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Leitarten der Sümpfe: Straußblütiger Gilbweiderich und Fieberklee

3.1 Charakteristische Gefäßpflanzenarten / Leitarten

3.1.3 Leitarten der Sümpfe: Straußblütiger Gilbweiderich und Fieberklee

3.1.3.1 Straußblütiger Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora)

Verbreitung, Bestandsentwicklung in Bremen: Der Straußblütige Gilbweiderich tritt in Bremen in den Niederungen zerstreut bis verbreitet auf, mit größeren Beständen v.a. im Hamme-Wümmegebiet, im Niedervieland und im Werderland (CORDES et al. 2006).

Die Bestandsentwicklung ist nicht sicher zu beurteilen. Der Bestandsrückgang war in der Vergangenheit auf Entwässerung von Niederungs- und Moorstandorten zurückzuführen. Er ist aber vermutlich abgeschlossen und die Art profitiert zurzeit von Naturschutzmaßnahmen.

In der Roten Liste Niedersachsen/Bremen wird die Art auf der Vorwarnliste geführt, auf der RL für Deutschland ist sie in der Kategorie 3 (gefährdet) eingestuft.

Indikatorqualität: Der Straußblütige Gilbweiderich kommt auf nassen, zeitweise überstau-ten, eher nährstoffarmen, basenärmeren Sumpfhumus- und Torfböden an besonnten bis leicht beschatteten Stellen von Bruchwäldern, Gräben, Sümpfen, Weidengebüschen und im Verlandungsbereich von Altwässern, Seen sowie Tümpeln vor.

Pflanzensoziologisch ist er gebunden an das Sumpf-Reitgrasried

(Peucedano-Calamagrostietum canescentis) oder an mesotraphente Ausbildungen des Schilf-Röhrichts (Phragmition), der Großseggenrieder (Magnocaricion), Weiden-Sumpfgebüsche (Salicion cinereae) und Erlen- und Erlen-Birken-Bruchwald-Gesellschaften (Alnion glutinosae) (C OR-DES et al. 2006).

Im Werderland zeigt der Straußblütige Gilbweiderich als Zielart zusammen mit Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Sumpfblutauge (Potentilla palustris) und Sumpf-Veilchen (Viola palustris) vernässte, mesotrophe Standortbedingungen an. Er eignet sich daher besonders als Indikatorart für die Teilbereiche im Werderland, für die eine Wasserstandanhebung ge-plant oder kürzlich eingeleitet worden ist und für die eine Aushagerung / Nährstoffverarmung angestrebt wird.

Zustand der Population: In den Untersuchungsjahren 2005 und 2006 war der Straußblütige Gilbweiderich die häufigste Rote Liste-/Zielart der Ufer, Röhrichte, Sümpfe und Feuchtbra-chen im Werderland. Verbreitungsschwerpunkt ist das Naturschutzgebiet „Dunger See“, das NSG „Werderland (Teil 1)“ ergänzt um die restlichen Flächen des Polders Lesumbrok und die Ausgleichsfläche Sandsee 1. BA. In der Niederbürener Feldmark, dem westlichen Wer-derland und der nördlichen Lesumbroker Feldmark konnten deutlich weniger Vorkommen festgestellt werden. Gegenüber der Erfassung aus dem Jahr 1985 ist sogar eine Zunahme um ca. 20 % - vor allem am Dunger See - festzustellen. Die Vorkommen außerhalb des NSG Dunger See liegen aber fast ausschließlich an Grabenrändern, weil flächenhafte Sümpfe feh-len oder aufgrund zu trockener Standorte ruderalisiert sind.

Gefährdung und Beeinträchtigungen: Aufgrund der langen Entwicklungszeit sind intensive Formen der Grabenrandpflege und häufige Gewässerunterhaltung unverträglich. Trocken-fallereignisse können aufgrund des geringen Verdunstungsschutzes nur kurzzeitig toleriert werden. Nährstoffeintrag durch Düngung oder Zuwässerung von nährstoffreichem Flusswas-ser fördert höherwüchsige Konkurrenten wie z.B. WasFlusswas-serschwaden (Gyceria maxima), die wenig Licht bis zum Boden durchlassen.

Schutzmaßnahmen: Zentrale Bedeutung hat die Sicherung hoher Grundwasserstände in Verbindung mit der Reduktion von Düngung, bzw. der Vermeidung von Nährstoffeintrag. Die

Uferzonen und flächigen Sümpfe benötigen keine Nutzung bzw. nur sporadische Herbst-mahd oder Beweidung und ggf. eine schonende Gewässerunterhaltung. Die Anlage von Flachwasserzonen und Flachufern schafft Voraussetzungen für die Ausbreitung der Art.

