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Seit der Durchführung der vorliegenden Studie im Kindertagesstättenjahr 2002/2003 hat sich Vieles weiterentwickelt. Das Präventionsgesetz, das u.a. durch eine gesetzliche Festschrei-bung der Notwendigkeit von Gesundheitsförderung und eine Sicherung der Finanzierung der-selben die Durchführung gesundheitsfördernder Programme (auch in Vorschuleinrichtungen) hätte voranbringen können, wurde nicht verabschiedet. Gesundheitsminister Dr. Rössler lehn-te eine Wiederaufnahme der Diskussion über das Gesetz Anfang 2010 u. a. mit dem Hinweis auf eine angestrebte kostenneutrale Lösung unter Nutzung bereits vorhandener Strukturen kategorisch ab, so dass mit einer gesetzlichen Regelung der Zuständigkeit und Finanzierung gesundheitsfördernder Maßnahme in der nächsten Zeit nicht zu rechnen ist. Daher ist es not-wendig, möglichst kostengünstige Alternativen zu entwickeln. Durch Aufzeigen der hinderli-chen und vor allem der förderlihinderli-chen Parameter zur Durchführung eines gesundheitsfördernden Programms in Vorschuleinrichtungen will die vorliegende Studie einen Beitrag hierzu leisten.

In der Beurteilung der Wertigkeit der frühkindlichen Pädagogik durch Gesellschaft und Poli-tik kam es seit Beginn der Studie zu weitreichenden positiven Entwicklungen. Der Bildungs-auftrag der Frühpädagogen gelangte vor allem durch die PISA-Studien (Dt. Pisa-Konsortium 2002, OECD 2010, Prenzel et al. 2003, 2006) in das öffentliche Interesse und wurde durch Erstellen von Bildungsplänen auch politisch untermauert. Mittlerweile liegen Bildungspläne für den Elementarbereich ganz unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Ausmaßes für alle Bundesländer vor. Die Experten beschäftigen sich derzeit mit der Frage der flächendeckenden Implementierung, die, da in den meisten Fällen eine Änderung der Rahmenbedingungen un-abdingbar ist, nicht kostenneutral sein kann (Rabe-Cleberg 2010), aber möglichst kostengüns-tig sein soll.

Im Bereich der Lese-Rechtschreib-Störung haben sich in den letzten Jahren keine bahnbre-chenden Neuerungen entwickelt. Bereits begonnene Forschungsarbeiten wurden fortgesetzt.

Derzeit beginnen die Experten, die herausragende Rolle der phonologischen Bewusstheit bei dem Schriftspracherwerb zu hinterfragen und nach weiteren wichtigen Vorläuferfähigkeiten zum Schriftspracherwerb zu suchen. Die Relevanz der Lese-Rechtsschreib-Störung in der Biographie eines Menschen bleibt aber unwidersprochen. Das zeigt sich auch durch die wie-derholte Betonung des Themas durch die deutsche Ärzteschaft. So war z.B. im Oktober 2010 erneut einer der Leitartikel des Deutschen Ärzteblatts diesem Thema gewidmet. Die Durch-führung des Würzburger Trainingsprogramms "Hören, lauschen, lernen" (Küspert und

Schneider 1999) wird weiterhin als führende Maßnahme zur Prophylaxe der Störung genannt, sofern die durchführenden pädagogischen Mitarbeiterinnen zuvor geschult und gut motiviert sind. Schulte-Körne (2010) wies erneut explizit auf die psycho-sozialen und gesundheitlichen Probleme hin, die durch einen nicht erfolgreichen Schulbesuch - verursacht zum Beispiel durch eine Lese-Rechtsschreib-Störung - entstehen können.

