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Die humanitäre Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes in den Staaten Ost• und Südosteuropas

Die Idee des Roten Kreuzes, die auf den sieben Grundsätzen (Humanität, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität) basiert, ist die tragende Leitlinie aller A ktivitäten der Rot- kreuz- und Rothalbmondbewegung.

Die Grundsätze sind Auftrag und Herausforderung zugleich, an ihnen muß sich die gesamte Rotkreuzbewegung permanent messen. Die Chan- cen, im Sinne dieser Grundsätze gestaltend tätig zu werden, sollen an den Aktivitäten des Deutschen Roten Kreuzes in den Staaten Ost- und Südost- europas aufgezeigt werden.

Es ist jetzt bereits über zwei Jahre her, daß der rapide Prozeß des gesell- schaftlichen und wirtschaftlichen Wandels in den Staaten Ost- und Südost- europas seinen Anfang nahm. Seitdem läßt sich die Lage in der Region wie folgt beschreiben: Die Länder befinden sich alle mehr oder weniger immer

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noch in der Ubergangsphase von der Planwirtschaft hin zu einer markt- wirtschaftlich orientierten Wirtschaftsform. Der wirtschaftliche Umfor- mungsprozeß wird in fast allen Ländern von einem Rückgang der Produk- tion begleitet, verbunden mit inflationären Tendenzen und einem Wachstum der Arbeitslosenzahl. Dieser Prozeß wird durch den Zusam- menbruch eines vorher in sich geschlossenen Wirtschaftsraums, der auf starker Arbeitsteiligkeit basierte, verschärft. Oft werden wirtschaftliche Entscheidungen aufgrund nationaler Egoismen und nicht durch die objek- tiven Notwendigkeiten herbeigeführt. In dieser Situation des Umbruchs ist ein tragfähiges soziales Netz in keinem der Staaten vorhanden, mit der Fol- ge, daß sozial schwache, besonders bedürftige Zielgruppen sich in immer größeren Notlagen befinden. Vor allem betroffen sind alte Menschen außerhalb von Großfamiliep־. ethnische Minderheiten, Behinderte, allein- stehende M ütter mit Kindern und Kranke, die von spezifischen Medika- menten abhängig sind, sowie die immer weiter zunehmende Zahl von Flüchtlingen in der Region.

Als Folge der neuen Transparenz werden sehr viele Umweltschäden, die bisher verschleiert wurden, sichtbar und man wird sich derer bewußt. Die gewonnene Freizügigkeit setzt vieler Orts Spannungen zwischen den ver- schiedenen ethnischen und religiösen Gruppen frei, die bisher unter tota- litärem Regime unterdrückt werden konnten.

Auch wenn die gefürchtete Wanderungswelle von Wirtschaftsflüchtlin- gen aus den Staaten Ost- und Südosteuropas in den Westen noch nicht ein- setzte, so ist es noch zu früh, von ״ Entwarnung“ zu sprechen. Eine große Migrationswelle muß immer noch als möglich betrachtet werden.

Diese sehr kurz skizzierten Problemfelder sind exemplarisch und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sind aber allesamt typisch für die Lage in den betroffenen Ländern, auch wenn ganz klar zu erkennen ist, daß der Umwandlungsprozeß in den einzelnen Staaten verschieden schnell vor sich geht und die aufgezeigte Problematik nicht überall in gleicher Drama- tik auftritt.

Die Situation der Rotkreuzgesellschaften Ost• und Südosteuropas Natürlich gibt es von Land zu Land, von Gesellschaft zu Gesellschaft Un- terschiede. Dennoch lassen sich einige gemeinsame Problemfelder heraus- arbeiten, mit denen sich die Rotkreuzgesellschaften dieser Länder konfrontiert sehen: Die soziale Not steigt und somit steigen die Anforde- rungen an das Rote Kreuz. Die Zahl der Bedürftigen, die es zu versorgen gibt, nimmt zu. Fast überall versuchen die vorhandenen nationalen Rot- kreuzgesellschaften mit Soforthilfeprogrammen Hilfe für die am meisten Betroffenen zu leisten: Es werden Armenküchen eingerichtet, ambulante soziale Dienste zur Versorgung Pflegebedürftiger aufgebaut, Patenschaf- ten für Krankenhäuser übernommen und mitunter sogar Umweltprojekte angegangen. Den steigenden Herausforderungen an unsere Schwesterge- sellschaften steht ein Schwund an materiellen und finanziellen Ressourcen gegenüber. Staatliche Zuschüsse, die früher regelmäßig flössen und zu ei- nem wesentlichen Teil das Budget dieser Gesellschaften ausmachten, blei- ben aus. Mitgliederbeiträge schwinden, die Zahl von ehrenamtlichen M it- arbeitern nimmt aufgrund der wirtschaftlichen Lage dramatisch ab. Hinzu kommt, daß auch das Rote Kreuz von den gesellschaftlichen Umwälzun- gen nicht unbetroffen bleibt. Es finden weitgehend personelle und organi- satorische Umwandlungen statt. Die Rotkreuzgesellschaften versuchen vermehrt, ihre Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu erlangen. Ein Prozeß, der unsererseits großer Unterstützung bedarf. Auch müssen auf- grund staatlicher Neubildungen neue Rotkreuzgesellschaften aufgebaut werden.

