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das historische Museum dresden

Im Dokument Kunst ausstEllEn (Seite 45-50)

G E S C H I C H T E U N D G E S E L L S C H A F T: D A S H I S T O R I S C H E M U S E U M D R E S D E N 170

begann lindenau die sammlungen in verwaltungstechnischer und wissenschaftlicher hinsicht umfassend zu reformieren. er überzeugte König anton und den Mitregenten Prinz friedrich august davon, der residenzstadt dresden den erhalt der könig-lichen sammlungen in einem hausfideikommiss zu garantie-ren, was 1831 durch einen verfassungseintrag geschah. Zudem ordnete er die herstellung neuer inventare an.6 ab 1830 ver-langte lindenau von den Kommissaren Jahresberichte über die tätigkeiten in den einzelnen sammlungen, die nach bestimm-ten Kriterien verfasst werden mussbestimm-ten.7 1831 setzte er bessere öffnungszeiten durch, die ein breiteres Publikum zuließen, för-derte und forför-derte die nutzung der Museen durch schüler der Kunstakademie, der medizinisch-chirurgischen akademie und der 1828 gegründeten technischen bildungsanstalt.8

die rüstkammer, die in einem nachbargebäude des stall-hofs ungenügend untergebracht war, sollte im rahmen der reformen in den königlichen sammlungen bessere räumlich-keiten erhalten.9 lindenau ließ den sekretär und späteren in-spektor der rüstkammer, Johann Gottlieb brietze, am 10. Mai 1831 über die weiteren Pläne des Ministeriums mit der rüst-kammer in Kenntnis setzen: »se. Königliche Majestät und se.

Königl. hoheit wünschen, daß die Mengs’schen Gyps-abgüße und die in der rüstkammer aufbewahrten Gegenstände eine veränderte und solche aufstellung erhalten mögen, welche der schönheit und eigenthümlichkeit dieser sammlungen

an-gemeßener und den anforderungen der Künstler und liebha-ber mehr als die gegenwärtige zu entsprechen vermag.«10 diese erste Planung sah vor, die abgusssammlung in die ehemalige brühl’sche Gemäldegalerie, die zu diesem Zeitpunkt als ausstel-lungsgebäude von der Kunstakademie benutzt wurde, zu verle-gen. Gleichzeitig sollte die rüstkammer in die räumlichkeiten der abgusssammlung im erdgeschoss des stallhofes disloziert werden. die organisation des umzugs wurde Quandt, dem lei-ter der abgusssammlung carl august böttiger, dem direktoren der antiken- und Münzsammlung hofrat heinrich hase, dem oberinspektor des Mathematisch-Physikalischen salons und vorstehers der technischen bildungsanstalt Wilhelm Gotthelf lohrmann und dem akademie-Professor für baukunst Joseph thürmer übertragen.11

nachdem dieses Konzept von böttiger und dem General-direktoren der Kunstakademie heinrich Graf vitzthum von eckstätt erfolgreich bekämpft und auch der noch in betracht gezogene umzug ins Zeughaus, dem heutigen Museum al-bertinum, verworfen worden war, zeichnete sich eine lösung in der Kunstkammer ab.12 1831 wurde der Kunstkämmerer ru-dolph sigismund blochmann beauftragt, die bestände zu revi-dieren.13 sein zusammen mit oberkämmereisekretär friedrich nollain eingereichter bericht mit hinweisen zu einer verbes-serten erhaltung und aufstellung der Kunstkammersamm-lung überschnitt sich mit einem Gutachten Quandts. dieser

6 Siehe die Inventare des Historischen Museums 1836–1838, HStADD, 13458 SKD, RK, Lieber-Nr. 77–88, 90, 92–93. – Nach den alten fidei-kommissarischen Bestimmungen von 1737/47 hätten die königlichen Sammlungen bei fehlender männlicher Nachfolge im Haus Wettin ver-kauft und damit verloren gehen können; Heres 2004, S. 48–49; Bäumel 2004, S. 18; Titz-Matuszak 2000, S. 121–125; Vötsch 2000, S. 181–185.

