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In den folgenden Ausführungen wird beschrieben, wie Sozialwirtschaft bzw. Sozialmanage-ment an Hochschulen umgesetzt wird und wie diese Lehrgänge entstanden sind. Es dau-erte bis in die frühen 1990iger Jahre, dass sich die Sozialwirtschaft/Sozialmanagement an Hochschulen etabliert hatte. Ab diesem Zeitpunkt lässt sich nach Andreas Markert (2018) ein intensiver, aber auch dynamischer Diskurs über die theoretischen Grundlagen des So-zialmanagements und der Sozialwirtschaft im deutschsprachigen Raum nachzeichnen, wodurch ein Wendepunkt für die Entwicklung eines sozioökonomisch orientierten Hoch-schulnetzes markiert ist (vgl. Markert 2018: 457).

Ziel war es, das Wissen über sozioökonomische Prozesse nutzbar für eine wissenschaftli-che Disziplin zu mawissenschaftli-chen. Grundsätzlich lassen sich Sozialwirtschaftslehrgänge im deutsch-sprachigen Raum durch zwei wesentliche Merkmale charakterisieren: Einerseits nehmen diese Lehrgänge soziale Themenschwerpunkte in den Fokus und erforschen dabei das wirtschaftliche Vorgehen. Andererseits beziehen sich diese Studiengänge immer auf sozi-ale Dienstleistungen und versuchen diese durch ein nachhaltiges Wirtschaften zu stabili-sieren und weiterzuentwickeln, aber auch zu fördern (vgl. ebd.: 457).

2.1. Umsetzung von Studiengängen der Sozialwirtschaft und des Sozialmanagement in Ös-terreich

Das aktuelle Feld der sozialwirtschaftlichen Fachhochschulen in Österreich zeigt, dass es derzeit über 18 Bachelor- und Masterstudiengänge im Bereich der Sozialwirtschaft und des Sozialmanagements gibt (vgl. Boeßenecker/Markert 2011: 65ff.). Innerhalb dieser lassen sich wiederum unterschiedliche Bezugswissenschaften, wie Soziale Arbeit, Pflegewissen-schaften, Wirtschaft und viele weitere identifizieren (vgl. Boeßenecker/Markert 2011: 63).

Im Zuge eines starken Bedürfnisses nach einer sozialwirtschaftlichen Lehre wuchs das Stu-dienangebot nicht nur in Österreich, sondern im gesamten deutschsprachigen Hochschul-raum (vgl. ebd.: 63). So zeigt der Studienführer von Boeßenecker und Markerts (2014) über 155 unterschiedliche Sozialökonomische Studiengänge auf, die in ihrem Werk beschrieben werden (vgl. Boeßenecker/Markert 2014: 185 ff.). Dabei beschreiben Boeßenecker und Markert (2016) in ihrer Panelstudie, dass es im deutschsprachigen Raum derzeit 155 Stu-diengänge mit unterschiedlich ausdifferenzierten sozialökonomischen Merkmalen gebe.

Historisch betrachtet erweiterte sich das Studienangebot in der Sozialwirtschaft im Zeitraum von 1990 bis 2000 von neun auf 42 Studiengänge im gesamten deutschsprachigen Raum.

Im Jahr 2003 gab es bereits 71 Studiengänge, bis 2006/2007 stieg die Zahl der Studien-gänge weiter auf 96 an. 2011 konnten Boeßenecker und Markert (2011) 118 StudienStudien-gänge im deutschsprachigen Raum identifizieren. Die letzte Erfassung der Autoren hielt 2014 fest, dass sich 155 Studiengänge in der Sozialwirtschaft etabliert hatten (vgl. Boeßen-ecker/Markert 2017: 355, 2011: 58). Diese Statistiken zeigen, dass sich sowohl das zah-lenmäßige Angebot als auch die Diversität innerhalb desselben in der sozialwirtschaftlichen Ausbildungslandschaft im deutschsprachigen Raum massiv erweitert hatte (vgl. Boeßen-ecker/Markert 2014).

Abb. 1: Studiengänge Sozialmanagement (vgl. Boeßenecker/Markert 2017: 355)

Zusammenfassend lässt sich ein steigender Bedarf an Sozialwirtschaftlichen Ausbildungen konstatieren, dem durch die Gründung zahlreicher Sozialwirtschaftlicher Hochschulen und Studiengänge Rechnung getragen wurde. Dort entstanden wiederum ebenso zahlreiche Masterarbeiten von Studierenden, aber auch sonstige wissenschaftliche Beiträge zum Thema Hochschulforschung. Diese Beiträge tragen, wie dies schon Spitzer (2011a) zeigte, zur Etablierung einer eigenständigen Wissenschaft bei.

