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Academic year: 2022

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Abb. 17.! Seit Trump-Äußerung mehr Giftnotrufe in Illinois (Quelle: ORF.at, 26. April 2020)

7.4.6.3! Sprachlich-rhetorische Mittel

Der Text ist überaus sachlich formuliert und arbeitet mit vielen Zitaten. Es werden weder Metaphern noch blu- mige Begriffe oder Ausschmückungen verwendet und könnte daher als schnörkellos und überaus sachlich be- zeichnet werden.

7.4.6.4! Inhaltlich-ideologische Aussagen

Bei allen zum diskursiven Ereignis auf ORF.at erschienenen Beiträgen fehlt eine Angabe des Verfassers des Textes. Wie bereits oben erwähnt, ist der Text rein sachlich formuliert und es ist daher in keiner Weise eine Meinung in eine bestimmte Richtung erkennbar. Die Leser*innenschaft wird daher bloß informiert und nicht beeinflusst.

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7.4.6.5 Interpretation

Der ORF bietet mit seinem Dienst ORF.at eine informative Nachrichtenquelle, die die Leserschaft über nationale und internationale Geschehnisse auf dem Laufenden hält. Sucht man, bezogen auf das gegenständliche diskursi- ve Ereignis Hintergrundinformationen oder Denkanstöße, wird man auf ORF.at nicht fündig, da die Beiträge über eine bloße Information nicht hinausgehen. Dies unterscheidet die Artikel auf ORF.at völlig von den Beiträ- gen in den vier weiteren untersuchten Medien, die klassische Printmedien sind und klassischen Journalismus bieten. Ein weiterer Unterschied zu den klassischen Printmedien ist, dass ORF.at gerne eine Verbindung zu den sozialen Medien herstellt, was auch in diesem Beitrag mit dem Einblenden eines Twitter-Posts Trumps umge- setzt wurde. Dies wirkt modern und durchaus spannend, spricht aber eventuell nur eine gewisse Le- ser*innenschaft an – vor allem die, die mit den sozialen Medien wie Twitter etwas anfangen können.

7.4.7 Fazit

Ziel der Medienanalyse war zu zeigen, ob das gegenständliche, sehr heftig diskutierte Ereignis auch dementspre- chend viel und ausführlich in den ausgewählten österreichischen Medien präsent war und die Unterschiede bei der jeweiligen Berichterstattung herauszufiltern. Die Auswahlkriterien für die Berichte der Feinanalysen wurden bereits erklärt. Zusammenfassend kann jedenfalls festgestellt werden, dass das diskursive Ereignis in den unter- schiedlichen Medien annähernd gleich intensiv behandelt wurde. Lediglich die Berichterstattung auf ORF.at weicht ab, da mit großem Abstand am wenigsten über Trumps Idee berichtet wurde. Anders als ursprünglich vermutet, wurde das Ereignis in der Mehrheit der Berichte nur am Rande erwähnt und gibt es nur einige wenige Berichte, die sich ausschließlich um das Ereignis drehen. Hintergrundinformationen und ausführliche Recher- chen zu den möglichen Konsequenzen des Ereignisses auf den Wahlkampf wurden von keinem der ausgewähl- ten Medien gegeben bzw. angestellt. Insgesamt ist Trumps Aussage daher vielen Menschen eher aufgrund ihrer Kuriosität als aufgrund mächtiger, tagelanger medialer Präsenz in Erinnerung geblieben.

7.5 Ausstieg aus der WHO

Am 29. Mai 2020 verkündete Donald Trump den Austritt der USA aus der World Health Organisation (WHO).

Er warf der Organisation vor, zu spät über die Gefahr des Coronavirus informiert zu haben und von der chinesi- schen Regierung kontrolliert zu werden. Bereits im April 2020 hatte Trump Mitgliedsbeiträge an die WHO zu- rückgehalten und dadurch international Kritik auf sich gezogen.328

Anfang Juli 2020 haben die USA die Vereinten Nationen offiziell vom Austritt aus der WHO in Kenntnis ge- setzt. Unter Einhaltung einer zwölfmonatigen Kündigungsfrist und Vorliegen der nötigen Bedingungen wäre der Austritt am 6. Juli 2021 wirksam geworden. Die von Trump veranlasste Kündigung machte der neue US- Präsident, Joe Biden, jedoch wenige Stunden nach seinem Amtsantritt per Dekret rückgängig.329

Biden reagierte bereits am 7.Juli 2020 über die Kurznachrichtenplattform „Twitter“ auf den eingeleiteten WHO- Austritt der USA: „Americans are safer when America is engaged in strengthening global health. On my first day as President, I will rejoin the @WHO and restore our leadership on the world stage.“330

328 Der Standard 2020

329 Zeit online 2021

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7.5.1 Grobanalyse 7.5.1.1 Kronen Zeitung

Über die Datenbank WISO wurden im Untersuchungszeitraum von 1. Januar 2020 bis 2. November 2020 sechs Beiträge gefunden, welche die Suchtermini „WHO Austritt“; „WHO Ausstieg“; „WHO Trump“ und „WHO Biden“ konkret in Bezug auf den WHO-Ausstieg der USA beinhalten. Davon behandeln zwei der Beiträge den WHO-Austritt als Hauptthema (der Beitrag behandelt vorwiegend den WHO-Austritt im Vergleich zu anderen Themen) und vier als Unterthema (der Beitrag behandelt vorwiegend ein anderes Thema/andere Themen als den WHO-Austritt). Die Länge der Beiträge, die den WHO-Austritt als Hauptthema behandeln, ist relativ kurz (79 und 149 Wörter). Inhaltlich beschränken sich die Artikel – auch aufgrund ihrer Kürze - auf den Nachrichtengeh- alt, detaillierte Hintergrundinformationen werden nicht ausgeführt.

7.5.1.2 Kurier

Über die Datenbank WISO wurden im Untersuchungszeitraum von 1. Januar 2020 bis 2. November 2020 sieben Beiträge gefunden, welche die Suchtermini „WHO Austritt“; „WHO Ausstieg“; „WHO Trump“ und „WHO Biden“ konkret in Bezug auf den WHO-Ausstieg der USA beinhalten. Davon behandeln drei der Beiträge den WHO-Austritt als Hauptthema und vier als Unterthema. Inhaltlich charakterisieren sich zwei der Artikel, die den WHO-Austritt als Hauptthema behandeln, nicht nur durch den Nachrichtengehalt, sondern bieten Hintergrundin- formationen. Dabei werden insbesondere die Motive Trumps zum WHO-Austritt und die etwaigen (finanziellen) Machtverschiebungen in der Weltgesundheitsorganisation thematisiert.

7.5.1.3 Der Standard

Über die Datenbank WISO wurden im Untersuchungszeitraum von 1. Januar 2020 bis 2. November 2020 sechs Beiträge gefunden, welche die Suchtermini „WHO Austritt“; „WHO Ausstieg“; „WHO Trump“ und „WHO Biden“ konkret in Bezug auf den WHO-Ausstieg der USA beinhalten. Davon behandelt ein Beitrag den WHO- Austritt als Hauptthema und in vier Beiträgen wird er als Unterthema behandelt. Der Beitrag, der den WHO- Austritt als Hauptthema behandelt, fokussiert insbesondere die Finanzierung der WHO. Des Weiteren wird ei- nerseits politisches Kalkül Trumps suggeriert, andererseits wird auch das Verhalten der WHO zu Beginn der Coronakrise kritisch beschrieben.

7.5.1.4 Die Presse

Über die Datenbank WISO wurden im Untersuchungszeitraum von 1. Januar 2020 bis 2. November 2020 18 Beiträge gefunden, welche die Suchtermini „WHO Austritt“; „WHO Ausstieg“; „WHO Trump“ und „WHO Biden“ konkret in Bezug auf den WHO-Ausstieg der USA beinhalten. Davon behandeln vier der Beiträge den WHO-Austritt als Hauptthema und 14 als Unterthema. Inhaltlich beschränken sich die Artikel, die den WHO- Austritt als Hauptthema behandeln, Großteils auf den Nachrichtengehalt. Detaillierter werden Trumps Motive zum Austritt thematisiert. Die Position Bidens zum WHO-Austritt wird konkret erwähnt.

7.5.1.5 ORF.at

Über die Suchmaschine „Google“ wurden im Untersuchungszeitraum von 1. Januar 2020 bis 2. November 2020 vier Beiträge gefunden, welche die Suchtermini „ORF.at WHO Austritt“; „ORF.at WHO Ausstieg“; „ORF.at WHO Trump“ und „ORF.at WHO Biden“ konkret in Bezug auf den WHO-Ausstieg der USA beinhalten. Davon behandeln zwei Beiträge den WHO-Austritt als Hauptthema, in zwei Beiträgen wird er als Unterthema behan- delt. Inhaltlich fokussieren die Artikel, die den WHO-Austritt als Hauptthema behandeln, neben dem Nachrich- tengehalt speziell auf die Finanzierung der WHO und die USA als größten Financier. Zudem wird die Ankündi-

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Die folgenden Feinanalysen ausgewählter Artikel fokussieren einen Vergleich dessen, wie die Nachricht über den offiziellen Ausstieg der USA aus der WHO zu einem Wahlkampf-Thema gemacht wird. Die Auswahl der Feinanalysen wurden durch folgende Kriterien bestimmt:

•! Pro Printmedium wird ein Artikel ausgewählt.

•! Der WHO-Austritt ist Hauptthema des Artikels.

•! Der Artikel beinhaltet Hintergrundinformation zum Thema.

•! Der Artikel ist zeitlich am nächsten nach der offiziellen Bekanntgabe des WHO-Ausstiegs.

In diesem Rahmen wird insbesondere untersucht, inwiefern die Position Joe Bidens zum WHO-Ausstritt thema- tisiert wird.