7 Abschrift eines Zirkulars Lindenaus an die Vorsteher der Königlichen Sammlungen vom 4.2.1830, in: HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 14r–15v.

Drei inhaltliche Kriterien waren zu berücksichtigen: 1. Bericht über die Zugänge von Objekten und deren Nachtrag in den Inventarien sowie Rechenschaft über allfällig herzustellende neue Sammlungskataloge. 2.

Angaben zur Benutzung der neuerdings öffentlichen Sammlungen unter besonderer Berücksichtigung der Schüler der Kunstakademie und der technischen Bildungsanstalt. 3. Vorschläge zur »Bereicherung« der Aus-stellungen anhand Restaurierungen oder Erwerbungen durch Verkauf von Doubletten oder Umtausch. Entwürfe der handschriftlichen Jahres-berichte ab 1830 (für das Jahr 1829) bis 1838, ebd., Nr. 6, fol. 16–20, 42–47, 75–80 und Nr. 35, fol. 25–30, 42–44, 50–57, 59.

8 Abschrift des Zirkulars Lindenaus vom 2.4.1831 über Öffnungszeiten, Beschränkungen und Eintrittskosten in den königlichen Sammlun-gen in: HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 50–53. Dresdener Anzeiger 29.4.1831, Nr. 119. Zu den verbesserten Öffnungszeiten und freien Zu-tritte siehe Lindau 1829, S. 166 (noch kein freier Eintritt); ebd., 4. erw.

Aufl., 1835, S. 258 (freier Eintritt montags und donnerstags vormittags);

ebd., 6. erw. Aufl., 1845 (freier Eintritt donnerstags unter Beschränkung auf 36 Personen in 9er-Gruppen). Die Angestellten der Rüstkammer verlangten umgehend bessere Besoldung aufgrund der Zusatzarbeiten wegen der neuen Öffnungszeiten: Briefe und Briefentwürfe von Brietze und Lindenau, in: HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 53v–55r, 57r–60r, April bis Juli 1831. Siehe hierzu auch Savoy 2006, S. 11–12, 20–22.

9 Beschwerden über die Zustände in den Jahresberichten für das Jahr 1829–31, in: HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 16v–17r, 42v–43r, 77r. Im Jahresbericht für das Jahr 1830 wird ein Neubau am noch unbebauten Standort der heutigen Sempergalerie gefordert. Lindenaus negative Antwort vom 22.3.1831, in: ebd., fol. 49r. S. a. Klatte 2017, S. 97; Heres 2006, S. 94–97; Friesen 1880, S. 321.

10 HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 56.

11 Ebd.; s. a. Heres 1987, S. 45; Winzeler 2007, S. 192–193.

12 Quandt, Thürmer und Nollain setzten sich für die Aufstellung im Zwin-ger ein. Siehe HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. XV. Nr. 26a, D. Registranda die wißenschaftlichen u.

Kunstsammlungen betr. aufs Jahr 1832 (Kriegsverlust), fol. 58. Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 29, Lage 3, fol. 12v. Das Konzept eines Umzugs der Rüstkammer in das Zeughaus bei gleichzeitiger Umnutzung der alten Rüstkammerräume durch die technische Bil-dungsanstalt wird in einem Briefentwurf Brietzes an Lindenau vom 13.2.1832 fassbar. Darin äußerte der Inspektor Vorbehalte gegenüber dem Zeughaus. Im Kriegsfall würden Zeughäuser als erste angegriffen und besetzt. Zudem gab er zu bedenken, dass Künstler und Liebhaber die kunstvolle Rüstkammer im militärischen Zeughaus vergessen könn-ten. HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 83–85. Quandt freute sich noch Mitte März 1832 über den Umzug der Rüstkammer ins Zeughaus. Siehe den Brief an Johann Georg Keil vom 19.3.1832, in: SLUB, Mscr. Dresd., App. 393, Nr. 2h. Einen Monat später erfolgte das Dekret zur Auflösung der Kunstkammer. Damit war das Zeughaus als Ausstellungsort bis zu dessen Aufhebung 1877 und Nutzung als Museum Albertinum ab 1891 aus dem Rennen gefallen. Siehe hierzu Heres 2004, S. 58–59.

