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3. Theoretische Ansätze der Kindertageseinrichtung

3.6 Gesundheitsförderung im Setting Kindertagesstätte und

Die Kindheit ist nicht nur eine wichtige Zeit, um (vor)schulische Bildung zu vermitteln. Sie gilt auch als die wichtigste Phase zur Prävention von Krankheiten und zum Erlernen von Kompetenzen zur Erhaltung der Gesundheit (Bergmann und Bergmann 2003). Die meisten Menschen kommen gesund zur Welt. Gesundheit muss nicht erst hergestellt werden. Die Lernbereitschaft und –fähigkeit eines Kindes ist in der Regel groß und das Gesundheitsverhal-ten noch nicht internalisiert. Das soziale Umfelds, allen voran die Eltern, sind (noch) bereit, vieles zu tun, um das Kind gesund zu erhalten (Bitzer et al. 2009, Kliche et al. 2009, Settertobulte et al. 1995, Steinhausen 2001).

Die Kita bietet in dieser frühen Lebensphase eines Menschen geradezu ideale Voraussetzun-gen für eine Gesundheitsförderung im Settingansatz. (Altgeld und Kolip 2004, Maasberg 2002, Richter 2004a, 2005b, Schnabel 2004, Wustmann 2004). Sie:

 ist eine gesellschaftlich fest etablierte und von der Bevölkerung akzeptierte Institution.

 erreicht die Bevölkerungsgruppe der Vorschulkinder fast vollständig, insbesondere auch Kinder aus sozio-ökonomisch und kulturell weniger privilegierten Schichten.

 stellt ein niedrigschwelliges Angebot der Gesundheitsförderung dar.

 arbeitet schon immer ressourcenorientiert, ganzheitlich und ohne Leistungsdruck.

 erreicht die Kinder in einem Alter, in dem negatives Gesundheitsverhalten noch nicht gefestigt ist und die Lernbereitschaft, -freude und Neugier der Kinder auf Neues in großem Maße genutzt werden kann.

Sie bildet daher ein Schlüsselsetting zur Herstellung von gesundheitlicher Chancengleichheit.

Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht sollte die Kita zur Gesundheitsförderung herangezogen werden, denn die meisten Verhaltensgewohnheiten bilden sich bereits in jungem Alter heraus und stabilisieren sich. "Da die Grundlagen des Gesundheitsverhaltens sehr früh gelegt werden und durch sie Zivilisationskrankheiten verhindert werden können, sind Interventionen in Kin-des- und Jugendalter aus entwicklungspsychologischer Sicht und unter Kosten-Nutzen-Ge-sichtspunkten besonders sinnvolle Anstrengungen der Gesundheitsprävention" (Mittag und Jerusalem 1999).

Nach Richter (2004b) sollten präventive Maßnahmen in der Kita folgendermaßen gestaltet sein. Sie sollen

 für viele Eltern mit geringer Zugangsschwelle erreichbar sein

 die vorhandenen elterlichen Ressourcen nutzen

 Mütter und Väter ansprechen

 dem kindlichen Entwicklungsprozess gerecht werden

 die bekannten Risikofaktoren kindlicher Entwicklungsstörungen berücksichtigen

 wissenschaftlich überprüft sein

 eine günstige Kosten-Nutzen-Relation haben

Darüber hinaus sollen sie dem heute üblichen Standard der präventiven und gesundheitsför-derlichen Interventionen entsprechen.

Anders als das Setting Schule ist das Setting "Kindertagestätte" bisher von der WHO nicht als Setting definiert. Erst seit einigen Jahren - unter anderem auf Basis der Definition der Gesundheitsziele durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Finanzierung von Modellprojekten auf Bundesländerebene (Altgeld 2002) und die Veranstaltung einer Fachtagung zur Gesundheitsförderung im Kindergarten (BZgA 2002) - wird die Etablierung eines solchen Settings vorangetrieben. Im Rahmen der Fachtagung zur Gesundheitsförderung

in Kindergärten wurden von den Teilnehmern erstmalig noch heute gültige Empfehlungen und Perspektiven zur Gesundheitsförderung in Kitas formuliert (Franzkowiak 2002). Sie sol-len bei der Weiterentwicklung der vorschulischen Gesundheitsförderung helfen.

