• Keine Ergebnisse gefunden

GRAMMATISCH-RHETORISCHE VARIA

Papier. 213 Bl. (208–212)×(138–142). Krems a. d. Donau (?), 1505 (I); Bayern/Österreich (?), um 1400 (?) (II), 1503 (IV); Leipzig, 1482 (III); Krems a. d. Donau (?), um 1505 (V)

Die Handschrift besteht aus fünf Teilen. Teil I: Bl. I, 1–49; Teil II: Bl. 50–76; Teil III: Bl. 77–134;

Teil IV: Bl. 135–178; Teil V: Bl. 179–213.

E: Zeitgleicher, weißer Halbledereinband, HD neuzeitlich ausgebessert. Auf dem VD und HD noch undeutlich Spuren von Blindstempeln erkennbar: Je zwei durch doppelte Streicheisenlinien gebildete Bänder, wobei die Bänder am Rücken mit Rhomben, die äußeren abwechselnd mit Laubstäben und gegenständigen Beeren (?) gefüllt sind. Am VD zwei Ösen aus Messing, ansonsten die Schließen nicht erhalten. Auf dem VD stark abgewetzter und verschmutzter Pergamentstreifen, auf dem nur noch in roter Tinte eine C- und eine F-Majuskel zu lesen sind. Als Spiegel mehrere Fragmentschichten, deren unterste jeweils ein Blatt aus einem Druck wohl theologischen Inhalts bildet. VD-Spiegel ein weiterer Pergamentstreifen, auf dem nur noch vereinzelt rote Satzmajuskeln erkennbar sind. HD-Spiegel Pergamentstreifen, dessen Klebung sich, wie auch der applizierte Tesafilm, gelöst hat. Eine Seite dieses Streifens zeigt noch neumierten Text in Textualis, die ehemalig innen liegende Seite vor allem einen Abklatsch des Textes des Druckes, sowie wenige Reste vormals kunstvoll in Rot und Blau ausgeführter Initialen (ein Abklatsch der Farbe findet sich auch noch auf der Druckmakulatur des Spiegels). Am R drei Bünde. Auf mehreren Bindefragmenten aus Pergament noch Text in Ba-starda des 14./15. Jh. erkennbar; entzifferbar sind die Namen Stephanus Snabel de Chyemberch (Kien-berg/Oberbayern?) clericus Saltzburgensis diocesis und wohl als Zeuge Iohannes Per (?) de Erimbach (Rimbach [Markt Erlbach]/Mittelfranken?) clericus Herbipolensis diocesis.

G: Auf dem R mit Tinte die aktuelle Signatur, auf dem VD-Spiegel zwei ältere (V Mspt und III J 1).

Letzter Vorbesitzer scheint Wolfgang Dietershaimer, eigener Aussage nach Scholar aus Hallein (Bl. 176v), gewesen zu sein, der an mehreren Stellen der Handschrift seinen Namen eingetragen hat (Bl. 46v, 153r, 178v). Er war Schreiber des ersten und letzten Libells. Die Ortsnamen in den Brief-mustern des ersten Teils (Bl. 25r–34v) und der comparatus-Vermerk des Kremser Schulmeisters Thomas Han (Bl. 180r) könnten darauf hindeuten, dass Dietershaimer die dortige Lateinschule be-suchte, die Abschriften der entsprechenden Teile ebendort entstanden.

L: Kristeller, Iter III 28. – Spatzenegger 78.

I (1–49)

B: Wasserzeichen stets im Falz. Lagen: IV7 + III13 + IV21 + (V–1)30 + III36 + IV44 + (IV–3)49. Blätter neuzeitlich ab dem zweiten freistehenden Bl. mit Bleistift gezählt. Nach der siebten Lage ein weite-res Ternion komplett herausgeschnitten, so dass nur noch die Falze bleiben. Da der letzte Text dieses Libells bereits auf Bl. 49r endet, ist nicht zu bestimmen, ob Textverlust vorliegt.

S: Schriftraum (145–160)×(85–95), Bl. 35v–42v dreispaltig, 17–33 Zeilen, Schriftraum seitlich mit Tin-te begrenzt. Sehr kurrenTin-te Bastarda von der Hand des Wolfgang DieTin-tershaimer. Zahlreiche Wort-glossen vom Schreiber selbst. Die Abschrift der Elegantiarum viginti praecepta wurde Bl. 24v auf 1505 datiert, im Kolophon der Epistula amatoria Bl. 46v nennt sich Dietershaimer nochmals selbst.