Schon vor über dreißig Jahren stellte Antonovsky fest, dass der von ihm geprägte "sence of coherence", der letztendlich darüber Auskunft gibt, wie gut Menschen in der Lage sind, ihr Leben zu meistern, besonders von den in der Kindheit und Jugend erlebten Erfahrungen be-einflusst wird. Kinder, die seit ihrer frühen Schulzeit keine positive Verstärkung erfahren, sei es weil sie nicht zum Schreiben oder Rechnen in der Lage sind oder weil sie aus anderen Gründen als "Schulversager" gelten, brauchen sehr viel Unterstützung, um dennoch einen positiven "sence of coherence" zu entwickeln und sich in der Gesellschaft positiv zu soziali-sieren (Antonovski 1979, Werner 1977, Werner und Smith 1992). Darüber hinaus weiß man heute, dass die erlebten Erfahrungen die Ausbildung von Hirnstrukturen und damit die kogni-tive Leistungsfähigkeit positiv oder negativ beeinflussen können. In diesem Sinne stellen alle vorschulischen Bemühungen, die Schullaufbahn der Kinder zu verbessern, gesundheitsför-dernde Maßnahmen dar. Insbesondere bei Kindern aus Familien mit schwieriger sozio-ökonomischer Situation helfen diese Maßnahmen, die Resilienz39 zu erhöhen (Wustman 2004) und dadurch die psychischen, psychosomatischen und somatischen Krankheiten, die aus einem mangelnden Selbstwertgefühl heraus entstehen können, zu verhindern.

Strittig ist unter den Experten, in welcher Form eine verbesserte Vorbereitung auf die Schule erfolgen soll. Während die Pädagogen des Elementarbereichs tendenziell eher für eine ganz-heitliche Bildung mit Kindern als Ko-Konstrukteuren ihrer Bildung eintreten (Bundesministe-rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2003, Fthenakis 2003, 2004, Gisbert 2004, Laewen 2004, Münchmeier 2004, Schäfer 2003, Wehrmann 2004a), finden sich unter den pädagogischen Psychologen und anderen Wissenschaftlern einige, die klar definierte Pro-gramme, insbesondere bei vorhandenen Defiziten, fordern (Kretschmann 2004, Küspert und Schneider 1999). Vor allem im Bereich der (Schrift-)Sprachentwicklung, der Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit, Stressbewältigung und der Gewaltprävention, bzw. dem Erlernen

39 In der Psychologie wird mit Resilienz die Stärke eines Menschen bezeichnet, Lebenskrisen wie schwere Krankheiten, lange Arbeitslosigkeit, Verlust von nahe stehenden Menschen, oder ähnliches, ohne anhalten-de Beeinträchtigung zu verarbeiten. So weranhalten-den z. B. Kinanhalten-der als resilient bezeichnet, die in einem risikobe-lasteten sozialen Umfeld aufwachsen, das durch Parameter wie z. B. Armut, Drogenkonsum oder Gewalt gekennzeichnet ist und sich dennoch zu erfolgreich sozialisierten Erwachsenen entwickeln.

des Umgangs mit Konflikten liegen inzwischen entsprechende Programme schon für das Vor-schul- und frühe Grundschulalter vor (Langfeldt und Büttner 2008). Exemplarisch lassen sich hier das Curriculum zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen und zur Gewaltpräventi-on "Faustlos" (Cierpka 2005) oder die neuen Wege der sprachlichen Frühförderung vGewaltpräventi-on Migrantenkindern (Penner 2005) nennen. Das hier vorgestellte Würzburger Trainingspro-gramm "Hören, lauschen, lernen" dient dazu, zumindest bei einigen Kindern das Versagen in der Schule durch gezielte Vorbereitung auf den Schriftspracherwerb zu verhindern (Küspert und Schneider 1999). Darüber hinaus steht derzeit die länderübergreifende Implementierung der von Experten entwickelten Bildungspläne des Elementarbereichs ganz im Vordergrund.

