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Qualitative Bewertung Kombination Parkgebühren/ÖV-Ticket

Im Dokument Wirkungen des Mobility Pricing (Seite 121-124)

5  Bewertung als Entscheidungsinstrument

5.2  Qualitative Bewertung ausgewählter Instrumente

5.2.12   Qualitative Bewertung Kombination Parkgebühren/ÖV-Ticket

Wenn Parkgebühren mit einem ÖV-Ticket kombiniert werden, deckt die Zahlung der Parkgebühren die ÖV-Nutzung in einem abgegrenzten Gebiet pauschal mit ab. Es stellt somit ein Instrument an der Schnittstelle zwischen MIV und ÖV dar, insbesondere an P+R-Stationen. Wesentliches Ziel ist es, die Nutzung des ÖV für eine Teilstrecke in Zielnähe attraktiver zu machen.410

Wichtigste Punkte der Bewertung „Kombination Parkgebühren/ÖV-Ticket“:

! Eine Kombination aus Parkgebühren und ÖV-Ticket stellt ein verkehrsmittelübergreifendes Instrument des Mobility Pricing dar, das die Nutzung von P+R fördern soll.

+ Im Zielbereich kann eine Verlagerung auf den ÖV zu positiven Wirkungen führen.

- Auf der Teilstrecke im Zulauf zur Parkgelegenheit kann es durch stärkere MIV-Nutzung zu negativen Wirkungen kommen.

! Führen P+R-Angebote in Zielnähe zu einer Erhöhung des MIV-Anteils an der Gesamtstrecke mindert dies die Auslastung von ÖV-Angeboten, die über die P+R-Anlagen hinaus gehen.

! Für die Wirksamkeit der Instrumente sind eine hohe Bekanntheit und eine entsprechende Information und Kommunikation notwendig.

Verkehrsgeschehen

Die Kombination Parkgebühren und ÖV-Ticket trägt nicht zur Verkehrsvermeidung bei. Bei ge-staffelter Gestaltung der Parkgebühren ist eine zeitliche Beeinflussung möglich. Die Zielwahl wird i. d. R. wenig beeinflusst, mit dem öffentlichen Verkehr von der P+R-Station aus erreichbare Ziele werden eher attraktiver. Eine Beeinflussung der Routenwahl findet statt, wenn sich aufgrund der genutzten Parkmöglichkeit der Fahrtweg ändert. Die Verkehrsmittelwahl kann sowohl zugunsten des ÖV (Teilstrecke in Zielnähe) als auch zugunsten des MIV (Teilstrecke im Zulauf zur P+R-Mög-lichkeit) geändert werden. Die Produktwahl kann durch den Umfang des integrierten ÖV-Tickets beeinflusst werden.

Eine effizientere Nutzung von Verkehrsmitteln und Infrastruktur ist auf der ÖV-Teilstrecke in Ziel-nähe möglich. Bei großer P+R-Nachfrage in ZielZiel-nähe kann sich das Problem ergeben, dass die Linien der öffentlichen Verkehrsmittel, die vom Zentrum aus in der Regel über die P+R-Station hinaus führen, jenseits der P+R-Station dann schwach ausgelastet sind.

Finden modale Verlagerungen statt, können Überlastungen bei den Verkehrsmitteln beeinflusst werden. In Zielnähe finden grundsätzlich Entlastungen im fließenden und ruhenden Verkehr sowie Mehrbelastungen im öffentlichen Verkehr statt, im Zulauf zur P+R-Station können Überlastungen im Straßenverkehr verstärkt werden. Eine Kombination aus Parkgebühren und ÖV-Ticket kann sowohl durch Verlagerungen zum ÖV zu einer Erhöhung von Reisegeschwindigkeiten und damit verbunden zu einer Reduzierung von Reisezeiten führen, als auch durch Verlagerungen zum MIV im Zulauf zu den P+R-Gelegenheiten zu gegensätzlichen Wirkungen. Ebenso kann die Verkehrs-sicherheit in beide Richtungen beeinflusst werden.

