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Feinanalyse Der Standard: „Joe Biden hat sich entschieden: Kamala Harris wird Kandida- Kandida-tin für Vizepräsidentschaft“

Im Dokument ! Sprachlich-rhetorische Mittel (Seite 78-81)

7.11 Verkündigung von Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin

7.11.2 Feinanalyse Der Standard: „Joe Biden hat sich entschieden: Kamala Harris wird Kandida- Kandida-tin für Vizepräsidentschaft“

7.11.2.1 Institutioneller Rahmen

Der Artikel „Joe Biden hat sich entschieden: Kamala Harris wird Kandidatin für Vizepräsidentschaft“ von Frank Herrmann aus Washington ist in der Rubrik „International“ am 12. August 2020 veröffentlicht worden.

7.11.2.2 Textoberfläche

Die Hauptschlagzeile des Artikels lautet „Joe Biden hat sich entschieden: Kamala Harris wird Kandidatin für Vizepräsidentschaft“, die dazugehörige Dachzeile „US-WAHL“ ist in Blockbuchstaben gehalten.

Der Artikel enthält mehrere Bilder. Nach dem Vorspann findet sich eine Bildgalerie, deren erstes Bild Joe Biden hinter einem Rednerpult scheinbar bei einer Wahlkampfveranstaltung zeigt, darunter die Bildunterschrift „Joe Biden geht mit einer Frau an seiner Seite in den Wahlkampf“. Bei dem Porträtbild wurde ein seitlicher Winkel gewählt. Wird nun auf den kleinen Pfeil, welcher sich auf der rechten Seite des Fotos mittig befindet, geklickt, gelangt man zu dem zweiten Bild der Bildergalerie, welches Kamala Harris hinter einem Rednerpult ebenso bei einer Wahlkampfveranstaltung zeigt, darunter die Bildunterschrift „Die Juristin Kamala Harris.“ Bei dieser Auf-nahme handelt es sich um eine FrontalaufAuf-nahme. Das dritte Bild befindet sich im letzten Drittel des Artikels und zeigt Joe Biden und Kamala Harris bei einem TV-Auftritt von CNN. Hier lautet die Bildunterschrift: „Vor einem Jahr war Kamala Harris noch selbst im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur, gab aber recht bald auf. Nun ist sie Bidens Vize.“

Eine optische Abhebung wird den Twitter-Beiträgen von Joe Biden (Verkündigung der Wahl von Kamala Harris als seine Stellvertreterin), Kamala Harris (Reaktion auf Joe Bidens Verkündigung) und Donald Trump zuteil, welche als Originale in englischer Sprache abgebildet sind.

Der Artikel weist zwei Zwischenüberschriften auf: „Aber wer ist Senatorin Harris?“ und „Verteidigerin der

Abb. 49. Joe Biden hat sich entschieden: Kamala Harris wird Kandidatin für Vizepräsidentschaft (Quelle: Der Standard, 12. August 2020)

7.11.2.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Auffällig ist die überwiegend bildhafte Sprache des Berichtes: Ausdrücke wie „ins Rennen ziehen“, „keine gro-ben Schnitzer erlaugro-ben“ und „durch Fettnäpfchen belasten“ sind zu finden. Egro-benso werden Metaphern als rheto-rische Mittel eingesetzt: „zahnloser Tiger“, „Zeremonienmeister“, „Gegenentwurf zu Trumps Abschottung“,

„[sie war] das Kontrastprogramm zum Präsidenten der USA“ und Vergleiche „wie eine stramme Konservative“.

Das Stilmittel der rhetorischen Frage findet man sowohl im Fließtext („Ob die Attacke auf Biden Wunden hin-terlassen haben?“) als auch als Zwischenüberschrift („Aber wer ist Senatorin Harris?“).

Es handelt sich um einen abwechslungsreichen Wortschatz, welcher dadurch aber zwangsweise weniger objektiv ist. Zumindest auf der sprachlichen Ebene ist mit dem Hang zur bildhaften Sprache keine Objektivität gegeben.

Der Artikel beginnt mit der Verkündigung von Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin und liefert hierzu Hin-tergrundinformationen zur Vizepräsidentschaftsrolle in den USA. Er spricht das Thema der ersten Frau an und geht dann über zu Bidens Alter, Herkunft und der Karriere von Harris. Auch die Angriffe von Harris auf Biden bei TV-Duellen und ihre Zusammenarbeit mit dem Sohn von Biden werden in dem Bericht erwähnt. Danach gliedern sich die Sinneinheiten in die politische Positionierung, sowie das Elternhaus und Kindheit/Jugend, ehe Harris als Verteidigerin der Todesstrafe präsentiert wird. Anschließend ist Trumps Kritik an Harris und die Re-aktion Obamas auf die Verkündigung von Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin zu finden, bevor der Artikel mit einem Vergleich zu Barack Obama hinsichtlich Migrationshintergrund und Karriere endet.

