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Interviewvereinbarung

Masterarbeit:

Biographieforschung bei an Alkoholismus erkrankten Personen im Hinblick auf die Ressourcenorientierung

Ich, __________________________, erkläre mich mit folgenden Punkten einver-standen:

1. Aufnahme des Interviews auf Tonträger

2. Der Verschriftlichung der Tonaufzeichnungen in anonymisierter Form (keine Namensnennung)

3. Veröffentlichung zu wissenschaftlichen Zwecken ausschnittsweise als Zitate für die oben genannte Masterarbeit

Unterschrift (Befragte): Unterschrift (Forscherin):

______________________ ______________________

Interviewkarte

Kindheit:

1. Beziehungen (Eltern, Verwandte,…) 2. Zuwendung

3. Konflikte

ökonomische Ressourcen (Finanzen/Geld/Verdienst, Wohnung, sichere Arbeitsstelle)

kulturelle Ressourcen (Schulbildung, Beruf, sonstiges erlerntes Wissen, Glaube)

soziale Ressourcen (Beziehungen, soziales Umfeld)

relationale Ressourcen (Konflikte)

physische Ressourcen (körperliche Gesundheit, Körperbild, psychische Lage / Stimmung)

Interviewauszüge

Interviewpartner 1

B1: Sagen wir so, angefangen hat es so: ich bin einmal auf die Welt gekommen, das war 1970, dann habe ich meine Schulausbildung gemacht, mit Volksschule Hauptschule und Polytechnikum, äh war nicht immer leicht weil der Vater hat eigentlich schon immer gerne getrunken und da hat es dann zwischen den Eltern öfter Konflikte gegeben überhaupt wie er dann in Pension war und ja, unter der Woche ist er sowieso nie da gewesen, da hat er die ganze Woche auswärts gearbeitet und wann er dann zuhause war, war es für uns Kinders, die wir noch dort waren, die anderen sind schon ausgezogen gewesen, die anderen Geschwister, es war immer zum Arbeiten. Er ist am Abend, Freitag am Abend nach Hause gekommen, äh da war er schon sehr betrunken, aber am Samstag war es dann schon wieder zum Arbeiten, ja. Ja des war es dann eigentlich mit der Schulausbildung und dann, dann habe ich, wollte ich eigentlich Fliesenleger werden und da hätte ich aber ein ganzes Jahr lang warten müssen, bis dass ich einen Lehrplatz bekommen hätte und ja mein Vater war eben auch Feuerwehrhauptmann und durch das hatte er eine gute Beziehung zum Rauchfangkehrermeister gehabt weil die oft miteinander zusammen arbeiten müssen haben und der hat dann natürlich gesagt ich kann sofort anfangen. Gut, habe ich mir gedacht, es hilft eh nichts, dann muss ich halt das machen. Ja, hab dann meine Lehre gemacht, hab bei der ganzen Berufsschule vier zweier, also alle drei Jahre lang vier zweier, sonst alles Einser, habe dann meine Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung gemacht, aber habe nur mehr, ja gut ein dreiviertel Jahr lang, naja fast ein Jahr war es, länger gearbeitet nach der Lehre, weil ich einfach zu wenig verdient habe, ich habe damals 8000 Schilling bekommen und bin dann am Bau gegangen, weil dort habe ich das Doppelte gehabt und ja, das war halt oft auch nicht so einfach, es war, wir haben in der früh um 6 in der Früh haben wir zum Arbeiten angefangen und da bin ich aber schon über 30km gefahren, also habe zumindest um halb fünf aufstehen müssen. Äh wir haben dann oft mit irgendetwas fertig werden müssen, da hat es, das längste was wir arbeiten haben müssen war bis halb 12 in der Nacht und das ist oft zach gewesen, nicht? Weil das war im Sommer auch noch und dann bist auch schon müde, aber als ein Junger schafft man das noch. Jetzt bräuchte ich über das eigentlich gar nicht mehr nachdenken. Ja, habe das ein Jahr lang gemacht, äh

habe dann einen schweren Unfall gehabt (B1 2018, S. 1-2, Z. 7-34).