Behinderungen durch technische Abwicklungen sind bei einer Kombination aus Parkgebühren und ÖV-Ticket nicht zu erwarten.

Es wird die relative Preishöhe zu alternativen Parkangeboten, zu ÖV- und zu IV-Angeboten beein-flusst. Bei der Bepreisung spielt das Verhältnis zu alternativen Parkangeboten eine große Rolle (z. B. bei kostenfreien Stellplätzen in Stationsnähe). Da das wesentliche Ziel eine Angebotsannahme ist, sollte die Spürbarkeit der Kosten eher gering sein. Gilt das Kombinationsticket nicht für einen

410 In einer besonderen Form muss das ÖV-Ticket bei der Einfahrt in eine P+R-Anlage mit erworben werden, was insbe-sondere dazu dient, Fremdparker von der Nutzung abzuhalten. Auf diese Variante wird hier nicht eingegangen.

110 Bewertung als Entscheidungsinstrument - Qualitative Bewertung Kombination Parkgebühren/ÖV-Ticket besonderen Anlass, werden der Fahrtzweck oder andere Rahmenbedingungen i. d. R. nicht be-achtet. Die Kosten werden mit der Nutzung in Zusammenhang gebracht.

Unerwünschte Ausweichreaktionen treten i. d. R. nicht auf, wenn von keinem Zwang zum Kauf eines ÖV-Tickets ausgegangen wird. Eine integrierte Systemgestaltung beachtet die alternativen Angebote und Instrumente besonders im ruhenden Verkehr und vermeidet den Wechsel von Ver-kehrsteilnehmern, die bisher für die gesamte Strecke den ÖV genutzt haben, auf die P+R-Nutzung.

Ein Kombinationsangebot verhindert keine Mobilität. Eine Bereitstellung von Alternativen zur Ver-meidung einer Mobilitätsverhinderung ist dementsprechend nicht nötig.

Hinderungsgründe für eine Angebotsannahme werden nicht weiter beachtet. Wechselwirkungen können vor allem mit anderen Angeboten im ÖV und Instrumenten des ruhenden Verkehrs auf-treten. Weitere Wechselwirkungen sind nur gering vorhanden.

Der Umfang der gewonnene Informationen ist eher gering.

Wirtschaft

Ein Kombinationsangebot aus Parkgebühren und ÖV-Ticket wirkt sich nicht direkt auf die Trans-portkosten aus. Effizienzsteigerungen sind bei einem Kombinationsangebot indirekt durch Ver-lagerungen zum ÖV möglich. Es können aber im Zulauf zu den P+R-Stationen auch negative Wir-kungen durch Verlagerungen zum MIV auftreten. Durch modale Verlagerungen und durch die Inte-gration des ruhenden Verkehrs ist die Beeinflussung von einzelnen Branchen und deren Einnahme-situationen möglich. Durch modale Verlagerungen ist zudem eine wechselseitige Beeinflussung der Einnahmesituationen verschiedener Instrumente, insbesondere im Bereich des ruhenden Verkehrs, möglich. Innovationsprozesse werden gegebenenfalls nur im Bereich der technischen Abwicklung ausgelöst. Die Verbesserungen im Verkehrsgeschehen betreffen die MIV-Zulaufstrecken zum Ziel sowie die Parkmöglichkeiten in Zielnähe; sie sind nur bei sehr großem P+R-Angebot spürbar. Ein-flüsse der Transportpreisänderungen auf die Gesamtwirtschaft sind nur minimal vorhanden. Die Konkurrenzsituation zu anderen Gebieten, insbesondere die Attraktivität des Zielgebiets, kann positiv beeinflusst werden.