Ob Trainingsprogramme in Vorschuleinrichtungen langfristig etabliert werden können, hängt wesentlich vom Aufwand der Durchführung des Programms, den Gegebenheiten der Einrich-tung und der Motivation der Durchführenden ab. Studien über die Implementierung von vor-schulischen Programmen liegen bislang nur vereinzelt vor. Die vorliegende Studie soll des-halb einen Beitrag zur Erforschung der Möglichkeiten der Etablierung des Programms "Hö-ren, lauschen, lernen" (Küspert und Schneider 1999) leisten und die für eine Etablierung des Programms hinderlichen und förderlichen Parameter untersuchen. Die so gewonnenen Er-kenntnisse können bei der Konzeption und der Einführung neuer gesundheitsfördernder Pro-gramme und eventuell bei der derzeitigen geplanten Implementierung der Bildungspläne be-hilflich sein.

Befragt wurden in der vorgelegten Studie Mitarbeiterinnen aus Vorschuleinrichtungen der Region Hannover (Stadt Hannover und Umland). Sie führten unter Anleitung der Jugendärz-tinnen im Kindertagesstättenjahr 2002/2003 das Würzburger Trainingsprogramm "Hören, lauschen, lernen" durch. Dabei handelt es sich um ein Vorschulprogramm zur Erleichterung des Schriftspracherwerbs, das über 20 Wochen hinweg täglich etwa 10 bis 20 Minuten in Kleingruppen durchgeführt werden soll.

Eingesetzt wurden schriftliche Befragungen mit einem standardisierten Erhebungsinstrument zu unterschiedlichen Zeitpunkten, und zwar vor Beginn der Durchführung des Programms, nach Beendigung des Programms und ein Jahr später, zu einem Zeitpunkt an dem eine Wie-derholung des Programms bereits begonnen sein musste, wollte man es noch vor Ende des Kindertagesstättenjahres 2003/2004 vollenden.

Der Rücklauf war bei den einzelnen Erhebungszeitpunkten unterschiedlich und lag in der ers-ten Welle bei 62,3 % aller angeschriebenen Einrichtungen. In der zweiers-ten Welle antworteers-ten

noch 52,5 % der angeschriebenen Institutionen. Als schlechtester Rücklauf mit 48,4 % ist die dritte Befragung einzuordnen. An den beiden ersten Befragungen nahmen 255 Mitarbeiterin-nen aus 43,5 % (97) aller Einrichtungen teil. Alle drei schriftlichen Befragungen beantworte-ten 152 Personen aus 30,5 % (68) der angeschriebenen Institutionen. Damit ist der Rücklauf der schriftlichen Befragungen als gut zu werten und lag eher über demjenigen von Ver-gleichsarbeiten (Gräsel et al. 2003).

In den ersten beiden schriftlichen Befragungen wurden die für die Studie relevanten Parame-ter, wie Rahmenbedingungen der Einrichtung, Merkmale der befragten Person und der Vor-schulgruppe, Modus der Durchführung, Bewertung des Programms, Schulung und Betreuung erfragt. In der dritten Befragung wurde die Anzahl der Personen, die das Programm nicht wiederholten, also die Etablierung des Programms abbrachen, und die Gründe für den Ab-bruch erhoben. Besonders interessant bei der Betrachtung der für eine Etablierung eines Pro-gramms hinderlichen Merkmale sind die Angaben dieser "Abbrecherinnen". Unter denjeni-gen, die alle drei Befragungen beantworteten, fanden sich jedoch nur acht Personen, die das Programm nicht wiederholten. Das Problem, dass bei Abbruch der Durchführung eines Pro-gramms auch die Teilnahme an der wissenschaftlichen Begleitung abgebrochen wird, ist ein bekanntes Phänomen. Hier wäre als Methode das persönliche oder telefonische Interview mit den Einrichtungen, die die Studie nach der zweiten schriftlichen Befragung abbrachen, sinn-voll gewesen. Man hätte dann erheben können, ob nur die Teilnahme an der schriftlichen Be-fragung oder auch die Durchführung des Programms nicht wiederholt wurde. Da diese Form der Datenerhebung zu dem damaligen Zeitpunkt aus personellen Gründen nicht möglich war, wurde in der vorliegenden Studie die erfolgreiche erstmalige Durchführung des Programms 2002/2003, ein Item der zweiten Befragung, als Abbruchkriterium herangezogen. Die Anzahl der Personen, die sowohl an der ersten, als auch an der zweiten schriftlichen Befragung teil-nahmen und das Programm nicht bis zu Ende durchführten, erhöhte sich somit auf dreiundzwanzig. Hiermit waren die Daten der dritten schriftlichen Befragung für diesen Teil der Auswertung nicht mehr notwendig.