13 Nagel 2012, S. 377.

war selbst von lindenau beauftragt worden, die Kunstkammer zu begutachten. sein urteil war eher negativ. Quandt betrach-tete die Kunstkammer nicht als historisch überliefertes samm-lungskonglomerat, aus deren Kernbeständen die königlichen sammlungen entstanden waren, sondern beurteilte sie als ein depot der anderen sammlungen in schlechtem konservato-rischem Zustand. die bestände seien sehr divergent und eine wissenschaftliche beschreibung nicht möglich. daher seien die auflösung und die verteilung aller objekte auf die verschiede-nen sammlungen anzustreben.14 aufgrund seines Gutachtens wurde sie im april 1832 per dekret aufgelöst, die meisten Ge-genstände auf Grünes Gewölbe, Kupferstichkabinett, Gemälde-galerie, Porzellansammlung und rüstkammer verteilt und ei-nige stücke verkauft.15

Quandts name wird in der forschung oft mit der bedauer-lichen versteigerung einiger Kunstkammer-objekte in verbin-dung gebracht. die bekannten Quellen und zeitgenössischen berichte lassen diesen schluss nicht zu. im Gegenteil hatte der Kunstfreund sich in seinem Gutachten dafür eingesetzt, dass die mittelalterlichen Gegenstände und tafelbilder der Kunst-kammer in die sammlung der rüstKunst-kammer überführt würden, um dadurch den Überblick über die sächsische Geschichte zu vervollständigen. einige der 1833 zum verkauf freigegebenen bildnisse sächsischer Kurfürsten finden sich denn auch dort wieder.16 sein hauptanliegen war es denn auch, die beiden sammlungen sinnvoll miteinander zu verbinden. so berichtete

er in einem brief an Julius schnorr von carolsfeld, er habe »die alte rüstkammer u Kunstkammer mit einander verschmol-zen […].«17

in den verkäufen lag wohl eine staatspolitische Kompo-nente, gewissermaßen eine Konzession an die stände im land-tag für die umfassenden und kostspieligen Maßnahmen zur reorganisation der königlichen sammlungen generell, die lin-denau angestoßen hatte. so hatte der Minister in seinen Kri-terien, über welche die inspektoren der sammlungen ab 1830 jährlich zu berichten hatten, bereits grundsätzlich verlangt, zur »bereicherung« der ausstellungen nebst restaurierungen und erwerbungen auch verkäufe oder umtausch in betracht zu ziehen  – eine sammlungsbereinigung war also von oben her gewollt, auch durch deakquisition.18 Quandt deutete die-sen politischen aspekt im Zusammenhang mit seiner arbeit in der Galeriekommission an: »die stände laßen sich weit eher zur unterstützung einer actiengesellschaft geneigt finden, als zur rettung eines Kunstschatzes, der als ein todtes capital be-trachtet wird.«19 und Wilhelm von Kügelgen schrieb die erfolg-ten verkäufe der Kunstkammerobjekte finanziellen engpässen zu, welche den umzug gefährdet hätten: »Man […] stellte diese Waffen, etwa ein drittel davon veräußernd, um die Kosten des umzugs zu bestreiten, in den hohen, hellen Korridoren des Zwingers auf.«20

Mit der räumung der Kunstkammer und ihrer aufteilung auf die verschiedenen sammlungen wurden räumlichkeiten in

