• Keine Ergebnisse gefunden

Mein lieber Schmidlin,

Im Dokument Appendice : lettres d'Amand Gressly (Seite 21-25)

Du wirst die Paar Conchylien und die zwei lebenden

as/rersa wohl empfangen haben Ich zweifle nicht, dass Du letztere gut mit

Kohl

fütterst. Denn es ist eine sehr schmack-hafte Art, die des Verpflanzens werth. Sie allein

wird

im Süden verspeisst, während unsere grössere als hart und unverdaulich nicht geachtet

wird.

Die wurde Übrigends schon im

Mittelalter

durch Mönche nach Lausanne verpflanzt, wo sie auf den alten Schanzen und Klosterräumen heute noch lebt.

Viele Schnecken wurden ebenso durch Naturforschende') Mön-che nach Italien verpflanzt, die sonst nur in Asien und Afrika vorkommen. Soviel über die Sendung.

Mit

Hr. Desor ist der

volle

Friede hergestellt, und es ist

wohl

möglich, dass er, der sonst, ich weiss nicht warum, gegen alle Schwang....*') zwischen Aare Rhein und Birs antipatirt, es

zulassen wird, dass ich einige Zeit am Rheine, der Einrichtung irgend eines Aquariums wegen, zubringen kann. Unterdessen soll ich für die Schweiz, geol. Karte den Waadtländer-Jura durchwandern. Da giebt es neben 12 frs. per Tag noch viele Petrefackten 'aus der Kreide und Molasse, wovon ich

Dir

bei Gelegenheit etwas zusammenlegen werde.

Wenn etwas aus dem Baselland-Geschäfte wird, was ich zu hoffen habe, so wären

wir

einmal wieder in näherer Berührung, und ich hätte dann freiere Hand und würde nur von mir ab-hängen, ohne

mit

alten Freunden zu brechen. Auch goldene Ketten sind Ketten und ich lege Werth darauf, einmal etwa frei-handeln zu können. Diess kann auch geschehen, wenn ich des Eisenbahnprojecktes durch den Berner Jura

(Basel-Pruntrut-Biel)

wegen, nach Delsberg kommen sollte, wie ich's soeben wieder vernommen habe. Unterdessen hänge ich zwischenvielen Projeckten in der Schwebe. Ich soll hier auch ein Relief einiger interessanten Gegenden des Kantons ausführen. Da ich aber Neuenburg etwas satt habe und ich zur Abwechslung wieder den heimatlichen Boden durchstöbern möchte, so werde ich trachten, auf irgend welche Weise auf einige

Zeit

wieder in den

') Naturforschersche. — *) Streifereien (unleserlich).

nordwestlichenJura zukommen. Gelegentlich könntest Dudazu mitwirken, da Dein Einfluss glaub' ich selbst in Baselland nicht gering ist. Oft

hilft

ein leicht hingeworfenes Wortzum Zwecke.

Vielleicht

schreibt

Dir

Hr. Desor einmal, dann kannst Du die Sache befördern, wenn Du geschickt einlenkst. Unterdessen

will

ich ihnbestimmen

Dir

dieSynopsisEchinodermatumund die Neuenburger Geologie zuzusenden. Viel weiss ich

Dir

sonst nicht zu melden, als dass ich bei dem unregelmässigen Wetter eine Zahl geolog. Karten und Profile kolorire, die zu unserem Memoire über den Neuenburger Jura gehören.

Mit

1000 Grüs-sen an Dich und alle Freunde

Dein A. GRESSLY.

Combe-Varin,

Brot

dessus, Val des Pont

Ct. Neuenburg.

Mein

lieber

Mösch,

Es ist wieder schon lange her, dass

wir

uns gesehen, ge-schrieben oder sonst von einander gehört haben. Von der diesjährigen Reise nach Italien seit Beginn Juni's zurück, sitze ich wie eine Zecke in meiner Stube fest, erstin Neuenburg nun seit ein paar Wochen mit Desor auf dem einsammen Berghofe von Combe-Varin gerade nördlich überNoiraigue. Ich war blos einmal in la Chaux-de-Fonds an der Eröffnunsfeier des Loges-tunnel, bald darauf warf mich ein hartnäckiger Rhümatismus in den Füssen auf das Schmerzenlager und liege so schon 14 Tage in der Britsche'). Ich vertreibe mir die

Zeit

mit dem

Ko-lorieren der noch übrigen Karten zu unserem Memoire über den Neuenburgerjura. Hat Hr. Desor Ihnen ein Exemplar über-macht?

Nebstdem lese ich verschiedene Werke. Bis

izt

war aber das Wetter auch so beständig schlecht, dass an Exkur-sionen nicht zu denken war. Wären das Wetter und meine Füsse besser, so würde ich für ein paar Wochen den Waadt-länder Jura der geologischen Schweizerkarte wegen bereisen ; ich glaube auch Sie werden für Aargau und Schaffhausen

0 Britze.

einen ähnlichen Auftrag von Escher und Studer erhalten ha-ben auf Kosten des Bundes. Ich war auf meiner Rückreise aus Italien auch nach Rheinfelden gekommen, wo ich einige Meer-pflanzen eingesetzt habe. Ich weiss aber nicht, wann es mir gelingen wird zu einem Aquarium zu kommen. Ich habe meine liebe Noth, mich durchs Leben zu schlagen, und bin immer gehindert etwas nach meiner Idee zu thun, und habe mich mit allerlei unfruchtbaren Plänen herumzuschlagen. Wäreich noch in jüngeren Jahren, wo die Aussichten

mit

der

Kraft

und dem Muth einig gehen, so würde ich den mir gewordenen Auftrag nach dem Kaukasus benützen und

mit

dortigen Freunden der asiatischen Geologie leben, allein es ist dazu

wohl

zu spät, und kaum mehr der Anstrengung werth, meine Lage zu bessern.