Die zahlreichen niederösterreichischen Ortsnamen aus der Umgebung von St. Pölten in den Briefmus-tern Bl. 25r–34v könnten darauf hindeuten, dass dieser Teil, wie auch Teil V der Hs., in Krems a. d.

Donau entstand (vgl. Bl. 180r).

(Vorsatzblatt recto) Fragment eines parallel zur Längsseite geschriebenen lateinischen Textes über die Jungfrau Maria von der Hand des Wolfang Dietershaimer.

(Vorsatzblatt verso) Mehrfach der Namenszug Wolfgangus Dietersheimer, sowie eine abgekürzte (OMVSM) und aufgelöste Schreiberinvokation (O Maria, unica spes mea).

1 (1r–5v) PRAECEPTAZUR ARSEPISTOLANDI.

Inc.: [T]res sunt partes essenciales, scilicet causa, intencio et consequens. Causa est occasio epistole … Expl.: … vivificative norma divina quoque instituencia dies suos actuat.

5

Der notizhafte Text beginnt mit Begriffsdefinitionen (Brief, partes epistulae, elegantia etc.), behandelt die korrekte Verwendung unterschiedlicher Phrasen und schließt mit einigen grammatischen Anmerkungen. Die Tatsache, dass die auf Traversagni fußen-de Einteilung fußen-des Briefs (causa, intentio, consequens) auf diejenige fußen-der mittelalterli-chen Ars dictaminis (salutatio, exordium/captatio benevolentiae, narratio, petitio, con-clusio) zurückgeführt wird, könnte auf einen Einfluss der Lehre des Samuel Karoch von Lichtenberg hindeuten (vgl. Worstbrock, Karoch 91f.).

2 (5v–10v) FRANCISCUS NIGER: MODUSEPISTOLANDI, PARS II (Drucke: GW M26991–M27065).

Üb.: Regule eleganciarum Francisci Nigri. Inc.: Prima. Laudabitur illa oracio, que obliqua dicitur et ab posterioribus incipiens dictionibus in verbum sepius quam in aliam oracionis partem finiat … Expl.: … Ut Cicero fuit litterarum peritus, quod elegancium dicitur. Ci-cero fuit haud nescius litterarum. Finis litterarum regularum.

3 (11r–24v) ELEGANTIARUMVIGINTIPRAECEPTA (Drucke: GW 277–309).

Üb.: Eleganciarum viginti precepta ad perpulchras conficiendas epistolas foeliciter incipi-unt. Inc.: [A]d conficiendas eleganter epistolas pauca scitu dignissima ex clarissimorum oratorum preceptis electa … Expl.: … Hec et multa similia ex epistolis familiaribus Tulii colligi possunt etc. Eleganciarum viginti precepta finiunt. Sch.: Anno domini 1505.

4 (25r–34v) LAT. MUSTERTEXTSAMMLUNG. – Wohl für den Schulgebrauch gedachte und nach Genera geordnete Musterbriefe, sowie kurze exemplarische Ansprachen (wohl aus ei-nem Gesprächsbüchlein stammend). Die ersten fünf Briefe nennen hierbei SAMUEL

KAROCHVON LICHTENBERG als Absender (diese Briefe sind nicht bei Worstbrock, Karoch verzeichnet).

