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Gründung und Arbeit der Galeriekommission

Im Dokument Kunst ausstEllEn (Seite 66-69)

lindenau gründete 1834 eine Kommission, welche die bilder aus dem so genannten »vorrat« der königlichen Gemälde sammlung im brühl’schen Palais, der doublettengalerie, revidieren sollte.

Quandt war Mitglied dieser expertengruppe. ihr Gutachten führte dazu, dass die doublettengalerie aufgehoben, eine grö-ßere anzahl an Gemälden restauriert und in das stallgebäude überführt wurde.19 aus dieser expertengruppe erwuchs ende 1836 die Galeriekommission. entscheidend für ihre Gründung waren jedoch äußere umstände. Zahlreiche experten wie Quandt, die berliner aloys hirt und Gustav friedrich Waagen, direktor der berliner Gemäldegalerie, aber auch die schriftstel-ler ludwig tieck und athanasius Graf raczyński hatten sich negativ über den Zustand der bilder geäußert. ausschlaggebend war schließlich ein artikel von Waagen in der leipziger Zeitung, nachdem lindenau in der ständeversammlung intensiv um un-terstützung geworben hatte.20 die ersten Mitglieder waren die drei Künstler ferdinand hartmann, der den vorsitz übernahm, Galeriedirektor Johann friedrich Matthäi und carl ludwig vo-gel von vovo-gelstein sowie die beiden Kunstkenner, der literatur-wissenschaftler und oberhofmarschall hermann freiherr von friesen und Quandt. das Gremium, bestehend aus Künstlern und Kunstkennern befasste sich im weitesten sinn mit

konser-14 Brief von Quandt an Schnorr vom 4.6.1846, in: SLUB, Mscr. Dresd. n Inv. 15 Bd. 31, fol. 257v–258r. Quandt setzte sich bei Restaurierungen dafür ein, dass Bilder möglichst den ursprünglichen Zustand eines Ge-mäldes zurückerhielten. Damit sprach er sich gegen den so genannten Galerieton aus, der durch die vergilbte Patina bedingt war und von einigen Kennern als ursprünglich angesehen wurde. Quandt jedoch wollte den Kunstgenuss nicht trüben; Quandt 1842, S. 6. S. a. Schölzel 2012, S. 201.

15 So lautet der Zusatztitel von Quandt 1842. S. a. Schölzel 2012, S. 238;

Marx 1992 (2), S. 13–14.

16 Brief von Quandt an Schnorr vom 21.1.1843, in: SLUB, Mscr. Dresd. Inv.

15 Bd. 31, fol. 223r.

17 Vortrag des Ministers v. Lindenau über die Gemäldegalerie, 5.9.1830, in: HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Samm-lungen, Cap. VII Nr. 14, Acta die Gemälde-Gallerie betr., 1825–1830 (Kriegsverlust). Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 30, Lage 6, fol. 7v–9r.

18 In der Gemäldegalerie wurden 1831 bauliche Maßnahmen wie die neue Wandbespannung, Erhöhung der inneren Galerie, Aufstellen eiserner Abschrankungen und Abänderungen an den Bilderrahmen abgeschlos-sen. Vortrag an S. Kgl. Maj. über die in der Gemäldegallerie stattgefun-denen Veränderungen u baulichen Einrichtungen, 8.11.1831, in: HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. VII.

Nr. 15, Acta die Gemälde-Gallerie betr., 1831–1833 (Kriegsverlust). Ab-schrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 30, Lage 7, fol. 1v–2r.

19 Johann Friedrich Matthäi, Jahresbericht 1835 vom 23.1.1836, in:

HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. VII. Nr. 29, Acta die königl. Gemälde-Gallerie betr., 1836–1839 (Kriegsverlust). Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 30, Lage 8, fol. 1v. Schölzel 2012, S. 187–193; Schäfer 1860, S. 104–105. Schä-fer zitiert hier längere Passagen aus nicht identifizierten Schriften Quandts.

20 Kaiser 2017, S. 231; Schölzel 2012, S. 196–197; Friesen 1880, S. 323;

Raczyński 1836–1841, Bd. 3, S. 214.

