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Eine Reihe von 4 Aktivitäten, die Aktionen gegen Hate Speech und Hassverbrechen vorbereitet. Die verschiedenen Teile können separat oder

TEIL 1: LEHREN DER GESCHICHTE

DAUER 60 Minuten

ZIELE • Bewusstsein für die NS-Opfer unter den Rom(nj)a-Gruppen schaffen

• Ein extremes Beispiel von tief verwurzelten Vorurteilen und Hate Speech beleuchten und die aktuellen Folgen untersuchen

• Solidarität mit den Angehörigen der Rom(nj)a-Minderheit fördern und die Gruppe zu einem aktiven Auftreten gegen Rassismus und Diskriminierung motivieren MATERIAL • Flipchart und Filzstifte

• Kopien des Handouts „Eine kurze Geschichte der Verfolgung der X“ (optional) VORBEREITUNG • Teilen Sie der Gruppe vor der Einheit mit, dass Sie vorhaben, den Holocaust zu

besprechen, und kontaktieren Sie Gruppenmitglieder, die damit Schwierigkeiten haben könnten.

• Kopieren Sie die Handouts, eine Kopie pro Kleingruppe.

ANLEITUNG

1. Es werden Kleingruppen von 2 bis 3 Personen gebildet, die die gleiche Identität haben. Diese kann sich auf Ethnizität oder Nationalität beziehen, kann aber auch mit anderen sozialen oder religiösen Gruppierungen (oder auch Fußballvereinen!) verbunden sein. Geben Sie den Kleingruppen etwa 10 Minuten Zeit, um sich über ihre Gefühle bezüglich dieser Identität auszutauschen.

2. Teilen Sie das Handout „Eine kurze Geschichte der Verfolgung der X“ aus oder präsentieren Sie einen Teil der Informationen, um ein Gefühl für den immer wiederkehrenden brutalen Umgang zu vermitteln, den die Angehörige der Rom(nj)a-Minderheit erdulden mussten. Sagen Sie noch nicht, um welche Bevölkerungsgruppe es sich handelt.

3. Diskutieren Sie kurz die Reaktionen, wenn möglich, ohne die Gruppen aufzulösen. Danach werden Teams aus jeweils zwei Gruppen gebildet. Geben Sie ihnen 15 Minuten, um die folgenden Fragen zu bearbeiten:

– Wie würden sie sich fühlen, wenn „ihre“ Leute zu irgendeinem Zeitpunkt in der jüngeren Geschichte einer solchen Behandlung ausgesetzt gewesen wären? (Dabei sollen sie sich auf die Gruppe konzentrieren, die sie in Punkt 1 gewählt haben.)

– Was sind ihrer Meinung nach die schwierigsten Aspekte für eine Gemeinschaft, die so etwas durchlebt hat?

– Was, wenn es heute Menschen gäbe, die leugnen, dass es den Holocaust gegeben hat? Was wäre ihre Motivation, diese Tatsachen zu leugnen?

4. Die einzelnen Gruppen sollen ihre Diskussionen in der Großgruppe kommentieren. Danach wird gefragt, ob die TeilnehmerInnen wissen oder erraten können, um welche Bevölkerungsgruppe es im Handout ging. Wenn es nicht erraten wird, erklären Sie, dass es um die Rom(nj)a-Gruppen geht, und fragen Sie, was die Gruppe über die aktuelle Situation der Minderheit weiß. Wie werden sie behandelt, wie viel ist über ihr historisches Leid bekannt? Inwiefern sind sie heute von Hate Speech betroffen?

Schritt für Schritt – Aktionen und Kampagnen durchführen

Bookmarks – Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung

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5. Erklären Sie den TeilnehmerInnen, dass vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof Fälle ver-handelt wurden, die in fast jedem europäischen Land eine Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen gegen diese Gruppe festgestellt haben. Erinnern Sie die TeilnehmerInnen daran, dass die Medien und die Bevölkerung insgesamt gegenüber den Rom(nj)a-Gruppen sehr intolerant eingestellt sind. Diese sind häufig das Ziel von Beleidigungen und Hassverbrechen. Fragen Sie, ob die TeilnehmerInnen in ihrem „realen“ Leben oder im Internet Beispielen begegnet sind.

6. Wenn Sie die Übung als Einführung für eine Kampagnenaktion durchführen, informieren Sie die TeilnehmerInnen über die Dosta-Kampagne und sagen Sie ihnen, dass die nächste Einheit sich mit Wegen beschäftigen wird, wie sie aktiv werden können, um gegen die Diskriminierung der Rom(nj)a- Minderheit aufzutreten.

MODERATIONSTIPPS

z Der extreme Inhalt, der in der Übung angesprochen wird, kann für manche Gruppenmitglieder problematisch sein. Besonders wenn Angehörige der Rom(nj)a-Minderheit in ihrer Gruppe sind, sollten Sie sie vorher warnen und bereit sein, ihnen Unterstützung anzubieten, sollte das notwen-dig sein. Im Holocaust wurden jedoch auch viele andere Gruppen verfolgt und auch Angehörige dieser Gruppen könnten sich betroffen fühlen. Das gilt besonders für Jüdinnen und Juden. Stellen Sie sicher, dass Sie die Zusammensetzung der Gruppe und ihre wahrscheinlichen Reaktionen auf die Übung vorher kennen.

z Sie könnten den TeilnehmerInnen auch Informationen über andere im NS-Regime verfolgte Gruppen geben – oder sie fragen, ob sie diese nennen können. Einige dieser Gruppen sind:

– PolInnen (etwa 2,5 Millionen nicht-jüdische PolInnen wurden ermordet) – Andere slawische Völker

– Sowjets (insbesondere Kriegsgefangene)

