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2 Theoretischer Rahmen und aktueller Stand der Forschung

2.4 Beschreibende Darstellung der Ergebnisse der Literaturrecherche

2.4.4 Mitarbeiter. *innenbezogene Gegebenheiten

2.4.4.1 Erlebte Veränderungen in der Kommunikation

Evans (2016) zeigt in ihrer Studie auf, dass sich im Zuge der Nutzung von EDV – Dokumentation in Langzeiteinrichtungen die Kommunikation zwischen Anbietern, BenutzerInnen, Krankenhäusern und Angestellten qualitativ stark verbessert hat. Auch in Teilen der Hauskrankenpflege und Hospizeinrichtungen, aber auch in Einrichtungen, welche obdachlose Menschen versorgt, konnte der positive Aspekt einer verbesserten Kommunikation festgestellt werden (Evans, 2016).

Auch Ko et al. (2018) zeigen positive Erlebnisse auf, sowohl Serveradministratoren, als auch Angestellte konnten kontinuierliche Verbesserung der Kommunikationswege durch Nutzung der EDV – basierenden Pflegedokumentation bestätigen. Pflegepersonal äußerte eine geringere, direkte verbale Kommunikation unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nach der Einführung, jedoch die Benutzung neuer Kommunikationsmethoden. Die bestehende verbale Kommunikation zeigte sich als präzisierter und direkter durchgeführt und daraus resultierend als effektiver verwertbar.

Die Thematik der Nachvollziehbarkeit des Kommunizierten spaltet die Meinungen der Krankenpflegepersonen, eine Seite erfreut sich an eindeutigen Beweisen der durchgeführten Tätigkeiten und sieht darin eine Möglichkeit, Anerkennung zu erlangen.

Die andere Seite fühlt sich durch das neu angewandte Programm in ihrer Freiheit eingeschränkt und überwacht. Ein Großteil der Teams bestätigte, dass die Implementierung der IT – gestützten Dokumentation die Zusammengehörigkeit und Kommunikation im Team stärkt. Dienstältere Kollegen und Kolleginnen geben ihre Berufserfahrungen an jüngere Teammitglieder weiter, während diese wiederum als unterstützender Faktor für technische Ungereimtheiten zu Verfügung stehen (Ko et al., 2018).

Zadvinskis et al. (2018) konnten ebenfalls positiv erlebte Punkte in der Ergebnisdarstellung ihrer Arbeit herausfiltern, nämlich, dass die Kommunikation, sowohl interdisziplinär, als auch im Team selbst als verbessert eingestuft wurde, nachdem sich EDV – Dokumentationssyteme in Organisationen etabliert haben. Vor allem der Fakt, dass mehrere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gleichzeitig Einsicht in eine PatientInnenakte erhalten und an der Versorgung teilhaben können, wird als positiv aufgefasst. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen einzelnen Berufsgruppen zeigt sich als deutlich verbessert, da die neuen Wege der Informationsweitergabe eine

ganzheitliche Betrachtung des betroffenen Menschen ermöglicht. Pflegepersonen äußerten ein höheres Verständnis und gestärktes Empathievermögen, da jede Berufsgruppe ihre gesammelten Daten verschriftlicht und dazu beiträgt, individuell agieren zu können (Zadivinskis et al., 2018).

Munyisia et al. (2014) untersuchten die angewandte Kommunikation über einen Zeitraum von 23 Monaten hinweg und konnten in den ersten drei, sechs und zwölf Monaten nach der Implementierung der elektronischen Pflegedokumentation feststellen, dass der Anteil an verbaler Kommunikation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesunken ist. 23 Monate nach dem Implementierungsprozess gaben befragte Pflegepersonen an, das vorherige Pensum an verbaler Kommunikation wieder erlangt zu haben (Munyasa et al., 2014).