vatorischen Maßnahmen in der Gemäldesammlung, was haupt-sächlich restaurierungs- und Präsentationsmaßnahmen bein-haltete. es traf die auswahl der zu restaurierenden Gemälde, erstellte Protokolle über den erhaltungszustand, begutachtete wöchentlich die laufende tätigkeit des restaurators und beur-teilte schließlich das ergebnis. für die erhaltung der Gemälde erhoffte man sich durch das »Zusammenwirken von Kunstken-ner, Künstlern und restaurateur eine bedeutende bürgschaft«.21 in einer ersten Phase der arbeiten wurden die klimatischen verhältnisse im Gebäude beurteilt. besonders Quandt und friesen setzten sich von anfang an vehement für den bau eines

neuen Museums ein, denn sie glaubten, der verbleib im alten haus am Jüdenhof würde den Zustand der Gemälde nur ver-schlechtern. doch »die nach damaligen begriffen zaghafte fi-nanzverwaltung betrachtete ein solches ansinnen ungefähr im lichte eines utopischen Gedankens.« der König schlug einen Kompromiss vor. es sollte begutachtet werden, ob ein kleine-res Museum für die besten Gemälde errichtet werden und die zweite Garde im alten Gebäude verbleiben könnte. rasch ent-fernte man sich von diesem Gedanken, weil man die sammlung nicht aufteilen wollte.22 ein neubau sollte bis auf weiteres nicht möglich sein.

21 Laut einer Korrespondenz zwischen der Herzoglichen Galerie Gotha und der Dresdener Galerie über die Aufgaben der Restauratoren;

zitiert nach Schölzel 2012, S. 209; Quandt 1842, S. 4–5. Ein undatiertes und unvollendetes Konzept über die Geschichte der Galeriekommis-sion, wahrscheinlich von Friedrich Nollain, entstanden um 1846/47 befindet sich in Jahresbericht 1841 vom 14.2.1842, in: HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. VIIa, Nr. 5, Jahresberichte 1837–1842 (Kriegsverlust). Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 30, Lage 10, fol. 8r–v. Zur Tätigkeit der Galerie-kommission in ihren Anfängen siehe Schölzel 2012, S. 196–207. Über

die Aufgabenteilung zwischen Kommission und Restauratoren ebd., S. 287–288. S. a. Marx 1992 (1), S. 93–94; Marx 1992 (2), S. 31. Vogel von Vogelstein trat schon 1840 wieder aus der Galeriekommission aus und vertraute Lindenau an, dass dies mit dem »übereilten willkürlichen Treiben und Anordnungen des HE v. Quandt« zu tun hatte. Zitiert nach Schölzel 2012, S. 210 nach einem Tagebucheintrag Vogel von Vogelsteins. Er wurde mit Julius Hübner ersetzt.

22 Friesen 1880, S. 323–325, hier S. 324. Zur Arbeit der Kommission und Quandts Berufung siehe auch Heres 2005/06, S. 721; Heinrich 2002, S. 9; Heres 1987, S. 45; Schnorr 1888, S. 12; Quandt 1842, S. 4–5.

84 Johann Carl August Richter, Ansicht der Bilder-Gallerie u. des Gasthauses zur Stadt Berlin in Dresden, um 1840, Radierung, koloriert, 114 × 167 mm (Platte), Dresden, SKD, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. A 1995-4297

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vor diesem hintergrund begutachteten die Kommissions-mitglieder die sammlung. im Januar und februar 1837 wur-den die besichtigungen in der Gemäldegalerie protokolliert.

Quandt – überzeugt von der notwendigkeit von veränderun-gen – lieferte das erste Protokoll schon ende Januar. er verwies auf die klimatischen Probleme und den steinkohleruß im Ga-leriegebäude. er diskutierte notwendige restaurierungen und die hierfür geforderten techniken und verlangte die einstel-lung mehrerer restauratoren. der hohe Kostenaufwand könne gar nicht in betracht gezogen werden, weil die Konservierung der Gemälde dringend notwendig sei.23 Quandts expertise, die einzelgutachten der anderen Kommissionsmitglieder sowie eine gemeinsame stellungnahme des Gremiums flossen in die entscheidungsfindung lindenaus ein. die sammlungsrevision durch die Galeriekommission führte zwar trotz mehrfach geäu-ßertem Wunsch zu keinen baulichen veränderungen, doch lin-denau vermochte im frühjahr 1837 erhebliche verbesserungen durchzusetzen.24 vor allem wurden weitere restaurierungsge-hilfen angestellt und damit die anzahl gereinigter bilder deut-lich gesteigert. in der folge entpuppte sich dieses Jahr für das restaurierungswesen als derart erfolgreich, dass die öffentlich-keit mit einem artikel in der Leipziger Zeitung vom 16. Januar 1838 über die bearbeiteten Gemälde und die erfolgreiche arbeit der nur ein Jahr zuvor gegründeten Galeriekommission infor-miert wurde. hierauf folgte im april eine öffentliche ausstel-lung der frisch bearbeiteten Werke.25

die folgenden Jahre waren weiterhin von restaurierungs-arbeiten geprägt.26 die frage der verbesserung des alten Ga-leriegebäudes blieb offen. im Jahr 1839 begutachtete die Kom-mission die Gemälde noch einmal im hinblick auf ein neues Gebäude. 1840 sollte sie prüfen, wie die fenster besser abge-dichtet werden könnten, um das eindringen von Kohlestaub zu vermindern. Zudem sollten die mit damast bezogenen Wände mit Papier abgedeckt werden, weil daran der ruß weniger gut haften konnte. Quandt betonte im Protokoll zur beratenden sitzung der Kommission vom 15. februar 1840, die versuche