Interviewpartner 2

B2: Vor dreieinhalb Jahren ist etwas passiert, das hat mich wie soll man sagen, ich war ganz oben am Berg, ganz oben, beim Gipfelkreuz war ich schon. Nur wer hoch steigt kann tief fallen und ich bin tief hinuntergefallen. Drei Todesfälle innerhalb von 10 Tagen, im allerengsten Familienkreis. Papa, Opa, Schwiegervater. Und das ist nämlich so eine coole Partie, wenn du jeden zweiten Tag zum Friedhof bist und wirklich einen Kumpel oder Freund, was weiß ich, beerdigen musst. Mir hat es aus der Umlaufbahn geschmissen. Ich habe gesagt „Haberer“, der liebe Gott ist für mich ein Haberer (Ja), bis jetzt hat er sich noch nie aufgeregt. „Was habe ich angestellt, damit du mich so bestrafst?“. Antwort habe ich bis heute noch nicht. Ich habe angefangen zum Trinken um zu vergessen. (Mhm). Natürlich, des ja durch den übermäßigen Alkoholkonsum, Ehe in die Hosen gegangen, also Scheidung, Job verloren, auch einige Freunde verloren, ich war nicht mehr seriös und die haben sich nicht mehr auf mich verlassen können, bitte nicht. (Mhm) Wenn ich sage zu dir, ich schreib dir jetzt schnell ein Gedicht oder was weiß ich, dann mache ich es heutzutage, aber damals war es mir egal.

Ich bin komplett, also vom Gipfelkreuz komplett runter gestürzt, bis ins Tal. Und habe dann angefangen zum Trinken um zu vergessen. Während dem Trinken ist alles super, passt alles Holatero, aber am nächsten Tag in der Früh ist das gleiche Problem wieder da (Mhm) und was macht man? (Weiter trinken) Weiter trinken genau. Und das war meine Todesspirale, bis ich nicht mehr gewusst habe wo oben und unten, links und rechts ist.

Bin sogar die Tage auf der Straße gewesen, die Stadtpolizei in [Ortsname] hat mich aufgelesen und mir den Befehl erteilt: „Du fährst jetzt sofort ins VinziTel“. Die haben schon angerufen gehabt, Busticket haben sie mir sogar gegeben, die Polizisten (Mhm), die Stadtpolizei. Und war dann im VinziTel und dadurch dass der Aufenthalt im VinziTel befristet ist, musst du ja irgendwann einmal hinaus. Dann bin ich ins VinziDorf gekommen (B2 2018, S. 2-3, Z. 81-103).

Interviewpartner 3

B3: (???) Streit oder so, ich bin einer der einem Streit oder so eher ausweicht (Mhm) Konfliktlösung heißt für mich eigentlich den Konflikt zu ignorieren (lachen B3) (Okay)

Ich suche nicht die Auseinandersetzung oder so sondern (Ziehst dich zurück) ich gehe dem aus dem Weg. Zurückziehen weniger, dann gehe ich halt ins Gasthaus (lachen B3) (Mhm) dann habe ich dann auch andere Ansprechpartner und dann (Ja) Ich bin ja auch mit meiner Frau, also die Scheidung die ist ja auch ohne Streit verlaufen oder so (Mhm) die hat einmal zu mir gesagt „Ne du es hat keinen Sinn“ Sie reicht die Scheidung ein, sage ich „Ja, ist eine gute Idee“ ich ziehe sie eh nur runter (Ja). Das haben wir dann so durchgezogen (Ja)wir haben dann nachher noch eine guten Kontakt zueinander gehabt.

Kinder haben wir keine (Ja) also (B4 2018, S. 9, Z. 260-268).

B3: Da habe ich den Ehrgeiz gehabt, ich möchte jetzt wirklich etwas schaffen und habe mir auch eingeredet, also meine Frau ist ja in [Land] geblieben, die habe ich dann auch erst nach einem Jahr nachgeholt (Mhm) und da habe ich mir ja gesagt, wir fangen noch einmal von vorne an und probieren es vielleicht schaffen wir es ja doch, dass wir miteinander eine Basis, eine gemeinsame Basis aufbauen können, aber das hat dann da auch nicht funktioniert weil ich dann die ersten zwei Jobs dann gleich gekündigt habe (Ja) weil ich das nicht mehr geschafft habe und bin dann eigentlich nur mehr auf der Tankstelle gewesen, da war das Einkommen nicht das größte, es hat gereicht, dass ich die Zinsen bedienen kann (Ja) bisschen ein Abtrag aufs Haus. Aber das ist dann auch immer schlimmer geworden, da war es dann schon 2 Kisten Bier am Tag (Ja), 2 Kisten Bier waren während der Arbeit weg und nach der Arbeit ins Gasthaus gegangen und dort ordentlich Gas gegeben (Mhm) (B3 2018, S. 10-11, Z. 301-311).

