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7. Ergebnisse

7.5. Kontrastiver Fallvergleich: Physische Ressourcen

In diesem Unterkapitel werden die Interviews bezüglich der physischen Ressourcen verglichen, die im Kapitel 4.3. definiert wurden.

Im ersten Punkt wird die jeweilige psychische Gesundheit der vier Interviewpartner einem Vergleich unterzogen. Stefan und Uwe weisen in diesem Kontext Gemeinsamkeiten aufgrund von Schicksalsschlägen in Form von Todesfällen, die bei ihnen eine psychische Schräglage verursachten, auf. Uwe begann aufgrund dessen mit dem Konsum von Alkohol: „Drei Todesfälle innerhalb von zehn Tagen, im allerengsten Familienkreis. Papa, Opa, Schwiegervater“ (Uwe 2018, S. 3, Z. 83f.). „Ich habe angefangen zum Trinken, um zu vergessen“ (Uwe 2018, S. 3, Z. 88f.). Stefan war nach dem Tod seiner dritten Lebensgefährtin zunächst abstinent, fing jedoch nach deren Beerdigung wieder zu trinken an, da er keinen Sinn mehr sah:

„Und ja und ja, vielleicht aus Respekt vor ihr, weil ich bin dort zu der Urnenbeisetzung als ganz Nüchterner hingegangen, bin heimgefahren und war dann schon beim [Supermarktname] drüben (Mhm) Alkohol kaufen“

(Stefan 2018, S. 11, Z. 306–308).

Die Gemeinsamkeit hierbei liegt darin, dass beide aufgrund von Schicksalsschlägen Alkohol konsumierten. Der Unterschied ist hierbei allerdings, dass Stefan im Gegensatz zu Uwe bereits vor diesem Schicksalsschlag Alkoholprobleme aufwies.

Im Gegensatz zu Stefan und Uwe geht Rainer mit Krisen anders um und stellt dahingehend einen Unterschied dar: „Immer lächeln (Aha), immer lächeln und morgen ist auch wieder ein Tag (Mhm), ganz einfach. Die Zeit vergeht“ (Rainer 2018, S. 37, Z. 994f.).

Leon meinte, dass seine psychische Lage durchwegs in Ordnung sei, berichtete jedoch von einem Burnout, das er als Bauleiter aufgrund von Stress erlitten hatte.

„Das habe ich gemacht, bis die Baustelle kurz vorm Ende war (Ja), danach, das waren so zwei Jahre in etwa, danach hatte ich so ein richtiges Burnout gehabt“ (Leon 2018, S. 4, Z. 125f.).

Somit weisen Stefan, Uwe und Leon in ihrer Lebensgeschichte psychische Probleme auf, die bei Stefan und Uwe aus demselben Beweggrund entstanden sind.

Als Nächstes wird der Aspekt der jeweiligen körperlichen Gesundheit miteinander verglichen. Rainer und Uwe haben momentan gesundheitliche Probleme. Uwe zertrümmerte sich durch einen Sturz seinen Knöchel und leidet bis heute unter den Folgen: „Es braucht seine Zeit. Und ja, angeblich sollte ich auf einem guten Weg sein, haben die Ärzte gesagt“ (Uwe 2018, S. 14, Z. 400f.). Rainer laboriert zurzeit an einem beidseitigen Leistenbruch: „[J]etzt kämpfe ich mit meinem Ding, mit meinen Leisten, meinen beidseitigen Leistenbrüchen (Mhm), mir steht schon alles drüber“ (Rainer 2018, S. 16, Z. 436f.).

Insgesamt sind die Lebensgeschichten aller vier Interviewpartner von körperlichen Problemen gekennzeichnet: Leon litt unter Gastritis, Uwe hatte einen Blinddarmdurchbruch, auch Rainer zertrümmerte sich bei einem Sprung seinen Knöchel und Stefan erlitt durch einen Arbeitsunfall ein Schädelhirntrauma und ebenfalls einen zertrümmerten Knöchel. Folglich weisen Stefan, Uwe und Rainer eine Übereinstimmung bezüglich der Krankheitsfälle auf, indem sich diese drei jeweils einen Knöchel zertrümmerten.

In Bezug auf den Alkoholkonsum und der damit verbundenen Abhängigkeit gehen drei

der vier Interviewpartner offen mit ihrer Sucht um. Die Lebensgeschichten von Stefan, Uwe und Leon zeigen deutlich, dass ihr Alkoholkonsum in eine Abhängigkeit geführt hatte, worunter sowohl Arbeitsstellen als auch Beziehungen litten. Stefan versuchte mehrfach eine Therapie, schaffte es zeitweise, abstinent zu leben, rutsche jedoch aufgrund psychischer Labilität und fehlenden Halts wiederholt in die Abhängigkeit:

„[W]enn man was trinkt, dann hat man auch keine Freunde mehr, dass man dann arbeiten geht oder was“ (Stefan 2018, S. 2, Z. 52f.).

„Ja, das wird ungefähr hinkommen, mit 30, 31. Und dann [Stadt], [Therapieeinrichtung], [Stadt]. Und das ist dann, das sind dann halt immer so Therapien gewesen, ja, [Therapieeinrichtung] hat eh am längsten gehalten, weil ich da eben sie kennengelernt habe, (Mhm) und dort habe ich dann wirklich 18 Monate nichts getrunken“ (Stefan 2018, S. 17, Z. 476–

479).

Leon besuchte zweimal eine Therapie: die erste aufgrund einer Auflage des Gerichtes, die zweite, um die Forderungen des AMS bezüglich einer Arbeitsplatzsuche zu umgehen. Diese Therapien empfand er jedoch als sinnlos, da er auch ohne Alkohol leben könne:

„Nur gebracht hat mir das eigentlich auch sehr wenig, außer dass ich mich jetzt auf dem Gelände ein bisschen auskenne. […] Das ist ja das Lustige, ich trinke nicht wenig, nicht. Aber wenn ich nichts habe, habe ich auch keine Probleme“ (Leon 2018, S. 6, Z. 170–174.).

Uwe berichtete hingehen nur von einer Episode in seinem Leben, in der Alkohol eine Rolle gespielt hatte, und zwar in der Zeit nach seinen Schicksalsschlägen: „Ich habe angefangen zum Trinken, um zu vergessen“ (Uwe 2018, S. 2, Z. 88f.). Auch bei ihm hatte die Alkoholsucht das Zerbrechen seiner Ehe und den Verlust seines Arbeitsplatzes zur Folge gehabt: „Natürlich, dass ja durch den übermäßigen Alkoholkonsum die Ehe in die Hosen gegangen ist, also Scheidung, Job verloren, auch einige Freunde verloren“

(Uwe 2018, S. 3, Z. 89ff.).

Rainer nimmt unter den vier Interviewpartnern in Bezug auf den Alkoholkonsum eine gesonderte Rolle ein, da er seinen Konsum selbst nicht als krankhaft ansieht oder in der Vergangenheit angesehen hat. Er betonte jedoch mehrfach, dass er gerne trinke, stellte aber fest, dass er dadurch keine Schäden erlitten habe: „Hat er eh vor zwei Jahren zu

mir gesagt, da passt alles. Sie trinken viel und haben keinen Leberschaden, man muss halt bewusst trinken“ (Rainer 2018, S. 15, Z. 446–448).

Zusammenfassend kann bei diesem kontrastiven Fallvergleich festgestellt werden, dass alle Interviewpartner gesundheitliche Probleme aufweisen, die psychisch und/oder physisch sind. Aktuell (Stand 2018) weisen zwei Interviewpartner keine gesundheitlichen Probleme auf.