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Masterplan als Portfolio finalisieren

6. Beratungssettings – Erstellung des Leitfadens

6.7 Masterplan als Portfolio finalisieren

Setting 7: Berufliche Neuausrichtung – konkrete Schritte

Der folgende Ablauf, der bereits von beiden Seiten zum großen Teil vorbereitet wurde, beschließt die siebte und letzte Beratungsstunde. (Vgl. Abb. 44)

ZEIT in min

5 Erfahrungsbericht Bericht aus den Erfahrungen im Forschungsfeld

L berichtet Unterlagen

5 Executive

20 Chancen/Risiken Auf zwei

5 Schluss Verabschiedung

und Übergabe

Abb. 51: Schematischer Ablauf 7. Beratungssetting; Quelle: Verfasserin

Das Ziel dieser Stunde ist schließlich, die Zusammenführung aus den vergangenen Stunden zu erzielen. Dazu ist, wie bereits erwähnt, eine längere Vorbereitungszeit für die Klientin notwendig, sodass deshalb ein dreiwöchiges Intervall zwischen dem sechsten und siebenten Beratungssetting liegt. In dieser Stunde stehen das Lesen und Zuhören im Vordergrund, und dies wird von beiden Beteiligten abwechselnd eingefor-dert. Einzig die Chancen und Risiken werden in dieser Stunde gemeinsam erarbeitet, um die berufliche Neuausrichtung kritisch überprüfen zu können.

Dazu berichtet die Klientin zunächst über ihre Erfahrungen im Forschungsfeld:

Step 1: Plan erstellen Fragen überlegen:

1. Welchen Menschen möchten Sie begegnen, um ihnen von der Berufsidee zu erzählen?

Eltern mit Kindern oder Jugendlichen; Frauen 50+; Senioren/Seniorinnen;

2. Wie viel Zeit wird dafür veranschlagt? Zehn Stunden

3. Welche Termine müssen im Voraus vereinbart werden? Mit wem?

Schulen mit Direktoren/Direktorinnen; mit Lehrer/innen, um in Eltern-abende eingeladen zu werden

Altersheime; Betreutes Wohnen mit Senioren/Seniorinnen-Gruppen

Unternehmen Berufliche Weiterbildung; mit HR Abteilung

4. Welche Fragen könnten auftauchen? Welche Antworten geben Sie?

Was genau wollen Sie machen? In Konfliktsituationen oder Krisensituation, in Lebens-umbrüchen Menschen begleiten:

… on the job; …out of the job

Step 2: Ins Feld gehen Wichtige Verhaltensregeln:

➢ Den Ort beobachten, nachdem man sich vorgestellt hat

In Schulen und Altersheimen hatte die Klientin sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht;

sehr wohlwollende, und auch ablehnende Direktoren und Direktorinnen; von Dienst nach Vor-schrift bis dankbar für jede neue Idee war alles mit dabei.

In den Unternehmen ging es darum, die Kosten dafür möglichst gering zu halten, manche luden die Klientin ein, ein Konzept bzw. ein „white paper“ zu erstellen

➢ Offen und ehrlich sagen, worum es geht Damit hatte die Klientin gute Erfahrungen gemacht

➢ Kontaktdaten verteilen, um evtl. noch einmal Kontakt aufnehmen zu können Von den 50 Visitenkarten kamen sieben Rückmeldungen und Interessensbekundungen

➢ Neugierig und interessiert zuhören

Die Klientin konnte vor allem in den Gesprächen zwischen Tür und Angel die wirklichen Prob-leme erfahren: zu wenig Geld vorhanden dafür; keiner möchte dazu eine Entscheidung treffen;

zu viele andere Angebote …

➢ Bedenken, dass die Menschen vor Ort die Expert/innen sind

Klientin lässt sich vor Ort die Situation von unterschiedlichen Mitarbeitern schildern, um so beim Konzept besser punkten zu können.

In der Schule spricht die Klientin auch mit den Lehrern/innen; manche laden sie zum Eltern-abend ein und wollen, dass die Klientin den Vorschlag den Eltern vermittelt.

Step 3: Notizen machen Notwendige Aktionen:

➢ Gewonnene Informationen müssen gesichert werden Klientin durfte die Mehrheit der Gespräche aufzeichnen (Tonband)

➢ Gespräche direkt oder im Anschluss zusammenfassen Klientin wird die Gespräche transkribieren, bevor sie ein Konzept erstellt

➢ Aufnahmen auf Tonband müssen vorher mit dem Gesprächspartner/der Ge-sprächspartnerin geklärt werden

Wurde von der Klientin eingeholt

➢ Ebenso gilt dies für die Foto- und Videodokumentation Wurde von der Klientin eingeholt

Step 4: Ergebnisse festhalten Hilfreiche Hinweise:

➢ Ergebnisse zeitnah zum Feldbesuch festhalten

➢ Fragenkatalog aus Punkt 1 zur Reflexion heranziehen und prüfen, welche Fra-gen ausreichend beantwortet werden

Welche neuen Fragen haben sich ergeben? (Evtl. neue Feldbesuche machen)

Die konkreten Schritte, die der Masterplan aufzeigen soll, dienen als Hilfe für den Be-werbungsprozess, der im Anschluss an die sieben Beratungsstunden beginnen soll.