7.5.2! Feinanalyse Kronen Zeitung: „USA-Austritt aus WHO auf 'Widerruf'“

7.5.2.1! Institutioneller Rahmen

Der Text erschien am 9. Juli 2020 – wenige Tage nach offizieller Verkündung des WHO-Austritts der USA und Bidens Reaktion am 7. Juli 2020 über den sofortigen Wiedereinstieg in die UNO Sonderorganisation, sollte letzterer zum Präsidenten gewählt werden.331

Abb. 18.! USA-Austritt aus WHO auf „Widerruf“ (Quelle: Die Kronen Zeitung, 9. Juli 2020, S. 4)

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7.5.2.2! Textoberfläche

Der Text erscheint in der Rubrik „Klartext“ auf Seite vier, als Autor ist Kurt Seinitz genannt. Dessen Bild von Kopf und Schulterpartie ist neben dem Titel der Rubrik abgedruckt. Der 79 Wörter zählende Text befindet sich im unteren Drittel der Seite. Es wird kein Bild zu diesem Artikel gezeigt.

7.5.2.3! Sprachlich-rhetorische Mittel

Die Sprache im Text vereinfacht Sachverhalte („Die USA haben jetzt den Austritt [...] offiziell in die Wege geleitet“). Auffallend ist, dass der Name Donald Trump im Text nicht erwähnt wird, sehr wohl aber der seines Kontrahenten im Präsidentschaftswahlkampf, Joe Biden.

7.5.2.4! Inhaltlich-ideologische Aussagen

Der Text ist sachlich und faktenorientiert verfasst, auf wertende und interpretierende Aussagen wird verzichtet.

7.5.2.5! Interpretation

Obwohl sich der Text in der Rubrik „Klartext“ befindet und der skeptisch-aufdeckend anmutende Blick des Autors eine kontroversere, „aneckendere“ Diskussion des WHO-Austritts vermuten lässt, gestaltet sich der Text faktenorientiert. Er versucht einen komplexen Sachverhalt auf einfache Weise darzustellen. Dies gelingt mit nahezu saloppen Formulierungen („aber sicher ist das nicht“).

7.5.3! Feinanalyse Kurier: „Noch mehr Einfluss: China füllt Trumps WHO-Vakuum“

Abb. 19.! Noch mehr Einfluss: China füllt Trumps WHO-Vakuum (Quelle: Der Kurier, 12. Juli 2020, S. 4)

7.5.3.1! Institutioneller Rahmen

Der Hintergrundbericht wurde – wenige Tage nach offiziellem Bekanntwerden des WHO-Austritts der USA – am 12. Juli 2020 von Michael Hammerl veröffentlicht. 332

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7.5.3.2 Textoberfläche

Der Hintergrundbericht befindet sich auf Seite vier in der Rubrik „Thema des Tages Coronavirus“. Er nimmt ca.

ein Drittel im unteren Bereich der Seite ein. Auf dem einzigen Bild des Artikels ist Tedros Adhanom Ghebreye- sus, der Generalsekretär der WHO, zu sehen. Vor dem Logo der Weltgesundheitsorganisation ist sein Blick in die Weite gerichtet. Insbesondere die in großen Lettern geschriebene Überschrift „Noch mehr Einfluss: China füllt Trumps WHO-Vakuum”, aber auch die Zwischenüberschriften „ Machtwechsel.“, „Wo Trump Recht hat“,

„Geldregen aus China“ und die Informationsspalte mit Daten zur WHO heben sich markant vom Fließtext ab.

7.5.3.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Der Autor verwendet zahlreiche Metaphern wie etwa „WHO-Vakuum“, „Chinesischer Geldregen“ und „[...]

flickt [...] US-Löcher im WHO-Budget“. Auch die umgangssprachliche Redewendung wird als Stilmittel heran- gezogen: „[...] dagegen sind alle US-Gelder und Gates Spenden Peanuts“.

7.5.3.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

Der erste Teil thematisiert etwaige Verfehlungen der WHO im Umgang mit dem Coronavirus. Der Autor gibt dabei „Indizien“ an, dass die WHO zu spät auf das SARS-CoV2 reagiert hätte. Er zitiert Tedros Adhanom Ghebreyesus aufgrund der Kritik an der WHO eine „unabhängige Prüfungskommission“ einzurichten. Der nächste Teil thematisiert den Aufgabenbereich der WHO, dessen finanzielle Struktur und dessen von Trump behauptete, vermeintliche Naheverhältnis zu China. „Viele Experten geben Trump [...] recht [...] “ ergänzt der Autor und führt Gründe dazu an. Der letzte Teil des Artikels beinhaltet interpretative Aussagen: China würde

„nebenbei bereits genüsslich US-Löcher im WHO-Budget“ flicken. Er schließt mit dem Szenario, dass eine

„reale Abhängigkeit“ der WHO von China „droht“.

7.5.3.5 Interpretation

Der Artikel skizziert ein Bedrohungsszenario: Die Unabhängigkeit der WHO sei durch die Einflussnahme Chi- nas und den Austritt der USA bedroht. Ein besonderes Naheverhältnis der WHO zu China würde es ohnehin schon geben. Der WHO-Austritt der USA wird als kausal für die Machterweiterung Chinas innerhalb der WHO beschrieben.

Auffällig erscheint die Nichterwähnung einer Kündigungsfrist bezüglich des WHO-Austritts und dass die USA unter Joe Biden als Präsident der WHO sofort wieder beitreten würden. Der Artikel fokussiert nicht direkt den US-Präsidentschaftswahlkampf, sondern eher das Verhältnis der WHO zu China dessen Auswirkungen durch den US-Austritt aus der Gesundheitsorganisation.

7.5.4 Feinanalyse Die Presse: „Biden will Truppenabzug aus Deutschland stoppen“

7.5.4.1 Institutioneller Rahmen

Der Artikel wurde am 13. Juli 2020, wenige Tage nach dem Bekanntwerden des offiziellen WHO-Austritts der USA, veröffentlicht. 333 Ein*e Autor*in wird nicht genannt.

7.5.4.2 Textoberfläche

Der Artikel befindet sich in der Rubrik „24 Stunden“ auf Seite zwanzig unter der Kategorie „Nachrichten“. Mit 52 Wörtern nimmt der Artikel einen kleinen Teil im oberen Bereich der Seite ein. Dort befindet er sich mittig- rechts. Auffallend ist die Überschrift „Biden will Truppenabzug aus Deutschland stoppen“. Diese thematisiert

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nicht den Großteil des Artikels (acht Zeilen; WHO-Ausstieg), sondern ein verhältnismäßig weniger ausgeführtes Nebenthema (drei Zeilen; Stopp des US-Truppenabzuges aus Deutschland).

7.5.4.3! Sprachlich-rhetorische Mittel

Zu Beginn wird Biden als „Gegenkandidat“ von Trump beschrieben. Ein Wahlkampf-Szenario wird damit auf- gebaut. Im Artikel wird thematisiert, was Biden ändern „würde“, wenn er Präsident wäre. Somit wird eine kont- räre Positionierung Bidens zu Trump im Rahmen von Bedingungssätzen (Konjunktiv) ausgedrückt.

Abb. 20.! Biden will Truppenabzug aus Deutschland stoppen (Quelle: Die Presse, 13. Juli 2020, S. 20)

7.5.4.4! Inhaltlich-ideologische Aussagen

Die konträren Ansichten der US-Präsidentschaftskandidaten - Trump und Biden - zu zwei zentralen Angelegen- heiten (WHO-Austritt und Stopp des US-Truppenabzuges aus Deutschland) werden thematisiert. Dabei werden insbesondere die Änderungsvorhaben Bidens betont. Ideologische Aussagen werden Der kurze Artikel be- schränkt sich auf Fakten, weshalb inhaltlich-ideologische Aussagen nicht erkannt werden.

7.5.4.5! Interpretation

Die Überschrift thematisiert ein im Artikel erst am Ende vorkommendes und deutlich weniger Platz einnehmen- des Thema. Demnach erscheint es naheliegend, dass die Schlagzeile zum Stopp des US-Truppenabzuges aus Deutschland - nach Ansicht der verfassenden Person - mehr Aufmerksamkeit als der WHO-Austritt generiere.

Der Artikel hat eindeutig Wahlkampf-Bezug, da die konträren Positionen des amtierenden Präsidenten Trump und des „Herausforderers“ Biden klar zum Ausdruck kommen.

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7.5.5 Feinanalyse Der Standard: „Das große Weltgesundheitsdilemma“

Abb. 21. Das große Weltgesundheitsdilemma (Quelle: Der Standard, 25. August 2020)

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Abb. 22. Das große Weltgesundheitsdilemma (Quelle: Der Standard, 25. August 2020)

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7.5.5.1 Institutioneller Rahmen

Der Hintergrundbericht wurde am 25. August 2020 von Andrea Fried veröffentlicht. Die USA hatten unter Prä- sident Trump ihren Austritt aus der WHO zu diesem Zeitpunkt bereits seit länger als einem Monat offiziell kundgetan. Der Bericht fokussiert die ohnehin prekäre finanzielle Situation der WHO, die noch dazu mit den USA ihre größten Geldgeber verliere, wenn Trump auch nach der Wahl 2020 Präsident bliebe. Als Hintergrund- information wird genauer auf die Finanzierung der WHO eingegangen. 334

7.5.5.2 Textoberfläche

Der Bericht befindet sich auf den Seiten 16 und 17 in einer Beilage zum Themengebiet „Ökonomie“ im Stan- dard. Nahezu eine halbe Seite wird im oberen Bereich von Seite 16 für den Abdruck des WHO-Logos verwen- det, das scharf über verschwommenem Hintergrund sichtbar ist. Die Bildunterschrift gibt die Situation an, dass Trump „mitten in der Corona-Krise“ den Vertrag mit der WHO kündigte. Darunter ist die große Überschrift

„Das große Weltgesundheitsdilemma“ zu lesen. Die in deutlich größeren Lettern und verschiedener Farbe ge- druckten Zwischenüberschriften und das extra abgedruckte Zitat heben sich vom Fließtext ab. Auf Seite 17 nimmt eine Grafik über „DIE ZEHN GRÖSSTEN MITTELGEBER DER WHO“ senkrecht auf der rechten Seite ca. die Hälfte der Seite ein.