2.4.4.2 Beeinflussung der Pflegequalität durch angewandte EDV - Dokumentation

Verbesserungen in der Pflegedokumentation hat direkte Auswirkungen auf die vorhandene Pflegequalität, geprägt durch erhöhten Informationsfluss und eine breit gefächerte Sichtweise. Eine rasche Reaktion auf die Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen ist durch die gesammelte Informationsveranschaulichung möglich und eine Entscheidungsfindung in pflegerischen Problemsituationen wird durch geballte, übersichtliche Informationen, ebenfalls begünstigt. Positive Erwähnung findet die erfahrene Unterstützung durch das Programm im Zuge des elektronischen Pflegeprozesses, da Fehlermeldungen vor vergessenen oder inadäquaten Handlungen warnen. Die Nutzung der EDV – basierten Pflegedokumentation fördert lt. Meißner und Schnepp (2014) die Einschätzung und hilft bei der Identifikation von Problemen, die bei papiergestützter Dokumentationsweise nicht erkannt worden wären. Daraus resultierend steigt auch das Sicherheitsgefühl der Anwender und Anwenderinnen und damit verbunden die Motivation zur weiteren Nutzung (Meißner und Schnepp, 2014).

Kruse et al. (2015) stellten bei durchgeführten Interviews mit Pflegepersonen fest, dass die Qualität der Dokumentation und der PatientInnenversorgung durch Verwendung der elektronischen Pflegedokumentation signifikant erhöht wurde. Besonders die interdisziplinären Kommunikationsmöglichkeiten durch Vernetzung der Berufsgruppen und daraus resultierend eine verbesserte Zusammenarbeit wurde mehrmals als positiver Aspekt angeführt. Als messbare Kriterien der Pflegequalität konnten eine geringere Infektionsrate und Dekubitusrate, ein erhöhtes Level der Aktivitäten des

täglichen Lebens und eine zeitgerechte Verabreichung der Medikation herausgefiltert werden (Kruse et al., 2015).

Ein positiver Effekt der Einführung der EDV – Pflegedokumentation wird von Ragnhildur et al. (2017) in Langzeitpflegeeinrichtungen angeführt, es kam zu einer deutlich verringerten Anzahl an unbemerkten oder ungewollten Gewichtsverlusten der Bewohner und Bewohnerinnen. Die Anzahl an Patienten und Patientinnen mit Harnkatheter und deren Verweildauer in der Harnblase ist in den Einrichtungen ebenso zurückgegangen, wie die Zahl an Menschen mit Harnwegsinfekten und depressiven Symptomen. Der Prozentsatz der an Pneumonie erkrankten Menschen wurde durch den Einsatz merklich reduziert und das Personal schätzt die Informationsweitergabe und die berufsgruppenübergreifende Kommunikationsmöglichkeit zur adäquaten Patienten- und PatientInnenversorgung (Ragnhildur et al., 2017).

Die erhöhte Nachfrage der Patienten und Patientinnen nach Zugang zu ihren gesammelten persönlichen Daten und die steigende Motivation zur Selbstverwaltung wirkt sich positiv auf die patientInnenzentrierte Pflege aus. Professionelle EDV Programme erlauben es dem PatientInnengut, persönliche Anliegen und Situationen selbst zu dokumentieren und somit Hintergrundinformationen für das medizinische Personal bereitzustellen. Dies fördert das Verständnis für bestimmte Handlungen und unterstützt weitere Therapien individuell, auf den betroffenen Menschen, abzustimmen.

Vitalzeichen können nach Selbstmessung auch eigenständig dokumentiert und mit Fachpersonal nachbesprochen werden und Complience für die Notwendigkeit der Messungen entwickelt sich durch die erhöhte Selbstständigkeit (Evans, 2016).

Ein relevantes „Statement“ konnte Darvish et al. (2014) bezüglich Pflegequalität herausarbeiten, um die Qualität der Pflege und Betreuung der Patienten und Patientinnen zu erhöhen, ist es unabdingbar, professionelles Pflegepersonal als Endanwender in das Initialdesign des Systems miteinzubeziehen (Darvish et al.; 2014).

2.4.4.3 EDV - Fähigkeiten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

Darvish et al. (2014) beschreiben in ihrer Literaturrecherche die Notwendigkeit von Fähigkeiten im Umgang mit EDV – Dokumentationsprogrammen. Computerfertigkeiten, Wissen bezüglich und Anwendung der Informatik stellen die Hauptkriterien dar und bilden eine Einteilung der Benutzer und Benutzerinnen in AnfängerInnen, erfahrener AnwenderInnen, SpezialistInnen und InnovatorInnen. Computerfertigkeiten inkludieren

das Abrufen von patientInnenenrelevanten Daten und die Nutzung der Kommunikationsmöglichkeiten, ebenso die Dokumentation im Programm und die Einholung adäquater Informationen, um eine bessere Patienten - und Patientinnenversorgung gewährleisten zu können. Wissen um die Thematik EDV ist erforderlich, um den Nutzen und die Anwendbarkeit gesammelter Daten zu verstehen und zu verinnerlichen, dass der Computer die Arbeit nur erleichtern sollte und bestimmte Handlungen menschliche Interaktion benötigen, die das Gerät nicht ersetzen kann (Darvish et al., 2014).

