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Qualitative Bewertung Value Pricing

Im Dokument Wirkungen des Mobility Pricing (Seite 113-116)

5  Bewertung als Entscheidungsinstrument

5.2  Qualitative Bewertung ausgewählter Instrumente

5.2.9   Qualitative Bewertung Value Pricing

Bewertung als Entscheidungsinstrument - Qualitative Bewertung Value Pricing 101

EinleitungZieleInstrumenteWirkungsanalyseFazitBewertung

102 Bewertung als Entscheidungsinstrument - Qualitative Bewertung Value Pricing Die Preishöhe spielt beim System des Value Pricing eine entscheidende Rolle. Die Beeinflussung des Wirkungsgrads durch die Bepreisung ist eine wesentliche Systemfunktion, und die Reaktion der Nutzer ist damit wichtige Grundlage des Value Pricing. Daher müssen die Preise spürbar sein. Der Fahrtzweck und andere Rahmenbedingungen spielen bei der Entscheidung der Nutzer eine große Rolle und werden indirekt bei der Bepreisung und der Abschätzung der Wirkungen beachtet. Die Kosten sind den Nutzern durch aktuelle Preisangaben und die Entscheidung vor Ort bewusst. Es be-steht ein direkter Zusammenhang zur Nutzung. Das Value Pricing-System beruht auf der Beein-flussung der relativen Preishöhe des Value-Fahrstreifen zu den übrigen Fahrstreifen als Alternative.

Verkehrsteilnehmer, die den Value-Fahrstreifen nicht nutzen, ändern ihr Verkehrsverhalten nicht.

Unerwünschte Ausweichreaktionen bleiben daher i. d. R. aus. Eine integrierte Systemgestaltung erfolgt durch die Betrachtung der kompletten zur Verfügung stehenden Fahrbahn.

Eine Mobilitätsverhinderung findet durch ein Value Pricing i. d. R. nicht statt. Alternativen zum Value-Fahrstreifen sind die kostenlosen Fahrstreifen. Wird der Value-Fahrstreifen als zusätzlicher Fahrstreifen zur Verfügung gestellt, kann es zu Verbesserungen kommen. Wird ein bereits bestehen-der Fahrstreifen zum Value-Fahrstreifen umgenutzt, wird das Angebot an Alternativen reduziert, und es kann zu Verschlechterungen kommen.

Es sind nur wenige Wechselwirkungen mit anderen Instrumenten zu erwarten. Hinderungs-gründe für eine Angebotsannahme finden sich im finanziellen Bereich und evtl. durch die verwen-dete Technik (z. B. erforderliche technische Ausstattung und Registrierung).

Die durch das System gewonnenen Informationen beziehen sich lediglich auf den Strecken-abschnitt, auf dem das Value Pricing realisiert wird.

Wirtschaft

Höhere Transportkosten sind durch freiwillige Nutzung des Value-Fahrstreifens möglich. Den Kos-ten stehen Effizienzsteigerungen durch kürzere ReisezeiKos-ten bei Nutzung des Value-Fahrstreifens gegenüber. Da hier eine kurzfristige Abwägung zwischen Kosten und Nutzen möglich ist, sollten sich insgesamt keine negativen Wirkungen ergeben. Die Einflüsse der Transportpreisänderungen auf die Gesamtwirtschaft sind gering. Auch die Verbesserungen im Verkehrsgeschehen haben für die Gesamtwirtschaft nur untergeordnete Bedeutung, weil sie auf einen kleinen Teilbereich beschränkt sind.

Innovationsprozesse werden bei einem Value Pricing nur im Bereich der technischen Gestaltung ausgelöst. Die Beeinflussung von einzelnen Branchen und deren Einnahmesituationen ist gering.

Eine wechselseitige Beeinflussung der Einnahmesituationen verschiedener Instrumente findet ebenfalls nur in kleinem Rahmen statt. Eine Beeinflussung der Konkurrenzsituation zu anderen Gebieten ist möglich, wenn die Erreichbarkeit durch das Value Pricing beeinflusst wird.

Umwelt

Die Gesamtbelastung durch Schadstoffemissionen kann besonders dann gesenkt werden, wenn mit dem Value Pricing der Bau eines neuen Fahrstreifens verbunden ist. (Die wesentlichen Wirkungen gehen dann aber vom neuen Fahrstreifen aus und nicht vom Value Pricing.) Gleichzeitig kann sich die Belastung durch Lärm erhöhen. Mit und ohne zusätzlichen Fahrstreifen hängen die Umwelt-wirkungen wie die verkehrlichen Wirkungen stark von den örtlichen Gegebenheiten ab (siehe oben). Bei der Bewertung des Value Pricing unter Umweltaspekten ist besonders von Bedeutung, dass Value Pricing den Stau nicht vermeidet, sondern systembedingt nur dort positive Wirkungen haben kann, wo regelmäßig Stau auftritt.

