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Pferde mit einem klinisch manifesten Krankheitsverlauf der BD weisen in den meisten Fällen eine akute Erkrankung mit zunehmenden neurologischen Symptomen auf. Seltener wird ein chronischer, teils rezidivierender Krankheitsverlauf beschrieben. Die Symptomatik klinisch apparenter Pferde nach natürlicher BDV-Infektion wurde bereits in zahlreichen früheren Untersuchungen beschrieben (GRABNER u. FISCHER, 1991; UHLIG u. KINNE, 1998; Übersicht bei RICHT et al., 2000; RICHT u. ROTT, 2001; RICHT et al., 2007) und ist mit den Symptomen experimentell BDV-infizierter Ponies (KATZ et al., 1998) vergleichbar. In Bezug auf experimentelle BDV-Infektionen von Nagern weisen der biphasische

Krankheitsverlauf adult BDV-infizierter Lewis-Ratten (NARAYAN et al., 1983a/b;

HERDEN et al., 2000; WERNER-KEIŠS, 2006) und die neurologischen Symptome neonatal infizierter Mäuse (HALLENSLEBEN et al., 1998) Gemeinsamkeiten mit der klinisch manifesten Erkrankung natürlich BDV-infizierter Pferde auf. Auch die Pferde der vorliegenden Studie wiesen, soweit entsprechende Angaben verfügbar waren, laut Vorbericht einen klinisch manifesten Krankheitsverlauf mit charakteristischer neurologischer Symptomatik auf.

Die vorliegenden klinischen Daten zum zeitlichen Verlauf der BDV-Infektion wurden bei der primär auf den histologischen Untersuchungsergebnissen basierenden Gruppeneinteilung der Pferde mit einbezogen. Als Grundlage dieser Gruppeneinteilung diente die Annahme, dass der zeitliche Verlauf der Entzündungsreaktion bei natürlich BDV-infizierten Pferden dem adult infizierter Lewis-Ratten entspricht (3.2.1). Adulte Lewis-Ratten weisen einen biphasischen Krankheitsverlauf auf. Dieser ist gekennzeichnet durch ein ab dem 14. Tag p.i.

auftretendes, ca. 15 bis 20 Tage andauerndes akutes klinisches Stadium, das mit vorwiegend perivaskulären Entzündungszellinfiltraten einhergeht, und über eine durch eine prominente perivaskuläre und hochgradige parenchymatöse Entzündung gekennzeichnete subakute Phase schließlich ab ca. 42 Tagen p.i. in das chronische Stadium mit einer Abnahme entzündlicher Infiltrate übergeht (WERNER-KEIŠS, 2006; Abb. 3). Bei Pferden der Gruppe I, die sich auf Basis der histologischen Kriterien in der akuten Phase der BDV-Infektion befanden (3.2.1), war in den meisten Fällen übereinstimmend eine akute klinische Symptomatik beschrieben. Allerdings wiesen zwei Tiere dieser Gruppe (Nr. 19 und 21) eine geringe Diskrepanz zwischen klinischer und histologischer Beurteilung in Bezug auf den vorliegenden zeitlichen Krankheitsverlauf auf. Während diese Tiere hinsichtlich ihres histologischen Erscheinungsbildes der akuten Phase der BDV-Infektion zugeordnet werden konnten, ließ der klinische Vorbericht mit progressiven neurologischen Symptomen seit zwei bzw. zwei bis drei Wochen ein subakutes Infektionsgeschehen vermuten.

Hierbei muss jedoch in Betracht gezogen werden, dass die klinische Symptomatik bei natürlich BDV-infizierten Pferden abhängig von der Virusausbreitung im Gehirn und der Lokalisation der Entzündungsreaktionen von Tier zu Tier variiert (GRABNER

u. FISCHER, 1991) und von vielen weiteren Parametern wie Varianz der Inkubationszeit, Virulenz des Feldvirus, Alter, Immunstatus und genetischer Hintergrund des Tieres beeinflusst wird. Bei Ratten und Mäusen stehen dagegen Inzuchtstämme und syngene Stämme mit einem engeren genetischen Hintergrund zur Verfügung. Da die vorliegende Studie sich ausschließlich auf die Lokalisation im Bereich des Ammonshorns konzentrierte und bei den betroffenen Pferden (Nr. 19 und 21) keine genaueren Angaben über die Art der neurologischen Symptome existieren, ist es durchaus möglich, dass die seit zwei bis drei Wochen beobachtete klinische Symptomatik auf Entzündungen in anderen, extrahippocampalen Gehirnbereichen zurückzuführen sind. Darüber hinaus sollte beachtet werden, dass ein Großteil der zeitlichen Verlaufsuntersuchungen bei experimentell intrazerebral infizierten Tieren durchgeführt wurden. Obwohl Studien an intranasal infizierten Ratten im Vergleich zu intrazerebral infizierterten Tieren auf eine ähnliche klinische Symptomatik hindeuten (MORALES et al., 1988), ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig geklärt, inwieweit sich der klinische Verlauf von experimentell intrazerebral inokulierten Tieren gegenüber natürlich, vermutlich rhinogen infizierten Pferden unterscheidet.

