3 Beschreibung der regionalen Charakteristika
3.3 Regionale Charakteristika der Versorgungsdaten
3.3.2 Exkurs: Entwicklung der Diagnosehäufigkeiten
Im Abschnitt 5.2 Entwicklung der Diagnosehäufigkeiten des Sondergutachtens zu den Wirkungen des morbiditätsorientier‐
ten Risikostrukturausgleichs vom Wissenschaftlichen Beirat zur Weiterentwicklung des Risikostrukturausgleichs waren Diagno‐
sen aufgefallen, bei denen es im Zeitverlauf zu einem sprung‐
haften Anstieg der Diagnosenennungen kam (vgl. Drösler et al.
2017, S. 154ff.). Es musste festgestellt werden, dass solche Auf‐
fälligkeiten ohne direkten Nachweis eines manipulativen Vor‐
gehens nur als Indizien für gezielte Beeinflussungen der RSA‐
Daten angesehen werden können. Im Vergleich mit epidemio‐
logischen Daten konnten – zumindest bei den betrachteten Quartalsprävalenzen im Zeitverlauf – keine Auffälligkeiten fest‐
gestellt werden.
Im Folgenden wird die Entwicklung regionaler Diagnosenen‐
nungen von einigen dieser Diagnosen im Zeitintervall zwischen 2010 und 2016 dargestellt. Es erfolgt jeweils ein Verweis auf die korrespondierenden Abschnitte des Sondergutachtens. Der Wissenschaftliche Beirat hat die Diagnoseentwicklungen bei weiteren Diagnosen bzw. Diagnosegruppen im Sondergutach‐
ten 2017 – und auch in regionaler Hinsicht (auf Kreisebene) im Rahmen der Analysen zu dem vorliegenden Gutachten – unter‐
sucht. Im Hinblick auf die Zielsetzung des Gutachtens be‐
schränkt sich der Wissenschaftliche Beirat in diesem Exkurs exemplarisch auf einzelne Diagnosen, sodass nicht alle Unter‐
suchungsergebnisse an dieser Stelle gezeigt werden.
3.3.2.1 Exkurs: Methodik
Die Häufigkeiten der Diagnosenennungen werden jeweils für die Jahre 2010 und 2016 gezählt. Es werden ausschließlich die ambulanten, gesicherten Diagnosen verwendet. Pro Versicher‐
tem werden ICD‐Kodes, die die betrachtete Diagnose definie‐
ren, einmalig berücksichtigt; d.h., sollten sie in zwei oder meh‐
reren Quartalen genannt werden, bleibt es bei der einmaligen Berücksichtigung. Die ermittelten Fallzahlen entsprechen somit einer epidemiologischen Ein‐Jahres‐Prävalenz der Diagnose im Jahr 2010 und 2016.
Analog zum Sondergutachten 2017 dienten als Datengrundlage für die Zählung von Diagnosenennungen für 2010 die Korrek‐
turmeldungen und für 2016 die Erstmeldungen, da für 2016 noch keine Korrekturmeldungen vorlagen. Die Daten werden auf Kreisebene direkt alters‐ und geschlechtsstandardisiert. Als Standard dient die GKV‐weite Alters‐ und Geschlechtsvertei‐
lung aus 2016. Zudem erfolgt eine Normierung auf 100.000 Versicherte der jeweils als Bezugsgröße dienenden Gesamtver‐
sichertenzahl.
Für die Erstellung der Grafiken werden die aktuellen 401 be‐
stehenden Kreise berücksichtigt. Zum Vergleich mit den Analy‐
seergebnissen aus 2010 wurden die Daten aus den damals noch bestehenden zusätzlichen Kreisen zusammengefasst. Im Rahmen dieses Exkurses werden sechs Kategorien für die je‐
weils betrachteten Diagnosezahlen aus dem Jahr 2016 gebildet.
