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Feinanalyse Die Presse: „Warum Joe Biden Kamala Harris zur Vizepräsidentin macht“

Im Dokument ! Sprachlich-rhetorische Mittel (Seite 84-87)

7.11 Verkündigung von Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin

7.11.4 Feinanalyse Die Presse: „Warum Joe Biden Kamala Harris zur Vizepräsidentin macht“

7.11.4.1 Institutioneller Rahmen

Der Artikel „Warum Joe Biden Kamala Harris zur Vizepräsidentin macht“ ist am 12. August 2020 in dem Ress-ort „Außenpolitik“ erschienen.

7.11.4.2 Textoberfläche

Unter der Hauptschlagzeile „Warum Joe Biden Kamala Harris zur Vizepräsidentin macht“ mit dazugehöriger Dachzeile: „US-WAHL“, für die Blockbuchstaben verwendet werden, findet man sofort anschließend das einzi-ge Bild in dem Artikel. Es zeigt Kamala Harris (vermutlich) mit Ehemann lächelnd vor bzw. zwischen einem geöffnetem, zur Seite geschobenen blauen Vorhang. Hinter ihr ist eine junge afroamerikanische Frau zu sehen.

Die Bildunterschrift lautet: „Mit der Präsidentschaftskandidatur wurde es nichts für Kamala Harris. Doch an Bidens Seite könnte sie an einer erfolgreichen Kandidatur 2024 arbeiten.“ Obwohl der Ausschnitt jener einer Ganzfigur ist, ist auffällig, dass Kamala Harris nur etwa 1/3 der Bildoberfläche einnimmt, der blaue Vorhang, welcher 2/3 der Bildoberfläche für sich beansprucht, dominiert das Bild. Es sind mehrere Zwischenüberschriften zu finden: „Schrittweise Annäherung“, „Worauf es ankommt bei der ‚Vee‘-Wahl“, „Biden setzt auf Harris Rhe-torik“ und „Tochter zweier erfolgreicher Migranten“.

7.11.4.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Der Artikel ist von einem vielfältigen Mix an unterschiedlichen Stilmitteln geprägt. Es sind sowohl rhetorische Stilfiguren wie etwa das Trikolon („Rhetorisch gewandt, fachlich versiert, energiegeladen“, „Worauf es bei der Nummer zwei ankommt, hat Joe Biden unter Barack Obama selbst vorexerziert: Loyalität, Besonnenheit, Erfah-rung.“) als auch Redewendungen („Handtuch werfen“, „Geschichte schreiben“) zu finden. Teilweise wird eine bildhafte Sprache (Anschluss verlieren, sich breitschlagen lassen, vorexerzieren, „[…] war ein großer Pluspunkt für die 55-Jährige.“, „[…] kann Harris politische Gegner in die Ecke drängen […]“, „wie Biden am eigenen Leib erfuhr“) verwendet, welche mit folgendem Satz einen Höhepunkt erreicht: „Und der Traum von der Präsident-schaft ist sicherlich nicht ausgeträumt: Das in greifbare Nähe gerückte Amt des Vizepräsidenten war in der US-Geschichte oft ein Sprungbrett ins höchste Staatsamt.“ Hinzu kommt, dass Adjektive wie „fulminant“ („fulmi-nanter Start“) oder „steil“ („Ihre steile Justiz-Karriere“) die Sprache emotionalisiert wirken lassen. Um diese

tig finden sich auch fremdsprachliche Ausdrücke wie etwa „Veep(-Wahl)“ oder „Sympatico“ („‘Simpatico‘

müsse sein ‚Veep‘, seine Vizepräsidentschaftskandidatin, sein, nannte Biden eine vordringliche Eigenschaft einmal.“).

Abb. 51. Warum Joe Biden Kamala Harris zur Vizepräsidentin macht (Quelle: Die Presse, 12. August 2020)

Das sprachliche Stilmittel des Zitates taucht an mehreren Stellen auf:

• "Wenn du im Oval Office bist, die schwersten Probleme abwägst, und eine Entscheidung, die du triffst, die Leben und Existenzen eines ganzen Landes beeinflusst - da brauchst du jemanden bei dir, der das Ur-teilsvermögen und den Charakter hat, um die richtige Entscheidung zu treffen", betonte Obama. Sein ehemaliger Vize Biden habe die richtige Wahl getroffen: "Das ist ein guter Tag für unser Land. Jetzt lasst uns das Ding gewinnen."

• Vor der nächsten Fernsehdebatte bat Biden Harris scherzhaft um Milde: "Schone mich, Kind."

• "Ich bin stolz, sie jetzt als meine Partnerin in diesem Wahlkampf zu haben", erklärte Biden am Dienstag.

• "Sie wird von einigen Leuten dieser Gemeinschaft, vor allem jungen Schwarzen, als Teil des Problems angesehen, nicht als Teil der Lösung", sagt der Politikprofessor David Barker.