Interviewpartner 4

B4: Ja, mir hat Kunst schon immer überhaupt interessiert. Malen, das siehst du eh (Mhm) und das Schreiben das ist dann irgendwann einmal gekommen. Das ist wirklich wie ein Hammer einfach kommen, es ist da gewesen (Ja)Ich habe ja alles da, vom ersten Tag wie ich angefangen schreiben, habe ich alles da, das ist so schön (Ja). Nach 50 Jahren. Und trotz allem, dass ich immer im Freien gewohnt habe, ist mir nichts verloren gegangen. (Mhm) Das habe ich gehütet wie meinen Augapfel (Das war wir dann sehr, sehr wichtig). Ja das ist wichtig, dass du irgendetwas hast (Ja) Irgendwas ja (B4 2018, S.

9, Z. 247-253).

I: Und wenn du jetzt irgendein, also weiß nicht ob du schon einem Kriese, in denen es dir wirklich schlecht gegangen ist gehabt hast. An was hast du dich da…

B4: Immer lächeln (Aha) immer lächeln und morgen ist auch wieder ein Tag (Mhm) ganz einfach. Die Zeit vergeht. Wir wissen nicht was Zeit ist (Ja) wissen wir nicht. Nur weil die Sonne untergeht und morgen wieder kommt ist eine gewisse Zeit. Es gibt ja keine Zeit, was ist denn Zeit. Ab und für sich, nein es gibt keine Zeit

I: Es ist konstruiert

B4: Ja richtig. Dann lachst du halt, mein Gott, ist ja egal

I: Und auch wenn du Konflikte mit anderen Personen gehabt hast, also Differenzen

B4: Naja, pass auf, pass auf. Ja, das ist ganz einfach. Bin ich jetzt schuld gewesen, dass jetzt dieses, dieser Disput jetzt aufgekommen ist (Ja) oder war der andere oder beide Schuld. Dann bin ich der, der immer Frieden pflegt (Mhm). Gutes Klima (Ja) Aber nicht bis zu einer Entschuldigung (Mhm) Diplomatisch, weil Entschuldigung ist keine Diplomatie, da tut man ja seine Ding eingestehen sein (Ja) Fehler. Das wollen wir ja auch nicht (Ja). Das kann man ja auch Diplomatisch machen (B4 2018, S. 36-37, Z.

991-1010).

Analysebeispiele anhand eines Interviewausschnittes:

Formale Textanalyse: Ausklammerung nicht narrativer Textstellen

B1: Sagen wir so, angefangen hat es so: ich bin einmal auf die Welt gekommen, das war 1970, dann habe ich meine Schulausbildung gemacht, mit Volksschule Hauptschule und Polytechnikum, äh war nicht immer leicht weil der Vater hat eigentlich schon immer gerne getrunken und da hat es dann zwischen den Eltern öfter Konflikte gegeben überhaupt wie er dann in Pension war und ja, unter der Woche ist er sowieso nie da gewesen, da hat er die ganze Woche auswärts gearbeitet und wenn er dann zuhause war, war es für uns Kinders, die wir noch dort waren, die anderen sind schon ausgezogen gewesen, die anderen Geschwister, es war immer zum Arbeiten. Er ist am Abend, Freitag am Abend nach Hause gekommen, äh da war er schon sehr betrunken, aber am Samstag war es dann schon wieder zum Arbeiten, ja. Ja des war es dann eigentlich mit der Schulausbildung und dann, dann habe ich, wollte ich eigentlich Fliesenleger werden und da hätte ich aber ein ganzes Jahr lang warten müssen, bis dass ich einen Lehrplatz bekommen hätte und ja mein Vater war eben auch Feuerwehrhauptmann und durch das hatte er eine gute Beziehung zum Rauchfangkehrermeister gehabt weil die oft miteinander zusammen arbeiten müssen haben und der hat dann natürlich gesagt ich kann sofort anfangen. Gut, habe ich mir gedacht, es hilft eh nichts, dann muss ich halt das machen.