(25r) Samuel Karoch an Rudolfus ex Rauckneck, Student in Tübingen, mit der Emp-fehlung, an der Universität Wien zu studieren. – (26r) Samuel Karoch an Sixtus ex Wienna, magister artium liberalium, Magister an der Schule in St. Pölten (Niederöster-reich). – (26v) Samuel Karoch an Iohannes Perenfang, consiliarius Markgraf Christophs von Baden (ein Johannes Bärenfang ist nicht nachzuweisen). – (27v) Samuel Karoch an seinen Schüler Richardus ex Neapoli mit allgemeinen Ratschlägen zur Bildung. – (28v) Fiktiver Brief Karochs, gerichtet an Hartmanus Kchuol ex Merde Sorbeo (!) mit tendenziell beleidigendem Inhalt. – (29v) Fiktiver Brief Karochs an Otto Scherra ex Inhilipurgo (!) mit tendenziell beleidigendem Inhalt. – (30v) Bittbrief eines Priesters Purcharius ex Schauenstain (Schauenstein in Oberfranken?) an einen Purckhardus Lauf-fer de Vilsseck (Vilseck in Oberfranken?), Pleban in Starzing (Niederösterreich). – (31r) Ansprache, mit welcher ein Priester seine Gäste unterhalten soll. – (31r) Ansprache zur Danksagung an Gäste gerichtet. – (31v) Ansprache zur Danksagung für ein erhaltenes Geschenk. – (32r) Musterbrief mit einer Bitte um Anstellung als Schulmeister, gerich-tet von einem Leonardus Reyß ex Munstain (?) an Tibolus Strall ex Regenburg, Parochus in Khem (?). – (32v) Ansprache eines Schulmeisters anlässlich seines feierlichen Amts-antritts. – (33r) Ansprache eines Schulmeisters zum gleichen Anlass, gerichtet an die Schüler. – (34r) Musterbrief mit einer Bitte um Anstellung wohl als Kooperator, von einem Leonardus Resch ex Stollingen (?) an Hermanus Kiel, Pfarrer in Stralberg (?).

(35r) leer.

5 (35v–42v) EXZERPTAUS IOHANNESDE GARLANDIA: SYNONYMA (vgl. PL 150, Sp. 1577A–

1590D).

Üb.: Sinonima Iohannis de Garlandia. Inc.: Anima, manes, endelechia, embrio (recte umbra), orcus. Aula, atria, castra, pallacia regia … Expl.: … Vestis, indumentum, exuvie,

spolium, pannus, texa (!), textus, tectum, velamen, vestimentum, operimentum. Venter, alvus, venter (!), uterus. Finis.

Alphabetisch geordnete Auflistung der Synonyme aus dem Lehrgedicht des Iohannes de Garlandia.

6 (43r–46v) SAMUEL KAROCHEX MONTE RUTILO: EPISTOLAAMATORIA (Worstbrock, Karoch 112, Nr. 11).

Üb.: Amantigrama (!) Samuelis ex Monte Rutilo, per quod amoris stilum abs quadam Semella (!) intemeratam virginem infrexit (!). Feliciter incipit. Inc.: Humanum genus ad hoc unum procreatum reor, suum ut creatorem dignoscat … Expl.: … per indesinencia seculorum secula. Amen. Sch.: Finis huius modi epistolandi. Wolfgangus Dietershaimer.

Lit.: H. Entner, Frühhumanismus und Schultradition in Leben und Werk des Wander-poeten Samuel Karoch von Lichtenberg (Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 39). Berlin 1968. – Worstbrock, Karoch 82–125.

7 (47r–49r) ZWEILAT. BRIEFMUSTER.

(47r) Nicolaus Ruebentunst an Magister Thomas N., Ludwigius Cremensis und S. In-eghausten betreffs einer Beschwerde über einen R. de L., magister ac preceptor, datiert auf den 15. Juli. – (48v) Augustinus Bumpolder, Michael Töpfl und Cristofferus Kröpffl, praefecti in Kalstain (?) an einen namentlich nicht genannten Adressaten mit allgemein schmähend-drohendem Inhalt.

Beide Briefmuster sind der Überschrift hostile genus untergeordnet, was wohl auf eine intendierte Zuordnung zu Text Nr. 4 (s. o.) hindeutet. Das erste Muster wird zudem beschrieben mit Scolaris contra preceptores suos.

(49v) leer.

II (50–76)

B: Wasserzeichen stets im Falz. Lagen: 2.VI73 + (III–3)76. Neuzeitliche Bleistiftfoliierung.

S: Schriftraum (172–200)×(108–133), Bl. 50r und 76v zweispaltig, 31–36 Zeilen, Schriftraum mit Tinte eingetragen (bis Bl. 52r zweispaltig). Bl. 50ra–70r in Bastarda von einer Hand um 1400, Bl. 70v–76v eine Bastarda von einer etwas jüngeren Hand.

A: Bl. 51r–57r rote Auszeichnungstriche, Bl. 51r und 56v je eine zweizeilige, rote Perllombardinitiale.

