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4.1 Beschreibung der Zielerreichung und Beantwortung der Forschungsfragen

Das Ziel der qualitativen Forschungsarbeit war es, durch Anwendung von semistrukturierten Interviews die Veränderungen und das Erleben des Change – Prozesses der Implementierung und Nutzung der EDV - basierten Pflegedokumentation für das Pflegepersonal zu erforschen. Außerdem wurden Hindernisse und Barrieren aufgezeigt und Bewältigungsstrategien eruiert, die ihre Anwendung in der Praxis finden.

Die Forschungsergebnisse konnten mittels Literaturrecherche und der Durchführung von sechs Interviews verschriftlicht und zur Beantwortung der vorliegenden Forschungsfragen genutzt werden. Die Ergebnisse präsentieren eine Vielzahl an Inhalten, die beim Change – Prozess der Implementierung der elektronischen Pflegedokumentation beachtet werden müssen. Bevor die eigentliche Thematik, das Programm selbst, samt Vor – und Nachteilen betrachtet werden kann, müssen dem Pflegemanagement die Abläufe eines Change – Prozesses bewusstgemacht werden.

Ein Veränderungsprozess durchläuft verschiedenen Stadien und Phasen und gibt Strategien und Handlungsfelder vor, welche Beachtung finden müssen, um einen erfolgreichen Implementierungsprozess zu gewährleisten. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen konnten in verschiedene Typen eingeordnet werden, die zeigen, wie sich ihr Verhalten bei Veränderungsprozessen offenbart, auch diese Inhalte sollten verinnerlicht werden, um adäquat reagieren zu können. Durch das Wissen rund um die Abläufe des Change – Prozesses und das Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu den Zeitpunkten vor, während und nach vollzogener Veränderung können Probleme und Hindernisse zwar nicht vermieden, jedoch deren Lösungsprozesse unterstützt werden. Die fünf Kernprozesse des Change – Managements mit dem Werkzeug des PDCA – Zyklus, oder die Moderationsmethode sind wissenschaftliche Instrumente zur erfolgreichen Umsetzung und Erlangung eines Verständnisses für Bedürfnisse in den

einzelnen Aspekten. Die Wahl der richtigen Kommunikationsmethode ist lt. Kostka (2016) entscheidend für den Erfolg einer Veränderung in Organisationen.

„Erfolg bei Veränderungsprozessen steht in einer starken Abhängigkeit von der Art und Weise, wie ein Bestreben an beteiligte Personen kommuniziert wird. Strategie und Ausführung der Kommunikationswege bedarf ebenso viel Aufmerksamkeit und zeitliche Ressourcen wie Erarbeitung von Problemlösungen.“ (Kostka, 2016).

Auch die Inhalte des Pflegeprozesses, dessen Ablauf und rechtliche Vorgaben, sollten vor dem Start des Projektes perfektioniert werden, um adäquate Vergleiche ziehen und den Umsetzungsprozess unterstützen zu können. Bei der Auswahl des Programmes muss die Führungskraft Wissen über aktuelle rechtliche und wissenschaftliche Neuerungen bezüglich des Pflegeprozesses vorweisen können, um eventuelle Adaptierungen, deren Notwendigkeit sowohl in den Ergebnissen der Literatur, als auch in den Interviewergebnissen sichtbar ist, durchführen zu können (Kostka, 2016).

Als zu bewältigende Herausforderungen werden ein häufig auftretender Generationenkonflikt und fehlende EDV – Kenntnisse der MitarbeiterInnen ebenso genannt, wie längere Einschulungszeiten für neue KollegInnen, hohe Adaptionskosten der Programme, welche als notwendige Maßnahmen beschrieben wurden und eine mangelnde Anzahl an Geräten. Der hohe Umfang an gebotenen Informationen und unübersichtlich gestalteten Benutzeroberflächen wurden zudem als weitere, zu bewältigende Hindernisse, identifiziert. Es bedarf ein hohes Maß an Offenheit und MitarbeiterInnenmotivation, eventuell fehlende EDV – Kenntnisse einzuholen, um eine Nutzung in der Praxis zu ermöglichen.