Aus dem österreichischen Hochschulverzeichnis wird ersichtlich, dass in fast jedem öster-reichischen Bundesland Lehrgänge im Feld der Sozialen Arbeit angeboten werden. Neben den gängigen Bachelor- und Masterstudiengängen in der Sozialen Arbeit werden aufbau-end Spezialisierungen in fachspezifischen Masterlehrgängen angeboten. Dazu zählt auch der in dieser Arbeit behandelte SOWOSEC-Lehrgang (vgl. Hochschulverzeichnis Soziale Arbeit Österreich 2018). In Bezug auf die Sozialwirtschaft und die unterschiedlichen vertie-fenden Masterstudiengänge kann aus dem Studienführer von Boeßenecker und Markerts (2014/2017) ersehen werden, dass Masterstudiengänge der Sozialwirtschaft in vielen Fäl-len komplett unterschiedliche Studien- und Themenschwerpunkte aufweisen. Dies dürfte auf den Einfluss unterschiedlicher Bezugsdisziplinen zurückzuführen sein. Diese prekäre Situation beschreiben Boeßenecker und Markerts (2011: 63) als ein „verwirrendes Mosaik aus Erkenntnissen“ aus unterschiedlichen Disziplinen (z.B. Organisationsforschung, Ver-waltungssoziologie, etc.) die ihre Hauptaufgabe in der Ausübung von sozialen Dienstleis-tungen sehen. Die Untersuchung (Studienvergleiche an Hand der Curricula) von Sylvia Krempe (2008: 92ff.) unterstreicht ebenfalls diese Heterogenität von Sozialwirtschaftlichen und Sozialmanagement-Studiengängen.

2.2. Sozialwirtschaft und Sozialmanagement im internationalen Feld der Hochschule Im Rahmen des Joint Degree-Masterprogramms der FHCW SOWOSEC eröffnet sich auf Studierendenebene das europäische Feld der Sozialwirtschaftsforschung an Hochschulen.

An PartnerInnenhochschulen in Frankreich, Polen, Slowakei, Deutschland usw. lassen sich internationale Diskussionen auf akademischem Niveau gegenstandsnahe mitdenken. Dies ermöglicht einen praxisnahen und dennoch internationalen Diskurs auf Studierendenebene (vgl. FH Campus Wien SOWOSEC 2019). In Hinblick auf das angloamerikanische Feld der Sozialwirtschaft und des Sozialmanagements beschäftigten sich VertreterInnen wie Lester Salaman (1992, 1997) Peter Drucker (1989) sowie Alain Fayolle und Harry Matlay (2010) mit dem Thema Wirtschaft und Soziale Arbeit. Vertreter wie Drucker (1989) widmeten sich erstmals dem Thema „What Business can learn from Nonprofits“ und eröffneten dabei die Diskussion über ein Sozialwirtschaften und dessen Herausforderungen (vgl. Drucker 1989:

11f.) In den Werken „In seach of the non profit“ oder „Defining the Nonprofit Sector: A Cross

Nation Analyses“ versuchte Salaman erstmals, die Sozialwirtschaft in einem globalen Kon-text verständlich zu machen. Dabei zeigten Salamon et al. (1993) Inhalte des Nonprofit-Sektors im internationalen Diskurs auf (vgl. Salamon et. Al. 1993: 17ff.).

Die Harvard Business School bietet im Rahmen von Veranstaltungen Raum für Diskussion und Diskursforschung für Forschende und Studierende. 2019 fand unter dem Thema „Un-derstanding Our Social Impact: 25 Years of Social Enterprise at HBS“ eine Vortrags- und Diskussionsreihe statt, die sich mit der Definition von Social Business, aber auch mit der innovativen wissenschaftlichen Forschung in sozialwissenschaftlichen Projekten beschäf-tigt. Die Harvard Business School bietet Studierenden so die Möglichkeit, Sozialwirtschaft mitzudenken, sowie günstige Rahmenbedingungen für Studierende, um praxisnahe wis-senschaftliche Forschung zu betreiben.

„Pioneering Research. Our faculty provides education and expertise rooted in real-world experience, linking theory and practice to shape business practice and train business leaders.” (Harvard Business School 2019)

Der SOWOSEC-Lehrgang weist Ähnlichkeiten hiermit auf, denn sein definiertes Ziel ist es, künftigen Führungskräften das nötige innovative Rüstzeug für die Forschung mitzugeben.