M: Bl. 75v–76v: Bairisch-österreichisch.

8 (50ra–rb) PROLOGUSCIRCAARTEMZU ALEXANDERDE VILLA DEI: DOCTRINALE, PARSPRIMA. – Fragmentarisch.

Inc.: [C]irca inicium primo (!) partis Allexandri alia sunt querenda per ordinem. Primo utrum grammatica sit ars liberalis, ex quo liber presens grammaticalis existit … Expl.

mut.: … si de quantitate concinnia hoc dicitur aut absolute … (50v) leer.

9 (51r–70r) ARSDICTANDI.

Inc.: Circa modum rethorisandi primo et principaliter queritur ista. Primum unde retho-rica habeat ortum … Expl.: … ut ecce elegi iuvenem vel unius et cuisdam diccio sive nec-cessitate multiplex repeticio etc. Finis adest operis, mercedem posco laboris.

In dieser ars dictandi wird intensiver Gebrauch von Schemata zur Darstellung von Begriffsdefinitionen und von Beispielen gemacht. Hierbei werden häufig differierende Lehrmeinungen voneinander abgesetzt. Es finden sich summarisch die moderni als ei-gene Kategorie; einzeln hervorgehoben werden in den Schemata und im Fließtext

selbst Cicero, Galfridus de Vino Salvo, Bene da Firenze, Ludolf von Hildesheim, Jo-hannes de Bonandrea und Nikolaus Dybinus – für die Definition der Rhetorik werden, in Abgrenzung zu den moderni, Metaphysik und Rhetorik des Aristoteles angeführt.

Die einzigen in Beispielphrasen namentlich genannten Personen sind Wilhelm (seit 1386 Hzg. v. Österreich, ab 1396 auch von Kärnten und der Steiermark) und Papst Urban VI. (1378–1389).

(65r) leer.

10 (70v) DREI BRIEFMUSTEREINES PETRUSVICEDECANUS LAUREACENSIS. – 1.) An einen unge-nannten Pleban bezüglich eines Bauern Johannes, der sich unter dem Vorwand einer Lepraerkrankung der Ehe zu entziehen sucht – datiert auf den 1. November 1418, aufgesetzt in Enns (Oberösterreich). 2.) Bezüglich einer einem Johannes auferlegten Buße – datiert auf den 6. Juli 1420. 3.) Zeitweiser Ausschluss eines Conradus homicida vom Abendmahl – datiert auf den 1. November 1418.

(71r–73r) leer.

11 (73v–74r) DREI BRIEFMUSTER, LAT. – Bezüglich verschiedener Rechtstreitigkeiten; er-wähnt werden die Stadt Enns, sowie ein Ribaldus scolaris, Petrus Kramer und H. Kra-mer.

(74v–75r) leer.

12 (75v–76v) VIER LIEBESBRIEFE, DT. (Ed. F. Pomezny, A. Tille, Vier gereimte Liebesbrie-fe aus Mattsee. ZfdA 36 [1892] 358–364).

(75v) Inc.: Lieber brieff nun var hin / zu der mein hertz und mein sin … Expl.: … darumb pitt ich ewer zartzs mundlein raett. – Inc.: Gruezz in gruezz verloezzen / vor staetter lieb uber-flozzen … Expl.: … wis daz ein roesenplat gilt tawsent phunt. – (76r) Inc.: Ich pin ein brieff und pin ein pott / daz ich werb daz geb got … Expl.: … Got geb, daz mich chain falsche zung vor tugent (?) jag. – (76v) Inc.: All mein gedachtnuz, die ich han / oder ymmer volpringen chan … Expl. mut.: … du rosenroet und liligen weizz, chum her mein aller … Lit.: T. Brandis: Mittelhochdeutsche, mittelniederdeutsche und mittelniederländische Minnereden (MTU 25). München 1968, 68–69, 248. – W. Blank, ‚Mattseer Liebesbriefe‘, in: 2VL VI 198–200.