EDV – Kompetenzen beschreiben die Fähigkeit, den Informationsfluss zu interpretieren, Standards und Datenbanken zu kreieren und daraus resultierend die klinische Versorgung zu erleichtern. Außerdem kann zu bestimmten Thematiken unterstützend zum vorhandenen Wissensstand, Zusatzwissen eingeholt und vermittelt werden. Für eine erfolgreiche Einführung der elektronischen Pflegedokumentation müssen Pflegefachkräfte über Computerfertigkeiten und Wissen, um die Thematik EDV, verfügen. Die Erlangung gestaltet sich in der Praxis teilweise schwierig und der Lösungsvorschlag beinhaltet die Unterteilung in vier Zielgruppen.

Krankenpflegefachkräfte in Ausbildung sollen durch Informatikkurse während des Ausbildungszeitraumes geschult werden, die Weiterbildung in Form von kontinuierlichen wissensvermittelnden Kursen ist für Pflegepersonen die schon am Arbeitsmarkt tätig sind, vorgesehen. Je nach Stand der absolvierten Ausbildung sind Programme, die beispielsweise Inhalte von MSC oder PhD Studien berücksichtigen und fördern und Stipendienprogramme für Doktoranten zur weiteren Schulung und Ausbildung der jeweiligen Personen, heranzuziehen (Darvish et al., 2014).

Einige befragte Pflegepersonen gaben an, dass die Nutzung des Programmes sich als einfach und passend für den täglichen Arbeitsablauf gestaltet. Andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen äußerten, größere Erwartungen in das Programm gehabt zu haben, welche es nicht erfüllen konnte und demnach in Doppeldokumentation oder Verwirrung mündete. Die Bewertung des gesammelten Datenmaterials wurde als schwierig angesehen, weil die Anordnung im System sich oftmalig als umständlich gestaltet und Daten konnten durch fehlende Kenntnisse zu späteren Zeitpunkten nicht abgerufen werden. Somit ergibt sich die Leichtigkeit der Benutzung aus der Fähigkeit des Einzelnen, das Programm anwenden zu können, und einer gewissen Computeraffinität.

Außerdem sind eine adäquate Örtlichkeit, welche ausreichend Platz für Trainingseinheiten mit dem Programm offeriert und modere Gerätschaften zur reibungslosen Ausführung der elektronischen Pflegedokumentation, unabdingbare

Aspekte für einen funktionierenden Implementierungsprozess (Meißner und Schnepp, 2014).

2.4.4.4 MitarbeiterInnenmotivation

Als häufigste individuelle Barriere wird von Ayatollahi et al. (2014) fehlende Motivation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sich neue Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen zu wollen und ein mangelnder Wissenstand über die Vorteile der EDV – Dokumentation angegeben (Ayatollahi et al., 2014).

Die Gründe für eine widerwillige oder unfreiwillige Nutzung der implementierten EDV – gestützten Pflegedokumentation wurden von Yu et al. (2013) erforscht und verschriftlicht. Sie beschreiben in ihren Forschungsergebnissen, dass ein fortgeschrittenes Alter der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, ein Mangel an Computerfähigkeiten und Dokumentationsfähigkeiten und zu wenig Zeitressourcen als Hauptursachen angegeben wurden (Yu et al., 2013).

Meißner und Schnepp (2014) erörtern in ihrer Studie zwei verschiedenen Arten, wie die elektronische Pflegedokumentation vom Personal gesehen wird. Eine Gruppe der befragten Personen gab an, sich eher beobachtet und überwacht zu fühlen, während die andere Gruppierung positive Eigenschaften anmerken konnte. Sie schätzen die akkurate Aufzeichnungsmethodik und pflegen einen respektvollen Umgang mit der Neuerung in Form der IT – gestützten Dokumentation. Frustration der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zeigte sich, wenn deren Erwartungen an das Programm nicht zeitgerecht erfüllt, oder Probleme nicht zeitnah aufgegriffen und gelöst werden konnten.