7.5.5.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Die Autorin prägt gleich in der Überschrift den Begriff des Dilemmas („Weltgesundheitsdilemma“). Damit wird auf die (nach Einschätzung der Autorin) unangenehme Situation bezüglich der Organisation der Weltgesundheit hingewiesen. Die Autorin beschreibt die WHO in der Unterüberschrift als „chronisch unterfinanziert“. Mit dem Wort „chronisch“ kann eine Art Diagnose assoziiert werden. Im weiteren Verlauf des Berichtes wird diese „Di- agnose“ durch Daten und Kommentare von Expert*innen belegt. Dementsprechend wird die Grafik der zehn größten Mittelgeber der WHO groß abgedruckt und das extra abgedruckte Expert*innen-Zitat in größeren Let- tern und verschiedener Farbe als der Fließtext abgedruckt.

7.5.5.4 Inhaltlich ideologische Aussagen

Punktuell werden wertende Aussagen (z.B. „große Weltgesundheitsdilemma“) getätigt und indirekt Interpretati- onen angestellt („Beobachtern klar ist [...], dass Trump mit seinem ‚Blame-Game‘ vor allem von seinen eigenen Fehlern ablenken möchte“). Auch der besonders hervorgehobene Kommentar des Experten ist interpretativ „[...]

die WHO [...] in Wirklichkeit ist sie ein zahnloser Tiger“.

7.5.5.5 Interpretation

Der Hintergrundbericht beabsichtigt ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass nicht-staatliche Mittelge- ber*innen einen beträchtlichen Teil der WHO-Budgets generieren. Als Weltgesundheitsorganisation sollte es der Institution wesensimmanent sein, die Förderung des gesundheitlichen Allgemeinwohls zu sichern. Der Bericht deutet an, dass die WHO aufgrund der nicht-staatlichen Beitragszahlungen Partikularinteressen im Gegensatz zum Allgemeinwohl priorisiert. Generell wird das WHO-Budget als knapp dargestellt. Würden die USA mit einer zweiten Präsidentschaftsperiode Trumps als Finanzier der WHO ausscheiden, könnte dies die WHO finan- ziell in „massive Bedrängnis“ führen. Der Wahlkampf zwischen Biden und Trump wird insofern zum Thema gemacht, als dass mit einer zweiten Amtsperiode Trumps die finanzielle Lage und die im Zeichen des Allge- meinwohls stehende Funktion der WHO in Gefahr sein könnte. Die Position Bidens zum WHO-Austritt wird also indirekt behandelt.

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7.5.6! Feinanalyse ORF.at: „USA verlassen WHO in einem Jahr“

Abb. 23.! USA verlassen WHO in einem Jahr (Quelle: ORF.at, 7. Juli 2020)

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7.5.6.1 Institutioneller Rahmen

Der Bericht wurde am 7. Juli 2020 auf ORF.at veröffentlicht - kurz nach dem Bekanntwerden des WHO- Austritts der USA und am selben Tag wie Bidens Ankündigung via Twitter, der WHO am ersten Tag seiner Amtszeit als US-Präsident wieder beitreten zu wollen.335 Ein*e Autor*in wird nicht genannt.

7.5.6.2 Textoberfläche

Auffallend ist die große Grafik in der unteren Hälfte des Beitrages. Dort werden die größten WHO-Geldgeber der Finanzperiode 2018 - 2019 aufgezählt. Währenddessen die USA mit 14,3 Prozent an Beitragsleistung an der Spitze aufscheinen, wird Chinas Wert nicht angegeben.

7.5.6.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Der Text ist sprachlich objektiv verfasst. Auf Interpretationen und reißerische Metaphern wird verzichtet.

7.5.6.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

Inhaltlich gestaltet sich der Text faktenbasiert. Mehrmals wird auf die Quellen (sowie die WHO-Webseite und Bidens Twitter-Account) der Informationen im Artikel verwiesen. Der Beitrag ist faktenorientiert verfasst, eine inhaltlich-ideologische Ausrichtung wird nicht erkannt.

7.5.6.5 Interpretation

Durch die Hintergrundinformation zur Finanzierung der WHO wird die schwerwiegende Bedeutung des initiier- ten WHO-Austritts der USA (als größtem Financier) deutlich gemacht. Anhand des WHO-Austritts werden auch die allgemeineren Positionen der beiden Präsidentschaftskandidaten zum Multilateralismus beschrieben. Dabei wird Trumps „America First“- Credo Bidens Ambition der multilateralen „Führungsposition“ auf der Weltbühne gegenübergestellt.

7.5.7 Fazit

Der WHO-Austritt der USA wird von allen untersuchten Medien insbesondere im Mai 2020 (die Ankündigung Trumps zum WHO-Austritt) und Juli 2020 (die offizielle Verkündung des WHO-Austritts) als Hauptthema pub- lik gemacht. Ansonsten wird der WHO-Austritt vorwiegend als Nebenthema in einem Satz erwähnt. Der Stan- dard, die Presse, die Kronen Zeitung und der ORF berichten in den der Feinanalyse unterzogenen Artikeln expli- zit über die Position Bidens zum WHO-Austritt. Den Leser*innen wird so verdeutlicht, dass die USA mit einem Wahlsieger Biden den Austritt aus der WHO unverzüglich wieder revidieren würden. Der feinanalysierte Artikel des Standards nimmt auf den Wahlkampf Bezug ohne Biden zu nennen: Die USA treten aus der WHO aus, vo- rausgesetzt dass Trump die Wahl gewinnt. Der für die Feinanalyse ausgewählte Artikel des Kuriers weist keinen direkten Wahlkampfbezug auf, sondern fokussiert das Machtverhältnis der USA zu China.

7.6 Einsatz der Nationalgarde in Georgia

Nachdem am 25. Mai 2020 in Minneapolis, Minnesota, USA der afroamerikanische US-Bürger George Floyd während einer Polizeikontrolle von dem weißen Polizisten Derek Chauvin durch fast zehnminütiges Knien auf seinem Nacken und Brustkorb getötet wurde, kam es zu landesweiten Protesten vor allem Schwarzer Bevölke- rungsgruppen. Diese in mehr als vierzig US-Städten teils friedlich, teils gewalttätig stattfindenden Protestkund-

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gebungen sind unter dem Namen „Black Lives Matter“ weltweit bekannt und wurden aus Solidarität auch in vielen Ländern außerhalb der USA abgehalten.

Im Zuge dieser Proteste kam es in einigen US-Städten auch zu gewaltsamen Ausschreitungen und Plünderungen von Geschäften. Donald Trump und sein Justizminister William Barr reagierten darauf in einer höchst unsensib- len Art und Weise, indem sie ankündigten, gegen (Schwarze) Plünderer die Nationalgarde einsetzen zu wollen (Trump: „When the looting starts, the shooting starts“; ein bekannter als rassistisch wahrgenommener und gegen die Schwarze Bevölkerung zielender Ausspruch des Polizeichefs von Miami, den dieser 1967 getätigt hatte).

In einigen Städten der USA, vor allem in Atlanta, Georgia und Minneapolis, Minnesota kam es daraufhin zur Mobilisierung der Nationalgarde, also eines Teils der amerikanischen Streitkräfte, um sie gegen die eigene Be- völkerung einsetzten zu können. Auch dies stellt einen absoluten Tiefpunkt in einer Eskalationsspirale, die vom zu diesem Zeitpunkt amtierenden Präsidenten Trump immer weiter angeheizt wurde, vor allem mittels unzähli- ger Twitter-Tweets, dar.

7.6.1 Grobanalyse

In der Phase der Grobanalyse wurde eine Recherche in den gängigen österreichischen Printmedien (Der Stan- dard, Die Presse, Kronen Zeitung, Kurier) sowie in online-Medien (ORF online bzw. ORF.at und Der Standard online) durchgeführt. Als Recherche-Tool wurden die Suchplattformen „WISO“ und „Google“ verwendet, die Suchbegriffe „Nationalgarde“, „Georgia“ und „USA“ wurden stets in Kombination miteinander eingesetzt. Als zeitliche Eingrenzung diente der gesamte Zeitraum des Jahres 2020, wobei ein Großteil der gefundenen Berichte kurz nach dem Tod von George Floyd am 25. Mai 2020 veröffentlicht wurden.

7.6.1.1 Kronen Zeitung

Es wurden in der WISO-Datenbank keine Einträge zur Kronen Zeitung gefunden, und auch sonst sind die Ar- chivbestände dieser Tageszeitung online nicht einzusehen. Offenbar die einzige Möglichkeit auf das Online- Archiv der Kronen Zeitung zugreifen zu können, ist sich auf der Webseite von krone.at zu registrieren Dies wurde schlussendlich auch gemacht.

7.6.1.2 Kurier

In der WISO-Datenbank wurde mit den kombinierten Schlagworten „Nationalgarde“, „Georgia“ und „USA“ nur ein Artikel gefunden, welcher demzufolge auch für die weiter unten folgende Feinanalyse ausgewählt wurde.

7.6.1.3 Die Presse

In der WISO-Datenbank wurden mit den kombinierten Schlagworten „Nationalgarde“, „Georgia“ und „USA“

insgesamt vier Artikel gefunden, die Wahl fiel auf den Artikel „Die Wut der Amerikaner“, da er zeitlich am nächsten zu der Aussage Trumps lag, die Nationalgarde nach Georgia schicken zu wollen.

7.6.1.4 Der Standard

In der WISO-Datenbank wurden mit den kombinierten Schlagworten „Nationalgarde“, „Georgia“ und „USA“

insgesamt drei Artikel gefunden, für die Feinanalyse wurde der Artikel „Proteste in den USA, Trump droht mit unbegrenzter Macht des Militärs“ gewählt, da er thematisch am aussagekräftigsten erschien.