III (77–134)

B: Wasserzeichen stets im Falz. Lagen: IX94 + VI106 + III112 + V122+ VI134. Zwischen Bl. 82/83, 84/85 und 88/89 je ein Zettel (130×105, 99×85 und 102×130) mit zusätzlichem Kommentar eingeheftet. Blätter neuzeitlich mit Bleistift gezählt. Bis auf Bl. 78 alle Bl. auf das Format der Hs. mit Textverlust beschnitten. Der überstehende Rand von Bl. 78 wurde auf die Breite der Hs. umgeschlagen, der auf dem äußeren Rand des Blatts befindliche Kommentartext blieb somit erhalten. Der von den übrigen Blättern abgeschnittene Streifen hatte wohl eine Breite von etwa 15 mm.

S: Schriftraum (Text) (132–142)×(77–85), Schriftraum (inkl. Metatext) (198–208)×130, Bl. 77v zwei-spaltig, Schriftraum und Linierung des Textes, sowie der des rundherum umgebenden Kommentars mit Tinte eingetragen. Text in später Textualis, Kommentar in Bastarda von der Hand des Ludwicus Warttenberger scolaris in Liptzigk, datiert auf 1482 (Bl. 134v). Quantität der metatextuellen Erschlie-ßung stark variierend: manche Seiten über den für den Kommentartext eingezeichneten Schriftraum hinaus mit Kommentar beschrieben, auf einigen Seiten nur wenig Kommentar oder auch nur Kom-mentarlemmata, auf anderen Seiten nur der zu kommentierende Text.

A: Rote Unterstreichungen, Auszeichnungsstriche und zweizeilige Lombardinitialen.

(77r) Federproben.

13 (77v–134v) AUGUSTINUS DATUS: ELEGANTIOLAECUMCOMMENTO (Drucke: GW 8032–8122).

Üb.: Presentis libri talis prescribitur titulus: Libellus Yzagogicus Augustini Dati Senensis furis (!) ad Andream domini Cristoferi filium de arte dicendi. Incipit foeliciter etc. (78r) Inc.:

Credimus iandudum a plerisque virisque eciam disertissimis persuasum eum demum artem quampiam … Inc. comm.: Ysagogicus iste libellus in duas partes, pars scilicet in prohemi-um et tractatprohemi-um … Expl.: … atque que in dies assequere ad exercitationem accomoda Vale.

Expl. comm.: … super omnia benedictus. Amen. Sch.: Augustini Dati Senensis oratoris primarius Ysogogicus (!) libellus ad Andream domini Cristoferi filium finit foeliciter. Per me Ludwicum Warttenberger, existens eo tempore scolaris Liptzigk. Anno domini 1482.

Im Kommentar häufige Verweise auf Lorenzo Valla. Ein Ludwicus Warttenberger ist in der Matrikel der Universität Leipzig nicht nachweisbar.

IV (135–178)

B: Wasserzeichen stets im Falz. Lagen: (VI–1+1)146 + VI158 + IV166 + VI178. Neuzeitliche Bleistiftfoliie-rung. Bl. 137–155 zeitgleiche Foliierung mit arabischen Zahlen in roter Farbe.

S: Schriftraum (145–165)×(80–100), 20–30 Zeilen, seitliche Begrenzung des Schriftraums mit Blindlini-en markiert. NotizBlindlini-en Bl. 135 von mehrerBlindlini-en HändBlindlini-en des 16. Jh. Bl. 136r–v von der Hand des Wolfgang Dietershaimer. Bl. 137r–176v in Bastarda von einer Hand, die die Abschrift auf 28. April 1503 datiert (Bl. 176v).

A: Rote Auszeichnungsstriche und Unterstreichungen. Bl. 137r zweizeilige rote Lombardinitiale.

14 (135r–v) Namenszug (Wolfgangus Dietershaimer), Invokation (OMVSM) Federproben, grammatische Notizen, lateinische Wörter mit deutschen Interpretamenten, zwei deutschsprachige Verse (Ich suech mein waydt / auff dirre haydt / in zwrissin klaydt / nach gottes parmherzigkeit; sowie TPMA XIII 367,97).

15 (136r–v) DERHETORICA.

Inc.: [T]ametsi iuvenes dilectissimi multa vobis precepta a Marco Tulio Cicerone eloquen-tissimo … Expl.: … Ideo in his magna requiritur indagacio conswetudinis uniuscuiusque locis etc.

Genannt werden in den Ausführungen Cicero, Augustinus Datus und Franciscus Re-tracha (recte: Petrarca).