(Fortsetzung fehlt).

Combe-Varin à Brot-dessus, vallée des Ponts, Ct. de Neuchâtel, d. 24

Juli

1869.

Mein

lieber

Schmidlin,

Schon seit 8 Tagen durch einen verfluchten Rhtimatismus in beiden Füssen ins Bett gebannt, schreibe ich

Dir

diese Zeilen, wie die alten Römer auf mein Kissen gestützt. Ich war am 14' hujus am Eröffnungsfeste der beiden grossen Logestunnels in La Chaux-de-Fonds und Neuenburg und habe mir das Uebel durch das Wandern durch die neblichten Torfmoore des Sagnethals bei Nacht zugezogen. Ich hoffe aber bald wieder davon befreit zu sein. Da das Wetter immer so abscheulich ist, Regen Tag und Nacht fast immer herunterströmt, so ist es mir nicht so beschwerlich das Bett zu hüten, wenn die Schmerzen von

ihrer

Wuth nachlassen. Sonst litten meine Füsse, wie unter den Kohlenbecken der hl. Inquisition. Ich vertreibe mir die Langweile durch Lesen. Ich habe soeben des ehrwürdigen Caillauds Reisen an den weissen

Nil

unter den Händen und wandere

s/ur/ftia/fter mit

ihm in den Pyramiden und Cata-komben Egyptens, in den Oasen Lybiens und Tempel Jupiter Ammons, und nach Aethiopien zurhl. Insel Meroe, an den weis-sen und blauen

Nil.

Du siehst, wenn die Füsse fehlen thuts der

Kopf. Meine Reise nach Cette am Mittelmeer liegt im Auszüge für ein Album des letztjährigen wissenchaftlichen Congresses bei Hrn. Desor unter der Presse und

wird

nächsten August erscheinen. Ich werde aus dem Erfolge sehen, ob ich das Ganze publizieren soll. Ich rauche bei allem dem bald aus einer Tscherkessenpfeife, bald aus einem prismatischen Cigarrenhal-ter, die mir

vor

Kurzem ein Jugendfreund aus dem Kaukasus mitgebracht, wo er schon seit Jahren Handel

treibt

und nun sich

völlig

in

Tiflis

niderlassen

will.

Er lädt mich sehr dringend ein, dorthin zu reisen um in russischer Dienste Geologie zu treiben, wobei ich von dem dortigen Statthalter väterlich un-terstützt würde. Wäre ich dazu nur noch tauglich, in einigen Jahren würde ich nach der Versicherung meines Freundes glängende Erfolge erzielen. Wenn ich hier auch wenig zu hof-fen mehr habe, so ist es doch bedenklich, in meinen schon verspäteten Jahren noch eine solche Reise zu unternehmen. Ich würde mit dem berühmten Geologen Abich und dem Botaniker Bayer etc. sechs Monate im Jahre die Kaukasusländer, die Krim, und selbst Armenien und Persien zu bereisen haben. Dies alles wäre mir in meiner Jugend der schönste Traum und nun sollte ich es noch wagen? Was sagst Du dazu? Ich habe hier wohl noch an Desor den thätigsten Freund. Ich habe ihm

viel

zu danken, bin aber abhängig und kann blos darauf rechnen mich noch ehrlich ans Ende meiner Tage zu [schleppen]. Doch genügt es

Dir

Aufschluss über eine neue Situation meines Lebens zu geben. [Vorläufig] brauchst Du darüber nichts zu andern zu sagen. Ich

will

nur Deine Meinung.

Hast Du Deinen flüchtigen Italiäner') eingeholt und aus seinem Verstecke gezogen

Wie steht's mit den Eiern des noch vorhandenen Wir hätten auf etwas feuchte Erde oder in Moos stecken sollen. Sind welche ausgekrochen?

Wegen Baselland habe ich seither nichts mehr vernommen.

Sind meine Füsse wieder heil, so gehe ich in den Waadter Jura einige Strecken der geologischen Karte zu rektifizieren. Hoffe darauf wieder an den Rhein zu kommen, um zugleich meine Füsse in der Salzlauge zu kuriren als zu sehen, ob etwas wegen dem Aquarium zu machen ist. Unterdessen

mit

1000 Grüssen.

Dein A. GRESSLY.

') Ein Huhn.

Ich hoffe bald das Versprochene halten zu können. Viele Grüsse an die Freunde in

Möhlin

und Rheinfelden, besonders an die hübsche Bier... Balduina.

Neuchâtel ce 31 Déc. 1860.

Im Dokument Appendice : lettres d'Amand Gressly (Seite 21-25)