Dies ist eine Chance für die internationale Rotkreuzbewegung, das Ge- dankengut des humanitären Völkerrechts sowie die Rotkreuzgrundsätze in den Staaten Ost- und Südosteuropas zu tragen. Wurden diese doch in ih- rer Verbreitung in den alten Regimes durch Zensur unterdrückt und oft verfälscht. Das Ausmaß der Unkenntnis auf diesem Gebiet bei den

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kräften, Behörden und in der Öffentlichkeit ist gewaltig, der Wissensstand

muß, sollte dem humanitären Recht in Ausnahmezuständen tatsächlich Geltung verliehen werden, unbedingt verbessert werden.

Strategien des DRK

Das D R K ist sich der Tatsache bewußt, daß ein Hilfseinsatz in den Ländern Ost- und Südosteuropas nur mittel- und längerfristig von Erfolg gekrönt sein kann, wenn die Hilfe nicht als Fremdkörper implementiert wird, son- dern sie vorhandene Strukturen benutzt, diese aufbaut und erweitert, mit dem Ziel, Hilfe von außen längerfristig reduzieren zu können. Insbesonde- re für das Rote Kreuz ist die Stärkung seiner Schwestergesellschaften der zentrale Schwerpunkt der Aktivitäten in Ost- und Südosteuropa. Hierzu ist es nötig, die Rotkreuzgesellschaften dieser Länder auf ihrem Wege von der zentralistischen stark am Staat angelehnten ״ gesellschaftlichen Mas- senorganisation“ hin zu einer entsprechend den Rotkreuzprinzipien unab- hängigen Organisation zu unterstützen. Dies setzt voraus, daß die staatli- chen Verantwortungsträger und auch die Rotkreuzmitarbeiter dieser Länder hierin inform iert und entsprechend geschult werden. Die Anstren- gungen der neu sich bildenden Staaten, sich eine neue Verfassung zu ge- ben, und die vorhandenen gesetzlichen Codices zu überarbeiten, ist eine große Chance für neu sich bildende Rotkreuzgesellschaften einen unab- hängigeren Platz in der Gesellschaft zu finden und neue, bisher vom Staat ausschließlich betriebene Aufgaben zu übernehmen. Das Gedankengut der Subsidiarität, d. h. Aktivitäten des Staates nur dort, wo sie unabdingbar sind, und die damit verbundene Chance einer Vielfalt von Aktivitäten, das sich in der Bundesrepublik seit ihrem Bestehen bewährt hat, ist auch für die dortigen Gesellschaftssysteme ein attraktives Modell.

Z ur Behebung des Wissensdefizits sind enorme Anstrengungen nötig.

Das IK R K , die Internationale Föderation vom Roten Kreuz und Roten Halbmond sowie mehrere nationale Gesellschaften, u.a. das D R K, arbei- ten mit den Rotkreuzgesellschaften Ost- und Südosteuropas zusammen, um hier Erfolge zu erzielen. Zum anderen ist es nötig, die Schwestergesell- schäften in die Lage zu versetzen, eigenständig die Hilfe für die am meisten Bedürftigen zu leisten. Dieser Ansatz schließt aber kurzfristige Nothilfe- programme (z. B. Überbrückungsprogramme a u f dem Gebiete der Arznei- mittel- und Lebensmittelversorgung, etc.) nicht aus. Trotzdem sei ganz deut- lieh herausgestrichen, daß unsere Hilfe sich nicht darauf konzentriert, möglichst schnell möglichst große Mengen an Hilfsgütern zu transportie- ren. Es gilt vielmehr, lokale Ansätze zur Hilfe auszubauen, zu erweitern und somit von fremder Hilfe unabhängig zu machen.

