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4. PROBLEMSTELLUNG UND FORSCHUNGSFRAGEN

4.1. Forschungsfrage und Erkenntnisinteresse

Es zeigen sich aus der Beschäftigung mit Projekten und Projektmanagement heraus zahlreiche Hinweise dafür, dass die Projektarbeit und der Projekterfolg in engem Zusammenhang mit Umfeldfaktoren stehen, wobei der Umweltfaktor „Organisationskultur“

zwar als grundsätzlich in und für Institutionen/Organisationen thematisiert, aber nicht explizit weiter behandelt wird. Aus der persönlichen Erfahrung und Vermutung des Autors stellt sich die Frage nach einer möglichst systematischen Beachtung von Organisationskulturen in Projekten des BMI und der nachgeordneten Dienststellen.

4.1.1. Forschungsfragen

Aus dem Dargelegten ergibt sich die Forschungsfrage:

„Inwiefern wird die konkrete Organisationskultur eines Bereiches innerhalb des BMI, für den ein Projekt wirksam werden soll, im Rahmen der Projektarbeit durch das Projektteam im Rahmen der Umwelt- und/oder Risikoanalyse thematisiert?“

Es soll also auf den Bereich innerhalb des BMI (die Zentralstelle des BMI und nachgeordnete Dienststellen) fokussiert werden. Das bedeutet, dass die Erkenntnisse dieser Arbeit höchstens auch nur für diesen Bereich Geltung beanspruchen und fruchtbar gemacht werden können. Darauf wird auch noch bei der Diskussion der Ergebnisse und den Ausführungen zur Limitation der Arbeit eingegangen werden.

Zudem ist mit dieser Forschungsfrage eine Beschränkung auf Projekte und damit das Projektmanagement gegeben. Nicht in den Blick kommen daher beispielsweise Changemanagement, Programmmanagement oder Qualitätsmanagement. Dies wirkt sich einerseits auf die Begriffsarbeit und den theoretischen Rahmen dieser Arbeit und andererseits auf die Frage nach den Kriterien für die Zuerkennung des Expert*innenstatus und die Auswahl der Expert*innen aus.

Es wird daher ein Projektbegriff für den Bereich dieser Arbeit zu definiert, der als die wesentliche Voraussetzung für die weitere Arbeit anzusehen ist.

Es soll ausdrücklich die Arbeit der Projektteams beleuchtet werden und nicht etwa die Arbeit der Auftraggeber*innen und auch nicht das Handeln von Stakeholder*innen. Weiters stehen ausgewählte Phasen der Projektarbeit im Zentrum, nämlich die Umwelt- (bzw.

Umfeld-, je nach Literatur) und die Risikoanalyse – wenngleich diese auch in verschiedenen Projekten zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgen können. Eine Konzentration auf diese Projektphasen ergibt sich daraus, dass hier systematische Überlegungen anzustellen sind, die ausdrücklich den Projekterfolg und das Erreichen der Projektziele im Auge haben, indem Faktoren aus dem Umfeld/der Umwelt (zu denen wohl auch die „Organisationskultur“ gehört), den Stakeholder*innen, analysiert und bewertet werden. (vgl. Patzak, Rattay 1998, S. 229, sowie Gareis, Gareis 2017, S. 300) Zu dieser Bewertung gehört auch die Frage, was denn den Projekterfolg (das Erreichen des Projektzieles) unterstützen oder aber auch behindern kann. Dies soll ausdrücklich in diesen beiden Analysen im Rahmen des Projektprozesses erfolgen, weswegen ein Fokus der Forschungsfrage darauf gerichtet wurde.

Die Frage nach dem „Inwiefern“ hat das Ziel, festzustellen, auf welche Weise bzw. in welcher Hinsicht Organisationskultur thematisiert wird. Als Adverb bezieht es sich auf

„thematisieren“: etwas zum Thema zu machen, als Thema aufgreifen, als Thema diskutieren. Ein Thema kann sowohl die Bedeutung „Hauptinhalt“ als auch „Gegenstand“

haben. (vgl. Wermke et al. 2006, S. 1006)

„Inwiefern“ als Beginn der Frage stellt also auf den Modus oder die Modi der Thematisierung ab – sowohl explizite als auch implizite Modi der Thematisierung sind denkbar. Damit sind Handlungen der Akteur*innen in Projektteams erfasst. Zunächst knüpft sich an ein „Inwiefern“ die Frage nach dem „überhaupt“ – sozusagen eine Entscheidungsfrage: ja oder nein? an. Vor allem wenn diese Frage bejaht wird, kann konkret über die expliziten Modi gesprochen werden. Dies muss sich auch im Erhebungsinstrument widerspiegeln. Ein „Nein“ bedeutet allerdings im Sinne des oben

dargestellten Problems und des Erkenntnisinteresses nicht, dass hier nicht weiter geforscht werden könnte. Bei einem „Nein“ kann es dennoch durchaus sein, dass Organisationskultur thematisiert wird. Aber eben implizit, bzw. werden Aspekte von Organisationskultur thematisiert, die nicht als solche in den Blick kommen, sondern unter einer anderen Perspektive.

Im Hinblick auf die Operationalisierung des Zeitwortes „thematisieren“ sind im Zusammenhang mit dem „inwiefern“ unterschiedliche Möglichkeiten gegeben: vom bloßen Ansprechen innerhalb des Projektteams, über den Einsatz von Erhebungs- und Analysemethoden durch das Projektteam bis hin zur Teilnahme von Repräsentant*innen der Organisationskultur im Projektteam unter genau diesem Aspekt und letztlich sogar die Veränderung von Inhalten des Projektes unter dem Aspekt der Organisationskultur.