Die Lehrveranstaltungen weisen einen hohen Theorie-Praxisbezug auf und ein Drittel des Studiums beschäftigt sich mit wissenschaftlichem Arbeiten, was sich im Curriculum am Aus-maß der Semesterstunden zu diesem Thema ersehen lässt (vgl. FH-Master Sozialwirt-schaft und Soziale Arbeit 2014). Hier stellt sich die Frage nach einer Regelung von Hoch-schul-Curricula im internationalen Raum, denn diese Ähnlichkeiten scheinen nicht willkür-lich entstanden zu sein.

2.3. Masterstudiengänge im Rahmen der Bologna-Erklärung

Der Bologna-Prozess lässt sich als Vereinheitlichung europäischer Hochschulsysteme be-schreiben, um Studierende räumlich und zeitlich zu flexibilisieren (z.B. Förderung der Stu-dierendenmobilität usw.) und eine Vereinheitlichung der Hochschullandschaft voranzutrei-ben (vgl. Döbler 2019: 12, Europäische Kommission 2019). Darüber hinaus werden die Transparenz der Arbeitsbelastung von Studierenden, Anforderungen an Prüfungsmodalitä-ten und andere Themen mitgeregelt. Dazu gehört die Modularisierung der LehreinheiPrüfungsmodalitä-ten, sowie die Einführung von Anrechnungspunkten in Credits (sogen. ECTS), eine Regelung von Lehr-, Lern-, und Prüfungsmustern im Rahmen von Qualifikationsrichtlinien für europä-ische (EHEA-QF) bzw. deutschsprachige Hochschulabschlüsse, wie dies in der vorliegen-den Arbeit die Masterarbeiten darstellen (vgl. Döbler 2019: 12f.). Dies führte zur Einführung

der weitgehend am angelsächsischen Modell orientierten Studienabschlüsse des Ba-chelors und Masters (vgl. Döbler 2019: 13).

2.4. Hochschule im Fokus von Qualität in der Lehre in Österreich

In Österreich sind weitgehend alle Studiengänge auf die Bologna-Strukturen umgestellt.

Diese Umsetzung hatte zum Ziel, Studienvergleichbarkeit, Studierendenmobilität und die Qualität der akademischen Bildung bzw. Ausbildung zu fördern, aber auch zu vereinheitli-chen (siehe Mehrebenen-Perspektive Bologna, Kapitel 3.3). Das 2011 erlassene Hoch-schul-Qualitätssicherungsgesetz (HS-QSG) trat 2012 in Kraft und versucht die Vergleich-barkeit im Zuge eines Qualitätssicherungsverfahrens für alle akkreditierungsberechtigten österreichischen Hochschulen (Universitäten wie Fachhochschulen) zu etablieren. Zur Ak-kreditierung eines Masterstudiengangs nach den Regeln des Bologna-Prozesses ist der Studiengang verpflichtet, ein modulares System mit einem Leistungsverzeichnis zu führen (vgl. RIS HSQSG 2019). Ziel war die Förderung der studentischen Mobilität, die vor allem auf die Vereinheitlichung der wissenschaftlichen Kompetenz und inhaltlichen Schwerpunkte abzielt, die bei mobilen Studierenden weitgehend ident sein sollten. Methodisches Basis-wissen und eine Fundierung der empirischen Methoden scheinen ebenso unumgänglich und stehen im Fokus der Umstellung der Hochschule für Lehrende, aber auch für Studie-rende. Im Rahmen der „Kriterien professionellen Prüfens“ schreibt Joachim Döbler (2019:

40): „Besondere Beachtung verdienen an dieser Stelle Untersuchungen, die sich dem Lehr- und Prüfungshandeln in Hochschulen zuwenden.“ (Döbler 2019: 40)

Dabei würdigt der Autor Leistungen, die sich mit der Untersuchung von Prüfungshandlun-gen auseinandersetzen und Lehre und PrüfunPrüfungshandlun-gen evaluieren. Die vorliePrüfungshandlun-gende Arbeit basiert auch auf dieser grundlegenden Forschung, da es sich bei Masterarbeiten um eine Form der Leistungsüberprüfung handelt. Wie setzt der SOWOSEC-Studiengang all diese Rege-lungen der Bologna-Reform konkret um?

3. FH Campus Wien Studiengang SOWOSEC und die Mehrebenen-Perspektive