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Beispielhafte Ableitung neuer Instrumente

Im Dokument Wirkungen des Mobility Pricing (Seite 34-37)

3  Instrumente des Mobility Pricing

3.4  Beispielhafte Ableitung neuer Instrumente

Anhand der erarbeiteten Kategorisierung lassen sich neue Kombinationen von Merkmalsausprägun-gen und damit mögliche neue Formen des Mobility Pricing ableiten. Die Kategorisierung ermöglicht auch eine Überprüfung auf vollständige Beachtung aller Aspekte bei der Erarbeitung neuer Ansätze.

Wichtiger Ausgangspunkt für solche Überlegungen ist es, die angestrebten Ziele klar zu definieren.

Diese hängen in der Regel von identifizierten Mängeln in den Verkehrssystemen ab.16

Sind die Wirkungen einzelner Merkmalsausprägungen bekannt, lassen sich gezielt Instrumente konstruieren, die die erwünschten Gesamtwirkungen erzielen bzw. deren Erreichung unterstützen.

Im Folgenden soll anhand eines Beispiels die Ableitung eines neuen Instruments demonstriert wer-den. Angestrebt wird hierbei ein Instrument, das dem Problem einer schlechten Erschließbarkeit des ländlichen Raums durch den ÖV aufgrund der räumlichen Dispersität entgegenwirkt.

16 vgl. hierzu den inFGSV(2001)vorgeschlagenen Planungsprozess

Instrumente des Mobility Pricing - Beispielhafte Ableitung neuer Instrumente 23

EinleitungZieleWirkungsanalyseBewertungFazitInstrumente

Dabei steht im Folgenden die methodische Vorgehensweise und nicht die abschließende inhaltliche Betrachtung des Instruments im Vordergrund. Die Abschätzung der Realisierbarkeit eines solchen Instruments benötigt eine detailliertere Betrachtung.

Ziel der Bepreisung

Ein mögliches Ziel ist die Verbesserung des ÖV-Angebots und damit eine bessere Erschließung des ländlichen Raumes. Ansätze in diesem Zielbereich sind vorhanden.17 Eine Optimierung der ÖV-Systeme nur im Hinblick auf die Erschließung scheitert aber am Zielkonflikt mit wirtschaftlichen Fragestellungen.

Als weiteres Ziel ist die Verbesserung der Erschließung durch eine Beeinflussung der Siedlungs-struktur denkbar. Dieser Zielbereich soll Basis für eine weitere Ausgestaltung des neuen Instruments sein. Zweck eines solchen Instruments kann es sein, Verkehr vom MIV auf den ÖV durch eine Erleichterung der Zugangsmöglichkeiten zum ÖV modal zu verlagern. Zudem kann nicht notwendi-ger Verkehr durch eine Verkürzung der Zugangswege vermieden werden. Beides führt zu einer Ent-lastung der Umwelt. Finanzierungsziele stehen bei solch einem Instrument weniger im Vordergrund (Bild 5).

Verkehrsmanagement nicht be-rücksichtigt

Verkehrs-vermeidung

Verkehrsverlagerung Verkehrslenkung zeitlich räumlich

(Ziel) modal Routenwahl Produktwahl

Finanzierung

nicht be- rück-sichtigt

Umstellung Umschichtung Anlastung

auf

Steuer-finanzierung auf Privat-finanzierung

belas- tungs-neutral

mit

Mehrbe-lastung

der Verkehrs-wegekosten

der ex-ternen Kosten auf Entgelt-/

Gebühren-finanzierung

auf Nutzer-finanzierung

mit Steigerung der öffentlichen

Einnahmen

der Verkehrsinfra-strukturkosten

Bild 5: Beispiel neues Instrument – Ziel der Bepreisung

Gegenstand der Bepreisung

Der ruhende Verkehr bietet im vorliegenden Fall keinen geeigneten Anlass zur Bepreisung, da dies konträr zu den angestrebten Zielen wäre. Für eine Bepreisung des fließenden Verkehr fehlen in erster Linie in Bezug auf die Akzeptanz ausreichende Argumente, vor allem, da auch ein schlechtes Aufwand/Nutzen-Verhältnis erwartet wird. Als Gegenstand der Bepreisung wird daher hier die Ver-kehrsgelegenheit gewählt. Hierbei wäre sowohl eine Abhängigkeit von der MIV-Erschließung als auch von der ÖV-Erschließung denkbar. Als zielführend erachtet wird im Weiteren die ÖV-Er-schließung betrachtet.

Die Siedlungsstruktur basiert auf der bestehenden Bebauung, auf die nur wenig Einfluss genommen werden kann. Ein größerer Einfluss ist beim Neubau von Wohngebäuden möglich, daher wird dies weiter verfolgt. Gegenstand der Bepreisung ist folglich nicht ein Verkehrsmittel, sondern die ÖPNV-Anbindung bei Neubauten.

