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Globales Ausmaß der Bodendegradation

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Als „Kostgänger“ und „Ausbeuter“ natürlicher Ressourcen haben Menschen in der Vergangenheit und Gegenwart in terrestrische Ökosysteme und deren Böden eingegriffen. Dabei wurden die Prinzipien der Nachhaltigkeit und der Um-weltschonung häufig außer acht gelassen. Zu nennen sind die Rodung und Übernutzung von Wäldern, die Überwei-dung von Grasländern durch unangemessenen Viehbesatz, die unsachgemäße Ackernutzung, die Ausbeutung der Vegetation für den häuslichen Bedarf und das Anwachsen der Industrie oder von urbanen Ballungsgebieten. Als „un-erwartete“ Folgen dieser Eingriffe zeigen sich weltweit mehr oder weniger starke Boden-degradationen. Obwohl dies schon vor Jahrzehnten als ernstes und weit verbreitetes Problem erkannt wurde, waren geographische Verbreitung so-wie Intensität und Ursachen nur unvollständig bekannt.

Erst im Jahre 1990 wurde in enger Zusammenarbeit mit Bodenkundlern und Umweltexperten aus der ganzen Welt von UNEP und ISRIC eine Weltkarte der vom Menschen verursachten Bodendegradation erstellt (Oldeman et al., 1991).

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Mit Hilfe dieser Karte im Maßstab 1 : 10 Mio. ist es möglich, eine regionale und globale Abschätzung der Ausdeh-nung und Intensität der Bodendegradation vorzunehmen. Da die Bodendegradation nur mit großem Aufwand direkt zu messen ist und in großen Teilen der Welt die Datenbasis außerordentlich schlecht ist, handelt es sich bei den hier an-gegebenen Daten um Schätzungen einer großen Expertengruppe.

Kontinente/Regionen Entwaldung Übernutzung Überweidung Landwirt. Aktivitäten Industrielle Aktivitäten

Afrika 67 63 243 121 +

Asien 298 46 197 204 1

Südamerika 100 12 68 64 –

Zentralamerika 14 11 9 28 +

Nordamerika 4 – 29 63 +

Europa 84 1 50 64 21

Ozeanien 12 – 83 8 +

Welt 579 133 679 552 22

Tabelle 6: Typologie der Ursachen anthropogener Bodendegradation in Mio. ha

Quelle: Oldeman, 1992 + = geringe Bedeutung – = keine Bedeutung

Entsprechend sind diese Daten vorsichtig zu bewerten, da sie Ungenauigkeiten in beide Richtungen aufweisen und auch noch nicht alle Degradationen enthalten. Das Ergebnis der Erhebung wird nachfolgend kurz zusammengefaßt.

Vier Arten der durch Menschen verursachten Bodendegradation werden unterschieden. Bei der Wasser- und Windero-sion wird der Boden abgetragen, die Degradation besteht in einem Verlust von Bodenmaterial. Physikalische und che-mische Degradationen treten auf, wenn bei Erhalt der Bodenmasse bodenintern negative Veränderungen physikali-scher oder chemiphysikali-scher Natur induziert werden. Als weitere Art müßte auch die biotische De-gradation von Böden in Betracht gezogen werden. Das Wissen hierüber ist bisher jedoch noch sehr lückenhaft und demgemäß liegen keine flächendeckenden Informationen auf globaler Ebene vor.

Daß es sich bei der Bodendegradation nicht um eine marginale Größe der Umweltveränderung durch den Menschen handelt, haben — bei aller möglichen Kritik — die Ergebnisse der weltweiten Aufnahme eindeutig gezeigt (Olde-man et al., 1991). Von den Böden der ca. 130 Mio. km2umfassenden eisfreien Landoberfläche der Erde weisen heu-te bereits fast 20 Mio. km2, das sind rund 15%, deutliche Degradationserscheinungen auf, die durch den Menschen verursacht wurden. Dies ist das Ergebnis einer umfassenden Untersuchung, die im Auftrage von UNEP vom Inter-nationalen Bodenreferenz- und Informationszentrum (ISRIC) durchgeführt wurde. Mit 56% hat daran die Erosion durch Wasser den größten Anteil, gefolgt von der Winderosion mit 28%, der chemischen Degradation mit 12% und