14 Rescript vom 6.4.1832, in: HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. X.23 Acta die königl. Kunstkammer betr. 1830, fol. 71 sowie Cap. XV. Nr. 26a, D. Registranda die wißenschaft-lichen u. Kunstsammlungen betr. aufs Jahr 1832 (beides Kriegsverlust), fol. 49. Teilweise Abschriften in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 27, Lage 5.2, fol. 3r–v sowie Nr. 29, Lage 3, fol. 12v: »Vortrag des Herrn von Quandt über die Kunstkammer nach Anleitung der über die Revision dieser Sammlung von dem Oberkämmerei-Sekretair Nollain vorge-legten Protocolle und anderen Litteralien, mit dem Erachten, daß eine wissenschaftliche Beschreibung der fraglichen Sammlung wegen ihres gemischten Bestandes nicht ausführbar, daß solche von jeher als ein Depot für die anderen Cabinetten betrachtet worden sey und nun-mehr, da vieles zu Grunde gegangen und zerstückelt, wohl aufzulösen und zum Theil mit der Rüstkammer zum Theil mit den übrigen Gale-rien zu vereinigen sein möchte.« S. a. Minning 2012, S. 165.

15 HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. X.23 Acta die königl. Kunstkammer betr. 1830, fol. 71. Rescript vom 29.5.1832, in: Cap. XV. Nr. 26a, D. Registranda die wißenschaftlichen u.

Kunstsammlungen betr. aufs Jahr 1832 (beides Kriegsverlust), fol. 126.

Teilweise Abschriften in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 27, Lage 5.2, fol. 3r–v sowie Nr. 29, Lage 3, fol. 13r: »Der Herr von Quandt über-reicht die von ihm erforderten Vorschläge über die Vertheilung der Gegenstände aus der Kunstkammer an die übrigen kgl. Sammlungen und fügt spezielle Verzeichniße darüber bei, unter Wiederholung des Antrags, daß die lange Gallerie im Zwinger, wo dermalen sich die Vögel befinden, ebenfalls mit den zu Aufstellung der Rüstkammer bestimmten Räumen zu vereinigen sein möchte.« – Zur Auflösung der Kunstkammer siehe Minning 2012, S. 153–165, Klatte 2017, S. 97; Berge 1933, S. 2–3. Berge scheint Quandts Gutachten noch gekannt zu

ha-ben. S. a. den Brief von Quandt an Schnorr vom 1.1.1833, in: SLUB, Mscr.

Dresd. n Inv. 15, Bd. 31, fol. 183v. S. a. Schäfer 1860, S. 34; Nagel 2012, S. 377. Der Bericht des Kunstkämmerers Blochmann war wohl zu spät eingegangen.

16 Brief von Quandt an Schnorr vom 1.1.1833, in: SLUB, Mscr. Dresd. n Inv. 15, Bd. 31, fol. 183v. S. a. den Brief von Quandt an Johann Georg Keil vom 19.3.1832, in: SLUB, Mscr. Dresd., App. 393, Nr. 2h.

17 Vgl. Cap. X.a.52, Verzeichniß derjenigen unansehnlichen und un-brauchbaren Gegenstände der Kunstkammer, welche zur Vertheilung an die übrigen Gallerien sich nicht eigneten, und zu verkaufen seyn möchten, 1833 (Kriegsverlust). Teilweise Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 27, Lage 6, S. 1–4. Nachweislich nicht verkauft und in das historische Museum eingegliedert wurde ein Bildnis von Kurfürst August eines Malers Ciriacus von 1586 (Nr. 80 in der Ver-kaufsliste), ein gleiches von unbekannter Hand von 1561 (Nr. 81) und drei Bildnisse der Gemahlin und Kinder Annas (Nr. 82–85). Sie werden in Quandt 1834 (1), S. 42–44 erwähnt und als historisch wichtige Ge-mälde erkannt, was dagegenspricht, dass Quandt die Verkäufe selber vorgeschlagen hat.

18 Abschrift eines Zirkulars Lindenaus an die Vorsteher der Königlichen Sammlungen vom 4.2.1830, in: HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 14r–

15v. Paraphrase der Kriterien oben Anm. 7.

