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1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Brüche in der Erwerbstätigkeit sind, auch wenn sie freiwillig gewählt sind, immer eine Herausforderung. Besonders anspruchsvoll und kräftezehrend gestaltet sich jedoch die Arbeitssuche für Frauen 50+. Statistische Daten belegen8, dass Frauen immer häu-figer Teilzeitjobs annehmen, um Familie und/oder pflegebedürftige Angehörige be-treuen zu können.

Die Frauenarbeitslosigkeit im Alter von 50+ wurde von Statistik Austria erfasst, und zwar sowohl in absoluten als auch in prozentualen Zahlen. Diese sollen als Ausgangs-basis dienen, um zu verdeutlichen, wie viele Frauen davon betroffen sind. (Vgl. Abb.

3/rote Markierung) Wird die folgende Statistik betrachtet, so fällt auf, dass Frauen nur bis zum 60. Lebensjahr und Männer bis zum 65. Lebensjahr erfasst werden. Dies hängt selbstverständlich mit dem Eintritt in das Pensionsalter zusammen.

8 Vgl. DENK/HOLDER 2014: o.S.

F1 Arbeitslose (ILO) und Arbeitslosenquoten nach Alter, Migrationshintergrund, höchster abge-schlossener Schulbildung – Jahresdurchschnitt 2018

Unemployed persons and unemployment rates by age, foreign background, educational attainment,

Alter (in Jahren), höchste abgeschlossene Schulbildung – nationale und internationale Gliederung (ISCED 2011), Staatsangehörig-keit, Geburtsland, Migrationshintergrund, Merkmale der letzten Tätigkeit, Grund für die

Beendigung

Arbeitslose Arbeitslosenquoten1)

Höchste abgeschlossene Schulbildung – nationale Gliederung

Pflichtschule 71,1 40,9 30,1 12,1 13,7 10,5

Q: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2018, Jahresdurchschnitt über alle Wochen. – Bevölke-rung in Privathaushalten ohne Präsenz- und Zivildiener. – Zur Definition nach ILO-Konzept siehe Glossar. – Hochgerechnete Zahlen aus einer 0,6%-Quartalsstichprobe. – Stichprobengröße, Stichprobenfehler und Kon-fidenzintervalle siehe Überblickstabellen 8–16. – ( ...) Werte mit weniger als hochgerechnet 6000 Personen sind sehr stark zufallsbehaftet. – (x) Werte mit weniger als 3000 Personen sind statistisch nicht interpretierbar. – 1) Bezogen auf die Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 74 Jahren.9

Abb. 3: Arbeitslose und Arbeitslosenquote Statistik Austria

Weiters fällt auf, dass der Anteil der Frauen mit Migrationshintergrund höher ist als jener ohne Migrationshintergrund. (Vgl. Abb. 3/gelbe Markierung) Hinzu kommt, dass zwar der Anteil der Frauen mit einem Pflichtschulabschluss die stärkste Gruppe der arbeitslosen Frauen 50+ bildet, jedoch ist auch der Anteil der Frauen mit einer akade-mischen Ausbildung verhältnismäßig hoch. Es ist eine unübersehbare Tatsache, dass Frauen (und auch Männer) mit dem Eintritt in die Pension nicht untätig sein wollen.

Genau das ist der Ausgangspunkt für diese Arbeit und seine theoretischen und prak-tischen Implikationen. (Vgl. Abb. 3/grüne Markierung)

9 STATISTIK AUSTRIA 2019: o. S.

Gründe für das Arbeiten in der Pension zeigt Leopold Stieger10 in einer Umfrage vom Institut Seniors4success auf (vgl. Abb. 4). Darin wird deutlich sichtbar, dass für 68,9 % der Betroffenen der Grund darin liegt, dass es Spaß macht. Gefolgt wird diese Motiva-tion von den Gründen, etwas Sinnvolles zu tun (43,2 %) und sich zu engagieren bzw.

der Gesellschaft etwas zurückgeben zu wollen (42,5 %). Ein weiterer Grund ist das Knüpfen bzw. das Aufrechterhalten der sozialen Kontakte (38,8 %) gegen die Angst zu vereinsamen. 35,2 % nennen als einen weiteren Grund die gute Beziehung zum Unternehmen. Weitere 31,5 % sehen darin die Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen weiterzugeben. 26,5 % wurden gebeten, weiterhin im Unternehmen zu bleiben, und sind diesem Wunsch nachgekommen. Wiederum 21,5 % fühlen sich dadurch ge-braucht und nicht – wie oft beim Eintritt in die Pension wahrgenommen – abgeschoben.

