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Diversifikation der Persönlichkeit

3. M/O/T-Management-Modell – Adaption

3.6 Diversifikation der Persönlichkeit

Der Begriff Diversifikation wird in dieser Arbeit ganz besonders hervorgehoben, da ge-rade die Neuausrichtung für Frauen mit 50+ einen Prozess der Veränderungen und der damit verbundenen vielfältigen Möglichkeiten darstellt.

Paul und Sarah Edwards nennen in ihrem Buch „The Best Home Businesses for People 50+“ sieben Gründe, warum Menschen in diesem Altersabschnitt Arbeit suchen – vor allem dann, wenn sie das Pensionsalter schon erreicht haben. Der erste Grund ist, dass viele Menschen gerade in diesem Alter gerne arbeiten. Aus einer US-ameri-kanischen Statistik geht hervor, so die Autoren Edwards, dass 50 % der 50+-Jährigen so lange arbeiten wollen, bis es für sie nicht mehr möglich ist. Der zweite Grund ist die finanzielle Sicherheit, weswegen 50+-Jährige so lange als möglich arbeiten möchten.

Weitere Gründe sind unerwartete Probleme, die auftreten, wie beispielsweise eine

72 Vgl. KÖTTER/KURSAWE 2015: 152f

73 Vgl. ebd.: 52f

Scheidung, eine Krankheit oder der Tod eines Ehepartners, die ein völlig neues Um-denken und eine damit verbundene Neuausrichtung einfordern, in der man es sich nicht leisten kann, nicht zu arbeiten. Ein nächster Grund, so die Edwards, ist für viele über 50-Jährige der Wunsch, etwas Neues auszuprobieren, das sie herausfordert und ihnen Freude bereitet. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Menschen immer länger und gesünder leben. Daher ist der Wunsch weiterzuarbeiten für viele selbstverständ-lich. Sarah und Paul Edwards sprechen auch von einer Diskriminierung älterer Men-schen. Insbesondere die Bevorzugung jüngerer Menschen am Arbeitsplatz ist auch in Europa zur Realität geworden. Deshalb kommen die Autoren zur Erkenntnis, dass Al-ter und Reife ein Wert sind. Diesen Umstand haben sie in die Berufsprofile für die 50+-Jährigen mit hineingearbeitet. Und schließlich werden in einem siebten Aspekt die vie-len unterschiedlichen Möglichkeiten aufgezeigt, wie Menschen über 50 ihre Arbeit bzw.

in weiterer Folge ihre Pension gestalten können.74

Um die Diversifikation mit 50+ leben zu können, gibt es unterschiedliche Kriterien, die Sarah und Paul Edwards bei ihren Überlegungen der Arbeitsmöglichkeiten in Betracht gezogen haben. Die wesentlichen Kriterien, die sie mitbedacht haben, sind beispiels-weise die Langlebigkeit (Minimum 20 Jahre Arbeitszeit ist ab 50 noch möglich), die Flexibilität (neben der Arbeit bleibt Zeit für die Familie, für Reisen oder andere Priori-täten), die Ausbildungen (keine zusätzlichen Qualifikationen müssen erworben wer-den), die breite Streuung (Arbeit muss an vielfältigen und unterschiedlichen geografi-schen Orten möglich sein) und schließlich die Beliebtheit (viele Leute sollten davon begeistert und motiviert werden).75

Sarah und Paul Edwards haben die vorgeschlagenen Berufsziele nun in vier Berufs-gruppen gegliedert. (Vgl. Abb.15)

74 Vgl. EDWARDS/EDWARDS 2004: 2ff

75 Vgl. ebd.: 6f

ART der TÄTIGKEIT BERUFSGRUPPEN Dienstleistungen für Unternehmen ➢ Buchhalter/in

➢ Berater/in

➢ Sekretariats- oder Bürodienste Dienstleistungen für Unternehmen und

private Personen

➢ Reinigungsdienste

➢ Berater/in

➢ Geschenkkörbe-Geschäft

➢ Mobiler Notar

➢ Finanzdienstleister/in Helfer/innen für Einzelpersonen und

Fa-milien

➢ Haushaltsgeldmanager/in

➢ Direkter Verkauf

➢ Altenbetreuung

➢ Doula

➢ Tier-Taxi-Service

➢ Hochzeitsplaner/in

➢ Handyman/-woman

Unternehmen gründen ➢ Hundeausbildung

➢ Schneiderin

➢ Transport-Reiseservice

➢ Fotograf

➢ Seifenhersteller/in

➢ Kerzenerzeuger/in

➢ Gärtner/in

Abb. 15: Berufsmöglichkeiten und Art der Unternehmen; Quelle erstellt: Verfasserin