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7.6.1.5! ORF.at

In der WISO-Datenbank wurden mit den kombinierten Schlagworten „Nationalgarde“, „Georgia“ und „USA“

insgesamt fünf Artikel gefunden, wobei die Entscheidung auf den Artikel „Trump fordert mehr Härte gegen Proteste“ fiel, da er durch eine opferzentrierte Perspektive sich positiv von anderen Artikeln abhebt.

Für die folgende Feinanalyse wurde eine Auswahl von je einem als aussagekräftig und beispielhaft wahrge- nommenen Artikel pro Medium vorgenommen. Die Kronen Zeitung ist nicht in der WISO-Datenbank repräsen- tiert, was eine Recherche nur über vorherige Registrierung zum Erhalt eines Online-Zuganges über die Webseite krone.at ermöglichte. Die Layout-Ansichten der Zeitungen „Kurier“ und „Die Presse“ wurden dankenswerter Weise vom Archiv der OÖ Landesbibliothek zur Verfügung gestellt.

7.6.2! Feinanalyse Kronen Zeitung: „Beginnen Plünderungen, beginnt das Schießen“

Abb. 24.! „Beginnen Plünderungen, beginnt das Schießen“ (Quelle: Kronen Zeitung, 30. Mai 2021, S. 23)

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7.6.2.1 Institutioneller Rahmen

Dieser Artikel mit dem Titel „(US-Präsident Trump droht den Demonstranten:) ‚Beginnen Plünderungen, be- ginnt das Schießen‘“ ist am Samstag, 30. Mai 2020 in der Rubrik „Ausland“ auf Seite 23 der Wochenend- Ausgabe der Kronen Zeitung erschienen.

7.6.2.2 Textoberfläche

Die Headline ist sehr dominant in der Mitte platziert, umgeben von drei Fotos von dramatischen Szenen der Ausschreitungen in Minneapolis. Es werden eine Menschenmenge vor einem brennenden Geschäftslokal („170 Geschäfte in Minneapolis wurden in Brand gesteckt, zerstört und geplündert“), zwei schwer bewaffnete Polizis- ten („Die Polizisten setzen Gummigeschoße, Tränengas und Pfefferspray ein“) und ein Plünderer in einer Poli- zeistation („Demonstranten stürmten und verwüsteten die Polizeiwache in Minneapolis“) gezeigt.

Insgesamt nehmen die Bilder etwas mehr Platz ein als der Text, und das zentral positionierte Bild mit der Feu- ersbrunst zieht unweigerlich die Aufmerksamkeit der Leser*innen sofort auf sich.

7.6.2.3 Sprachliche-rhetorische Mittel

Die Formulierungen sind sehr knappgehalten, es wird vieles aufgezählt aber nichts genauer beschrieben. Dies ist sicher auch dem geringen Platz geschuldet, dem dieser Artikel gegeben wurde. Auch auf die Bedeutung der Drohung des US-Präsidenten Donald Trump, „bewaffnete Streitkräfte zu entsenden“ wird leider nicht eingegan- gen, obwohl dies sowohl im Titel als auch in der Unterüberschrift implizit und explizit angesprochen wird.

7.6.2.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

Trotz der sprachlichen Kürze wird sehr viel verpackt in nur wenigen Sätzen, auch wird der Artikel in der dritten Spalte durchaus kritisch, wenn gesagt wird, die Polizisten wurden zwar „entlassen, aber weder festgenommen noch angeklagt“. Dann wird noch Bürgermeister Jacob Frey mit einer offenbar beruhigend gemeinten Aussage zitiert, er sagt: „In unserer Stadt gibt es viel Schmerz und Wut, ich verstehe das. Plünderungen sind aber inak- zeptabel.“

7.6.2.5 Interpretation

Insgesamt kann gesagt werden, dass die Aufmachung mit großen reißerischen Bildern und knapp formulierten Texten ein gängiger Stil der Kronen Zeitung ist und daher nicht überrascht, diese Art der Präsentation wird of- fenbar von den Leser*innen dieser Tageszeitung auch so gewünscht. Wünschenswert wäre allerdings ein genau- eres Eingehen auf das titelgebende Trump-Zitat und die Hintergründe des Einsatzes der Nationalgarde gegen Demonstrant*innen in Minneapolis und anderen US-amerikanischen Städten.

7.6.3 Feinanalyse Kurier: „Aufstand gegen Rassismus“

7.6.3.1 Institutioneller Rahmen

Dieser Artikel mit dem Titel „Aufstand gegen Rassismus“, Massenproteste. Nach dem Tod eines Schwarzen in Polizeigewahrsam eskaliert die Gewalt, Trump gießt Öl ins Feuer (aus Washington), verfasst von Dirk Haut- kapp, erschien am 30. Mai 2020 im Kurier unter der Rubrik Außenpolitik auf Seite neun und hat einen Umfang von 605 Wörtern.

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Abb. 25.! Aufstand gegen Rassismus (Quelle: Kurier, 30. Mai 2020, S. 9)

7.6.3.2! Textoberfläche

Der Titel des Artikels ist drei Wörter kurz und lautet „Aufstand gegen Rassismus“, dafür ist der Untertitel sehr lang geraten („Massenproteste. Nach dem Tod eines Schwarzen in Polizeigewahrsam eskaliert die Gewalt, Trump gießt Öl ins Feuer“).

Der Artikel ist in insgesamt zehn knappe Absätze untergliedert wobei die ersten drei eine Art Einleitung bilden und die Ereignisse der vergangenen fünf Tage seit der Ermordung von George Floyd am 25. Mai 2020 in Min- neapolis/Minnesota schildern. Erst im vierten Absatz wird auf den Einsatz der Nationalgarde gegen „Plünderer“

und „Schlägertypen“ (Aussagen von Donald Trump) und auf weitere Eskalations-Sager des zu diesem Zeitpunkt amtierenden US-Präsidenten eingegangen. Die restlichen Absätze behandeln andere Ereignisse rassistisch moti- vierter Übergriffe auf Schwarze US-Bürger*innen.

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7.6.3.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Die Sprache ist sehr kurzgehalten, teilweise erinnert sie an einen Telegramm-Stil. Es werden viele Themen an- geschnitten und thematisch sehr weit ausgeholt, jedoch wird nur weniges genauer beleuchtet. Vor allem worum es bei dem zuerst angedrohten, dann durchgeführten Einsatz der Nationalgarde gegen wirkliche und vermeintli- che Plünderer und die Demonstranten der „Black Lives Matter“ Bewegung geht und was diese Protestbewegung eigentlich fordert, wären interessante zu erwähnende Themen gewesen.

Es wird mehrmals mit direkter und indirekter Rede gearbeitet, wobei die jeweils Sprechenden eindeutig dem kritischen Lager zuzuordnen sind. Im dritten Absatz wird etwa George Floyd zitiert („Bitte, bitte, ich kann nicht atmen.“), im siebten Absatz der Princeton-Professor Eddie Glade („Es gibt großes Misstrauen in den Staat und die Polizei“) und im zehnten und somit letzten Absatz Mark Dayton, der damalige Gouverneur von Minnesota, der gesagt hatte, dass Philando Castile, ein Opfer rassistischer Polizeigewalt, noch am Leben wäre, wenn seine Hautfarbe weiß gewesen wäre.

7.6.3.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

Im ersten Satz des ersten Absatzes ist von einem „tödlichen Skandal-Einsatz gegen den Schwarzen George Floyd“ die Rede, wodurch der Artikel schon von Anfang an recht klar Stellung für die Protestbewegung der Black Lives Matter und gegen systematische rassistisch motivierte Polizeigewalt bezieht.

Auch der Titel dieses Kurier-Artikels, „Aufstand gegen Rassismus“, weist schon in diese Richtung, da er durch diese Formulierung die von rechten Medien als Straßen-Krawalle linker Mobs gebrandmarkten Ausschreitungen implizit als Abwehrkampf gegen den in den USA allgegenwärtigen Rassismus darstellt.

Der letzte Satz des Artikels zitiert außerdem noch den damaligen Gouverneur von Minnesota, Mark Dayton, der nach dem Freispruch eines Polizisten, der einen Schwarzen getötet hatte, sagte: „[…] wäre noch am Leben, wenn seine Hautfarbe weiß gewesen wäre.“

7.6.3.5 Interpretation

Der Artikel stellt mit vielen Beispielen den in den USA grassierenden Rassismus gegen die Schwarze Bevölke- rung (aber nicht nur, auch als asiatisch wahrgenommene Menschen leiden darunter stark) als ein allgegenwärti- ges und systemimmanentes Problem dar, das dort eine lange geschichtliche Tradition hat (Sklaverei, Pauperisie- rung Schwarzer Bevölkerungsgruppen, usw.) und politisch noch immer keine ausreichende Aufmerksamkeit erfährt, um endgültig überwunden werden zu können.

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7.6.4! Feinanalyse Die Presse: „Die Wut der Amerikaner“

Abb. 26.! Die Wut der Amerikaner (Quelle: Die Presse, 2. Juni 2020, S. 1)

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7.6.4.1 Institutioneller Rahmen

Der Artikel Die Wut der Amerikaner erschien am 2. Juni 2020 auf Seite eins der Presse und umfasst insgesamt 691 Wörter, der Untertitel bzw. Header lautet: „Unruhen. Die USA sind tief gespalten, ein Ende der Aggression ist nicht in Sicht. Unter der Oberfläche brodelt es bereits seit Monaten. Der Fall Floyd hat das Fass nun zum Überlaufen gebracht“ 336.

7.6.4.2 Textoberfläche

Der Artikel enthält acht Absätze und zwei Unterüberschriften, wobei nach dem ersten Block von drei Absätzen die erste Unterüberschrift mit dem Titel „Zwischen den Stühlen“ folgt, nach weiteren drei Absätzen dann eine weitere mit dem Titel Die nächste Welle an Protesten.