jeglicher optimierungen am alten Galeriegebäude seien reine symptombekämpfung, es müsse ein neues Museum her. Zudem wiege man sich in falscher sicherheit, wenn man auf ausblei-bende Großbrände im vergangenen Jahrhundert verweise: »es ist dies eine beruhigung, wie die, durch welche sich seiltänzer Muth einreden: da ich noch nicht den hals gebrochen habe, so werde ich nicht verunglücken.«27

die tätigkeiten der Galeriekommission fasste Quandt in seinem Zustandsbericht der Gemäldegalerie von 1842 zusam-men.28 Kernpunkt ihrer arbeit war die restaurierung schadhaf-ter Gemälde. seit der Gründung der Kommission bis ende 1841 waren 555 Gemälde konserviert worden. dies sei zwar nur ein viertel der sammlung, so Quandt, »allein man wird so wohl mit der materiellen thätigkeit der restauratoren, als dem eifer der commission, der Galerie zu hülfe zu kommen, sehr zufrieden seyn […].« Zudem erscheine die anzahl restaurierter Gemälde entsprechend höher, wenn man bedenke, dass »die hälfte der jetzt vorhandenen Gemälde nur unbedeutende bilder sind.«29 Quandt sah die arbeit der Kommission als sisyphusarbeit an, da die verunreinigungen durch staub und ruß sich bereits nach fünf Jahren auf gereinigten Werken sichtbar niederlasse. er be-tonte den aufgeblähten Kostenaufwand, den die alle paar Jahre wiederkehrenden reinigungen von Gemälden verursachen würden, nur weil kein gutes Galeriegebäude zur verfügung stehe. auch würden die Kunstwerke unter mehrfacher restau-rierung leiden, so dass man sich fragen müsse, wie viel Malerei nach fünfzig Jahren noch übrigbliebe. Man habe zum gröbsten schutz der wichtigsten stücke Glas, trotz aller nachteile bei der betrachtung, verwenden müssen: »dies verglasen ist immer nur in der traurigen lage das einzige letzte Mittel.«30

Weil ein neues Gebäude vorerst nicht in aussicht war, nahm man sich in der Kommission der optimalen Präsentation der Gemälde und verbesserten Galerierundgängen an. Quandt hatte dazu den aufstellungsplan geliefert, den direktor Matthäi mit seinen Gehilfen umzusetzen hatte. diese neue aufstellung manifestiert sich im Galeriekatalog von 1843.31

23 Quandts Gutachten vom 29.1.1837, in: Quandt 1842, S. 10–12, 16. Teile des Gutachtens sind in einer Paraphrase von Hans Posse überliefert:

HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. VII. Nr. 30, Acta die höchsten Orts anbefohlene commissarische Untersuchung des Zustandes der Gemälde in der königl. Galerie betr., 1837 (Kriegsverlust). Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 30, Lage 9, fol. 2v–3r.

24 HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. VII. Nr. 30, Acta die höchsten Orts anbefohlene commissarische Untersuchung des Zustandes der Gemälde in der königl. Galerie betr., 1837 (Kriegsverlust). Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 30, Lage 9, fol. 1r–8v. Schölzel 2012, S. 122–124, 199–207 liefert einen detaillierten Bericht über die verbesserten Möglichkeiten, die Linde-nau anhand der Argumente in den Gutachten der Galeriekommission durchzusetzen vermocht hatte.

25 Quandt 1842, S. 51; Schölzel 2012, S. 206–207. S. a. Marx 1992 (2), S. 12;

Schäfer 1860, S. 106.

26 Schölzel 2012, S. 207–227.

27 Quandt 1842, S. 48–50, Zitat S. 49. Jahresberichte 1840/41, in: HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. VIIa, Nr. 5, Jahresberichte 1837–1842 (Kriegsverlust). Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 30, Lage 10, fol. 5r–v. S. a. Schölzel 2012, S. 207; Marx 1992 (2), S. 10; Schäfer 1860, S. 107–108.

28 Quandt 1842, S. 51–62. S. a. Schäfer 1860, S. 108.

29 Quandt 1842, S. 55.

30 Quandt 1842, S. 58–59. S. a. Kat. Dresden 1856, S. 61–62.

31 Quandt 1842, S. 60: »Da die Hoffnung zu einem neuen Museum verschwunden war, so fasste die Commission den Entschluss, sich zu einer bessern Aufstellung der Gemälde in dem zwar untauglichen alten Lokale zu bequemen und ich muss die Bereitwilligkeit

anerken-Gewonnene Wissenschaftlichkeit, verlorene

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