Bis Ende der 90er Jahre fanden viele Einzelaktionen in den Bereichen Ernährung, Hygiene, Bewegung und Stressbewältigung12 in den Kitas statt. Diese waren bisher selten in ein Ge-samtkonzept eingebunden. Ebenso wie beim Setting Schule (Kapitel 2.6.) muss auch hier zwischen gesundheitsfördernden Maßnahmen in der Kita, die, wie oben ausgeführt, schon lange in den Kindergartenalltag integriert sind und einer "gesundheitsfördernden Kindertage-stätte" unterschieden werden. Hierbei handelt es sich, ebenso wie bei der "gesundheitsför-dernden Schule" um die Einführung eines Organisationssystems mit weitreichenden Verände-rungen der Strukturen auf allen Ebenen einer Kita. Diese lässt sich naturgemäß nur langsam vollziehen. Der Versuch einer Verwirklichung der "gesunden Kindertageseinrichtung" findet sich bei dem seit 1999 durchgeführte Projekt der Landesvereinigung für Gesundheitsförde-rung Thüringen "Gesunde Kindertagesstätte- erleben und gestalten", bei dem 2002 gegründe-ten Netzwerk Gesunde Kita des Landes Brandenburg (www.gesunde-kita.net/), bei den 2003 gegründeten Netzwerken für gesunde Beschäftigte in Kitas der Technischen Universität Dres-den (www.inga.de/themen/1591.cfm) und "Gesunde Schulen und Kindergärten in Rhein-Kreis-Neuss" (www.rhein-kreis-neuss.de) und der Gesundheitsförderung in Kitas des regiona-len Knotens Berlin (www.gesundheitliche-chancengleichheit.de), beim 2004 gegründeten Stuttgarter Netzwerk "g’sund & g’scheid" (www.stuttgart.de), bei dem Netzwerk-Kita der sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung (www.slfg.de), bei dem Servicebü-ro "Gesundheitsförderung im Kindergarten der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein (www.lv-gesundheit-sh.de/), so wie dem 2005 gegründeten Netzwerk Kita und Gesundheit Niedersachsen (www.gesundheit-nds.de). Weitere Beispiele kann man unter www.gesundheitliche-chancengleichheit.de (8.10.10) und in der Zusammenfassung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Band 5 "Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten" (2006) finden. Die beteiligten Institutionen versuchen, die Idee der gesundheitsfördernden Kindertagesstätte voranzutreiben.

Die Bertelsmanns-Stiftung startete 2006 das Projekt "Kitas bewegen-für eine gute gesunde Kita", ein Konzept der guten gesunden Kita im Setting "Kindertagesstätte (Kita)"mit 14 Kitas und vier Grundschulen in der Modellregion Münster und mit 15 Kitas und sechs

12 Eine Aufstellung der bundesweiten Netzwerkarbeit zum Thema "Gesundheitsförderung in Kindergärten und Kindertagesstätten" wurde von der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen e. V. Anfang 2005 erstellt (www.gesundheit-nds.de/downloads/10.03.05.netzwerk.kita.pdf).

len in der Modellregion Berlin-Mitte. Das Konzept ist praxisorientiert und integriert die Er-fahrungen aus dem Projekt Anschub.de derselben Stiftung. In der Transferphase von 2009 bis 2011 soll das Konzept mit 38 Einrichtungen in Berlin-Mitte weitergeführt und Steuerungs- und Unterstützungsstrukturen aufgebaut werden, die den Fortbestand des Konzeptes über den geplanten Abschluss des Projekts Mitte 2012 sichern sollen (www.gute-gesunde-kita.de am 09.01.11).

4. Theorie des (Schrift-)Spracherwerbs und der