Beide erwähnte Punkte führen zu Demotivation und in weiterer Folge dazu, dass die IT- gestützte Pflegedokumentation bei endbenutzenden Personen weniger zur Anwendung kam (Meißner und Schnepp, 2014).

2.4.4.5 Veränderte Informationsverwertung

Die Informationsverwertung durch angewandte EDV – Dokumentation wird von Pflegenden in mehrere Teilaspekte gegliedert, diese gliedern sich in Lesbarkeit, Übersichtlichkeit, Verständlichkeit, Eindeutigkeit und Erreichbarkeit. Ein Teil der Pflege empfindet die veränderte Informationsqualität als unterstützend, da Denkprozesse gefördert und die Strukturierung des Arbeitsalltages unterstützt wird. Der andere Part der Kollegen und Kolleginnen gibt an, dass die EDV – Dokumentation auch hinderlich

wirken kann, indem Pflichtfelder die Ein und Weitergabe von Informationen blockieren, oder Unklarheiten entstehen. Pflegekräfte sind dadurch gezwungen mit sogenannten

„Workarounds“ zu reagieren, die sich in Abweichungen zu den vorgegebenen Regeln äußern. Doppeldokumentation, fehlerhafte Dokumentation oder mangelnde Dokumentation sind die Folge dieser „Workarounds“. Durch beschränkte Auswahlmöglichkeiten ist der gehobene Dienst somit gezwungen, aus nicht passenden Alternativen zu wählen, dadurch zieht sich der rote Faden der Fehlerquelle bis zum Akt der Übergabe, denn, um das geschehene korrekt zu übergeben, wird auf mündlichem Weg übermittelt und zu einem späteren Zeitpunkt dokumentiert (Meißner und Schnepp, 2014).

Informationsverarbeitung wird von Meißner und Schnepp (2014) ebenfalls als verändert für Pflegepersonen dargestellt, einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschreiben einen vereinfachten Datenzugang zu Vitalzeichen und medizinischen Informationen, Zusatzinformationen und ein verbesserter und schneller zugänglicher Gesamtüberblick.

Als beispielhafte Situationen wird die fehlende Notwendigkeit des Suchens von medizinischen - oder Pflegekurven angegeben, dieser Punkt wird von vielen befragten Pflegekräften als Zeitersparnis angesehen. Ein weiterer Aspekt ist eine vereinfachte Lesbarkeit der dokumentierten Elemente im Gegenzug zu handschriftlichen Dokumentationsmöglichkeiten und die daraus resultierende erleichterte Ausführbarkeit der Maßnahmen. Der schnell aufrufbare Gesamtüberblick der Bewohner und Bewohnerinnen wird als Arbeitserleichterung empfunden, da zeitliche Ressourcen, durch fehlende Suchvorgänge verschiedenster Dokumente, generiert werden. Führungskräfte haben die Möglichkeit auf einfache Art zu überprüfen, welche Pflegemaßnahmen bei welchen Personen geplant und angewandt wurden und können gegebenenfalls Fortbildungen oder Schulungen als Intervention ableiten. Krankenpflegepersonal schilderte auch negative Inhalte der Informationsverarbeitung, individuelle Schwierigkeiten bei der Dateneingabe führt zu Frustration und Problemumgehungen in Form von handschriftlicher Doppeldokumentation (Meißner und Schnepp, 2014).

Yu et al. (2013) zeigen in ihren Ergebnissen auf, dass inadäquate Funktionalität und ein unübersichtliches Benutzerinterfacedesign die Hauptgründe für Schwierigkeiten bei der Informationsverarbeitung darstellen. Die Empfindung der Auswahlmöglichkeiten, die in elektronischen Pflegedokumentationsprogrammen angeboten werden, deklarieren Pflegepersonen als zu „schwarz und weiß“, um Patienten und Patientinnen richtig darzustellen. Diese Problematik wird von Pflegepersonen beschrieben, in deren

benutztem Programm es ihnen nicht ermöglicht wird, fehlende oder Zwischeninformationen in Freitexten zu dokumentieren (Yu et al., 2013).