Die Klassifizierung erfolgt gemäß der Methodik der so genann‐
ten natürlichen Brüche nach Jenks et al. (vgl. Abschnitt 3.1). Zur
besseren Vergleichbarkeit wird diese Klasseneinteilung auch auf die Daten des Jahres 2010 angewendet. Da sich die Nen‐
nungen der dargestellten Diagnosen – zumindest in einigen Kreisen – vervielfacht haben, ist die höchste Kategorie für das Jahr 2010 in einigen Analysen nicht besetzt. In diesen Fällen wird diese Klasse für das Jahr 2010 in der Abbildungslegende als >=Wert und nicht, wie im Falle einer Besetzung der Klasse, mit unterer Intervallwert ‐ Maximalwert dargestellt. Da die niedrigste Kategorie sowohl in 2010 als auch 2016 immer be‐
setzt ist (auch der Wert Null wäre gültig), wird hier der jeweili‐
ge Minimalwert (Kreis mit niedrigstem Wert in 2010 bzw. 2016) abgebildet: Minimalwert ‐ <unterer Wert der nächst höheren Kategorie.
3.3.2.2 Exkurs: Diabetes mellitus/Diabetisches Fußsyn‐
drom
Der Diabetes mellitus Typ 1 und 2 wird im Sondergutachten im Abschnitt 5.2.5 (vgl. Drösler et al. 2017, S. 167f.) abgehandelt.
Die folgende Tabelle 3.6 zeigt die zugehörigen ICD‐Kodes.
Tabelle 3.6: Exkurs: ICD‐Kodes Diabetes mellitus ICD‐
Kode
ICD‐Bezeichnung
E10.‐ Diabetes mellitus, Typ 1; [vor 2014]: Primär insulinab‐
hängiger Diabetes mellitus [Typ‐1‐Diabetes]
E11.‐ Diabetes mellitus, Typ 2; [vor 2014]: Nicht primär insu‐
linabhängiger Diabetes mellitus [Typ‐2‐Diabetes]
E12.‐ Diabetes mellitus in Verbindung mit Fehl‐ oder Mangel‐
ernährung [Malnutrition]
E13.‐ Sonstiger näher bezeichneter Diabetes mellitus E14.‐ Nicht näher bezeichneter Diabetes mellitus Quelle: Darstellung BVA
Abbildung 3.11 und Abbildung 3.12 zeigen die Entwicklung der entsprechenden Diagnosenennungen.
Es leiden kreisbezogen 5,2 bis 27,1 % der Versicherten an ei‐
nem Diabetes mellitus. Bundesweit sind die Diagnosenennun‐
gen zum Diabetes mellitus kreisbezogen von 2010 bis 2016 im Minimum um 20 % gefallen. Im Maximum erfolgte ein Anstieg um den Faktor 1,8. Es zeigt sich somit eine geringe Dynamik. Im Kontrast hierzu steht die Entwicklung der Diagnosenennungen zum Diabetischen Fußsyndrom.
Abbildung 3.11: Exkurs: Ambulante Diabetes mellitus Diagno‐
sen je 100.000 Versicherte (2010, standardisiert)
Abbildung 3.12: Exkurs: Ambulante Diabetes mellitus Diagno‐
sen je 100.000 Versicherte (2016, standardisiert)
Das diabetische Fußsyndrom wird im Sondergutachten im Ab‐
schnitt 4.4.5.3 (vgl. Drösler et al. 2017 S. 170f.) abgehandelt.
Die folgende Tabelle 3.7 zeigt die zugehörigen ICD‐Kodes.
Abbildung 3.13 und Abbildung 3.14 zeigen die Entwicklung der entsprechenden Diagnosenennungen. Maximal leiden 2,6 % aller Versicherten eines Kreises an einem diabetischen Fußsyn‐
drom bzw. ist für diese Versicherten mindestens einmal in 2016 ein diabetisches Fußsyndrom als eine gesicherte ambulante Diagnose kodiert worden. Die schon im Sondergutachten dar‐
gestellten Daten aus epidemiologischen Studien führen zu ei‐
ner bundesweiten Schätzung der Häufigkeit eines diabetischen Fußes auf zwei bis zehn Prozent der Versicherten, die einen bestehenden Diabetes mellitus haben (vgl. Teichmann und Sabo 2009; Morbach et al. 2012). Nach der GEDA‐Studie (vgl.