7.11.4.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

Nach dem Vorspann erwähnt der Artikel zu Beginn die erfolglose Präsidentschaftskandidatur Harris, relativiert dies allerdings gleich mit der Aussage, dass durch die Ernennung von Kamala Harris als Vizepräsidentschafts-kandidatin durch Joe Biden nun Grund für neue Hoffnung besteht. Unterstrichen wird dies durch ein Reaktions-zitat vom ehemaligen Präsidenten der USA, Barack Obama. Erwähnt werden die TV-Debatten mit Harris Vor-würfen an Biden, allerdings findet hier ebenso eine Relativierung statt, indem eine ausführliche Beschreibung der Annäherung der beiden folgt. Es wird darauf eingegangen, dass Joe Biden bereits selbst Vize-Präsident unter Barack Obama war und dass Kamala Harris mit Bidens Sohn, Beau Biden, zusammengearbeitet hat. Danach werden die Vorzüge von Harris unterstrichen, indem ihr eine große Erfahrung und eine besonders hohe Kompe-tenz allen voran im Debattieren attestiert wird. Fast wie selbstverständlich wird die Rolle von Harris Hautfarbe angesprochen und eine Verbindung zu dem Diskurs um George Floyd und den Black Lives Matter Protesten sowie der Mobilisierung von Wähler*innenstimmen („Schwarze und Frauen“) hergestellt. Die Kontroverse, welche um Kamala Harris bezüglich ihrer Vergangenheit als kalifornische Justizministerin herrscht, wird ange-sprochen, was sie vor allem bei Minderheiten umstritten mache und ebenso ein Teil der jungen Schwarzen sieht laut einem Politikprofessor Kamala Harris als Teil des Problems und nicht der Lösung. Es folgt die Erläuterung, dass Kamala Harris Migrationshintergrund hat und Informationen zu ihrem Werdegang mit Fokus auf ihren Universitätsbesuch und Rechtswissenschaftsabschluss. Abschließend spricht der Artikel die Möglichkeit an, dass Harris Vizepräsidentschaftskandidatur ihr als Sprungbrett für das Präsidentenamt dienen könnte.

In dem Artikel sind keine Original-Twitter-Beiträge zu finden, sowie die Reaktionen von Kamala Harris selbst und auch von Trump auf Joe Bidens Verkündigung von Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin fehlen.

7.11.4.5 Interpretation

Als Einstieg wird interessanterweise die erfolglose Präsidentschaftskandidatur gewählt. Doch durch Joe Bidens Entscheidung, Kamala Harris zur Vizepräsidentschaftskandidatin zu ernennen, resultiert für Harris neue Hoff-nung.

Auffallend ist, dass in diesem Artikel auch auf private Ereignisse und Umstände eingegangen wird: Im Zusam-menhang mit der Zusammenarbeit von Kamala Harris und Joe Bidens Sohn wird dessen Krebstod erwähnt, und an einer anderen Stelle, dass etwa Bidens Frau Jill bereits Freundschaft mit Harris Ehemann geschlossen haben soll. Darüber hinaus erfahren die Leser*innen, dass Kamala Harris seit dem Jahr 2014 mit einem Anwalt verhei-ratet ist, der zwei Kinder mit in die Ehe gebracht hat. Obwohl Kamala Harris fachliche Kompetenz bescheinigt wird, spielt dennoch ihre Hautfarbe eine Rolle, was direkt angesprochen wird: „Natürlich spielt auch Harris‘

Hautfarbe eine Rolle“. Unterstrichen wird dies, indem der Name und Vorfall George Floyd Erwähnung findet und die Black Lives Matter Proteste Platz in den Ausführungen finden. Ebenso wird die Möglichkeit angespro-chen, dass die Ernennung von Kamala Harris mit der Mobilisierung von Wähler*innenstimmen bestimmter

Gruppen („Schwarze und Frauen“) in Verbindung stehen könnte. Was ihre problematische Vergangenheit als kalifornische Justizministerin betrifft, so gibt es hier keine näheren Erläuterungen, was damit genau gemeint ist.

Lediglich das Zitat eines Politikprofessors, dass junge Schwarze Harris als Teil des Problems und nicht der Lö-sung sähen, wird an dieser Stelle angeführt.

Die Darstellung als Tochter von zwei erfolgreichen Migranten inklusive Erwähnung des Universitätsbesuch und Rechtswissenschaftsabschluss ist sehr detailliert und ein weiteres Beispiel für einen persönlichen Zugang, der immer wieder an verschiedenen Stellen des Artikel eingestreut wird. Außerdem wird Kamala Harris Vizepräsi-dentschaftskandidatur als Sprungbrett für das künftige Präsidentenamt vermutet.

Der Artikel ist ein Versuch die Gründe für die Ernennung von Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin zu erläutern: Obwohl Kamala Harris Kompetenz besitzt, wurde sie unter anderem aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts und ihres Alters von Joe Biden gewählt.

Im Dokument ! Sprachlich-rhetorische Mittel (Seite 84-87)