Für 20,1 % steigert es das Selbstwertgefühl, und 19,4 % sehen darin die Möglichkeit, eine Beschäftigung zu haben. Für 17,4 % ist der Aspekt des Zuverdiensts ein Motiva-tionsfaktor, während für 7,0 % der Grund darin liegt, nicht so viel zu Hause sein zu müssen. 4,4 % glauben, wenn sie in der Pension nicht weiterarbeiten würden, könnte der Betrieb nicht aufrechterhalten werden.

10 STIEGER 2019: o.S.

Abb. 4: Gründe für das Arbeiten in der Pension; Quelle: Verfasserin11

Auf der Internetseite des Netzwerkes gemeinnütziger, arbeitsmarktpolitischer Unter-nehmen „Arbeit plus“ findet man zum Thema Langzeitarbeitslose folgende Aussage, die unter anderem auch statistisch belegt wird:

„Nicht alle Menschen tragen das gleiche Risiko, langzeitbeschäftigungslos zu werden.

Arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene finden in den meisten Fällen schnell wieder einen neuen Arbeitsplatz. Auch gut ausgebildete und gesunde Menschen fin-den in der Regel schnell wieder aus der Arbeitslosigkeit heraus. Im Gegensatz dazu sind ältere Menschen sowie Personen mit gesundheitlichen Problemen oder mit gerin-ger formaler Ausbildung (höchstens Pflichtschulabschluss) überdurchschnittlich oft von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen. Auf viele langzeitbeschäftigungslose Menschen treffen wohl mehrere dieser Risikofaktoren gleichzeitig zu. Sie werden es

11 Vgl. STIEGER 2019: o.S.

68,90%

43,20% 42,50%

38,80%

35,20%

31,50%

26,40%

21,20% 20,10% 19,40%

17,60%

7,00%

4,40% 1,10%

Warum arbeiten Sie in der Pension bezahlt bzw. ehrenamtlich?

Basis: Berufstätige Pensionisten/n=273/Mehrfachnennungen möglich

auch bei anziehender Wirtschaft schwer haben, eine stabile Beschäftigung zu fin-den.“12

Die Arbeiterkammer hat im Jahr 2014 in einer Studie auch den Aspekt der Frauen mit einer akademischen Ausbildung in den Blick genommen. Sie belegt, dass jene, die Bildungsgewinnerinnen sind, gleichzeitig Arbeitsmarktverliererinnen13 sind. Eine Neu-ausrichtung ist zunächst immer auch mit Lohneinbußen verbunden. Daraus ergibt sich ein enormer Druck, dem insbesondere Frauen über 50 unterliegen. Für sie wird es immer schwieriger, in der Pension gut versorgt zu werden. Diese Tatsache potenziert sich dann für alleinerziehende oder alleinstehende Frauen.

Ein weiterer Grund, warum eine Neuorientierung im Alter von 50+ sehr herausfordernd sein kann, ist die VUCA-Welt (Volatility | Uncertainty | Complexity | Ambiguity)14, in der sich viele der heute über 50-Jährigen nur mehr schwer oder kaum noch zurechtfinden.

Die Generation der Babyboomer, zu der die heutigen 50-Jährigen gehören, ist nicht in einem digitalen Zeitalter geboren und aufgewachsen, sondern musste sich mühsam hineinorientieren in den Umgang mit Computern und in digitales Denken.

Dennoch sind die unterschiedlichen Arbeitsplätze der Frauen 50+ sehr gravierend. Für manche kann eine Neuausrichtung bedeuten, dass man eine neue Anstellung sucht, für andere wiederum kann dies heißen, dass man den Weg in die Selbstständigkeit probieren möchte. Je nach Ausbildung gibt es hier völlig differenzierte Zugänge.