– „Nicht-EuropäerInnen“ – insbesondere Menschen afrikanischer und asiatischer Herkunft – Psychisch Kranke und Menschen mit Lernbehinderungen

– Gehörlose und körperlich Behinderte – Homosexuelle und Transgender-Menschen

– Politische GegnerInnen – insbesondere KommunistInnen und Linke – Religiöse „DissidentInnen“, insbesondere Mitglieder der Zeugen Jehovas

Weitere Informationen siehe http://www.yadvashem.org/yv/de/resources/names/faq.asp

z Die Diskussion muss mit höchster Sensibilität und Flexibilität geführt werden; die Gruppe sollte nicht gedrängt werden, wenn die TeilnehmerInnen mehr Zeit zu brauchen scheinen, um ihre Gefühle auszudrücken.

z Für die Kleingruppenarbeit sollten Sie im Vorhinein darüber nachdenken, ob es wahrscheinlich ist, dass bestimmte Personen Schwierigkeiten haben könnten. Wenn das der Fall ist, könnte es leichter sein, allen eine Gruppenidentität „zuzuweisen“. Sie könnten die Gruppe etwa auffordern, „männli-che“ und „weibli„männli-che“ Teams zu bilden, oder Teams von Leuten, die unterschiedliche Schulzweige besuchen, Leute, die lieber Fußball/Tennis/Leichtathletik machen usw.

Schritt für Schritt – Aktionen und Kampagnen durchführen

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z In der kurzen Chronologie der Rom(nj)a-Gruppen im Holocaust (siehe unten) wurde jeder Hinweis auf die Minderheit oder der Begriff „Zigeuner“ mit X ersetzt. Wenn Sie diese Informationen verwenden, könnten Sie von „der Gruppe“ sprechen oder die TeilnehmerInnen auch auffordern, sich vorzustel-len, es sei ihre Gruppe.

z Die TeilnehmerInnen sollen sich eine Identität auswählen, die ihnen wichtig ist, um eine Idee davon zu bekommen, wie es wäre, als Gruppe verfolgt zu werden. Wenn die Gruppe starke Vorurteile gegen Angehörige der Rom(nj)a-Gruppen hat, könnte es für sie schwierig sein, sich mit den Problemen der Minderheit zu identifizieren. Das sollten Sie auf jeden Fall ansprechen: Planen Sie für Punkt 4 von Teil 1 genügend Zeit ein, damit die Anliegen der Gruppe diskutiert werden können. Erklären Sie, dass geschätzt 75 bis 80% der Rom(nj)a-Bevölkerung in Europa im Holocaust ermordet wurde, und dass dieser Anteil in einigen Ländern bis zu 90% beträgt. Sie könnten die Gruppe auffordern sich vorzustellen, 90% ihrer Leute zu verlieren: Von einer Gruppe von 20 Personen würden nur 2 Menschen übrig bleiben.

z Sie könnten den TeilnehmerInnen einige Informationen über „Hassverbrechen“ geben und sich mit der Verbindung zu Hate Speech und Hate Speech im Internet beschäftigen. „Hassverbrechen“ sind Verbrechen gegen Einzelne oder Gruppen, die von einer hasserfüllten Einstellung gegenüber der gesamten Gruppe motiviert sind. Sie könnten sich damit beschäftigen, wie „milde“ Hassbekundun-gen oder rassistische VerunglimpfunHassbekundun-gen leicht zu extremeren Formen eskalieren und so Verbrechen gegen Einzelpersonen berechtigt erscheinen lassen können.

z Das Wort „dosta“ bedeutet auf Romani „genug“. Die Dosta-Kampagne ist eine aufklärende Kampagne, die Nicht-Rom(nj)a in Kontakt mit Rom(nj)a-MitbürgerInnen bringen soll. Informationen über die Kampagne finden Sie auf http://dosta.org. Es könnte hilfreich sein, wenn Sie Internetzugang haben, damit die TeilnehmerInnen sich die Website ansehen können. Auch andere Websites beschäftigen sich mit den NS-Verbrechen an den Angehörigen der Rom(nj)a-Minderheit, die sie auch zur Recherche benutzen können:

www.roma-genocide.org

www.sintiundroma.de/sinti-roma/ns-voelkermord.html http://romafacts.uni-graz.at/index.php/history www.romasinti.eu/

www.romasintigenocide.eu/

NACHBESPRECHUNG

Geben Sie den TeilnehmerInnen am Ende der Aktivität Zeit, über ihre Gefühle zu sprechen. Sie könnten zuerst alle bitten, ihre Gefühle mit einem Wort zu beschreiben.

z Hast du durch die Übung neue Informationen oder Einsichten gewonnen?

z Hat die Übung deine Einstellung gegenüber Angehörigen der Rom(nj)a-Minderheit verändert?

z Warum ist deiner Meinung nach das Leid der Rom(nj)a-Gruppen unter dem NS-Regime heute so wenig bekannt?

z Glaubst du, dass der Umgang mit der Rom(nj)a-Minderheit heute anders wäre, wenn die Verbrechen Schritt für Schritt – Aktionen und Kampagnen durchführen

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gegen sie bekannter wären?

z Was kannst du tun, um diese Informationen weiter zu verbreiten?

z Was können wir aus dem Holocaust lernen? Kannst du erklären, wie Hate Speech sich so verbreitet hat, dass schreckliche Verbrechen gegen große Gruppen von Menschen verübt werden konnten?

Siehst du irgendwelche Parallelen zu Hate Speech im Internet oder offline heute?

VARIANTEN

Sie könnten die Form dieser Aktivität dazu benutzen, jede andere Opfergruppe des Holocaust zu betrachten, deren Leid wenig bekannt ist. Einige dieser Gruppen sind in den Moderationstipps angeführt.