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Im folgenden werden in einem kurzen Überblick einige Aktivitäten des DRK in den Ländern Ost- und Südosteuropas gegeben. Diese stehen

stell-vertretend für eine Vielzahl von Maßnahmen, die die gesamte Rotkreuz-/

Rothalbmondbewegung in der Region durchführt.

Aktivitäten a u f dem Gebiet der G U S

Solidaritätshilfe des D R K auf dem Gebiete der ehemaligen UdSSR kon- zentriert sich auf besonders bedürftige soziale Gruppen, welche Unterstüt- zung im medico-sozialen Bereich suchen. Sie hat über den Nothilfecharak- ter hinaus mittel- und längerfristige Strukturverbesserungen zum Ziel. So unterstützt das D R K das Russische, Ukrainische und Weißrussische Rote Kreuz beim A uf- und Ausbau von 80 Sozialstationen, die dann eigenstän- dig ihr bereits vorhandenes Klientel (Rentner, Pflegefälle, Behinderte) ver- sorgen können. Das D R K stattet Kliniken mit medizinischem Verbrauchs- material und langlebigen medizinisch-technischen Geräten aus, vor allem im Bereich der Diagnostik. Darüber hinaus unterstützt es das Weißrussi- sehe Rote Kreuz in Minsk im Aufbau eines Knochenmarkstransplanta- tionszentrums zur Behandlung von Leukämiepatienten, um somit einen Beitrag zur regionalen Versorgung dieser Patientengruppe zu leisten. In der Aral-Region baut das D R K zusammen mit dem Uzbekischen Roten Halbmond eine Wasseraufbereitungsanlage zur Versorgung der Stadt Tachta Kupyr. Diese Anlage wird der Bevölkerung der Region (25000

Einwohner), die aufgrund der Verseuchung des Grundwassers im Aral- See-Bereich nur noch mit kontaminiertem Wasser versorgt werden kann, Trinkwasser zur Verfügung stellen; eine Maßnahme, die für die nächsten 10 Jahre greift. Das Russische Rote Kreuz wird mit einem Katastrophen- hilfszug für den Sanitäts- und Betreuungsdienst sowie technischer Hilfe ausgestattet. Das Personal wird entsprechend geschult. Weiterhin führt das D R K zusammen mit dem Russischen, Weißrussischen und Ukraini- sehen Roten Kreuz ein Programm für Betroffene der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl durch. Durch lokales Personal, das in der Bundesrepublik durch das D R K geschult wurde, werden mit mobilen Ambulatorien Mes- sungen sowohl von Betroffenen als auch von Nahrungsmitteln vorgenom- men, Medikamente verteilt, einheimische Distrikthospitäler technisch ge- zielt ausgestattet und im Bezug auf die radioaktive Verseuchung der Region Informations- und Ausbildungsprogramme für das Rotkreuz-Per- sonai und die betroffene Bevölkerung durchgeführt. In Armenien wurde das größte Bauprojekt im Rahmen der Wiederaufbauhilfe des D R K , der Bau eines 120-Betten-Krankenhauses sowie einer Rettungswache in Ste- panavan verwirklicht. Im Frühjahr 1992 konnte dieses ehrgeizige Projekt an die armenischen Partner übergeben werden. Weitergeführt wird der Unterhalt und die Betreuung der Orthopädischen Werkstatt in Eriwan, ein klassisches Projekt im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe, da der Betrieb der Werkstatt inzwischen durch armenische Orthopädietechniker, die in der

Bundesrepublik durch das D R K ausgebildet werden konnten, betrieben wird. Andere Projekte, wie Behelfshäuserbau, Gesundheitsstationen, Kin- dergarten, etc. sind längst abgeschlossen und in Betrieb.