Prinzipiell können die erfragten Daten auf zweierlei Weise ausgewertet werden. Man kann die Antworten aller Mitarbeiterinnen einer Einrichtung oder nur die Antwort von einer, nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Mitarbeiterin jeder Einrichtung auswerten. Viele der Einrichtun-gen, die an der Studie teilnahmen, sind kleine Einrichtungen mit nur zwei Mitarbeiterinnen wovon sich eine der beiden in Leitungsposition befindet und die andere deren Stellvertreterin ist. Bei der Auswahl jeweils nur einer Mitarbeiterin pro Einrichtung wären daher die

Befrag-ten in Leitungspositionen überrepräsentiert gewesen. Viele der erhobenen DaBefrag-ten wären bei dieser Methode ungenutzt geblieben. Bei der Auswertung der Antworten aller Mitarbeiterin-nen sind die großen Einrichtungen überrepräsentiert, da sie mehr MitarbeiterinMitarbeiterin-nen haben und in den meisten Fällen (fast) alle Mitarbeiterinnen einer Einrichtung an der Studie teilnahmen.

Darüber hinaus ist auf diese Weise nicht sichergestellt, dass die Ergebnisse derselben Vor-schulgruppe nicht zweimal verwertet werden, da in den meisten Fällen zwei Mitarbeiterinnen eine Vorschulgruppe betreuen und beide die schriftliche Befragung beantwortet haben könn-ten. Um den Datenverlust möglichst gering zu halten und die (exponierten) Leitungspositio-nen nicht über zu repräsentierten, wurden in der vorliegenden Studie die Antworten aller Mit-arbeiterinnen der Einrichtungen ausgewertet. Man muss bei den Ergebnissen der Studie daher die höhere Repräsentanz der großen Einrichtungen beachten.

Mit der Etablierung (und der Evaluation) des Würzburger Programms beschäftigt sich auch die Studie "Hören – lauschen - lernen: Umsetzung und Evaluation des Würzburger Trainings-programms zur Vorbereitung auf den Erwerb der Schriftsprache" der Universität des Saarlan-des in Saarbrücken unter der Leitung von Gräsel und Gutenberg (Gräsel et al. 2003). Im Saar-land wurde im Kindergartenjahr 2002/2003 das oben genannte Programm flächendeckend durch das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft eingeführt und die Implementie-rung von dem oben genanntem Forscherteam wissenschaftlich begleitet. Der Zwischenbericht beschreibt die Ergebnisse zu Beginn der Studie bis Oktober 2003 und liegt damit etwa zeit-gleich mit den ersten beiden Befragungen der vorliegenden Arbeit. Ob in der Studie von Gräsel et al. nur die Antwort von jeweils einer Mitarbeiterin oder aber aller Mitarbeiterinnen einer Vorschuleinrichtung verwendet wurde, lässt sich in dem Zwischenbericht nicht sicher erkennen.