Formale Textanalyse: Strukturierung in formale Sequenzen

B1: Sagen wir so, angefangen hat es so: ich bin einmal auf die Welt gekommen, das war 1970, dann habe ich meine Schulausbildung gemacht, mit Volksschule Hauptschule und Polytechnikum, äh war nicht immer leicht weil der Vater hat eigentlich schon immer gerne getrunken und da hat es dann zwischen den Eltern öfter Konflikte gegeben überhaupt wie er dann in Pension war und ja, unter der Woche ist er sowieso nie da gewesen, da hat er die ganze Woche auswärts gearbeitet und wenn er dann zuhause war, war es für uns Kinders, die wir noch dort waren, die anderen sind schon ausgezogen gewesen, die anderen Geschwister, es war immer zum Arbeiten. Er ist am Abend, Freitag am Abend nach Hause gekommen, äh da war er schon sehr betrunken, aber am Samstag war es dann schon wieder zum Arbeiten, ja. Ja des war es dann eigentlich mit

der Schulausbildung und dann, dann habe ich, wollte ich eigentlich Fliesenleger werden und da hätte ich aber ein ganzes Jahr lang warten müssen, bis dass ich einen Lehrplatz bekommen hätte und ja mein Vater war eben auch Feuerwehrhauptmann und durch das hatte er eine gute Beziehung zum Rauchfangkehrermeister gehabt weil die oft miteinander zusammen arbeiten müssen haben und der hat dann natürlich gesagt ich kann sofort anfangen. Gut, habe ich mir gedacht, es hilft eh nichts, dann muss ich halt das machen.

Strukturelle inhaltliche Beschreibung: inhaltliche Beschreibung von Einzelsequenzen

ich bin einmal auf die Welt gekommen, das war 1970,: Geburt

dann habe ich meine Schulausbildung gemacht, mit Volksschule Hauptschule und Polytechnikum,: Schulbildung

der Vater hat eigentlich schon immer gerne getrunken: Vater

dann zwischen den Eltern öfter Konflikte gegeben überhaupt wie er dann in Pension war: Beziehung Eltern

unter der Woche ist er sowieso nie da gewesen, da hat er die ganze Woche auswärts gearbeitet: Vater

und wenn er dann zuhause war, war es für uns Kinders, die wir noch dort waren, die anderen sind schon ausgezogen gewesen, die anderen Geschwister, es war immer zum Arbeiten.: Kindheit

Er ist am Abend, Freitag am Abend nach Hause gekommen, äh da war er schon sehr betrunken,: Vater

aber am Samstag war es dann schon wieder zum Arbeiten,: Kindheit des war es dann eigentlich mit der Schulausbildung: Schulbildung

dann habe ich, wollte ich eigentlich Fliesenleger werden und da hätte ich aber ein ganzes Jahr lang warten müssen, bis dass ich einen Lehrplatz bekommen hätte:

Ausbildung

Rauchfangkehrermeister dann natürlich gesagt ich kann sofort anfangen.: Wahl der Ausbildung

dann muss ich halt das machen.: Ausbildung

Strukturelle inhaltliche Beschreibung: zusammenhängende Sinneinheiten

 Schulausbildung

 Berufswahl

 Kindheit

 Beziehung

Strukturelle inhaltliche Beschreibung: Beschreibung der Sinneinheiten

Schulbildung: Pflichtschulzeit wurde absolviert (Volksschule, Hauptschule Polytechnikum)

Berufswahl: Lehre als Fliesenleger konnte aufgrund von Wartezeit auf Lehrstelle nicht gewählt werden. Lehre als Rauchfangkehrer wurde angefangen und absolviert.

Kindheit: musste zuhause viel Arbeiten, lebte mit einem Teil der Geschwister zuhause, teil war schon ausgezogen

Beziehung: Vater war Alkoholabhängig, deswegen Streit zwischen den Eltern

Analytische Abstraktion

Ressourcen bei Kindern: Sein Vater war Alkoholabhängig, durch dies entstanden Konflikte zwischen den Eltern. Unter der Woche war der Vater unterwegs, er kam nur am Wochenende nachhause. Stefan und die Geschwister, die auch noch zuhause wohnten, mussten am Wochenende zuhause bei der Arbeit mithelfen.

Kulturelle Ressourcen: Stefan absolvierte die Pflichtschulzeit und begann anschließend eine Lehre als Rauchfangkehrer.

Wissensanalyse

Kulturelle Ressourcen: Aufgrund der langen Wartezeiten für die Lehrer als Fliesenleger und die guten Beziehungen des Vaters zu einem Rauchfangkehrermeister, fing Stefan mit der Lehre als Rauchfangkehrer an.