Dabei wird die Beraterin die mitgebrachten Dokumente der Klientin, wie das Schreiben zur Person, den Lebenslauf, das Anschreiben und die Berufsidee, überprüfen und eine Rückmeldung dazu geben. Die Beraterin stellt ein Executive Summary zur Verfügung und stellt die Markt- und Wettbewerbsentwicklung dar.

Die Chancen und Risiken werden innerhalb der Stunde gemeinsam erarbeitet, sodass am Ende der Stunde der fertige Masterplan an die Klientin übergeben werden kann.

Abb. 52: Chancen und Risiken der neuen beruflichen Ausrichtung; Quelle: Verfasserin

Sollte die Beraterin nach der letzten Stunde erkennen, dass weitere Sitzungen not-wendig sein werden, so werden diese selbstverständlich erweitert.

Im Fall von Lena L. können die Beratungsstunden an diesem Punkt beendet werden, und es kann der berufliche Bewerbungsprozess mit neuer Motivation angegangen werden. Mit diesem Konzept kann Lena

L. sich auch in Richtung Selbstständigkeit entwickeln, sollten ihre Bewerbungen weiterhin erfolglos blei-ben.

Abschließend bekommt Lena den siebten und letzten Buchstaben für ihr Armband, das nun das motivierende Wort ZUKUNFT für sie ergeben hat. Es soll sie an diesen Pro-zess erinnern und sie auf dem neuen Weg in die Zukunft begleiten.

Abb. 53: Motivationsarmband 7. Buchstabe; Quelle: Verfasserin

Zusammenfassend kann die siebte Beratungsstunde auch als „Stunde der Ernte“ ge-sehen werden. Durch die visualisierten Darstellungen kann die Klientin noch einmal, geführt mittels Anleitung durch die Beraterin, das Ganze nochmals Revue passieren lassen.

Der Erfahrungsbericht aus dem Forschungsfeld war für die Klientin ein wichtiger Schritt, um so die Bodenhaftung nicht zu verlieren und realistisch die Probleme und Kritikpunkte in die neue berufliche Ausrichtung integrieren zu können.

In diesen sieben Stunden hat sich der Weg in die kreative Selbstständigkeit heraus-kristallisiert, wobei für die Klientin eines ganz deutlich wurde: Sie möchte in weiterer Folge eine Anstellung bekommen und zusätzlich als Coach bzw. in ihrem Schreibbüro arbeiten. Bis zum Eintritt in das Pensionsalter gibt sie sich Zeit, Klienten/Klientinnen sowie Kunden und Kundinnen zu lukrieren, um in der Pension weiterhin selbstständig sein und einer für sie sinnerfüllenden Tätigkeit nachgehen zu können.

In der siebten Beratungsstunde bekommt die Klientin also eine Mappe, in der die ein-zelnen Schritte dokumentiert sind (wie z.B. Fotoprotokoll oder Masterplan), die über die einzelnen Meilensteine der Beratung eine schriftliche und damit verbindliche Rück-meldung geben möchte. Ziel ist es, bestmöglich für die künftigen Bewerbungsgesprä-che bzw. für die Gründung eines eigenen Unternehmens gerüstet zu sein.

Die Beraterin konnte beobachten, dass das Gesicht von Lena L. zu leuchten begann und sie motiviert und diese Stunde voll Tatendrang in ganz besonderer Weise genos-sen hatte. „Das alles bin ich, es gehört zu mir. Es ist meine Biografie und mein

Z U K

U N F T

Türöffner in einen neuen Lebensabschnitt.“ Das waren ihre Worte am Ende der Stunde beim Verabschieden, verbunden mit einer herzlichen Umarmung.

Das sechste Kapitel hat nun die einzelnen Beratungsstunden mit der Klientin Lena L.

samt deren – sofern möglich – erarbeiteten Unterlagen ausführlich dargestellt. Damit soll ein Überblick einerseits über die besondere Art dieses Coachings in Form von

„Design Thinking“162 und andererseits über die Entwicklung eines persönlichen Leitfa-dens aufgezeigt werden, der, wenn er einmal erfahren und gelernt wurde, selbststän-dig angewendet werden kann.

Um die Klientin auf ihrem Weg in die neue berufliche Tätigkeit weiterhin begleiten zu können, wird empfohlen, nach drei bis sechs Monaten ein Follow-up gemeinsam mit der Beraterin in Anspruch zu nehmen, in dem der bisherige Verlauf reflektiert und, falls notwendig, weitere Unterstützung angeboten werden kann. Ähnlich wie in der ganz-heitlichen medizinischen Denkrichtung geht es nämlich darum, die Klientin (die Pati-entin) durch das Coaching/die Behandlung in die Selbstständigkeit zu begleiten, damit sie selbst kreativ an die unterschiedlichen Neuausrichtungen herangehen kann.

162 KÖTTER/KURSAWE 2015: 8