Als Analysehintergrund soll das Modell der Organisationskultur von Schein und Schein (2018) dienen. Dieses wird im theoretischen Teil der Arbeit näher dargestellt. An diesem Modell – das drei Ebenen jeder Kultur beschreibt, in denen unterschiedliche Faktoren, die Wirkungen nach innen und außen entfalten können, identifiziert werden – richten sich u.a.

auch die Analysekategorien zu den Antworten auf die Fragen der Interviews aus.

Abgestellt wird nicht auf die Projektkultur oder die Organisationskultur des BMI an sich.

Es geht in dieser Forschungsfrage auch nicht um eine Identifikation, Analyse und Bewertung verschiedener Organisationskulturen innerhalb des BMI, sowie ebenso nicht um die Feststellung – gleichgültig für welchen Bereich – „Organisationskultur ist so oder so bzw. stellt sich so und so dar“. Ganz konkret aber wird der Blick auf die Thematisierung der Organisationskulturen der Organisationseinheiten bzw. Dienststellen gerichtet, für die ein Projekt durchgeführt wird, bzw. die von einem Projekt betroffen sind. Dies wird mit den Fragen in den Interviews herausgearbeitet.

Mit den dargestellten Aspekten sind folgende Subforschungsfragen verbunden:

Subforschungsfrage 1:

„Wird die konkrete Organisationskultur des Organisationsbereiches, für den ein Projekt wirksam werden soll, innerhalb des Projektes beachtet?“

Damit soll der grundsätzliche Aspekt beleuchtet werden. Hier wird vielleicht der Unterschied zwischen expliziter und impliziter Beachtung schlagend. Die Frage ist etwas allgemeiner formuliert, als die Hauptforschungsfrage, aber prinzipiell legt sie einen Grundstein für die möglichen näheren Erkenntnisse zum „Inwiefern“ der Hauptforschungsfrage.

Subforschungsfrage 2:

„In welcher Weise wird die konkrete Organisationskultur des Organisationsbereiches, für den ein Projekt wirksam werden soll, innerhalb des Projektes beachtet?“

Hier wird das „inwiefern“ der Hauptforschungsfrage näher beleuchtet. Es wird auf die konkrete Art und Weise des Beachtens abgestellt. Das Interesse dabei liegt auf den je konkreten Umgangsweisen in Bezug auf die Beachtung der jeweiligen konkreten Organisationskultur. Von Belang ist vor allem die beschreibende Darstellung.

Subforschungsfrage 3:

„Welche Aspekte der konkreten Organisationskultur des Organisationsbereiches, für den ein Projekt wirksam werden soll, werden innerhalb des Projektes beachtet?“

Auch hier beruht das Interesse auf dem „Inwiefern“ der Hauptforschungsfrage, indem die Hinsicht des Beachtens von Belang ist: was, welche Umstände der Organisationskultur werden beachtet?

Subforschungsfrage 4:

„In welchen Phasen des Projektprozesses wird die konkrete Organisationskultur des Organisationsbereiches, für den ein Projekt wirksam werden soll, beachtet?“

Auch hier wird mit Blick einerseits auf das „Inwiefern“ und andererseits auf die Spezifizierung der Hauptforschungsfrage hinsichtlich der Umwelt- und Risikoanalyse abgestellt.

4.1.2. Nichtziel der Forschung

Die Forschung verfolgt ausdrücklich nicht das Ziel einen bestimmten Begriff von Organisationskultur zu entwickeln, oder zu erkunden, wie die in Projekten handelnden Menschen die Organisationskultur bewerten, welche persönliche Bedeutung sie für sie hat und was nach Projektende mit den allenfalls gewonnenen Erkenntnissen zur Organisationskultur geschieht. Ebenso außerhalb des Zielbereiches liegen die Fragen nach allfälligen Projektkulturen bzw. Kulturen in Projekten, sowie ob und in welcher Weise ein Projekterfolg allenfalls hätte erhöht werden können.

Mit dieser Masterarbeit soll keine Theorie überprüft, sondern ein Status quo im Handeln in Projekten dargestellt werden. Das Schwergewicht des Interesses liegt im Bereich der Verwaltungswissenschaft, wobei die soziale Situation „Projekt“ bzw.

„Projektarbeit“ der Ausgangspunkt für Fragen nach der Auseinandersetzung mit Organisationskultur ist. Es soll auch keine Beurteilung allfälliger Kulturanalyseinstrumente – wie sie in der Managementliteratur zu finden sind (vgl. Reisinger et al. 2017, S. 77) – oder die Anwendung eines ausdrücklich für die Nutzung im Bereich des Change-Managements diskutierten Analyseansatzes erfolgen. (vgl. Schein, Schein 2018, S. 221ff) 4.1.3. Erkenntnisinteresse

Das Erkenntnisinteresse liegt zunächst in der Darstellung und Beschreibung des Ist-Zustandes. Es geht darum, soziale Wirklichkeit – nämlich das Handeln von Menschen in Bezug auf „Organisationskultur“ in Projekten des Bundesministeriums für Inneres - zu erforschen. Jede Organisation – und damit auch jedes Projekt/Projektteam – ist auch und vor allem ein soziales System bzw. eine soziale Situation. Das Vorgehen ist insofern auf einen Rückblick ausgerichtet, als vergangenes Handeln in Projekten thematisiert wird.

Inhaltlich liegt das Interesse auf der Identifikation bestimmter Modi der Thematisierung von Organisationskultur in Projekten, der Identifizierung von Aspekten der Organisationskultur und die Prozessschritte, in denen diese allenfalls thematisiert werden, um Hinweise für einen künftigen Umgang damit in Projekten zu gewinnen und mögliches Verbesserungspotential für die Praxis in Projekten zu identifizieren.