Robert Koch‐Institut 2015; Heidemann und Scheidt‐Nave 2017)
liegt bei ca. neun Prozent der deutschen Bevölkerung ein Dia‐
betes mellitus vor (Frauen: 8,5 bis 10,2 %; Männer: 7,5 bis 9,0 %). Somit würden ca. 0,2 bis 0,9 % der Versicherten, die an einem diabetischen Fußsyndrom leiden, einer Rate von 200 bis 900 pro 100.000 Versicherten entsprechen. Insofern wären auf den ersten Blick die in einigen Kreisen erreichten bereits alters‐
standardisierten Diagnosenennungen von 1.575 bis 2.681 pro 100.00 Versicherten (Umfang der oberen zwei Intervalle in 2016) als auffällig hoch zu bewerten, wenn hierbei die regional unterschiedliche Prävalenz des Diabetes mellitus nicht berück‐
sichtigt wird. Die relativen Diagnosehäufigkeiten sind kreisbe‐
zogen von 2010 bis 2016 im Minimum um 30 % gefallen. Im Maximum erfolgte ein Anstieg um den Faktor 49.
Da in einzelnen Kreisen die Häufigkeit der Diagnosenennung von Diabetes mellitus Typ 1 und 2 bei bis zu 27 % der GKV‐
Versicherten liegt, sind Diagnosenennungen zum diabetischen Fuß von bis zu 2,6 % der Versicherten mit den epidemiologi‐
schen Schätzungen zur Morbiditätsrate des diabetischen Fußes vereinbar (bis zu zehn Prozent), sodass die o.g. Diagnoseraten zum Diabetischen Fuß plausibel erscheinen.
Allerdings sind bereits im Jahr 2010 ähnlich hohe Diabetes‐
Prävalenzen insbesondere in vielen Kreisen der neuen Länder
zu beobachten.
Abbildung 3.13: Exkurs: Ambulante Diabetisches Fußsyndrom Diagnosen je 100.000 Versicherte (2010, standardisiert)
Abbildung 3.14: Exkurs: Ambulante Diabetisches Fußsyndrom Diagnosen je 100.000 Versicherte (2016, standardisiert)
3.3.2.3 Exkurs: Chronischer Schmerz
Die Diagnosehäufigkeiten des chronischen Schmerzes (Krank‐
heit 85, MG 252/253) werden im Sondergutachten im Abschnitt 5.2.7 (vgl. Drösler et al. 2017, S. 179ff.) untersucht. Die folgen‐
de Tabelle 3.8 zeigt die zugehörigen ICD‐Kodes.
Tabelle 3.8: Exkurs: ICD‐Kodes Chronischer Schmerz ICD‐Kode ICD‐Bezeichnung
F45.4 Anhaltende Schmerzstörung
F45.40 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung F45.41 Chronische Schmerzstörung mit somatischen
und psychischen Faktoren
R52.1 Chronischer unbeeinflussbarer Schmerz R52.2 Sonstiger chronischer Schmerz
Quelle: Darstellung BVA
Abbildung 3.15 und Abbildung 3.16 zeigen die Entwicklung der entsprechenden Diagnosenennungen. Maximal leiden 27 % der Versicherten eines Kreises an chronischen Schmerzen bzw. ist für diese Versicherten mindestens einmal in 2016 chronischer Schmerz als eine gesicherte ambulante Diagnose kodiert wor‐
den. Die schon im Sondergutachten dargestellten Daten aus epidemiologischen Studien liefern sehr unterschiedliche Schät‐
zungen, eine bereits ältere Übersichtsarbeit beschreibt hierzu eine Prävalenz von zehn bis über 40 % (vgl. Nickel und Raspe 2001). Die Quantität der vorliegenden Diagnosenennungen erscheint dementsprechend plausibel, allerdings bestehen er‐
hebliche Unterschiede zwischen den Kreisen. Die Diagnosenen‐
nungen sind kreisbezogen von 2010 bis 2016 im Minimum um den Faktor 1,2 und im Maximum um den Faktor 5,6 angestie‐
gen.
Abbildung 3.15: Exkurs: Ambulante Chronischer Schmerz Di‐
agnosen je 100.000 Versicherte (2010, standardisiert)
Abbildung 3.16: Exkurs: Ambulante Chronischer Schmerz Di‐
agnosen je 100.000 Versicherte (2016, standardisiert)
3.3.2.4 Exkurs: Adipositas mit einem BMI von mindes‐
tens 35 kg/m2
Die Adipositas mit einem Body Mass Index (BMI) von mindes‐
tens 35 kg/m2 wird im Sondergutachten im Abschnitt 5.2.8 (vgl.