Pferd Nr. 22 stellte aufgrund seines pathomorphologischen Erscheinungsbildes (4.1.1) eine Sonderform dar. Eine derartige fokale, leptomeningeal demarkierte Entzündungsreaktion ist in der Literatur bei BDV-infizierten Pferden bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht explizit beschrieben. Möglicherweise handelt es sich in diesem Fall um eine für BDV-Infektionen ungewöhnliche fokale Entzündungsreaktion. Inwieweit diese mit der Infektion mit einer Variante des BDV in Zusammenhang steht bleibt fraglich. Einerseits weisen experimentelle Studien darauf hin, dass einzelne Mutationen im viralen Genom zu modifizierten viralen Eigenschaften und veränderter Neurovirulenz führen können (NISHINO et al., 2002; ACKERMANN et al., 2007).

Andererseits zeigten MORALES et al. (1988), dass nekrotische Läsionen in Gehirnen von natürlich und experimentell intranasal infizierten Ratten nicht mit der inokulierten Viruspräparation, sondern wahrscheinlich mit der Infektionsroute in Verbindung stehen.

Ergebnisse serologischer Untersuchungen zum Nachweis BDV-spezifische Antikörper im Serum standen bei siebzehn Pferden zur Verfügung. Bei zehn dieser siebzehn Tiere lagen darüber hinaus Ergebnisse einer Untersuchung auf BDV-spezifische Antikörper im Liquor cerebrospinalis vor. Die ermittelten Antikörpertiter lagen hierbei innerhalb der in der Literatur für BDV-infizierte Pferde angegebenen Referenzwerte, die im Serum mit Werten von 1:5 bis 1:1280 und im Liquor von 1:2 bis 1:1280 beschrieben sind (HERZOG et al., 1994; GRABNER et al., 2002). Da keine Korrelation zwischen der Höhe des Antikörpertiters und dem klinischen Verlauf der BDV-Infektion existiert (RICHT et al., 2007), wurden diese Werte nicht für die Gruppeneinteilung in Bezug auf den zeitlichen Infektionsverlauf herangezogen.

Bei einem der zehn Pferde (Nr. 6) ergab die Untersuchung auf BDV-spezifische Antikörper im Liquor cerebrospinalis ein negatives Ergebnis. Ein Nachweis BDV-spezifischer Antikörper ausschließlich im Serum, nicht aber im Liquor cerebrospinalis wird beim Vorliegen einer inapparenten BDV-Infektion beschrieben (HERZOG et al., 2008). Allerdings spricht der positive Virusnachweis bei Pferd Nr. 6 für einen klinisch apparenten Infektionsverlauf. Als weitere Ursachen für den negativen Antikörpernachweis im Liquor cerebrospinalis sind das Vorliegen eines perakuten Krankheitsverlaufes oder eine Vorbehandlung mit Kortikosteroiden in Betracht zu ziehen (GRABNER et al., 2002). Beides kann im vorliegenden Fall aufgrund mangelnder vorberichtlicher Angaben nicht ausgeschlossen werden.

Zwei Tiere, die histologisch Gruppe I zugeordnet wurden (Nr. 19 und 21) wiesen vorberichtlich einen vierfachen Titeranstieg (Nr. 19) bzw. eine Serokonversion (Nr.

21) auf. Auch bei Pferd Nr. 22, das als Sonderform der Gruppe II zugeordnet wurde (4.1.1), war ein vierfacher Titeranstieg beschrieben. Obwohl die Höhe des Antikörpertiters und der klinische Verlauf der BDV-Infektion grundsätzlich nicht korreliert (RICHT et al., 2007), ist eine Serokonversion oder ein Titeranstieg über drei bis vier Titerstufen ein Indiz für das Vorliegen akuter bis subakuter BDV-Infektionen (HERZOG et al., 1994; 2008).

Alle untersuchten BDV-infizierten Pferde wiesen eine unterschiedlich ausgeprägte nicht-eitrige Meningoenzephalitis auf. Histopathologisch wurden mononukleäre perivaskuläre und parenchymatöse Infiltrate, Astrogliose, aktivierte Mikroglia sowie