Die Anwendung eines solchen Instruments ist nur sinnvoll, wenn der vorhandene Raum genügend Alternativen, wie z. B. leerstehende Bebauung oder freie Bauplätze in gut erschlossenen Gebieten, bietet. Der Einsatz in städtischen Gebieten oder in einem ganzen Land ist meist nicht zweckmäßig, da die Probleme, denen entgegengewirkt werden sollen, in gut erschlossenen Gebieten wenig rele-vant sind. Die Realisierung wird daher auf ländliche Regionen begrenzt, die bestimmte, noch näher zu definierende Kriterien erfüllen (Bild 6).

17 vgl. z. B. BOLTZE,BIRGELEN ET AL.2008

24 Instrumente des Mobility Pricing - Beispielhafte Ableitung neuer Instrumente Anlass Verkehrsgelegenheit fließender Verkehr ruhender Verkehr

Verkehrsmittel

Luft- ver-kehr

Schienen-verkehr

Schiffs-verkehr

Lkw- Ver-kehr

Pkw- Ver-kehr

sonst.

mot. ind.

Straßen-verkehr

ÖPNV (Bus, Bahn, Taxi)

Rad- ver-kehr

Fuß- gän-

gerver-kehr

sonst.

Anwendungsbereich Europa Staat Region Stadt Teilbereich

Bild 6: Beispiel neues Instrument – Gegenstand der Bepreisung

Differenzierung der Bepreisung

Um Einfluss auf die Entfernung der zurückgelegten Strecke zur Erreichung von ÖV-Anknüpfungs-punkten und auf die Nutzung der ÖV-Systeme zu nehmen, sollten die Zugangswege zum ÖV-System möglichst klein gehalten werden. Die Nähe zu den Zugangsstellen ist daher zu belohnen. Mit zunehmender Entfernung steigt die Bepreisung. Dabei ist ein Grenzwert, bis zu dessen Entfernung keine zusätzlichen Kosten anfallen, denkbar. Die Kosten hängen folglich vom Raum ab, in der der Neubau errichtet werden soll.

Durch die fehlende direkte Bepreisung eines Verkehrsmittels entfällt in einer Grundform des ange-dachten Instruments eine Nutzer- oder Nutzungsabhängigkeit ebenso wie die Berücksichtigung der zeitlichen und räumlichen Nutzungsmöglichkeit. Bei späteren Anpassungen der Grundform an die örtlichen Rahmenbedingungen sind Änderungen möglich. So kann die Preishöhe z. B. von der Nutzerguppe abhängen. Eine Entlastung ist denkbar, wenn berufliche Gründe bestimmte Wohnorte bedingen. Ebenso ist bei einer bestätigten Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel eine Minde-rung der Kosten in Form von Teilrückzahlungen über die ersten Nutzungsjahre vorstellbar (Bild 7).

Situationsabhängigkeit nicht be-rücksichtigt

Nutzungs-zeit Raum Umwelt-belastung

Verkehrs-aufkommen

Buchungs-zeit

Zahlzeit-punkt Nutzerabhängigkeit nicht

be-rücksichtigt

Fahrzeug-art

Schadstoff-klasse

Nutzer-gruppe

Besetzung

(-sgrad) Verkehrsart Fahr-stil Nutzungsabhängigkeit nicht

be-rücksichtigt

Ein-/Aus-/

Durchfahrt

zurückgelegte Strecke

genutzte Zonen

Nutzungs-dauer sonst.

Zeitliche

Nutzungsmöglichkeit dauerhafte Nutzung auf einen Zeitraum

begrenzte Nutzung einmalige Nutzung Räumliche

Nutzungsmögl. Netz Fläche / Zone Kordon Objekt / Strecke

Bild 7: Beispiel neues Instrument – Differenzierung der Bepreisung

Sonstige Aspekte (organisatorisch/finanziell/technisch)

Die vorangegangenen Überlegungen führen zu einer Gebühr beim Neubau von Wohngebäuden, die mit der Entfernung zwischen Zugangsmöglichkeiten zum ÖV und dem Wohnort zunimmt. Hier-durch wird die Verkehrsgelegenheit bepreist, die Hier-durch die ÖV-Erschließung repräsentiert wird.

Die sonstigen organisatorischen, finanziellen und technischen Aspekte unterstützen die Umsetzung dieses Instruments, deren Zielerreichung aber in erster Linie durch Gegenstand und Differenzierung der Bepreisung beeinflusst wird. Sie müssen daher bedarfsgerecht gestaltet werden und hängen stark vom betrachteten Einzelfall ab. Daher wird auf eine weitere Darstellung an dieser Stelle ver-zichtet.

Analyse von Wirkungen und Anforderungen - Methodik 25

EinleitungZieleInstrumenteBewertungFazitWirkungsanalyse

4 Analyse von Wirkungen und Anforderungen

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