Mit knapp unter 700 Wörtern Umfang liegt dieser Artikel im selben quantitativen Bereich wie ein Großteil der anderen zu diesem Thema gefunden Texte in den österreichischen Zeitungen.

7.6.4.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Dieser kurze Text ist in eine Rahmenhandlung eingebettet, die von einem Apple-Store in der Flatbush Avenue in Brooklyn, New York und seinem Filialleiter handelt. Es wird zu Beginn des Artikels beschrieben, wie sein La- den gerade noch rechtzeitig vor den Demonstrant*innen durch Holzbarrikaden geschützt wurde. Am Ende des Artikels wird er nochmals erwähnt, wie er seine Arbeiter*innen instruiert, die Holzbarrikaden noch höher zu bauen und er wird mit den Worten zitiert: „Wer weiß schon, wie schlimm es heute Nacht wieder wird.“

7.6.4.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

Die Ausrichtung des Artikels wirkt relativ ausgewogen, es werden viele Pro- und Kontra-Argumente angeführt und gegeneinander positioniert. Trotzdem wird nirgends explizit der systematische Rassismus vor allem gegen- über der Schwarzen Bevölkerung der USA angesprochen, sowie dass diese Ausschreitungen eine direkte Reakti- on darauf sein könnten, sondern nur von den Aggressionen dieser tausenden Demonstranten.

Außerdem wird mit der Einbettung in die Rahmenhandlung (siehe oben) und der Bezugnahme auf den Apple- Store eine wirtschafts-ideologische Schlagseite erkennbar, da nicht primär auf die zahlreichen meist Schwarzen Opfer von Polizeigewalt, sondern auf die Sorgen der Wirtschaftstreibenden (Apple ist auch bei österreichischen Unternehmer*innen eine sehr bekannte und beliebte US-Marke) eingegangen wird.

Auch Donald Trump wird im Text implizit in Schutz genommen bzw. seine überbordenden (Militär- und Poli- zei-) Aktionen sowie seine Gewalt-Rhetorik (Trump: „when the looting starts, the shooting starts“) als Reaktion auf die Proteste entschuldigt, indem er als zwischen den Stühlen sitzend dargestellt wird. Der von Trump ange- ordnete und vielerorts erfolgte Einsatz der Nationalgarde gegen die Demonstrant*innen der „Black Lives Mat- ter“-Bewegung (ein Terminus, der im Artikel übrigens auch nicht erwähnt wird!) wird somit als notwendig dar- gestellt und nicht erwähnt, dass der zu diesem Zeitpunkt amtierende Präsident parallel dazu mit hetzerischen Twitter-Tweets die Gewalt anstachelt und Massen auf den Straßen gegeneinander aufwiegelt.

7.6.4.5 Interpretation

Auch wenn sich der Artikel auf den ersten Blick ideologisch mittig zu positionieren versucht, so kann doch bei genauerer Betrachtung eine mehr oder weniger stark wirtschaftsliberal-konservative Tendenz aus einzelnen Formulierungen und auch aus der thematischen Auswahl der Beispiele und Zitate herausgelesen werden.

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So wird auch die Mobilisierung der Nationalgarde nicht als Einsatz des Militärs gegen die eigene Bevölkerung dargestellt, sondern sie eilt im ganzen Land den überforderten Behörden zu Hilfe, wie der Text den Leser*innen glauben machen will. Beim letzten Satz im Text („Die Cops bringen sich in Stellung“) erstaunt nicht nur die flapsig-jugendsprachliche Bezeichnung Cops, sondern auch die an einen heraufdämmernden Bürgerkrieg erin- nernde Rhetorik der sich in Stellung bringenden Polizei.

7.6.5! Feinanalyse Der Standard Online: „Proteste in den USA: Trump droht mit ‚unbegrenzter Macht des Militärs‘“

Abb. 27.! Proteste in den USA: Trump droht mit „unbegrenzter Macht des Militärs“ (Quelle: Der Standard, 30. Mai 2020)

7.6.5.1! Institutioneller Rahmen

Der Artikel „Proteste in den USA: Trump droht mit ‚unbegrenzter Macht des Militärs‘“ wurde in der Online- Ausgabe des Standard gefunden und ist am 30. Mai 2020 um 22:33 Uhr dort veröffentlicht worden. Seither gab es mehrere redaktionelle Updates. Der Untertitel lautet „Offenbar Todesopfer bei Protesten in Detroit nach Schussattacke, in Atlanta ruft der Gouverneur die Nationalgarde zur Hilfe, Trump fordert härteres Vorgehen“.

Der Online-Artikel hatte zur Zeit des Abrufes während der Recherche am 30. Dezember 2020 eine Anzahl von insgesamt 2.597 Postings zu verzeichnen, was im Vergleich mit thematisch ähnlich gelagerten Artikeln etwas

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unterdurchschnittlich zu sein scheint. Die Rate der online-Reaktionen erhöhte sich allerdings schon wenige Tage danach massiv, als der den (später wegen Mordes angeklagten) Polizisten Derek Chauvin schwer belastende Autopsie-Bericht von George Floyd publik wurde 337.

7.6.5.2 Textoberfläche

Der Text des Artikels ist, wie in den online-Ausgaben der Tageszeitungen meist üblich, sehr abwechslungsreich gestaltet und es wechseln sich kurze Textblöcke mit spektakulären Bildern und Einschüben von Screenshots einiger prägnanter Twitter-Tweets des zu diesem Zeitpunkt amtierenden US-Präsidenten, von Mayor Bill de Blasio und der Polizei Wien ab.

Der Artikel enthält zahlreiche Unterüberschriften und ist somit in viele kleine Einheiten untergliedert. In der Mitte des Texts ist zudem ein Internet-Link enthalten, der zu einem Artikel auf der Website des rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg) verweist, in dem es unter anderem um eine Demonstration gegen Rassismus und Polizei- gewalt vor der US-Botschaft in Berlin geht.

7.6.5.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Dieser unter der Rubrik Menschenrechte veröffentlichte Artikel berichtet betont sachlich und ausgewogen über die Ereignisse rund um die Proteste und Ausschreitungen auf den Straßen US-amerikanischer Städte nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch offenbar rassistisch motivierte Polizeigewalt.

Es werden hier insgesamt acht Unterkapitel präsentiert und diese jeweils in mehreren kurzen, prägnant formu- lierten Absätzen von je zwei bis drei Sätzen zusammengefasst. Jedes Unterkapitel bildet eine eigene thematische Einheit und entspricht der Gewohnheit der Online-Leser*innen, Informationen portioniert vorgesetzt zu bekom- men. Auch die Foto- und Twitter-Screenshot-Einschübe sorgen für eine Portionierung und Unterteilung des Artikels, jedes Foto ist mit einer erklärenden Bildunterschrift versehen.

7.6.5.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

Der Text spannt thematisch einen sehr weiten Bogen und auch die Darstellungen sind sehr multiperspektivisch angelegt. Es werden Donald Trump und der damalige US-Justizminister William Barr zitiert, aber auch die Poli- zei Wien und der ehemalige Vizepräsident und damalige US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden.

Es werden einerseits die Gründe (systematische rassistisch motivierte Polizeigewalt) für die Demonstrationen und die Gewalt bzw. die Ausschreitungen auf den Straßen der US-Städte als auch die Sichtweisen und Eskalati- ons-Androhungen des damaligen US-Präsidenten und anderer konservative Politiker*innen dargestellt.

Der Artikel endet mit Zitaten von William Barr, der die Gewalt als von „anarchistischen Linksextremisten“

geplante und von „radikalen gewaltsamen Elementen“ durchgeführte Aktionen darstellte, ohne dafür Beweise vorzulegen.

7.6.5.5 Interpretation

Insgesamt ist dieser Bericht über die Demonstrationen der „Black Lives Matter“ Bewegung und die teils gewalt- samen Ausschreitungen in der Folge der Ermordung von George Floyd durch einen weißen Polizisten jener, der am ideologisch ausgewogensten und perspektivisch am breitesten berichtet. Die sehr objektive und nicht auto- matisch dem jeweiligen politischen Mainstream zugeneigte (diesen sogar eher kritisierende) Berichterstattung beschert ein distanziert-sachliches Leseerlebnis.

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7.6.6! Feinanalyse ORF.at: „Trump fordert mehr Härte gegen Proteste“

Abb. 28.! Trump fordert mehr Härte gegen Proteste (Quelle: ORF.at, 30. Mai 2020)

7.6.6.1! Institutioneller Rahmen

Der Artikel „Trump fordert mehr Härte gegen Proteste“ erschien am 30. Mai 2020 um 23:16 Uhr auf der Online- News-Plattform news.ORF.at ohne konkreten Hinweis auf einen Verfasser oder eine Verfasserin, er ist lediglich mit red/Agenturen unterschrieben. Die Betitelung der Rubrik ist mit „Gewalt in USA“ angegeben.

Der Untertitel bzw. Header ist ungewöhnlich lang und lautet: „Trotz Ausgangssperren ebben die Demonstratio- nen und gewaltsamen Proteste in den ganzen USA nach dem Tod des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd durch einen Polizisten nicht ab. US-Präsident Donald Trump forderte am Samstag, dass die Gouverneure der einzelnen Bundesstaaten „viel härter“ gegen die Proteste vorgehen müssten. Sonst werde die Regierung einschreiten“ 338.

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7.6.6.2 Textoberfläche

Der gesamte Text ist, wie in den Online-Formaten der österreichischen Zeitungen üblich, sehr stark in kleinere Informationseinheiten, Absätze und Unterkapitel unterteilt und durch mehrere Fotos und Internet-Links angerei- chert worden.

Jedes der sechs Unterkapitel enthält jeweils einige wenige Absätze zu unterschiedlichen Themen, viele von ihnen beschäftigen sich mit der rassistisch motivierten Polizeigewalt, nur im einleitenden Textteil wird auf die Twitter-Tweets-Provokationen und die explizite Androhung des damaligen US-Präsidenten, die Nationalgarde gegen Demonstrierende einzusetzen, eingegangen.