Drösler et al. 2017, S. 184ff.) untersucht. Die folgende Tabelle 3.9 zeigt die zugehörigen ICD‐Kodes.
Abbildung 3.17 und Abbildung 3.18 zeigen die Entwicklung der entsprechenden Diagnosenennungen. Maximal leiden 10,6 % der Versicherten eines Kreises an einer Adipositas mit BMI mindestens 35 kg/m2 bzw. ist für diese Versicherten mindes‐
tens einmal in 2016 eine Adipositas mit BMI mindestens 35 kg/m2 als eine gesicherte ambulante Diagnose kodiert wor‐
den. Die schon im Sondergutachten dargestellten Daten aus der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (vgl.
Mensink 2013), schätzt die Prävalenz der Adipositas II (35,0 bis unter 40,0 kg/m2) für die Erhebungsjahre 2008 bis 2011 im Mit‐
tel auf 5,2 % bei Frauen und 3,9 % bei Männern sowie für eine Adipositas Grad III (40,0 kg/m2 und mehr) auf 2,8 % bei Frauen und 1,2 % bei Männern. Demnach läge die Prävalenz der Adi‐
positas mit BMI mindestens 35 kg/m2 im Mittel bei acht Pro‐
zent der Frauen und 5,1 % der Männer. Im obersten Intervall in 2016 liegen die Prävalenzwerte bei 6,7 bis 10,6 %. Diese Werte liegen zwar höher als die mittleren epidemiologischen Werte, erscheinen aber noch plausibel (überdurchschnittliche Prä‐
valenz in bestimmten Kreisen). Die Diagnosenennungen sind kreisbezogen von 2010 bis 2016 im Minimum um den Faktor 1,9 und im Maximum um den Faktor 41 angestiegen.
Tabelle 3.9: Exkurs: ICD‐Kodes Adipositas mit einem BMI von mindestens 35 kg/m2
ICD‐Kode ICD‐Bezeichnung
Abbildung 3.17: Exkurs: Ambulante Adipositas mit einem BMI von mindestens 35 kg/m2 Diagnosen je 100.000 Versicherte (2010, standardisiert)
Quelle: Auswertung BVA © GeoBasis‐DE/BKG 2018
Abbildung 3.18: Exkurs: Ambulante Adipositas mit einem BMI von mindestens 35 kg/m2 Diagnosen je 100.000 Versicherte (2016, standardisiert)
Quelle: Auswertung BVA © GeoBasis‐DE/BKG 2018
3.3.2.5 Exkurs: Chronische respiratorische Insuffizienz Die Chronische respiratorische Insuffizienz wird im Sondergut‐
achten im Abschnitt 5.2.13 (vgl. Drösler et al. 2017, S. 200ff.) abgehandelt. Die folgende Tabelle 3.10 zeigt die zugehörigen ICD‐Kodes.
Tabelle 3.10: Exkurs: ICD‐Kodes Chronisch respiratorische In‐
suffizienz
ICD‐Kode ICD‐Bezeichnung
J96.1 Chronische respiratorische Insuffizienz, anderenorts nicht klassifiziert
J96.10 Typ I [hypoxisch]
J96.11 Typ II [hyperkapnisch]
J96.19 Typ nicht näher bezeichnet Quelle: Darstellung BVA
Abbildung 3.19 und Abbildung 3.20 zeigen die Entwicklung der entsprechenden Diagnosenennungen. Maximal leiden drei Pro‐
zent der Versicherten eines Kreises an einer chronischen respi‐
ratorischen Insuffizienz bzw. ist für diese Versicherten mindes‐
tens einmal in 2016 eine chronische respiratorische Insuffizienz als eine gesicherte ambulante Diagnose kodiert worden. Wie schon im Sondergutachten dargelegt wurde, liegen für diese Diagnose keine aussagekräftigen epidemiologischen Daten vor.