Einige Ergebnisse der oben genannten Arbeit sind mit denjenigen der vorliegenden Studie vergleichbar. So wird die Etablierung des Programms in beiden Studien, der Vorläuferstudie der Autorin (Oeverink 2003) sowie im Kindergarten Cremlingen (Drewes 2007) als gelungen bewertet. Viele Vorschuleinrichtungen zeigten sich gegenüber der Änderung bzw. Erweite-rung ihres Kindertagesstättenalltags und der Teilnahme an der Studie aufgeschlossen und ko-operativ. In der vorliegenden Studie führten etwa 40 % aller Kindertageseinrichtungen (89 von 223 Einrichtungen), die sich für das Programm interessierten, dasselbe erstmalig im Kin-dergartenjahr 2002/2003 bis zum Ende durch. Nur etwa 8,2 % (acht) der Einrichtungen, die an der Befragung teilnahmen (3,5 % von allen 223 befragten Einrichtungen) brachen das Pro-gramm ab. Im Folgejahr waren es noch etwa 43,5 % (97 von 223)der Einrichtungen, die das

Programm vollständig oder unvollständig durchführten. Davon wiederholten etwa 30 % (62 von 223) der Einrichtungen das Programm. Dies widerspricht dem veralteten, aber leider im-mer noch allgemeingültigem Bild der Erzieherin als "Kaffeetante" und der Vorschuleinrich-tung als "Kinderbewahranstalt". In der saarländischen Studie etablieren nach nur sehr kurzer Vorlaufzeit immerhin 30,6 % aller angeschriebenen Einrichtungen das Programm. Beide Stu-dien konnten nur einen Teil der Personen, die an der ersten Befragung teilnahmen zu einer Beantwortung der zweiten Befragung motivieren. In der vorliegenden Studie handelt es sich um etwa 55 % der Einrichtungen (ca. 47 % der saarländischen Einrichtungen). Hier kann nur spekuliert werden, dass sich auch unter ihnen noch einige Einrichtungen fanden, die zwar die Studie, nicht aber die Durchführung des Programms einstellten. Eine Nachbefragung aller Einrichtungen bezüglich der weiteren Verwendung des Programms zum jetzigen Zeitpunkt wäre sehr interessant. Einrichtungen, die das Programm noch zum heutigen Zeitpunkt, im Kindergartenjahr 2010/2011 durchführten, würden es zum neunten Mal durchführen. Dann könnte man von einer tatsächlich gelungenen Implementierung des Programms in der Einrich-tung sprechen.

Die Hälfte der befragten Abbrecherinnen gibt zeitliche Probleme als Grund dafür an, das Pro-gramm nicht wiederholen zu wollen. Weitere Gründe waren in abnehmender Häufigkeit Prob-leme mit der Integration des Programms in den Kindertagesstättenalltag und Kritik an dem Programm bzw. die Entscheidung für ein anderes Programm. Immer noch ein Viertel der Be-fragten nannten Personalmangel, aber auch die fehlende Motivation der Vorschulkinder als Ursache. In der Studie des Saarlandes wurden die zu knappe Zeit, Personalmangel und räum-liche Probleme als Abbruchkriterium genannt. Auch Peter weißt 2006 auf die Notwendigkeit bestimmter Rahmenbedingungen (Zeit, Personaldichte, Raum) zur erfolgreichen Durchfüh-rung des Programms hin (Peter 2006).

Die hohe Wertigkeit der äußeren Rahmenbedingungen wie Zeit und Personal als Abbruchkri-terium gerät bei der weiteren Betrachtung der Etablierung zunehmend in den Hintergrund.

Das heißt, stellen die äußeren Rahmenbedingungen, insbesondere die Zeit, ein Problem dar, wird bereits die allererste Durchführung nicht begonnen oder nicht erfolgreich beendet, bzw.