Tschechei u n d Slowakei

Das D R K unterstützt in der Tschechei und Slowakei seine Schwestergesell- schaft, die sich unter den neuen gesellschaftlichen und politischen Gege- benheiten umstrukturiert, und sich neuen Herausforderungen stellt. Diese Unterstützung konzentriert sich insbesondere auf Schulungsaktivitäten im Rahmen der Fortbildung von Führungskräften, der Fortbildung von Fach- kräften des Blutspendewesens und den Aufbau des Blutspendedienstes beim Tschechischen Roten Kreuz, der auf der Freiwilligkeit der Blutspende beruht. Vor allem in der Slowakei konnten mit Unterstützung des Deut- sehen Roten Kreuzes m ultifunktionelle Sozialstationen aufgebaut werden.

Rum änien

Die Rotkreuzhilfen in Rumänien konzentrieren sich regional auf 6 Judet- ze (Landkreise) im Nordwesten Rumäniens. D ort wurden Kreiskranken- häuser, Dispensarien und Sozialeinrichtungen wie Kinderkrippen, Wai- sen-, Behinderten- und Altenheime mit standardisierten Sets dringend benötigter Hilfsgüter beliefert. Weiterhin waren die Landes- und Kreisver- bände des D R K aktiv in der Rumänienhilfe. Sie haben zahlreiche Partner- schäften für Sozialeinrichtungen übernommen und fortgesetzt. In diesem Rahmen wurden Renovierungsarbeiten in den Heimen durchgeführt, Ausstattung für Sanitär- und Elektroinstallationen geliefert und die Hei- me besser ausgestattet. Ein Schwerpunkt der D R K -A rbeit besteht in der Fortbildung der Mitarbeiterinnen und M itarbeiter in den Sozialeinrich- tungen und des Rumänischen Roten Kreuzes. Das D R K führte von Okto- ber 1990 bis Oktober 1991 ein Fortbildungsprogramm für das Personal der Kindereinrichtungen durch, das in Rumänien großen Anklang fand. Dabei konnten wertvolle Anregungen für die pädagogische A rbeit gegeben wer- den. Auch gelang es durch Schulungsmaßnahmen, eine rege Jugendrot- kreuzarbeit in Rumänien in den 6 Distrikten zu etablieren.

Albanien

Das D R K hat seit 1991, also noch vor dem kompletten Zusammenbruch des dortigen Systems, Beziehungen zu dem Albanischen Roten Kreuz ge- knüpft. Albanien ist von allen Ländern Ost-/Südosteuropas durch die Um- Wälzungen, bedingt durch seine lange Abgeschlossenheit, am meisten betroffen. Das D R K versucht deswegen, durch medizinische Hilfen,

Nah-rungsmittelhilfen, Unterbringungshilfen, kontinuierlich einen Beitrag zur Linderung der Not zu leisten. So konnten bislang Medikamente und medi- zinisches Material im Wert von ca. D M 800000,- und Nahrungsmittel im Wert von D M 1,5 Mio. in Albanien verteilt werden.

Bulgarien

In Bulgarien, das aufgrund seiner großen Abhängigkeit von der ehemaligen Sowjetunion besonders unter den wirtschaftlichen Problemen der Umge- staltung zu leiden hat, konnten bis Ende 1992 durch das D R K folgende Hilfsaktionen durchgeführt werden: Es wurde medizinisches Material und Medikamente für unterversorgte Kliniken im Wert von D M 2 270 000,- nach Bulgarien geliefert. Da ein absoluter Mangel an spezifischer Heilnah- rung für Frühgeborene und Babynahrung in Bulgarien vorhanden ist, und

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diese im Land nicht produziert wird, entschloß sich das D R K , hier mit Uber- brückungsmaßnahmen im Werte von ca. D M 3 Mio. zu helfen. Ein beson- derer Aspekt der H ilfe zur Selbsthilfe sei hier erwähnt: Die Eigenproduk- tion von Babynahrung für Kinder ab dem ersten Lebensjahr war als Produktionsstätte an sich in Bulgarien vorhanden. Diese Produktionsstätte konnte ihren Betrieb nicht fortsetzen, da für die Verpackung des Produkts benötigtes Material (Alu-Folien, etc) in Bulgarien nicht mehr zu beziehen war. Das D R K entschloß sich deshalb in Zusammenarbeit mit dem Bulgari- sehen Roten Kreuz, diese Materialien an die Firma zu liefern, um somit die weitere Produktion sicherzustellen. Den deutschen Input, der sich derzeit bei diesem Projekt auf D M 1700000,- beziffert, gibt die Firma in Form des fertigen Endprodukts an das Bulgarische Rote Kreuzzur Verteilung an sozi- al schwache Familien ab. Es konnte mit diesem Projekt sichergestellt wer- den, daß die Produktion in Bulgarien fortgesetzt wird, Arbeitsplätze und Know-how erhalten bleiben, und dennoch der Anspruch des D R K, Hilfe kostenlos an besonders verwundbare Mitglieder der Gesellschaft zu vertei- len, erhalten bleibt. Weiterhin wurde das Bulgarische Rote Kreuz durch das D R K dabei unterstützt, Unterrichtsmaterialien, Curricula etc. in bulgari- scher Sprache für den Bereich der Erste-Hilfe-Ausbildung zu entwickeln.