7.6.6.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Nach der zwei kurze Absätze umfassenden Einleitung, die der angedrohten und auch sogleich durchgeführten Mobilisierung der Nationalgarde durch Trump gewidmet ist, folgen sechs Absätze, die eher die Sichtweise der Opfergruppen und der Demonstrant*innen einzunehmen scheinen. Sie lauten „Vorgehen der Polizei „heftig und grob““, „Für Twitter Gewaltverherrlichung“, „Proteste gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt“, „Vorfall auf Handykamera gefilmt“ und „Kampf gegen „systematischen Rassismus““, sowie ein kurzes Abschlusskapitel mit dem Titel „Google verschiebt Event“ (aufgrund pietätsvoller Überlegungen, Anm.).

Gegen Ende des Artikels ist zudem ein Twitter-Tweet der bekannten US-Sängerin Taylor Swift eingefügt, die den damaligen US-Präsidenten des systematischen Anfachens von Rassismus und Gewalt bezichtigt und ihm droht, dass er von der US-Bevölkerung „im November [2020, Anm.] aus dem Amt gewählt werden wird“.

7.6.6.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

Es wird in diesem Artikel, wie schon oben kurz erwähnt, vor allem den Perspektiven von Opfergruppen und inklusiv-demokratisch denkenden Menschen sehr viel Platz eingeräumt. Auch der damalige Vizepräsident und US-Präsidentschaftskandidat, US-Stars und Vertreter*innen der Film- und Musikwelt sowie sieben führende römisch-katholische Bischöfe und der US-Tech-Gigant kommen direkt oder indirekt zu Wort, um Rassismus und Polizeigewalt anzuprangern oder Menschenrechte einzufordern.

7.6.6.5 Interpretation

Insgesamt ist dieser Artikel perspektivisch weitsichtig, überraschend vielschichtig und offenherzig-empathisch angelegt und formuliert, was für ein staatliches Medium sicher keine Selbstverständlichkeit darstellt. Da ruhige Sachlichkeit in den Mainstream-Medien häufig nicht die Norm darstellt, ist dieser Artikel diesbezüglich eine positive Ausnahme.

7.6.7 Fazit

Insgesamt ist zu sagen, dass die meisten österreichischen Medien (Print und Online) den zuerst angedrohten, direkt danach auch durchgeführten Einsatz der Nationalgarde durch den damaligen US-Präsidenten Donald Trump sehr unkritisch zu sehen scheinen, immerhin handelt es sich dabei aber unbestreitbar um einen Einsatz des US-Militärs gegen die eigene Bevölkerung, was an sich schon äußerst problematisch, wenn nicht gar bislang undenkbar gewesen ist. Eine Total-Mobilisierung der Nationalgarde, wie etwa in Minnesota Ende Mai 2020 durchgeführt, hat es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben und war damals auch nicht gegen das eige- ne Volk gerichtet.

Einige Medien kritisieren den wirtschaftlichen Schaden durch Plünderungen und Verwüstungen in Verbindung

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matischen Gewalt-Aufrufe und Eskalations-Botschaften des Donald Trumps als notwendig und als vermeintlich der schwierigen Situation geschuldet. Dass es die primäre Aufgabe eines Präsidenten wäre, ein Land und seine Bevölkerung nach innen zu einen, war bezeichnender Weise nirgendwo zu lesen.

Als positive Beispiele ausgewogener und zurückhaltend-objektiver bis inklusiv-demokratischer Berichterstat- tung wären die Artikel des Standard und von ORF.at zu erwähnen. Hier wurde den unterschiedlichen Standpunk- ten Raum gegeben, und auch ein für die vielen Opfer rassistischer Polizeigewalt in den USA Partei ergreifender und teilweise sehr empathischer Duktus angewendet.

7.7 Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump

Donald Trump wurde drei Jahre nach seiner Wahl zum Präsidenten der USA in einem Impeachment-Verfahren angeklagt. Die Möglichkeit eine*n Präsident*in vorzeitig abzulösen, ist von der US-Verfassung vorgesehen. Der Grund für dieses Verfahren bildete eine im September 2019 offizielle Beschwerde, die im Rahmen der US- Regierungsbürokratie eingelangt ist. Der Vorwurf wurde geäußert, dass Donald Trump in einem Telefonat im Juni 2019 mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj diesen gedrängt hätte, er solle eine Untersu- chung gegen Hunter Biden, dem Sohn von Joe Biden, wegen Förderung der Korruption in der Ukraine in Gang bringen. Joe Biden war ein möglicher Präsidentschaftskandidat für die Wahl im Herbst 2020. Es wurde die Ver- mutung eines Amtsmissbrauchs Hunter Bidens thematisiert sowie der Vorwurf des Versuchs eine „Schmieren- kampagne“ gegen Joe Biden und dessen Familie zu starten vorgebracht. Dafür wurde eine ausländische Regie- rung unter Druck gesetzt.339 Donald Trump sollte aus diesen persönlichen Gründen Hilfsgelder der USA zurück- gehalten haben.

Ende September 2019 wurde das Impeachment-Verfahren formell über das Repräsentant*innenhaus eingeleitet, das dritte Impeachment-Verfahren in der Geschichte der USA stand im Raum. Eine tatsächliche Amtsenthebung bedarf eines überparteilichen Konsenses, die vorbereitete Anklage wird an den Senat weitergeleitet, wo dann das eigentliche Verfahren stattfindet. Eine zentrale Rolle kommt dem Chief Justice zu, die*der als oberste*r Bundes- richter*in die Verhandlung im Senat leitet. Mitte Jänner 2020 wurde der Schriftsatz dem Senat im Kapitol über- geben, ab 16. Jänner 2020 wurde verhandelt. Am 5. Februar 2020 erfolgte die Abstimmung über zwei Anklage- punkte, dem Machtmissbrauch und der Behinderung des Kongresses. 340

Der Ablauf ist durch klare Verfahrensregeln definiert:

• Für die Eröffnungsplädoyers wurden den Demokraten*innen drei Tage Zeit gegeben (22. bis 24. Jänner 2020).

• Danach waren drei Tage für die Republikaner*innen reserviert (25. bis 28. Jänner 2020).

• Im Anschluss war Gelegenheit zu Befragungen, die für die Senator*innen jedoch nur schriftlich vorgese- hen sind.341

• Das Verfahren endete mit einem Freispruch für Donald Trump.

339 vgl. Bieber und Kamps 2020, S. 1

340 vgl. ebd., S. 2 f.

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Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der diskursiven Auseinandersetzung von 34 Medienberichten aus fünf unterschiedlichen österreichischen Zeitungen, den Online-Ausgaben von:

Zeitung Zeitraum Anzahl der Artikel

Der Standard 23. Jänner bis 7. Februar 2020 5

Kronen Zeitung 17. Jänner bis 7. Februar 2020 9

Die Presse 17. Jänner 2020 bis 7. Februar 2020 9

Die Presse am Sonntag 2. Februar 2020 bis 9. Februar 2020 3

Kurier 23. Jänner 2020 bis 9. Februar 2020 8

Tab. 1: Artikel zum Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump

Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich vom 17. Jänner 2020 (Eröffnung des Verfahrens) bis zum 9. Februar 2020. Neben einer Grobanalyse der jeweiligen Medien erfolgte eine Feinanalyse ausgewählter Artikel.

7.7.1 Grobanalyse 7.7.1.1 Der Standard

Für die Grobanalyse zum Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump wurde die Berichterstattung der Online- Ausgaben des Standards vom 23. Jänner bis zum 7. Februar 2020 untersucht.

Der Diskursstrang im Standard wird contra Trump geführt, was die Überschriften der Artikel verdeutlichen. So wird unter anderem davon berichtet, dass Trump nicht über dem Gesetz steht, dass Trumps Anwält*innen Atta- cken auf die Bidens starten, dass nur noch ein kurzes Innehalten von Trump vor seinem „Triumpfgeheul“342 erforderlich sei, sowie, dass Donald Trump zufrieden über den Ausgang des Amtsenthebungsverfahrens sein könne.

Der Diskursstrang des internen Wahlkampfes der Demokrat*innen wird mit dem „Auszählfiasko in Iowa“ bei der eigenen Kandidat*innensuche angesprochen. Dabei wird vor allem Joe Biden hervorgehoben, der als Favorit beschrieben wird.

Den Medienberichten des Standards folgend ließ der mehrheitlich republikanische Senat laut der Bevölkerung der USA das Impeachment-Verfahren zu einer politischen Farce verkommen, was zahlreiche demokratische Demonstrant*innen aufrief. Der Standard weist auch auf die Argumentationsstrategien hin, die von Donald Trump sowie den Demokrat*innen im Hinblick auf die im Herbst 2020 stattfindenden Präsidentschaftswahlen angewandt wurden. Auch auf die Tatsache, dass „nicht alles glänzte im Trumpland“343, wie es in der Standard- Berichterstattung formuliert wird, wird eingegangen, denn die Tatsache des Nicht-Vorladens von Zeug*innen im Prozess stellte viele republikanische Senator*innen vor einen Argumentationsnotstand. Mit Verweis auf US- Prognose-Daten wird darauf hingewiesen, dass trotz schlechten Umfragewerten Trumps eine Wiederwahl durch das Wahlsystem zu schaffen sei.

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7.7.1.2 Kronen Zeitung

Für die Grobanalyse zum Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump wurde die Berichterstattung der Online- Ausgaben der Kronen Zeitung vom 7. Jänner bis zum 2. Februar 2020 untersucht.