3.1.3.2 Fieberklee (Menyanthes trifoliata)

Verbreitung, Bestandsentwicklung in Bremen: Der Fieberklee tritt im Bremer Raum in den Niederungen zerstreut und mit größeren Lücken im Blockland, der Wümmeniederung, dem Hollerland, dem westlichen Werderland und westlichem Niedervieland auf. Im Bremer Umland hat er einen Schwerpunkt in den Moorgebieten und Geestvermoorungen (CORDES et al. 2006). In Bremen ist die Bestandsentwicklung nicht sicher beurteilbar, aber vermutlich gibt es einen seit langem anhaltenden Rückgang. In der Roten Liste von Niedersachsen und Bremen (GARVE 2004) und der Roten Liste für Deutschland (KORNECK et al. 1996) wird er in der Kategorie 3 (gefährdet) eingestuft.

Lebensform: Der Fieberklee wächst als Verlandungs-Kriechpionier an Land bzw. über Was-ser mit ca. 15 bis 30 cm hohen Blättern und Blütensprossen, die aus einem kriechenden Wurzelstock aufsteigen. Er überwintert mit grünen Blättern. Der Gasaustausch erfolgt über ein Aerenchym im Stängel, das empfindlich gegenüber Tritt- oder Schnittverletzungen ist.

Deshalb erträgt er nur eine sehr extensive Nutzung, bzw. Grabenunterhaltung. Samen wer-den über Wind oder Wasser verbreitet (HAEUPLER &MUER 2000). Pflanzensoziologisch gilt er als Differentialart der Niedermoor-Großseggenrieder (Magnocaricion) und als Kennart des Carici (rostratae)-Menyanthetum. Im atlantischen Bereich sind allerdings die beiden Großseggenverbände, das Magnocaricion auf Niedermoorböden und das Carcion gracilis auf Auen-Tonböden, soziologisch kaum zu trennen (PREISING et al. 1990).

Indikatorqualität: Der Fieberklee kommt auf feuchten bis quellnassen, überschwemmungs-beeinflussten, nährstoff- und basenärmeren Niedermoorböden, an besonnten Gewässer-ufern, Gräben, Feuchtwiesen, Sümpfen und nassen Weidengebüschen vor. Im Werderland kann der Fieberklee als Zielart zusammen mit dem Straußblütigen Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), dem Sumpfblutauge (Potentilla palustris) und Sumpf-Veilchen (Viola palustris) dauerhaft vernässte, tendenziell eher mesotrophe Standortbedingungen anzeigen.

Zustand der Population: Bei der ersten flächendeckenden Kartierung des Werderlandes im Jahr 1985 (CORDES et al. 1985) wurde der Fieberklee an 41 Standorten in Gräben festge-stellt. Dabei zeigten sich vier Schwerpunkte: in der Lesumbroker Feldmark in den Gräben südlich des Lesumsperrwerkes bis zum Landweg, westlich vom Lesumbroker Sielgraben, im Polder Hove und in der Niederbürener Feldmark. In den Untersuchungsjahren 2005 und 2008 konnten nur noch sechs Vorkommen ermittelt werden, die alle nördlich des Landweges gelegen sind, mit einem Schwerpunkt in den Gräben südlich des Lesumsperrwerkes. Dabei

schwanken die Populationsstärken von ca. 20 Sprossen bis über 500 (BIOS 2008). Eine Bindung an Niedermoorstandorte ist nicht erkennbar. Der überwiegende Teil wächst in Schlankseggenriedern unmittelbar am Grabenufer. Der Fieberklee kommt aber auch an be-weideten und zertretenen Ufern mit Flatter-Binsen-Dominanzbeständen vor.

Gefährdung und Beeinträchtigungen: Häufige Gewässerunterhaltung ist aufgrund der lan-gen Entwicklungszeit unverträglich. Trockenfallereignisse können aufgrund des gerinlan-gen Verdunstungsschutzes nur kurzzeitig toleriert werden. Bei der Grabenunterhaltung darf das Profil nicht kastenförmig, steil ausgebaggert werden, weil dann die schmale amphibische Zone fehlt, in der der Fieberklee wurzeln und sich als Kriechpionier ausbreiten kann. Nähr-stoffeintrag durch Düngung oder Zuwässerung von nährstoffreichem Flusswasser fördert höherwüchsige Konkurrenten (z. B. Wasserschwaden (Gyceria maxima)), die durch Licht-konkurrenz den Fieberklee verdrängen können.

Schutzmaßnahmen: Bei der Grabenunterhaltung sollten immer Teilbestände ausgespart und erhalten bleiben. Vorteilhaft sind nicht unterhaltene, ungenutzte Flachufer oder Grabenaufweitungen mit ausgeglichenen Wasserständen, deren Uferzone flach überstaut ist. In Gräben mit Fieberkleevorkommen sollte geprüft werden, ob eine Verlandungssukzes-sion zugelassen werden kann und die Unterhaltung vorerst unterbleibt. In Nachbarschaft zu Fieberkleevorkommen sollten Sumpfzonen angelegt werden, die flach überstaut sind, und mit Fieberkleerhizomen beimpft werden.