Tabelle 7: Typen und Ursachen der Bodendegradation in Mio. ha

Quelle: Oldeman, 1992 + = geringe Bedeutung – = keine Bedeutung

Typen der Degradation

Ursachen natürliche Vegetation

Überweidung Landwirt. Industrielle

Entwaldung/Übernutzung Aktivitäten Aktivitäten

Wassererosion 471 38 320 266 –

Winderosion 44 85 332 87 –

Chemische Degradation 62 10 14 133 22

Physikalische Degradation 1 + 14 66 –

Welt 578 133 680 552 22

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der physikalischen Degradation mit 4%. In diesen Zahlen sind Degradationen von Waldböden und latente Belastun-gen, die sich über längere Zeiträume akkumulieren, sowie Veränderungen der Lebensgemeinschaften von Bodenor-ganismen noch nicht enthalten.

Tabelle 8: Globale und kontinentale Verbreitung der Acker-, Weide- und Waldflächen, der degradierten Böden sowie deren prozentuale Anteile an den jeweiligen Gesamtflächen in Mio. ha

Quelle: FAO, 1990

Ackerland Dauergrünland Wälder und Savannen

Gesamt Degradiert % Gesamt Degradiert % Gesamt Degradiert %

Afrika 187 121 65 793 243 31 683 130 19

Asien 536 206 38 978 197 20 1.273 344 27

Südamerika 142 64 45 478 68 14 896 112 13

Zentralamerika 38 28 74 94 10 11 66 25 38

Nordamerika 236 63 26 274 29 11 621 4 1

Europa 287 72 25 156 54 35 353 92 26

Ozeanien 49 8 16 439 84 19 156 12 8

Welt 1.475 562 38 3.212 685 21 4.048 719 18

Wassererosion

Die Bodenerosion, die durch auftreffende Regentropfen und Oberflächenabfluß von Wasser verursacht wird, kann un-terschiedliche Folgen haben. Ein Zerschlagen der Bodenstruktur fördert die Verschlammung und Verkrustung und be-einträchtigt den Pflanzenwuchs. Eine Entfernung des fruchtbaren Oberbodens führt zu Nähr-stoffexporten und damit verbunden zu Produktionseinbußen. In extremen Fällen wird der Wurzelraum derart reduziert, daß der Anbau von Kulturpflanzen nicht mehr möglich ist. In geneigten, strukturlabilen Böden kann es zur Ausbildung von Erosions-rinnen und -gräben kommen. Dabei wird wertvolles Bodenmaterial entfernt und das Land für eine Bewirtschaftung unbrauchbar. Generell werden vier Typen von Wassererosion unterschieden:

– Verschlämmung von Oberboden.

– Verlust von Oberbodenmaterial und Nährstoffen.

– Zerstörung des Geländes durch Rinnen oder Gräben.

– Überdeckung von Böden an Unterhängen und in Tälern.

Flächenmäßig dominiert der zweite Typ, schwieriger zu sanieren ist allerdings der dritte Typ. Die gesamte Fläche, die durch menschlich verursachte Wassererosion beeinträchtigt wird, beläuft sich auf etwa 1,1 Mrd. ha, von denen 56% in den humiden Gebieten der Erde und 44% in den tropischen und subtropischen Regionen liegen.

In der Abb. 3 sind die Zusammenhänge, die die Wassererosion beeinflussen, schematisch dargestellt. Neben Witte-rungs- und topographischen Einflüssen greift der Mensch in vielfältiger Weise in das Geschehen ein. Dadurch ist er imstande, die Erosion stark zu beschleunigen, aber er kann auch bei Anwendung geeigneter Maßnahmen die Erosion mindern. Die Abbildung verdeutlicht auch, daß die Erosion von den jeweiligen Standortbedingun-gen abhängt. Ent-sprechend können erst nach sorgfältiger Analyse geeignete Gegenmaßnahmen getroffen werden.

Winderosion

Verlagerung von Bodenmaterial durch Wind ist ein weitverbreitetes Phänomen in ariden und semiariden Regionen mit dünner oder lückenhafter Vegetationsdecke. Sie tritt gewöhnlich auf gröber texturierten Böden auf. Durch Reduktion der Vegetationsdecke, durch Überweidung oder durch Bodenbearbeitung wird die Windero-sion erhöht. Ungefähr 0,5 Mrd. ha Fläche sind durch Winderosion beeinflußt, 94% dieser Gebiete liegen in Trockenregionen.

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Acker

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