7.11.2.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

Die Themen, die in dem Artikel angesprochen werden, sind die traditionelle Rolle der*des Vizepräsidentschafts-kandidat*in und der Bruch mit dieser Tradition, der mit der Auswahl von Kamala Harris einhergeht. Des weite-ren wird das Alter von Joe Biden thematisiert und als Vergleich Ronald Reagan herangezogen. Die hohe Kom-petenz von Harris wird hervorgehoben, ihre Karrierestufen als Senatorin und Justizministerin von Kalifornien finden ebenso Erwähnung wie Harris Härte im Umgang mit Kriminalität. Die einstigen Vorwürfe von Harris an Joe Biden bei TV-Duellen werden dargelegt, aber auch die aktuelle gute Beziehung zwischen Biden und Harris.

Harris Zusammenarbeit mit Bidens Sohn findet Erwähnung und es wird der Versuch der Positionierung auf dem politischen Spektrum erläutert. Detaillierte Angaben zu Elternhaus und Kindheit/Jugend mit Fokus auf den poli-tischen Aspekt sind zu finden. Auch die Kontroverse wird aufgezeigt, indem Harris als Verteidigerin der Todes-strafe genannt wird, obwohl diese von einem Richter in Kalifornien als verfassungswidrig erklärt wurde. Trumps Vorwürfe und Unterstellungen an Harris („Sie hat gelogen“, „bösartig“) werden ebenso erwähnt wie positive Reaktionen von Obama, Hillary Clinton und Susan Rice. Zum Schluss ist der Vergleich mit dem ehemaligen Präsidenten Barack Obama zu finden.

Themen, die in diesem Artikel nicht erwähnt werden, ist das potenzielle Ebnen des Weges für das Amt als zu-künftige Präsidentin der USA und der Versuch mit Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin mögliche Wäh-ler*innengruppen (z.B. Afroamerikaner*innen) für Biden zu gewinnen. Dass die offizielle Ernennung beim Parteitag noch ausständig ist, wird ebenso nicht genannt.

Es soll ein modernes Menschenbild der Gleichberechtigung vermittelt werden, in welchem es starke Frauen in der Politik geben soll und kann. Dies wird unterstrichen, indem erwähnt wird, dass Harris in der Lage sein muss, notfalls Regierungsgeschäfte nahtlos zu übernehmen. Darüber hinaus kommen auch mehrere Politikerinnen in Form von Reaktionen zu Wort.

7.11.2.5 Interpretation

Harris erfüllt nicht eine traditionelle, sondern eine moderne Rolle einer Vizepräsidentschaftskandidatin. Sie ist zwar die erste Frau, allerdings gibt es keine Betonung auf die ethnische Herkunft im Sinne von „die erste Afro-amerikanerin“.

Es wird ihr hohe Kompetenz („muss Regierungsgeschäfte nahtlos übernehmen können“) und ein umfangreicher Politikhintergrund (Senatorin, Justizministerin von Kalifornien) bescheinigt. Ihre Härte beim Umgang mit Kri-minalität deutet auf eine konservative Haltung hin, ebenso dass sie Verteidigerin der Todesstrafe trotz des Urteils hinsichtlich Verfassungswidrigkeit ist.

Die Auseinandersetzungen mit Biden in TV-Duellen werden zwar erwähnt, allerdings folgt darauf sofort eine

Sohn (Kämpferin gegen Banken, für arbeitende Bevölkerung, Beschützerin von Frauen und Kindern vor Miss-brauch) hervorgehoben wird. Der Versuch sich auf dem politischen Spektrum zu positionieren, zeigt eine konse-quente Ansteuerung der politischen Mitte. Die ausführlichen Details zu Herkunft/Kindheit/Jugend werden mit Politischem verknüpft.

Trumps Vorwürfe sind in indirekter Rede und somit Konjunktiv (welcher gleichzeitig Zweifel an einer Aussage anzeigen kann) verfasst.

Die positive Reaktion Obamas wird mit Relation präsentiert durch die Erwähnung, dass Biden Obamas Vize war. Dennoch findet ein Vergleich zu Obama hinsichtlich Migrationshintergrund und „steiler“ Karriere statt.

Harris ist somit in jeglicher Hinsicht keine gewöhnliche Vizepräsidentschaftskandidatin. In der Geschichte der Präsidentschaftswahlen ist sie eine Ausnahme und nicht die Regel. Dadurch könnte Harris ausschlaggebend für den Wahlsieg von Joe Biden sein.

Im Dokument ! Sprachlich-rhetorische Mittel (Seite 78-81)