Umwelt

Die Einflüsse auf die Gesamtbelastung durch Lärm- und Schadstoffemissionen sind durch die ver-schiedenen modalen Effekte gemischt, die positiven Effekte sollten aber überwiegen. Eine gezielte Beeinflussung der räumlichen oder zeitlichen Verteilung von Lärm- und Schadstoffemissionen ist nur indirekt und in geringem Ausmaß möglich.

Durch weniger fließenden und ruhenden MIV im Zielgebiet können grundsätzlich die Aufenthalts-qualität und das Stadtbild positiv beeinflusst werden. Die Flächennutzung wird wenig beeinflusst.

Akzeptanz

Eine Ablehnung realisierter Systeme ist nicht bekannt. Politisch sind Kombinationsangebote i. d. R.

gewollt. Verbände arbeiten i. d. R. nicht gegen solche Angebote, und auch die Medien stehen in ihrer Berichterstattung solchen Systemen eher positiv gegenüber. Die Vorteile eines solchen Kombi-nationstickets sind für die Nutzer direkt spürbar.

Die Kosten sind meist leicht kalkulierbar. Kompensationsmaßnahmen sind nicht erforderlich, da es sich gegenüber der einzelnen Bezahlung von ÖV und Parken um eine Vergünstigung handelt.

Information und Kommunikation sind bei Kombinationstickets sehr wichtig, um die Verkehrsteil-nehmer auf dieses Angebot hinzuweisen. Bevorrechtigt das Kombinationsticket VerkehrsteilVerkehrsteil-nehmer des MIV gegenüber reinen ÖV-Nutzern, kann die Gerechtigkeit des Systems in Frage gestellt

wer-Bewertung als Entscheidungsinstrument - Qualitative wer-Bewertung Kombination Parkgebühren/ÖV-Ticket 111

EinleitungZieleInstrumenteWirkungsanalyseFazitBewertung

den. Kombinationstickets können zusammen mit weiteren Preisinstrumenten im ruhenden Verkehr oder im ÖV eingeführt werden und somit Teil eines Maßnahmenbündels sein. Bei der Zweckbin-dung der Einnahmen ist eine gemischte VerwenZweckbin-dung für ÖV und ruhenden Verkehr üblich. Die Ver-trautheit mit Kombinationstickets nimmt zu.

Finanzen

Kompensationen sind bei dieser Art Kombinationstickets nicht vorgesehen. Die Einnahmesitua-tion des Betreibers kann sich durch Sonderangebote verschlechtern, wenn nicht ausreichend Neu-kunden gewonnen werden, durch die keine hohen zusätzlichen Kosten entstehen. Kombinations-tickets sind oft als Anreiz für die ÖV-Nutzung gedacht. Volkswirtschaftlich sollten positive Wirkun-gen zu erwarten sein. Die AuswirkunWirkun-gen sind bei allen Nutzergruppen gleich. Es ist möglich, dass die Kosten dem Nutzer überwiegend für den ruhenden Verkehr bewusst werden. Das Finanzie-rungssystem wird nicht geändert.

Systemgestaltung

Realisierungen zeigen, dass die Umsetzung rechtlich möglich ist. Sicherheitsaspekte spielen bei den Kombinationsangeboten keine Rolle. Im Bereich der Interoperabilität spielen v. a. die Systeme von Parkhausbetreibern und ÖV-Anbieter eine Rolle. Die Einführung und Umsetzung von Stan-dards sind hier hilfreich. Die Einbindung in eine Gesamtarchitektur ist bei den Systemen möglich.

Bei der Diskriminierungsfreiheit müssen vor allem vergleichbare Angebote für Verkehrsteilneh-mer, die nur den ÖV nutzen, beachtet werden. Die Zuverlässigkeit des Systems kann durch die Auswahl der Technik bestimmt werden. Organisatorisch-institutionelle Voraussetzungen sind be-sonders für die Kooperation zwischen ÖV-Unternehmen bzw. ÖV-Verbund und Parkhausbetreiber zu schaffen.

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