Zur ersten Berufsgruppe zählen Dienstleistungen für Unternehmen, wie zum Beispiel Buchhalterin, Beraterin, Sekretariats- oder Bürodienste. In die Gruppe der Dienstleis-tungen für Unternehmen und private Personen reihen sie beispielsweise Reinigungs-dienste, Beraterin, Geschenkkörbe-Geschäft, Mobiler Notar oder Finanzdienstleiste-rin. Die dritte Berufsgruppe beinhaltet Helferinnen für Einzelpersonen und Familien, wie beispielsweise Haushaltsgeldmanagerin, Direkter Verkauf, Altenbetreuung, Doula (Doula kommt aus dem Griechischen und bedeutet Mütterhilfe. In den USA ist der Beruf der Doula speziell für Schwangere vor, während und nach der Geburt des Kindes besonders beliebt. Doulas sind keine Hebammen oder Kindermädchen, sondern ste-hen der Mutter physisch und emotional mit Rat und Tat zur Seite. Doulas sind sehr oft

auch die Vermittlerinnen in den Kliniken zwischen den Müttern und dem Krankenper-sonal.), Tier-Taxi Service, Hochzeitsplanerin, oder Handywoman (eine Handywoman wird beispielsweise für das Organisieren von Umbauarbeiten gerufen). Die vierte Gruppe sind jene 50+-Jährigen, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen und ein Un-ternehmen gründen wollen, wie beispielsweise Hundeausbildung, Schneiderin, Trans-port-Reiseservice, Fotograf, Seifenherstellerin, Kerzenerzeugerin oder Gärtnerin.76 Die Diversifikation der Personen braucht unterschiedliche Motivationen und Ideen. Alle diese Vorschläge wurden hier exemplarisch genannt. Es können auch noch ganz an-dere Tätigkeiten und Berufe gefunden werden, wie beispielsweise Sennerin, Hütten-wirtin oder Biobäuerin. Dies hängt auch von der Region und der geografischen Lage ab und erfordert das Einfühlungsvermögen der jeweiligen Beraterin. Um zu einer sinn-erfüllten Tätigkeit kommen zu können, sind viel Empathie und Gespür für den die Kli-entin erforderlich.

Unter „Diversifikation der Persönlichkeit“ ist also gemeint, sich mit einer neuen, einer bisher noch nicht ausgeübten Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt einzubringen, um so mit 50+ neu durchstarten und seine Erfüllung in der Arbeit finden zu können.

Diese neue berufliche Ausrichtung sollte jedoch in jedem Fall kritisch geprüft und hin-terfragt werden. Eine Möglichkeit zur Prüfung könnte die so genannte Disney-Methode sein.

Die Forschungsgesellschaft Salzburg Research unter Siegfried Reich hat einen Me-thodenpool auf ihrer Website eingerichtet, wo sie zur Disney-Methode Folgendes er-klärend publizieren: „Die Walt Disney Methode (Engl. Disney method) nach Robert B.

Dilts (1994) ist eine Kreativitätstechnik, bei der eine Person oder mehrere Teilneh-mende in vorgegebene Rollen schlüpfen und Ideen, Ziele sowie Problem[e] aus unter-schiedlichen Blickwinkeln wie die des Träumers, Kritikers und Realisten betrachten und diskutieren. Diese Art von Rollenspiel soll aufgrund der unterschiedlichen Per-spektiven, die eingenommen werden, ein Thema ganzheitlich erfassen, behandeln und lösen.“77

Dazu ist es notwendig, dass die zu Beratende auf drei unterschiedlich gekennzeich-neten Stühlen der Reihe nach Platz nimmt. Der erste Stuhl trägt den Namen „Träu-men“, der zweite den Namen „Kritisieren“ und der dritte den Namen „Realisieren“. In der klassischen Brainstorming-Methode beginnend mit „Träumen“ lässt die zu

76 Vgl. ebd.: 189ff, 250ff

77 Ebd.: o.J. o.S.

Beratende den eigenen Gedanken freien Lauf. Die Beraterin sammelt die Gedanken und hält sie auf einem Flipchart fest. Danach wechselt die Klientin den Stuhl und nimmt auf dem Stuhl „Kritisieren“ Platz, danach auf dem Stuhl „Realisieren“. Das Prozedere läuft immer gleich ab und wird von der Beraterin auf einem jeweils neuen Flipchart festgehalten. Anschließend markiert die zu Beratende die für sie wichtigsten Begriffe aus allen drei Plakaten und nimmt diese Gedanken mit in den folgenden Arbeitsauftrag für zu Hause.

Zusammenfassend sei hier festgehalten, dass das M/O/T-Management-Modell als strategisches Steuerungselement der Unternehmensführung den Rahmen für die per-sönliche Neuausrichtung vorgibt. Die einzelnen Elemente daraus gliedern sich in die Visionsentwicklung mit Hilfe einer Mindmap, in das Finden der Ziele zur Neuorientie-rung mittels ABC-Analyse sowie in das Auswählen bedeutender Werte und Verhal-tensweisen, unterstützt durch das strategische Werkzeug des Morphologischen Kas-tens. Daraufhin erfolgt das Erstellen der Design-Elemente mit Hilfe der SWOT-Analyse und der Umweltanalyse, das Erarbeiten des unternehmerischen Denkens, aufgebaut auf der Matrix nach Ansoff, sowie die besondere Akzentuierung der Diversifikation der Persönlichkeit.

Im folgenden Kapitel werden nun die wesentlichen Aspekte eines Beratungssettings erörtert, wobei auch hier der Schwerpunkt speziell auf dem Zugang der Neuausrich-tung für Frauen 50+ gelegt werden soll.