Neben der Identifizierung von Barrieren und Hindernissen der EDV – Dokumentation konnte der Autor auch in der Praxis angewandte Bewältigungsstrategien zur Problembehandlung aufzeigen. Die Wichtigkeit einer zu jedem Zeitpunkt erreichbaren Ansprechperson zeigten sowohl Ergebnisse der geführten Interviews, als auch jene der miteinbezogenen Studien. Die Begrifflichkeit „Superuser“ wird verwendet, um einen Menschen mit Wissen, welches durch zusätzliche Schulungen erlernt wurde, zu betiteln, diesem obliegt die Aufgabe der Beratung und Schulung der anderen Teammitglieder. In der Literatur wird zusätzlich von Yu et al. (2013) erwähnt, dass zusätzliche Zeitressourcen für Schulungs- und Beratungsprozesse für „Superuser“ von Nöten seien, da diese sonst an ihre Belastungsgrenzen stoßen. In Organisationen wurde der Einsatz mehrerer „Superuser“ in Kombination mit einer Dienstplanadaptierung, um tägliche Präsenz einer Ansprechperson zu garantieren, als funktionierende

Bewältigungsstrategie angewandt. Außerdem konnten Pflegepersonen an der Adaption der Programme mitwirken, um die benötigten Aspekte herauszuarbeiten und den Einsatz in der Praxis zu ermöglichen, da sich Standartversionen der erworbenen Programme nicht für den Einsatz in Rehabilitationszentren eigneten. Der von allen InterviewpartnerInnen als relevanter Punkt des notwendigen Teamzusammenhaltes zeigt sich in der Praxis als unumgänglich, um eine erfolgreiche Implementierung der EDV – Dokumentation zu ermöglichen. Nur durch den Zusammenhalt im Team, gegenseitige Unterstützung und Offenheit sich neues Wissen anzueignen kann allen Teammitgliedern die adäquate Nutzung der IT – gestützten Dokumentation ermöglicht werden (Yu et al., 2013).

Im Zuge der Forschung konnten diverse Auswirkungen der Implementierung der elektronischen Pflegedokumentation auf das Pflegepersonal aufgedeckt werden. Die Anwendung zeigt deutliche Einsparungen von Zeitressourcen aufgrund fehlender Suchvorgänge und vorhandener Übersichtlichkeit. Eine gesteigerte Nachvollziehbarkeit und Lesbarkeit der dokumentierten Texte und Anordnungen, aber auch eine vorhandene Fehlerreduktion durch den Einsatz von Erinnerungsfunktionen zur zeitgerechten Durchführung der Maßnahmen werden als positive Aspekte von Pflegepersonen empfunden. Rascher Informationserhalt nach konsumierten Urlauben oder Krankenständen wird ebenfalls als unterstützend aufgefasst und die verbesserten interdisziplinären Kommunikationsmöglichkeiten ermöglichen es Pflegekräften ein gesamtheitlich betrachtetes Bild von zu betreuenden PatientInnen zu erhalten.

MitarbeiterInnen mit niedrigen EDV – Skills sind gezwungen, sich durch die Veränderung bedingt, weiterzubilden und die notwendigen Fertigkeiten zu erlangen. Diesbezüglich zeigen sich vom Pflegemanagement passend zeitlich ausgewählte Schulungstermine und hohe Eigeninitiative von MitarbeiterInnen als Lösungsmöglichkeiten (Meißner und Schnepp, 2014).

Die Informationsweitergabe erfolgt dennoch in den meisten Organisationen der befragten Personen durch ein zusätzliches Dokument, welches nicht in das EDV – Programm eingebunden ist. Hier ist weitere Entwicklungsarbeit von Nöten, um den Bedürfnissen der Pflegepersonen in Rehabilitationszentren Folge leisten zu können. In ihrer Individualität eingeschränkt durch Vorgaben und bereits formulierten Texten fühlte sich keine der befragten Personen, auch die Literatur bestätigt die Wichtigkeit von Freitextmaßnahmen, um individuellen Gedankengänge verschriftlichen zu können.