19 Brief an Unbekannt, [1837], in: ThSA, FaL, Nr. 15, fol. 9v. S. a. Bloh 2005, S. 62; Heres 2004, S. 49–50; Titz-Matuszak 2000, S. 119–121; Heres 1987, S. 44–46; Friesen 1880, S. 321.

20 Kügelgen 1959 [1870], S. 126; Friesen 1880, S. 321. S. a. Lindenau an das Ministerium des Königlichen Hauses vom 25.1.1833, in: HStADD, 10711 Ministerium des Kgl. Hauses, Loc. 19, Nr. 1, fol. 59r–60r. Für diesen Hinweis danke ich Christine Nagel.

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den nördlichen Galerien und Pavillons des Zwingers frei, in die nun die rüstkammer ziehen sollte (abb. 75). am 30. april 1832 wurde inspektor brietze von lindenau in Kenntnis gesetzt: »se.

Königl: Majestät und des Prinzen Mitregenten Königl: hoheit haben für gut befunden, die verlegung der rüstkammer in den an der Wallseite gelegenen theil der Zwingergebäude unter vereinigung mit einem theile der jetzt in der Kunstkammer aufbewahrten Gegenstände, anzuordnen und mit der leitung der deshalb erforderlichen arbeiten den von Quandt, den Pro-feßor thürmer und den ober Kämmerei secretair nollain zu

beauftragen.« brietze sollte die notwendigen vorkehrungen für den umzug aufgrund der vorgaben des Komitees treffen.21

in einem dokument im archiv der dresdener rüstkammer konnte das Konzept von Quandt für die neu einzurichtenden räume wiedererkannt werden. das schriftstück beschreibt in den Grundzügen die aufstellung der objekte in den räu-men, wie sie schließlich in seinem führer Andeutungen für Beschauer des historischen Museums von 1834 erläutert ist und wie sie in den inventaren nachvollzogen werden kann.22 Quandt sandte seinen vorschlag im august 1832 an

staatsmi-21 HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 97r. Am 24.6.1832 wurde Brietze angeordnet, die Gegenstände der aufgelösten Kunstkammer der Neu-aufstellung sofort »einzuverleiben«. Brief Lindenaus, in: ebd., fol. 99r.

S. a. ebd., fol. 4r–5v. Die Einrichtung des neuen Museums war zu die-sem Zeitpunkt noch kaum vorangeschritten; siehe Brietzes Brief vom 28.7.1832, in: HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 100r–101r. Klemm 1838, S. 288.

22 Das Konzept in: HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 46, fol. 1–13. Das

Schrift-bild zeigt nicht die Handschrift Quandts, sondern eher diejenige eines Kanzleischreibers. Eine Bleistiftnotiz schreibt es Brietze zu, was un-wahrscheinlich ist. Das Dokument entspricht inhaltlich und sprachlich eindeutig Quandts Argumentation. Dass das Konzept aus Quandts Feder stammt, lässt sich mit einem Brief von Quandt an Schnorr vom 1.1.1833 beweisen, in dem er den Ablauf der Ausstellung zusam-menfasst. Er entspricht exakt demjenigen des Konzepts. SLUB, Mscr.

Dresd. n Inv. 15, Bd. 31, fol. 183v. S. a. Quandt 1834 (1), S. X, XII–XIII, XVI.

76 Johann Gottlob von Quandt und Johann Gottlieb Brietze, Ausstellungs. Plan, in: HStA, 13458 SKD, RK, Nr. 46, fol. 12v-13r