Der Diskursstrang in der Kronen Zeitung wird eher verfahrensanprangernd und hinterfragend geführt, dabei leiten die Überschriften der Artikel mehr mithilfe von Schlagwörtern in den Beitrag ein. Im ersten Artikel der Kronen Zeitung wird unter der Überschrift: „Erster Akt im Impeachment“, der Verfahrensablauf dargestellt sowie über die Sitzverteilung im Senat (Republikaner*innen/Demokrat*innen) berichtet. In einem Kurzartikel wird die anfängliche Vermutung verstärkt, dass Trump dieses Verfahren gewinnen wird. Im folgenden Beitrag wird bereits vom „Desaster um Impeachment“ als Polit-Desaster gesprochen, in den weiteren Artikeln ist Amts- enthebung und Scheitern die kurze Headline. Am 1. Februar 2020 wird attestiert, dass der „Freispruch“, so gut wie fix sei. Hervorzuheben ist der Kommentar vom 2. Februar 2020, in dem vom Redakteur Christian Hauen- stein angenommen wird, dass eine Verhinderung weiterer Zeug*innenladungen Erleichterung bei den Republi- kaner*innen, aber auch bei Joe Biden bringt. Im Abschluss der Berichterstattung des Beobachtungszeitraumes wird unter dem Titel: „Österreich geht es gut“ im Nebensatz vom Amtsenthebungsverfahren berichtet, dafür der Besuch des neuen Botschafters Österreichs in den USA hervorgehoben. Der Redakteur berichtet, dass Donald Trump über den Sieg des österreichischen Bundeskanzlers bei der Nationalratswahl Bescheid wisse und dies ein Zeichen sei, dass auch ein kleineres Land wahrgenommen werde und Donald Trump solche Empfänge genieße.

Der Diskursstrang des internen Wahlkampfes der Demokraten wird nur am Rande angesprochen. Auf die Präsi- dentschaft Trumps wird in zwei Beiträgen eingegangen.

Auch in den Medienberichten der Kronen Zeitung wird der Ausgang des Verfahrens durch den mehrheitlich republikanischen Senat nicht in Frage gestellt. Die Artikel waren sehr auf das Verfahren selbst bezogen und brachten nur einmal einen kleinen Bezug zum kommenden US-Wahlkampf. Im Artikel vom 7. Jänner 2020 wird die Vielseitigkeit Trumps unter der Zwischenüberschrift: „So viel Zeit muss sein“ angepriesen, wie schon das genannte vermeintliche Interesse des Präsidenten an Österreich.

7.7.1.3 Die Presse

Für die Grobanalyse zum Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump wurde die Berichterstattung der Online- Ausgaben der Presse vom 17. Jänner bis zum 7. Februar 2020 untersucht.

Der Diskursstrang wird in den Beiträgen in der Presse sehr kritisch geführt und ist erkennbar contra Trump, auch in Bezug auf seine Präsidentschaft. Im Zuge der Berichterstattung werden ausgehend vom Hauptthema des Amtsenthebungsverfahrens, die Zusammenhänge mit der Ukraine erklärt und der Vorwurf des Amtsmissbrauchs gegen Donald Trump umfassend erörtert. Nach der Entscheidung im Impeachment-Prozess werden die Zustim- mungswerte des Präsidenten, wie die in die Defensive geratenen Demokrat*innen mit dem kommenden Wahl- kampf in Beziehung gesetzt.

Im Rahmen der Berichterstattung zum Impeachment-Verfahren wird am 20. Jänner 2020 vom jährlichen Protest tausender Frauen in den USA berichtet. Als Grund für diesen seit des Amtsantrittes Trumps 2017 stattfindenden Marsches werden dessen frauenfeindliche Sprüche sowie die Angriffe auf das Abtreibungsrecht angegeben.

Auch am 1. Februar 2020 berichtet die Presse von einer möglichen Anklage einer Autorin, die von Donald Trump in einem Kaufhaus sexuell belästigt worden sei und nun mittels DNA-Tests den Vorwurf gerichtlich geltend machen wollte. Im Leitartikel in Die Presse am 5. Februar 2020 berichtet Burkhard Bischof nicht nur über den demokratischen „katastrophalen Fehlstart bei der Vorwahl in Iowa“ sondern auch über den „Verlust der Vorbildrolle als Fackelträger der Demokratie“ der USA sowie der tief gespaltenen, polarisierten Gesellschaft.

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So wie in der Presse am Sonntag informiert auch diese Tageszeitung über eine größere Themenbreite, die mit einer erkennbaren Recherchearbeit aufbereitet wurde. Es werden gesamtpolitische Themenfelder aufgegriffen und erklärt.

7.7.1.4 Die Presse am Sonntag

Für die Grobanalyse zum Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump wurde die Berichterstattung der Online- Ausgaben der Presse am Sonntag vom 2. Februar bis zum 9. Februar 2020 untersucht.

Der Diskursstrang wird in den Beiträgen in der Presse am Sonntag sehr kritisch geführt und ist erkennbar contra Trump. In zwei Kommentaren wird von den Redakteuren Meinung bezogen, sie verwenden dafür jeweils in der Überschrift eine bildhafte Sprache. Am 9. Februar 2020 wird die Vorgehensweise von Donald Trump gegen aussagende Zeug*innen im Impeachment-Verfahren beleuchtet und hinterfragt. Weiters wird noch kurz die Uk- raine-Affäre angesprochen.

Die Presse am Sonntag bietet in den drei ausgewählten Artikeln ein breites Themenfeld. Ausgehend vom Amts- enthebungsverfahren wird das bevorstehende Wahlkampfthema mit dem Artikel: „Die USA stehen vor einem Geriatrieduell der Extreme“ betrachtet und in einem Kommentar von Thomas Vieregge am gleichen Tag zum Vorwahlkampf der Demokrat*innen weitergeführt. Es werden auch klare Statements zur Zukunft der USA und auch Europas abgegeben.

Die Presse am Sonntag informiert über eine größere Themenbreite, die mit einer erkennbaren Recherchearbeit aufbereitet wird. Es werden gesamtpolitische Themenfelder aufgegriffen und manches Wissen und Wortkennt- nisse werden vorausgesetzt.

7.7.1.5 Kurier

Für die Grobanalyse zum Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump wurde die Berichterstattung der Online- Ausgaben des Kuriers vom 23. Jänner bis zum 9. Februar 2020 untersucht.

Der Diskursstrang im Kurier ist sehr verfahrenslastig und stellt die Gleichgültigkeit Donald Trumps gegenüber dem Impeachment-Verfahren in den Vordergrund. Am 26. Jänner 2020 wird angekündigt, dass nun Trumps Anwälte am Zug seien, am 23. Jänner 2020 betitelt der Beitrag vom Kurier die Eröffnung des Verfahrens mit

„Trump spottet über Amtsenthebungsverfahren“, am 29. Jänner 2020 wird über „Neue Gefahr oder schneller Sieg für Trump“ in Bezug auf die Zeugenzulassung von John Bolton berichtet. In seinem Kommentar schreibt Dirk Hauptkapp am 2. Februar 2020, dass die Republikaner*innen trotz Beweisen die Anklage gegen Donald Trump niederstimmen werden. In den letzten beiden Berichten im Beobachtungszeitraum der Diskursanalyse wird von den Reaktionen Trumps nach dem Verfahren berichtet, einerseits von seiner Erklärung, dass heikle E- Mails betreffend der Ukraine-Affäre unter Verschluss gestellt werden sowie am 9. Februar 2020, dass ein Rache- feldzug nach dem Impeachment-Verfahren von Donald Trump gestartet wurde.

Der Vorwahlkampf der Demokraten wird mit der attestierten Favoritenrolle Joe Bidens, der Zukunft US- Amerikas im Zusammenhang mit der Rolle der Ukraine, als Schlüsselpartner der USA angesprochen.

Ähnlich wie in den Medienberichten des Standards beschreibt der Kurier das Impeachment-Verfahren als poli- tisch zahnlos. Donald Trump wird häufig zitiert, dadurch wird seine Einstellung zu dem Verfahren verdeutlicht, weiters wird immer wieder der Schutzschirm der republikanischen Partei hervorgehoben. So wird auch die Hal- tung der Partei Trumps im Verfahren mit deren Einstellung, dass der Vorwurf des Amtsmissbrauches in Bezug auf den angedrohten Entzug der US-Militärhilfe für die Ukraine eine lässliche Sünde sein, verdeutlicht.

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7.7.2 Feinanalyse Der Standard: „Die US-Wahl ist völlig offen“

Abb. 29. Die US-Wahl ist völlig offen (Quelle: derStandard.at, 7. Februar 2020)

7.7.2.1 Institutioneller Rahmen

Verfasser des Artikels ist Eric Frey, ein österreichischer Publizist und Politologe. Der Beitrag wurde in der Rubrik ‚Politik‘ veröffentlicht. Als zuordenbares Ereignis sind das Ende des Amtsenthebungsverfahrens sowie die Vorwahl der Demokraten in Iowa erkennbar. Der Anlass für die Veröffentlichung des Artikels ist die Ent- scheidung im Amtsenthebungsverfahren, aber auch der Beginn des Wahlkampfes in den USA.

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7.7.2.2! Textoberfläche

Im Text gibt es keine Zwischenüberschriften und Fotos. Der Text ist in sechs Sinneinheiten gegliedert und startet mit dem Amtsenthebungsverfahren. Nach den Auszählproblemen der Demokrat*innen in Iowa wird die Frage gestellt, warum nicht alle Republikaner*innen hinter Trump gestanden sind und welche Folgen daraus zu erwar- ten sind. Als Folge wird angedeutet, dass dies für die Wiederwahl zum Präsidenten nicht förderlich ist. Eric Frey stellt eine Prognose für die Wahlentscheidung, unter der Aussicht, dass die Demokrat*innen mit einem Kandida- ten die eigene Wählerschaft bündeln könnten und Trump sich eventuell mit den eigenen Waffen schlägt.