die weitere Etablierung abgebrochen. Es ist anzunehmen, dass damit auch die Teilnahme an der wissenschaftlichen Begleitung beendet wird. Hat man aber gelernt, mit den Problemen der äußeren Rahmenbedingungen während der ersten Durchführung umzugehen oder sind die Rahmenbedingungen ausreichend gegeben, bestehen gute Chancen für eine Etablierung des Programms in der Einrichtung. Für die Initiatoren von vorschulischen Programmen ergibt sich

hieraus die Notwendigkeit, die Skepsis der Mitarbeiterinnen von Kindertageseinrichtungen bezüglich der unzureichenden Rahmenbedingungen anzusprechen und sie von einem Versuch der Durchführung des Programms zu überzeugen, um festzustellen, ob die Rahmenbedingun-gen in ihrer Einrichtung tatsächlich einen wesentlichen Störfaktor darstellen. Darüber hinaus gilt es die Einrichtungen in ihrem Bestreben nach besseren Rahmenbedingungen zu unterstüt-zen, wenn nötig auch politisch. Bessere Bildung im Vorschulbereich ist zum Nulltarif nicht zu verwirklichen (Rabe-Kleberg 2010). Hier gilt es, die Gesellschaft und Politik von der Not-wendigkeit und der Sinnhaftigkeit von Investitionen im Vorschulbereich zu überzeugen.

Wider Erwarten lag der Schwerpunkt der bei der erstmaligen Durchführung aufgetretenen nicht im Bereich der zuvor von den Mitarbeiterinnen befürchteten Probleme, die vermehrt im Bereich der Rahmenbedingungen angesiedelt waren, sondern im Bereich des Lautierens als einer grundsätzlichen Fertigkeit, um das Programm durchzuführen und bei den Fehlzeiten, der Unpünktlichkeit und der fehlenden Motivation den Vorschulkinder. Dieser scheinbare Wider-spruch erklärt sich eventuell aus der geringen Zahl der Abbrecherinnen, die an der Studie teil-nahmen. Die saarländische Studie bezieht in ihrem Zwischenbericht hierzu keine Stellung.

Ebenso wie in der Region Hannover fand auch bei den Erzieherinnen des Saarlandes vor Be-ginn des Programms eine Schulung statt. In beiden Studien konnte die dringende Notwendig-keit einer guten und anhaltenden Betreuung nachgewiesen werden, vor allem, wenn sie von den Befragten ausdrücklich gewünscht wurde. In der vorliegenden Arbeit äußerten die Mitar-beiterinnen, die das Programm abbrachen den Wunsch nach weiteren Treffen und regelmäßi-ger Betreuung signifikant häufiregelmäßi-ger als diejenigen, die das Programm bis zum Ende durchführ-ten. Darüber hinaus zeigte sich in Untersuchungen, dass bei einer fehlenden externen Betreu-ung die ProgrammdurchführBetreu-ung und –ablauf im Verlauf erheblich verändert wurde (Drewes 2007, Peter 2006). Diese Feststellung kann durch persönliche Beobachtungen der Autorin bestätigt werden. Aber nur für die korrekte Durchführung des Programms nach vorgegebenem Schema durch motivierte Mitarbeiterinnen findet sich eine positive Ergebnisevaluation (Schneider et al. 1994, 1998,1997, 2000). Eine gute und intensive Schulung sowie (externe) betreuende Maßnahmen der Mitarbeiterinnen zumindest bei der erstmaligen Durchführung des Programms sollten von vorn herein in nicht zu geringem Maß eingeplant werden und auch einen angemessenen Platz bei der Finanzierung finden.

Entgegen der in Studien nachgewiesenen zumindest kurzfristig gelungenen Verbesserung der phonologische Bewusstheit durch die Durchführung des Programms bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (Pietzsch et al. 2004, Weber et al. 2007), wurde in der vorliegenden Studie