nister lindenau.23 inhaltlich beschrieb das Konzept nur allge-meine schwerpunkte und themenfelder der geplanten neu-aufstellung: »bei der großen Menge von Gegenständen dürfte es kaum möglich sein, einen ins einzelne gehenden Plan zur aufstellung eines geschichtlichen Museums zu entwerfen und uns reichen hier nur die hauptabtheilungen anzugeben […].«24 die Grundzüge des aufstellungsplanes notierte er in einen klei-nen situationsplan, den er mit buchstaben und einer legende versah (abb. 76). im eingangssaal des französischen Pavillons (J) sollten hausratsgegenstände angeordnet werden. diesem folgte ein durchgangszimmer (h) mit Garten- und Jagdgerät, woran in der bogengalerie (G, f) die abteilung für turnierwe-sen anschließen würde. darauf sollte man unter dem Wallpavil-lon hindurch in die gegenüberliegende bogengalerie (e, d, c) eintreten, wo die Gerätschaften des Kriegswesens präsentiert würden. Zu dieser abteilung zählte er auch die Gewehre, die im Parterre des heutigen Mathematisch-Physikalischen salons (b) aufgestellt werden sollten. darauf würden die besucher über eine Kleiderkammer in die langgalerie (a) treten, die bis hin zum Kronentor mit Prunkgerät angefüllt wäre. 25 für spe-ziell wertvolle objekte sah Quandt Glaskästen vor, die an den fenstern zu platzieren wären, um die »ausgezeichnetsten Ge-genstände […] genau betrachten [zu können], ohne daß sie mit händen begriffen würden.«26

Zur beaufsichtigung von Planung und durchführung von umzug und einrichtung seines ausstellungskonzepts war Quandt von Montag bis Mittwoch über die Mittagsstunden im Zwinger anwesend. Mit inspektor brietze stand ihm ein umtrie-biger Mitarbeiter zur seite, der die arbeiten organisierte und umsetzte. aufgrund der historisch-wissenschaftlichen anforde-rungen der neuen sammlungspräsentation wollte und konnte brietze nicht die grob nach Gattungen geordneten Kammern eine nach der anderen aufheben und die objekte

zwischen-lagern, bis die definitive aufstellung geklärt sein würde. dies führte dazu, dass er bei den umzugsarbeiten unter erheblichem druck stand, weil die direktion des hoftheaters teile der alten räumlichkeiten der rüstkammer beanspruchte.27 sein Problem beschrieb er in einem brief an die Kommission vom 28. Juli 1832:

»die bezweckt werdende beßere und systematischere aufstel-lung dieser kostbaren und vielfältigen sammaufstel-lung erfordert dort [im Zwinger – ar] demnach eine Zusammenstellung der Ge-genstände nach ihren Geschlechtern, geschichtlichen, chrono-logischen und auch Kunstwerth. diese Zusammenstellung aber kann, bei der großen anzahl der Gegenstände und der großen Zerstreuung derselben in den vielen Zimmern [im alten Ge-bäude  – ar], wenn schon[,] der genres nach vorher auf dem Papiere vorbereitet, doch den wißenschaftlichen Grundsätzen nach, erst bei der neuen aufstellung bewerkstelliget werden.

aus diesem Grunde nun kann die erneuerung des gegenwärti-gen locals nicht anders, als dem system der neuen aufstellung gemäß geschehen.« brietze verlangte also ein systematisches vorgehen, um ein übereiltes und verwirrung stiftendes um-räumen zu vermeiden. er wollte den umzug zudem auf nicht mehr als eine Genregruppe auf einmal beschränken und »nur soviel stücke [bewegen], die in zwei tagen aufgestellt und auf-gehängt werden können, um möglichst beschädigungen zu ver-meiden.«28 die Kommission um Quandt reagierte umgehend und trug der Generaldirektion die Probleme und vorschläge brietzes vor.29

brietze entpuppte sich während des umzugs als ausgespro-chen engagierter Konservator. so erklärte er dem Ministerium, dass zwar die augenfälligsten reparaturen nach dem transport der objekte vorgenommen worden seien, dass aber noch zahl-reiche weitere anfallen würden wie die instandsetzung des rie-menzeugs der harnische, der Postamente für die rüstungen, der hölzernen Pferde sowie diverse reinigungsarbeiten. dazu 23 Rescript vom 6.8.1832, in: HStADD, Akten der Generaldirektion der