16 (137r–176v) SAMMLUNGGRAMMATISCHER REGELN, LAT.

Üb.: 1503. De locacione suppositi et apposit (!). Preceptum primum. Inc.: Secundum ora-tores tres requiruntur partes ad oracionem perfectam, scilicet suppositum et appositum et verbum … Expl.: … duo meis omni die salutem. Sch.: Finis est septima feria ante sancte crucis inventionem (29. April) anno 1503 (danach nochmals 1503 von der Hand Die-tershaimers wiederholt). Besitzvermerk: Wolfgangus Dietershaimer, scolaris in Hällin negligentissimus necnon indoctissimus.

Grundlegende grammatische Regeln (z. B. Wortstellung), die Bedeutung grammati-scher Termini, Erklärung und Verwenden verschiedener lateinigrammati-scher Phrasen.

(177r–178r) leer.

(178v) Namenszug (Wolfgangus Dietershaimer), abgekürzte Schreiberinvokation (s. o.

Nr. 1) und ein fragmentarisches Briefmuster von der Hand Dietershaimers.

V (179–213)

B: Wasserzeichen stets im Falz. Lagen: V188 + 3.IV212 + 1213. Neuzeitliche Foliierung.

S: Schriftraum (143–155)×(85–88), 23–28 Zeilen, Schriftraum seitlich durch Blindlinien begrenzt. Kur-rente Bastarda von der Hand des Wolfgang Dietershaimers.

G: Bl. 180r findet sich ein Vermerk des Thomas Han, Schulmeister in Krems a. d. Donau (Niederöster-reich), mit Verweis auf die Richtigkeit der Abschrift. Ein Magister Thomas Han aus Hall in Tirol wird in den Akten der Wiener Artistenfakultät erwähnt (Rezeption am 13. Dezember 1504 oder 02.

Januar 1505 als Magister in Wien, am 17. November 1505 Kandidat für die Wahl zum Konventoren der Heidenburse; vgl. AFA IV, Nrr. 23764, 23822, 24269, 24302). Am 29. Dezember 1520 erhält u. a.

ein Thomas Han eine Stelle als Kooperator in Rohrendorf bei Krems (vgl. Diözesanarchiv St. Pölten, Urkunden, Sig. 1520 XII 29).

(179r) Titel: Rhetorica.

(179v) leer.

17 (180r–200r) THOMAS HAN (?): ARSDICTANDI.

Vermerk: Lectus et comparatus est a magistro Thoma Han, ludimagistro in Krembß […]

tractatus […]. Üb.: Ars rhetorices (!) epistolas ad familiares. Inc.: [E]pistola vocabulum grecum est, a mittendo dictum est … Expl.: … abbatem summo dolore affici. Finis.

Der Traktat ist in zwei Abschnitte unterteilt. Der erste behandelt allgemeine Begriffs-definitionen, die partes epistulae, sowie die Verwendung bestimmter Phrasen, bietet darüber hinaus Beispiele für die einzelnen Briefteile und Musterbriefe. Der zweite Teil beinhaltet eine Sammlung verschiedener grammatisch-rhetorischer Regeln (zu Laut- und Wortfügung etc.).

(200v) leer.

18 (201r–212r) MARTINUS PRENNINGER: ARSEPISTOLANDI.

Inc.: Epistolarum officium id voluit esse Cicero … Expl.: … est vehemencior, postponi debet, ut ‘valido ac strenuo militi’ etc.

Lit.: W. Zeller, Der Humanist und Jurist Martin Prenninger gen. Uranius (1450–1501).

Tübingen 1973, 84ff. – F. J. Worstbrock, Prenninger Martin, mit humanist. Beinamen Uranius, in: 2VL VII 821–825, hier 823f. (mit Erwähnung dieser Hs.).

(212v–213r) leer.

19 (213v) Federproben, eine abgekürzte Schreiberinvokation (s. o. Nr. 1) und eine Sentenz:

Nec te collaudes, nec vituperas ipse. Hoc faciunt stulti, quos vexat gloria inanis (Disticha Catonis 2,16; vgl. Walther, Prov. 16264).