festgestellt, dass Befragte aus Einrichtungen mit einem hohen Anteil an Kindern mit Deutsch als Zweitsprache und ohne ausreichende Deutschkenntnissen und mit einem hohen Anteil an Kindern mit mangelnden Deutschkenntnissen in der Vorschulgruppe die Durchführung des Programms signifikant häufiger abbrachen. Das Würzburger Trainingsprogramm "Hören, lauschen, lernen" wurde für deutschsprachige Kinder entwickelt. Dass es sich in einigen Stu-dien auch auf die phonologische Bewusstheit von anderssprachigen Kindern positiv auszu-wirken scheint, ist erfreulich. Dennoch ergibt sich für Initiatoren von gesundheitsfördernden Programmen in Kindertageseinrichtungen mit hohem Anteil an Kindern mit Deutsch als Zweitsprache die Konsequenz, auf eine Einsetzbarkeit auch bei nicht deutsch sprechenden Kindern zu achten und im Zweifelsfall lieber ein anderes Programm, z. B. ein Programm, das mehrere Sinne anspricht und nicht nur die Sprache nutzt, zu etablieren.

Zusätzlich zu den oben bereits genannten konnten die im Folgenden beschriebenen hinderli-chen und förderlihinderli-chen Merkmale herausgearbeitet werden. Es wurde nachgewiesen, dass das Programm signifikant häufiger abgebrochen wurde, wenn Kinder von der Teilnahme ausge-schlossen werden mussten. Waren jedoch Kinder mit Hörstörungen in der Vorschulgruppe, führte dies signifikant häufiger zur erfolgreichen Durchführung. Dieses Ergebnis könnte da-durch erklärt werden, dass eventuell in solchen Einrichtungen der Personalschlüssel besser ausgelegt oder die Notwendigkeit des besonderen Augenmerks auf die Sprachentwicklung bereits verinnerlicht ist.

Das Durchführen des Programms nur von einigen, nicht allen Vorschulgruppen einer Einrich-tung führte zu signifikant häufigerem Abbruch. Man kann spekulieren, dass die Unterstützung der Durchführenden bei hinderlichen Rahmenbedingungen erschwert war, da nicht alle Mitar-beiterinnen diese Probleme teilten und daher eventuell. nicht so kooperativ waren, wie wenn alle Durchführenden sich mit denselben hinderlichen Rahmenbedingungen arrangieren muss-ten. Muss die Vorschulgruppe geteilt werden, so sollte das Programm besser am selben Tag von verschiedenen Mitarbeiterinnen durchgeführt werden. Dass die Durchführenden sehr gut motiviert sein müssen, wenn das Programm erfolgreich bis zu Ende durchgeführt werden soll (Schneider et al. 2000), wird durch die signifikant höhere Abbruchrate der Mitarbeiterinnen bestätigt, die Skepsis vor Beginn und Unzufriedenheit nach der Durchführung des Programms berichteten. Befand sich die Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft, kam es signifikant häufi-ger zu einer erfolgreichen Durchführung. Sollte sich dieses Ergebnis in weiteren Studien be-stätigen, müsste untersucht werden, welche Merkmale die Einrichtungen in dieser

Träger-schaft von den übrigen unterscheidet und die gewonnenen Erkenntnisse in die Konzeption weiterer Programme einfließen.

Von Seiten des Programms war auffällig, dass Probleme mit dem gesamten Trainingspro-gramm, eine negative Bewertung der Genauigkeit und der Verständlichkeit der Arbeitsanwei-sungen des Programms und eine negative Bewertung des Zeitrahmens signifikant häufiger zum Abbruch des Programms in der Tagesstätte führten. Daher sollten die Arbeitsanweisun-gen zur Programmdurchführung sehr Arbeitsanweisun-genau und gut verständlich und der Zeitrahmen

Von Seiten des Programms war auffällig, dass Probleme mit dem gesamten Trainingspro-gramm, eine negative Bewertung der Genauigkeit und der Verständlichkeit der Arbeitsanwei-sungen des Programms und eine negative Bewertung des Zeitrahmens signifikant häufiger zum Abbruch des Programms in der Tagesstätte führten. Daher sollten die Arbeitsanweisun-gen zur Programmdurchführung sehr Arbeitsanweisun-genau und gut verständlich und der Zeitrahmen