Königlichen Sammlungen, Cap. XV. Nr. 26a, D. Registranda die wißen-schaftlichen u. Kunstsammlungen betr. aufs Jahr 1832 (Kriegsverlust), fol. 139. Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 29, Lage 3, fol. 13:

»Der Herr von Quandt reicht einen Plan zu Aufstellung der Rüstkam-mer als ein Historisches Museum ein und beschreibt die Anordnung des Ganzen, wie aus der älteren in die neuere Zeit übergehend die Sa-chen in systematischer Reihenfolge unterzubringen sein möchten[…].«

24 Zitat in: HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 46, fol. 6v. Über seine Anwesen-heit im Zwinger äußert sich Quandt in einem undatierten Brief an Böttiger von ca. 1833, in: Nürnberg, Historisches Archiv des Germani-schen Nationalmuseums, Autographen Böttiger K. 21.

25 HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 46, fol. 2–7. Die den Sälen zugeordneten Buchstaben geben die Raumsituation der Kunstkammer wieder. Dies wird dort deutlich, wo Quandt die Entfernung von Scheidewänden fordert; Frenzel 1850, S. 2; Lindau 1845, S. 216.

26 HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 46, fol. 4r. Im Anschluss an das Konzept folgen zwei Beilagen mit allen Objekten, die für die Aufbewahrung in Glaskästen vorgesehen waren; ebd., fol. 9r–12v. In den Andeutun-gen beschreibt Quandt die Objekte in den Glaskästen im Nachtrag;

Quandt 1834 (1), S. 188–196.

27 Siehe dazu die 1821 revidierten Inventare der verschiedenen Kammern (Auswahl), in: HStADD, 13458 SKD, RK, Lieber-Nr. 138 (altdeutsche Gewehrkammer), 156 (Jägerkammer), 177 (Pistolenkammer), 220 (Sat-telkammer), 248 (Türkenkammer), 259 (Kleiderkammer). S. a. Heres 2004, S. 96: Die Rüstkammer war nicht museal geordnet und hatte den Charakter eines »Magazins«.

28 Beide Zitate aus Brietzes Briefentwurf, in: HStADD, 13458 SKD, RK, Nr. 6, fol. 100r–101r.

29 Rescript vom 2.8.1832, in: HStADD, Akten der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen, Cap. XV. Nr. 26a, D. Registranda die wißen-schaftlichen u. Kunstsammlungen betr. aufs Jahr 1832 (Kriegsverlust), fol. 142. Abschrift in: HStADD, 13458 SKD, NL Posse, Nr. 29, Lage 3, fol. 13v: »Anzeige des Herrn v. Quandt, Prof. Thürmer und Secr. Nollain, daß die für die Hoftheater-Expedition gewünschte Abtheilung des Rüstkammergebäudes bis zum Michaelistermin a. c. nicht geräumt werden könne, indem das neue Local noch nicht fertig sey und die Tausende von Gegenständen nur nach und nach und nicht zimmer-weise translocirt werden können.« Zu den Umzugsvorgängen s. a.

Minning 2012, S. 160.

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forderte er eine gesonderte finanzierung.30 Wohl im auftrag Quandts, der dies schon im Konzept gefordert hatte, schlug brietze dem Ministerium im März 1833 vor, alte Waffen aus dem Zeughaus in das neue Museum zu überführen. dort seien sie nämlich dem Publikum verborgen, während sie im neuen Kon-text in ihren historischen Zusammenhang gebracht werden könnten.31

im oktober 1833 waren die umzugsarbeiten weitgehend abgeschlossen. lindenau schrieb brietze vor, seine helfer um-gehend zu entlassen, wogegen er sich in einem brief wehrte. er teilte lindenau mit, er wolle vier von fünf Mann bis zur

im oktober 1833 waren die umzugsarbeiten weitgehend abgeschlossen. lindenau schrieb brietze vor, seine helfer um-gehend zu entlassen, wogegen er sich in einem brief wehrte. er teilte lindenau mit, er wolle vier von fünf Mann bis zur

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