RL

25

REINERUS FABRICIUS. HISTORIOGRAPHICA. IOHANNES ZAMOSKIUS

Papier. 217 Bl. 202×(152–156). Um 1589

B: Wasserzeichen beschnitten am Rand. Lagen: 16.IV128 + (IV+2)138 + 9.IV210 + (IV–1)217. Neuzeitliche Bleistiftfoliierung mit arabischen Zahlen. Eine teils noch sichtbare zeitgleiche Blattzählung wurde überwiegend weggeschnitten. Nach dieser entspricht das jetzige Bl. 179 ehemals Bl. 200. Bl. 136 ist nur lose in die Handschrift hineingelegt. VD-Spiegel und Vorsatz aus einem Bogen neuzeitlichen Papiers; HD-Spiegel aus dem letzten Blatt der letzten Lage.

S: Schriftraum (150–175)×(110–120), 18–29 Zeilen, Schriftraum mit Blindlinien eingetragen. Humani-stica von der Hand des Mattseer Kanonikers Wilibaldus Folckhamer, datiert auf 1589 (Bl. 1r).

6

E: Jüngerer (17. Jh.?) Einband: Pergament über Pappe. VD=HD: zwei lederne Verschlussbänder. Vier Bünde am R. Rot gefärbter Schnitt.

G: Am R Schild mit heutiger Signatur sowie Aufschrift In Cicerone. Auf dem VD-Spiegel zwei ältere Signaturen (Mspt LXV und III g 2). Bl. 1r Stempel des Collegiatstifts Mattsee. Die Handschrift wur-de geschrieben von und stammt aus wur-dem Besitz wur-des Wilibaldus Folckhamer, Kanoniker und Präfekt in Mattsee. Der Todestag Folckhamers wird am 27. Juli 1624 verzeichnet (vgl. Mattsee, Stiftsarchiv, Calendarium II, 7r; Calendarium III, 8v), so dass zu vermuten ist, dass die Handschrift danach in den Besitz des Kollegiatstift übergegangen ist.

L: Spatzenegger 78.

(1r) Titelblatt: Commentarius in Marci Tulii Ciceronis De partitionibus oratoriis dialo-gum. Dictatus a reverendo patre Reinero Fabricio societatis Iesu sacerdote. Scriptus a Wili-baldo Folckhamero rhetoricae facultatis studioso. Anno salutis humanae MDLXXXVIIII.

1 (1v–190v) REINERUS FABRICIUS: COMMENTARIUSIN MARCI TULLII CICERONIS PARTITIONES ORATORIAE.

Inc.: Cum Cicero in hoc parvo opere omnia, quae ad artis rhetoricae praecepta tradenda pertinent … Expl.: … quam ut sibi philosophicos fons aperiat, quod a Cicerone factum est copiose profitetur. Finis coronat opus.

Zahlreiche tabellarische Darstellungen: Gliederung der Partitiones oratoriae (Bl. 4r), inventio (Bl. 25r), genera causarum (Bl. 58r–v), exornationes verborum (Bl. 67v), ex-ordium (Bl. 86v), narratio (Bl. 89v), confirmatio (94r), confutatio (Bl. 95r), epicheirem (99r), peroratio (108r), Arten der quaestio (Bl. 116r), genus demonstrativum (Bl. 135r), Definition von virtus (Bl. 136v), genus deliberativum (Bl. 152v–153r), status coniec-turalis (Bl. 175r), status definitivus (Bl. 178v), status iudicialis (Bl. 183r), Qualitäten der causa (188r).

(135v–136r, 137r, 190v) leer.

2 (191r–204r) MAGISTRATUUM ROMANORUMBREVISDESCRIPTIO.

Üb.: Magistratuum Romanorum brevis descriptio ordine literarum. Aediles. Inc.: Aediles plebis duo primum creati sunt anno ab urbe condita 261 teste Dionisio Hali Cainesseo (!) libri sexti … Expl.: … hinc tertio De legibus Cicero aer, argentum, aurum publice signat.

3 (204r–211v) EXZERPTEAUS IOHANNES ZAMOSCIUS: DESENATU ROMANO.

Üb.: De Romano senatu breves aliquot observationes. Inc.: Qui senatores essent quibusve in senatu sententiae dicendae ius esset … Expl.: … de quibus duos eruditissimos libros scripsit Ioannes Sarius Samossius magnus Poloniae cancellarius. Finis.

(212r–217v) leer.

RL

28