gewässer auf Sandboden dar. Im Bereich des Sandfeldes Mittelsbüren sind Stillgewässer als Lebensraum für Kreuzkröten, Knoblauchkröten und Libel-lenarten oligo- bis mesotropher Gewässer zu erhalten bzw. wieder zu entwickeln (s. 7.1.5.3).

Die Angelteiche sind zurzeit als naturferne Gewässer ausgebildet. In einigen Abschnitten wurden Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Teiche besitzen ein hohes Potenzial zur Entwicklung naturnaher, auentypischer Stillgewässer ähnlich der Großen Brake. Da dies jedoch nur bei einer Aufhebung der Angelnutzung möglich ist, wird zurzeit von dem Ziel einer naturnahen Umgestaltung / Entwicklung Abstand genommen. Die Teiche sollen weiterhin der Sport-/Freizeitnutzung zur Verfügung stehen. Naturschutzbelange wie die naturnahe Umge-staltung von Uferabschnitten oder die Beruhigung von Uferzonen haben nach wie vor ihre Berechtigung und sind beizubehalten bzw. – soweit möglich – auszuweiten.

Röhrichte, Sümpfe, Feuchtbrachen

Biotope dieses Lebensraumtyps nehmen im Werderland einen vergleichsweise hohen Anteil ein und stellen eine der Besonderheiten gegenüber anderen Grünland-Graben-Arealen in Bremen dar. Die Lebensräume sind in starkem Maße wasserstandsabhängig. Röhrichte, Sümpfe und Feuchtbrachen sind als Biotope einer naturnahen Auenlandschaft insbesondere als Bruthabitate für Rohrweihe, Blaukehlchen, Wachtelkönig, Tüpfelsumpfhuhn, Schilfrohr-sänger und Schwarzkehlchen zu erhalten und zu entwickeln. Arten wie Sumpfohreule oder Große Rohrdommel sind perspektivisch zu erwartende Zielarten. Die herausragende Bedeu-tung für die Wirbellosenfauna (Spiegelfleck-Dickkopffalter, Laufkäfer) ist zu erhalten. Zielar-ten für den botanischen ArZielar-tenschutz sind binnendeichs die Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) und in den tidebeeinflussten Röhrichten die Dreikantige Teichsimse (Schoenplectus triqueter). Flächige Sümpfe stellen einen potenziellen Lebensraum für den Fieberklee dar und sind nach Möglichkeit im Plangebiet zu entwickeln, um dem Rückgang der Pflanzenart im Werderland entgegen zu wirken.

Magerrasen und Offenbodenbiotope

Die Sandmagerrasen auf dem Sandfeld Mittelsbüren sind künstlichen Ursprungs und bilden einen Ersatzlebensraum für Arten und Lebensgemeinschaften der Binnendünen. Die Mager-rasen sind als wertvoller Lebensraum insbesondere für Silbergras, Flechten, Heuschrecken (z.B. Langfühler-Dornschrecke, Blauflügelige Ödlandschrecke), Tagfalter (z.B. Gemeines Grünwidderchen) und seltene Laufkäferarten von Verbuschung freizuhalten. Außerdem erfül-len die Sandflächen wichtige Teillebensraumfunktionen für die Amphibienarten Kreuz- und Knoblauchkröte.

Wälder und Gehölzbestände

Wälder und Gehölzbestände nehmen zurzeit nur geringe Flächenanteile im Werderland ein.

In Bereichen wie z.B. am Schönebecker Sand, am Dunger See, nordwestlich der Moorlosen Kirche oder teilweise auch an den Angelteichen (Tietjensteich, Vierstückenteich) oder der Großen Brake haben diese allerdings einen naturnahen und auentypischen Charakter und bieten u.a. Lebensraum für diverse Brutvogelarten (Grünspecht, Nachtigall,

Gartenrot-schwanz, Beutelmeise, Neuntöter etc.). Eine Besonderheit stellt ferner der Laubwaldbestand an der Großen Dunge dar, in dessen Umfeld entsprechend der Zielsetzung

(BIP-Kompenstion, Teilgebiet E) ein standorttypischer, naturnaher Feucht- und Sumpfwald entwi-ckelt wird. Perspektivisch wird auch dieser Bereich für die Zielartenflora und -fauna eine wachsende Bedeutung erlangen. Sämtliche Waldbestände sind daher zu sichern und die An-teile naturnaher Gehölzbestände (Auengebüsche, Auenwälder) auf geeigneten Standorten zu erhöhen. Als neuer, großflächiger Zielbereich für eine weitere Waldentwicklung wird das Gebiet der potenziellen „Sandseeerweiterung“ abgegrenzt (s. Karte 20). Diese Maßnahme / Zielbereich stellt eine Übernahme aus der Biotopverbundplanung für Bremen dar (AGH AND-KE &TESCH 2009).

Vorhandene Obstbaumwiesen und Kopfweidenbestände sind darüber hinaus zu erhalten und zu verjüngen.

7.4 Festlegung von Erhaltungs- und Entwicklungszielen sowie räumlichen