7.7.2.3! Sprachlich-rhetorische Mittel

Die Argumentationsstrategie wird contra Donald Trump geführt. Dabei wird darauf angespielt, dass am Ende die Gerechtigkeit siegen sollte und Trump abgewählt werden sollte. Bildlichkeiten und Symbole werden dabei nicht verwendet. Der Wortschatz für das Essay ist hoch und es wird eindeutig Stellung bezogen. Als Referenzbezug wird die Wahlumfrage allgemein genannt.

7.7.2.4! Inhaltlich-ideologische Aussagen

Die politische Haltung ist personenbezogen auf den Präsidenten, die Demokrat*innen werden als ungeschickt bezeichnet, könnten aber, bei richtiger Kandidatenwahl den Wahlerfolg bei der Präsidentschaftswahl erzielen.

Das Menschenbild und Gesellschaftsverständnis vermittelt die Unzulänglichkeit von Donald Trump, der Krisen in den USA verursachte, wobei ihm die Fehltritte aber bis dahin nicht geschadet haben. Es gibt eine Äußerung zur Hoffnung für die Abwahl Donald Trumps.

7.7.2.5! Interpretation

Eric Frey formulierte einen scharfzüngigen Essay, der darauf abzielte, Donald Trump politisch als nicht tragbar darzustellen. Die Hoffnung setzte er auf einen demokratischen Gegenkandidaten, der es vermag die Wäh- ler*innenschaft zu mobilisieren.

7.7.3! Feinanalyse Kronen Zeitung: „Erster Akt im Impeachment“

Abb. 30.! Erster Akt im Impeachment (Quelle: Kronen Zeitung, 17. Jänner 2020, S. 11)

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7.7.3.1 Institutioneller Rahmen

Bei diesem Bericht handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der in der Rubrik „Welt“ veröffentlicht wurde. Der Artikel bezieht sich auf den Start des Impeachment-Verfahrens, der Anlass ist der offizielle Akt der Übergabe der Anklageschrift von Abgeordneten des Repräsentantenhauses an den Senat.

7.7.3.2 Textoberfläche

Die Überschrift ist in fett gedruckt, darunter ein kurzer fett gedruckter Kurztext angefügt. Das Foto zeigt die Abgeordneten am Weg zur Übergabe der Anklageschrift, es gibt sonst keine weiteren Zwischenüberschriften.

Der Text ist in drei Sinneinheiten gegliedert und beschreibt vorerst die Anklageschrift, gibt eine Beschreibung des Amtsenthebungsverfahrens und stellt Aussicht auf die Dauer des Verfahrens. Als Themen werden der Grund des Verfahrens sowie der organisatorische Ablauf und die Regeln im Verfahren angesprochen. Es werden keine genaueren Details geboten.

7.7.3.3 Sprachlich-rhetorische Mittel

Mit der Argumentationsstrategie wird der Verfahrenssinn hinterfragt. Es wird hervorgehoben, dass aufgrund des Stimmenverhältnisses im Senat, Donald Trump das Verfahren verlieren könnte. Die Bildlichkeit ist durch das offizielle Foto der Übergabe der Akten gegeben, teilweise wird sich der Umgangssprache bedient (…begann der ganze Zinnober…). Der Wortschatz ist einfach bis mittel, der Text ist verständlich geschrieben. Der Verfahren- susus wird ohne Quellenangabe erklärt.

7.7.3.4 Inhaltlich-ideologische Aussagen

In seiner politischen Haltung ist der Text neutral gehalten, wobei das übertriebene Prozedere in den USA für die Verfahrenseröffnung, wie die live-Übertragung des ersten Gerichtstages und die Schwurformel des Eids als besondere Neigung zur Theatralität hervorgehoben wird. Als Zukunftsvorstellung wird nur die Dauer und der Ausgang des Verfahrens erwähnt.

7.7.3.5 Interpretation

Der Bericht erklärt den Ablauf des Impeachment-Verfahrens sehr einfach und enthielt den versteckten Vorwurf der Übertriebenheit der Formalitäten. Die Frage, warum man „diesen Zinnober“ macht, bringt einen Einfluss auf den Diskurs.

7.7.4 Feinanalyse Die Presse: „Video bringt Trump in Bedrängnis“ und „Impeachment- Verfahren steuert auf ein schnelles Ende hin“

7.7.4.1 Institutioneller Rahmen

Beide Artikel werden als redaktionelle Beiträge veröffentlicht. Im ersten Bericht ist das zuordenbare Ereignis, dass Trump seine frühere US-Botschafterin in der Ukraine entlässt. Im zweiten Beitrag steht der Besuch des US- Außenministers Mike Pompeo bei Wolodymyr Selenskij und der Folgebesuch in Österreich als Bezug zum zu- ordenbaren Ereignis. Anlass für das Erscheinen ist das laufende Amtsenthebungsverfahren.

7.7.4.2 Textoberfläche

Artikel vom 27. Jänner 2020: Der Bericht enthält ein Foto vom Aktentransport jener Akten, die Trump im Ver- fahren entlasten sollten. Der Text ist in acht Sinneinheiten aufgeteilt. Die Berichterstattung läuft vom heimlich gefilmten Geschäftsessen Trumps, über die Abberufung der US-Außenministerin der Ukraine bis hin zum Twit-

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ter-Angriff von Trump auf Adam Schiff, dem Leiter des Verfahrens. Als Themen werden die Auswirkung des Videos auf das Impeachment-Verfahren, die Ukraine-Affäre sowie das Amtsenthebungsverfahren angesprochen.

Der kommende Wahlkampf wird außer Acht gelassen.

Artikel vom 1. Februar 2020: Der Beitrag ist ohne Foto und Zwischenüberschriften gestaltet und in fünf Sinneinheiten gegliedert. Ausgehend von der geplanten Pompeo Reise, dem Start der Vorwahlen der Demokra- ten werden auch allgemeine politische Themen der USA angesprochen. Themenschwerpunkte sind die politische Situation in den USA, der Wahlkampf und das Amtsenthebungsverfahren sowie die „Me-Too-Kampagne“. Die Seite der Demokrat*innen wird nicht angesprochen.

Abb. 31.! Video bringt Trump in Bedrängnis (Quelle: Die Presse, 27. Jänner 2020, S. 6)

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Abb. 32.! Impeachment-Verfahren steuert auf ein schnelles Ende hin (Quelle: Die Presse, 1. Februar 2020, S. 5)

7.7.4.3! Sprachlich-rhetorische Mittel

Im Artikel vom 27. Jänner 2020 wird auf die Schuldhaftigkeit Trumps angespielt. Der Bericht ist reportage-artig verfasst und beinhaltet einige Zitate. Der Wortschatz ist mittelmäßig und der Stil des Textes reißerisch.

Im Artikel vom 1. Februar 2020 wird auf die Brisanz der Dienstreisen des Außenministers unter dem Aspekt des laufenden Amtsenthebungsverfahrens, insbesondere auf die nach Kiew eingegangen. Zugleich startete der Wahlkampf in den USA. Hervorgehoben werden die politischen Tätigkeiten von Donald Trump und die ver- meintlichen sexuellen Übergriffe des Präsidenten. Der Wortschatz ist gut bis hoch, der Text ist im Stil einer Berichterstattung verfasst.

7.7.4.4! Inhaltlich-ideologische Aussagen

Beide Texte sind contra Trump, auch in Bezug auf seine Handlungen als Präsident. Es wird hinterfragt, ob der Präsident machen kann, was er will, betreffend den Vorwurf des Amtsmissbrauchs, bis hin zur Entlassung der US-Botschafterin und sexuellen Übergriffen auf Frauen. Es wird der Ausgang des Verfahrens angenommen.

7.7.4.5! Interpretation

Die Kernaussage verbindet die beiden Artikel: Obwohl es erst das dritte Impeachment-Verfahren in der Ge- schichte der USA war und neue belastende Beweise gegen Trump gefunden wurden, wird eine Amtsenthebung als ausgeschlossen angenommen. Das Verfahren findet wahrscheinlich aufgrund der Mehrheit der Republika- ner*innen im Senat ein schnelles Ende. Donald Trump und seine Politik werden angekreidet. Im Diskurs beein- flussen beide Artikel eine meinungsverstärkende contra Trump Stimmung und hinterfragen die Politik der USA.

7.7.5! Feinanalyse Die Presse am Sonntag: „Die USA stehen vor einem Geriatrieduell“

7.7.5.1! Institutioneller Rahmen

Der Leitartikel wurde von Christian Ultsch, seit 2004 Leiter des Außenpolitik-Ressorts der Presse und seit 2009 der Presse am Sonntag, verfasst. Das zuordenbare Ereignis und auch der Anlass des Erscheinens sind das bevor- stehende Ende des Impeachment-Verfahrens gegen Trump und der beginnende Wahlkampf in den USA.

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Abb. 33.! Die USA stehen vor einem Geriatrieduell der Extreme (Quelle: Die Presse am Sonntag, 2. Februar 2020)

7.7.5.2! Textoberfläche

Im Leitartikel werden keine Unterüberschriften verwendet, aber Einleitungsschlagwörter, wie Aufruhr und Ext- reme. Ein Foto eines nachdenklich wirkenden, möglicherweise kranken, alten Mannes mit Kopftuch wird ge- zeigt. Der Text ist in fünf Sinneinheiten gegliedert und beginnt mit dem Amtsenthebungsverfahren und dem bevorstehenden Ende, führt dann zum Zusammenspiel mit der Präsidentschaftswahl sowie der Vorwahl der Demokraten, gibt dann einen Seitenhieb auf den möglichen Amtsmissbrauch Trumps und kommt schließlich zum Thema der Überschrift, dem Alter der Kandidaten im US-Wahlkampf. Der Kommentar endet mit der Be- deutung dieser Wahl für Europa. Dabei werden folgende Themen angesprochen, die Alibiverhandlung der Amtsenthebung, denn Republikaner*innen halten im Verfahren Trump den Rücken frei, wobei das Thema des Amtsmissbrauchs als unwichtig erachtet wird, die Entscheidungsgewalt der US-Bürger*innen, die in Trumps

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