vereinzelt Joest-Degensche Einschlusskörperchen und neuronale Nekrosen beobachtet. Die in dieser Arbeit beschriebenen histopathologischen Veränderungen entsprechen weitgehend den Untersuchungsergebnissen früherer Studien über natürliche und experimentelle BDV-Infektionen (NARAYAN et al., 1983a, b; DESCHL et al., 1990; KATZ et al., 1998; CAPLAZI u. EHRENSPERGER, 1998; HERDEN et al., 1999; WERNER-KEIŠS, 2006; RICHT et al., 2007). Tiere der Gruppe III, bei denen eine chronische Infektion vorlag bzw. vermutet wurde, wiesen ähnlich wie adult BDV-infizierte Lewis-Ratten im chronischen klinischen Stadium (NARAYAN et al., 1983a, b; HERDEN et al., 2000; WERNER-KEIŠS, 2006) eine signifikante Abnahme perivaskulärer und parenchymatöser Entzündungszellinfiltrate auf. Das histopathologische Erscheinungsbild der Tiere der Gruppe II glich mit deutlichen parenchymatösen Infiltraten dem subakuten Stadium adult BDV-infizierte Lewis-Ratten (NARAYAN et al., 1983a, b; HERDEN et al., 2000; WERNER-KEIŠS, 2006).

Da jedoch auch einige Tiere der Gruppe I neben dominierenden perivaskulären Entzündungszellinfiltraten mittel- bis hochgradige parenchymatöse Infiltrate aufwiesen, bestanden in Bezug auf die Ausprägung parenchymatöser Entzündungszellinfiltrate keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Gruppe I und II. Hierbei ist zu bedenken, dass das Vorhandensein teils ausgeprägter parenchymatöser Entzündungszellinfiltrate bei einigen Pferden der Gruppe I möglicherweise den Übergang vom akuten in das subakute Infektionsstadium darstellt. Darüber hinaus muss in Betracht gezogen werden, dass das histologische Erscheinungsbild bei natürlich BDV-infizierten Tieren von vielen weiteren Parametern wie Alter, Immunstatus und genetischer Hintergrund des Pferdes sowie Virulenz des Feldvirus beeinflusst wird.

In allen drei Gruppen setzten sich die Entzündungszellinfiltrate aus Lymphozyten, Makrophagen und Plasmazellen zusammen, wobei Lymphozyten den größten Anteil darstellten. Diese Ergebnisse entsprachen den Ergebnissen früherer Studien bei natürlich und experimentell BDV-infizierten Tieren (DESCHL et al., 1990; BILZER et al., 1996; CAPLAZI u. EHRENSPERGER, 1998). Eine weitergehende Differenzierung der Lymphozyten in CD4+ und CD8+ T-Zellen wurde in der vorliegenden Studie nicht durchgeführt. Die statistisch signifikante Abnahme der

Makrophagen von Gruppe I und Gruppe II zu Gruppe III steht vermutlich mit der generellen Abnahme der Entzündungszellinfiltrate und der geringen Tierzahl in Gruppe III in Zusammenhang. Ein vermehrtes Auftreten von Plasmazellen, das bei experimentell BDV-infizierten adulten Lewis-Ratten im subakuten bis chronischen Stadium beschrieben wird (DESCHL et al., 1990; HERDEN, 1997; WERNER-KEIŠS, 2006), war in der vorliegenden Studie nicht zu beobachten.

Bei der Astrogliose handelt es sich um eine unspezifische Reaktion auf einen Insult, die regelmäßig nach Virusinfektionen vor allem in Bereichen mit entzündlichen Veränderungen beobachtet wird (Übersicht bei RICHT et al., 2007; VINTERS u.

KLEINSCHMIDT-DEMASTERS, 2008). Die signifikante Zunahme der Astrogliose von Gruppe I zu Gruppe III entspricht den Ergebnissen früherer experimenteller Studien, die das Auftreten und die Zunahme einer Astrogliose im fortgeschrittenen klinischen Stadium beschreiben (NARAYAN et al., 1983a; DESCHL et al., 1990;

WERNER-KEIŠS, 2006).

Der Grad der Mikrogliaaktivierung und das Vorhandensein neuronaler Nekrosen bei BDV-infizierten Pferden aller Gruppen sind ebenfalls mit den Ergebnissen vorangegangener Untersuchungen vergleichbar (DESCHL et al., 1990; HERDEN et al., 2000, 2005). Hierbei traten die neuronalen Nekrosen bei Pferden der vorliegenden Studie vor allem in der CA3-Region und im Gyrus dentatus des Ammonshorns auf und führten, wie bereits in anderen experimentellen Untersuchungen berichtet, zu einer Ausdünnung dieser Zellschichten im Vergleich zu den untersuchten Kontrolltieren (Übersicht bei RICHT et al., 2007). Bei experimentell infizierten Ratten variiert die jeweils zugrunde gehende Zellschicht des Ammonshorns je nach verwendeter Viruspräparation (HERDEN et al., 2000).

Die als pathognomonisch für eine BDV-Infektion geltenden Joest-Degenschen Einschlusskörperchen waren unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit bei 70%

der Pferde zu beobachten. Ein ähnlich inkonstantes Vorkommen der Einschlusskörperchen wurde bereits bei HERDEN et al. (1999) und RICHT et al.

(2000) beschrieben.

5.2 Immunhistologische Befunde und Befunde der