Auch finden Beratungen im Bereich des Katastrophenschutzes statt.

Ungarn

Das Ungarische Rote Kreuz, das sich bei der Betreuung der 1989 be- gonnenen Fluchtbewegung von DDR-Bürgern über Ungarn in die Bun- desrepublik große Verdienste erworben hatte, wird durch das D R K in folgenden Arbeitsgebieten unterstützt: Einrichtung und Betrieb von A r- menküchen, Kleiderkammern sowie Unterstützung der Asylanten- und Flüchtlingsarbeit des Ungarischen Roten Kreuzes.

Hilfen a u f dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien

Der furchtbare Krieg im ehemaligen Jugoslawien hat die Rotkreuzarbeit seit 1991 vor zusätzliche Aufgaben gestellt. Gemäß der Arbeitsteilung in der Rotkreuzbewegung ist in Jugoslawien in den Gebieten, die im akuten Kriegszustand stehen, ausschließlich das Internationale Komitee vom Ro- ten Kreuz tätig. Die nationalen Rotkreuzgesellschaften, wie das D R K, sind aber aufgerufen, Beiträge zu den Hilfsprogrammen des IK R K in Form von Finanzierung und Beschaffung von angeforderten Hilfsgütern zu leisten. In den restlichen Gebieten Jugoslawiens, insbesondere in Kroa- tien, aber auch Makedonien, betreibt das D R K zusammen mit anderen na- tionalen Gesellschaften H ilfen zur Unterstützung der immensen Zahl an Flüchtlingen. Dies geschieht im Bereich der Nahrungsmittelhilfe sowie Unterstützung auf dem medizinischen Sektor und Unterbringungshilfen.

Das Rote Kreuz fühlt sich aber auch dazu aufgerufen, die sich neu bilden- den Schwestergesellschaften auf dem Gebiete des ehemaligen Jugoslawi- ens zu beraten und beim Aufbau zu unterstützen.

Obwohl diese Aufzählung der A ktivitäten des D R K ganz ansehnlich scheint, können diese wiederum nur ein Bruchstück dessen darstellen, was durch internationale Hilfen in den Ländern Ost-/Südosteuropas geleistet wird, und es darf nicht verschwiegen werden, daß aufgrund der Größe der Not und der geographischen Weite des betroffenen Gebietes jede Hilfe von außen auf ihre Grenzen stößt. Jeder langfristige Hilfsansatz läßt sich nur aus der Region selbst heraus leisten. Ich möchte hier deswegen unter- streichen, daß das D R K wie die gesamte Rotkreuzbewegung internationa- le H ilfe - und dies gilt auch für internationale Katastrophenhilfe - nicht als eine von außen interventionistisch in die jeweils betroffenen Länder her- eingetragene Soforthilfe versteht, sondern daß wirksame H ilfe nur dann erzielt wird, wenn die von außen kommende Unterstützung durch Partner in der betroffenen Region getragen und fortgeführt werden kann. Den- noch ist eines unbestritten, so partiell und rudimentär der Hilfseinsatz ge- genüber den Herausforderungen auch sein mag, er bietet doch die Chance, daß durch unsere Aktivitäten das Rote Kreuz für viele Betroffene in seiner humanitären Arbeit zum ersten Male in diesen Ländern sichtbar wird und somit mehr Akzeptanz erhält. Dies führt sicherlich nicht nur zur Imagever- besserung der Schwestergesellschaften sondern auch zu einer Stärkung der Leitlinien und Prinzipien der Rotkreuzbewegung.

Die hum anitäre A rbeit des Deutschen Roten K reuzes 99

D e r Beauftragte d er Bundesregierung für Ausländerfragen beim Bundesminister des Innern, Bonn

Neue Chancen für die Deutschen in Osteuropa