Die räumliche und zeitliche Verteilung der Lärm- und Schadstoffemissionen kann nicht gezielt beeinflusst werden. Stadtbild, Aufenthaltsqualität und Flächennutzung werden kaum beeinflusst.

Bewertung als Entscheidungsinstrument - Qualitative Bewertung Value Pricing 103

EinleitungZieleInstrumenteWirkungsanalyseFazitBewertung

Akzeptanz

Information und Kommunikation über Value Pricing sind in Deutschland bisher kaum verbreitet.

Die Vertrautheit mit den Systemen des Value Pricing ist sehr gering. Die Akzeptanz bei bisher reali-sierten Systemen im Ausland ist unterschiedlich.

In der politischen Diskussion steht die Einführung von Value Pricing zurzeit nicht im Vordergrund.

Auch in der Diskussion der Verbände und in der Berichterstattung der Medien spielt das Thema Value Pricing zurzeit kaum eine Rolle.

Eine Verbesserung ist v. a. für die Nutzer des Value Fahrstreifen spürbar. Vor allem ohne zusätzli-chen Fahrstreifen kann sich die Situation der übrigen Verkehrsteilnehmer verschlechtern. Durch kurzfristige Preisanpassungen wird die Kalkulierbarkeit erschwert. Ansonsten kann individuell über die Nutzung und somit über die Kosten vor Ort entschieden werden. Das System kann dann als gerecht bezeichnet werden, wenn es durch die Einführung des Value Pricing zu keinen Verschlech-terungen für andere Verkehrsteilnehmer kommt und die Nicht-Nutzer des Systems nicht durch die Kosten belastet werden. Im Maßnahmenbündel mit dem Value Pricing kommt insbesondere der Bau eines zusätzlichen Fahrstreifens in Frage, der dann auch mit den zweckgebundenen Einnahmen des Value Pricing finanziert werden kann. Kompensationsmaßnahmen sind mit einem Value Pricing i. d. R. nicht verbunden.

Finanzen

Die Kosten werden dem Nutzer durch die Kopplung an die Nutzung bewusst. Ein einzelner Value Pricing Ansatz ändert die Einnahmesituationen des Gesamtsystems nicht wesentlich, für das Objekt kann sie aber zur Einnahmegenerierung dienen. Das Finanzierungssystem wird durch ein Value Pricing in Richtung einer Nutzerfinanzierung geändert. Finanzielle Kompensationen sind bei einem Value Pricing i. d. R. nicht vorgesehen. Durch die Verbesserungen, die sich mit der Verwen-dung der Einnahmen für den Bau von Infrastruktur i. d. R. ergeben, scheint die Einführung von Value Pricing volkswirtschaftlich rentabel. Es kann zwischen den Auswirkungen auf Nutzer und auf Nicht-Nutzer unterschieden werden. Verschiedene Nutzen bei den unterschiedlichen Nutzer-gruppen sind möglich.

Systemgestaltung

Durch die mögliche unabhängige Einführung bei verschiedenen Streckenabschnitten wird die Inter-operabilität erschwert, eine Einführung und die Umsetzung von Standards sind aber möglich und notwendig. Die Einbindung in eine Gesamtarchitektur ist bei einzelnen Systemen möglich, ist aber bei einer insgesamt großen Anzahl von Systemen mit einem hohen Aufwand verbunden. Die Diskri-minierungsfreiheit bei der Systemnutzung kann eingeschränkt sein, da die reibungslose Abwick-lung oft die Ausstattung mit entsprechenden Fahrzeuggeräten oder eine Registrierung benötigt. Da die Nutzung der kostenlosen Fahrstreifen aber allen offen steht, kann das Gesamtangebot als diskri-minierungsfrei angesehen werden. Die Zuverlässigkeit des Systems kann durch die Auswahl der Technik bestimmt werden. Organisatorisch-institutionelle Voraussetzungen können relativ einfach geschaffen werden. Die rechtliche Situation ist für Deutschland noch zu klären. Durch den sehr hohen Anteil an Vielnutzern spielen Sicherheitsaspekte durch die Fahrzeugausstattung eine gerin-gere Rolle.

104 Bewertung als Entscheidungsinstrument - Qualitative Bewertung Zeitkarte

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