Die Spannweite der Häufigkeit der Diagnosenennungen ist auf‐
fällig groß. Der Kreis mit der niedrigsten Häufigkeit hat den Wert 0,049 %. Es ergibt sich ein Unterschied um den Faktor 60
zwischen der niedrigsten und höchsten Häufigkeit auf Kreis‐
ebene.
Die Diagnosenennungen sind kreisbezogen von 2010 bis 2016 im Minimum um 80 % gefallen. Im Maximum erfolgte ein An‐
stieg um den Faktor 154.
Abbildung 3.19: Exkurs: Ambulante Chronische respiratorische Insuffizienz Diagnosen je 100.000 Versicherte (2010, standar‐
disiert)
Quelle: Auswertung BVA © GeoBasis‐DE/BKG 2018
Abbildung 3.20: Exkurs: Ambulante Chronische respiratorische Insuffizienz Diagnosen je 100.000 Versicherte (2016, standar‐
disiert)
Quelle: Auswertung BVA © GeoBasis‐DE/BKG 2018
3.3.2.6 Exkurs: Fazit
Im Rahmen des Exkurses wurden die altersstandardisierten Häufigkeiten einzelner Diagnosen analysiert, bei denen sich im Sondergutachten deutliche Häufigkeitsanstiege im Zeitverlauf gezeigt haben. Diese sind erwartungsgemäß auch bei regiona‐
ler Betrachtung bei einem Vergleich zwischen den Jahren 2010 und 2016 reproduzierbar. Dabei ist der Häufigkeitsanstieg der Diagnosenennungen zwischen den Kreisen z.T. extrem unter‐
schiedlich. Für die chronischen Erkrankungen Diabetes mellitus bzw. diabetisches Fußsyndrom und respiratorische Insuffizienz liegt nahe, dass auch deutlich unterschiedliche regionale Er‐
krankungsprävalenzen für die erheblichen regionalen Unter‐
schiede in den Diagnoseraten mit ursächlich sind. Vergleichbare regionale Verteilungsmuster für Krankenhaushauptdiagnosen dieser Erkrankungen aus 2011 beschreiben Pollmanns et al.
2018. Hinsichtlich der Erkrankungen chronischer Schmerz und Adipositas kann kaum auf epidemiologisches Datenmaterial für eine vergleichende Beurteilung zurückgegriffen werden. Für diese beiden Zustände ist auffällig, dass im Jahr 2016 ihr regio‐
nales Verteilungsmuster sehr ähnlich ist (vgl. Abbildung 3.16 und Abbildung 3.18). Dies könnte entweder bedeuten, dass in den Regionen mit hohen Diagnoseraten eine besondere Sensi‐
bilisierung für die Dokumentation dieser Erkrankungen vorliegt oder aber weitere Faktoren vorhanden sind, die ein gehäuftes Auftreten dieser Krankheiten begünstigen. Denkbar ist auch, dass sich beide Effekte ergänzen.
Schließlich ist auch davon auszugehen, dass die festgestellten
regionalen Unterschiede in den Diagnosenennungen im Zeit‐
verlauf nicht zuletzt aus den regional unterschiedlichen Versor‐
gungsstrukturen (z.B. unterschiedliche Facharztdichte, Medizi‐
nische Versorgungszentren etc.), die sich ebenfalls im Zeitver‐
lauf ändern, resultieren. In seinem Sondergutachten hat der Wissenschaftliche Beirat festgestellt, dass die Anstiege der Di‐
agnosehäufigkeiten Maßnahmen zur Beeinflussung des Kodier‐
verhaltens wahrscheinlich erscheinen lassen (vgl. Drösler et al.
2017, S. 205). Die vorliegenden Ergebnisse auf kleinräumiger Ebene, mit beobachteten regionalen Unterschieden im Jahr 2016 können diese Vermutung jedoch weder ausschließen noch bestätigen. Um Dokumentationseffekte bei der Berech‐
nung der RSA‐Zuweisungen weitgehend auszuschließen hat der Wissenschaftliche Beirat im Abschnitt Manipulationsresistenz des Sondergutachtens verschiedene Empfehlungen vorgestellt (vgl. Drösler et al. 2017, S. 470ff.).
3.3.3 Regionale Charakteristika der Verordnungsdaten