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7.1 Studiendesign

7.1.2 Erhebungsinstrument

Die Analyse erfolgte in drei Fallstudien. Diese Art der Untersuchung wurde gewählt, da Einzel-fallstudien im sozialwissenschaftlichen Sinn als Analyse alltagsweltlicher Sinnkonstruktionen verstanden werden können, die den „zu einem beliebigen Zeitpunkt ablaufenden Verstehungs-prozess in seinem Ablauf und in seinem Ergebnis prägen“.370

Als Erstes wurde ein standardisierter Fragebogen zur Befragung der gesetzlichen Krankenkas-sen in Deutschland entwickelt, denn KrankenkasKrankenkas-sen gehören in Porters Sinne zu den Abneh-mern. Sie stellen eine entscheidende Wettbewerbskraft dar. Der Fragebogen enthielt allgemei-ne Fragen zur aktuellen Situation der sektorenübergreifenden Versorgung und Fragen zu den drei ausgewählten Krankheitsbildern. Fragen zum Unternehmen sowie zur Position des Befrag-ten im Unternehmen standen am Ende, dies war dem möglichen Nachlassen der Motivation, Konzentration oder Ermüdung geschuldet.371

Fragen, die eine Beurteilung bzw. Bewertung erforderten, enthielten jeweils eine fünfstufige Skala (Likert Skala). Je nach Fragestellung hat diese Skala eine Bezeichnung, angepasst an die Frage, erhalten.372 Die Skala wurde weiterhin so gewählt, dass die Bezeichnungen

370 Hildebrand (1994; S. 3)

371 Vgl. Faulbaum et al. (2009; S. 62)

372 Vgl. ebenda (S. 24) und Schnell et al. (2005; S. 187 - 191)

disch gleiche Abstände aufwiesen. Für die statistische Auswertung waren die Skalen als Ordi-nalskalen zu betrachten. Die verbale Benennung hat den folgenden Vorteil: Faulbaum et al. füh-ren aus, dass vermutet wird, auf diesem Wege gäbe es eine bessere Datenqualität. Der Daten-punkt wird somit erläutert und die Frage kann leichter beantwortet werden. Weiterhin erhöht sich hierdurch die Validität, da Ratingskalen weniger anfällig für Kontexteffekte sind, wenn Be-nennungen vorhanden sind.373

Als Art der Befragung wurde die schriftlich-postalische Befragung gewählt. Sie gilt als häufigste Form der Datengewinnung in Surveys374 und wird häufiger genutzt als Telefon- oder Expertenin-terviews375. Das Konzept der vorliegenden Studie umfasste die Befragung einer anonymen Er-hebung (N = 195). Die Fragebogen wurden an den jeweiligen Vorstand und die Leitung des Be-reichs Versorgungsmanagement der Krankenkassen adressiert, da diese die Zielsetzungen und Strategien der Krankenkassen in diesem Bereich prägen. Bei Krankenkassen, die mehr als ei-nen Vorstand haben, ist jeweils der Vorstandsvorsitzende angeschrieben worden. Es war nach verschiedenen Gesprächen mit Vertretern der Krankenkassen im Laufe der Befragung davon auszugehen, dass einer der beiden den Fragebogen ausfüllen würde – entweder der Vorstand in seiner Funktion als Entscheider oder die Leitung des Bereichs Versorgungsmanagement in ihrer Expertenfunktion, wobei in diesem Fall weiterhin von einer Rücksprache mit dem Vorstand ausgegangen wurde. Es folgten also keine Auswertungen nach Hierarchieebene.

Um eine maximale Rücklaufquote zu erhalten, orientierte sich die Verfasserin dieser Arbeit an der 'Total Design Method' (TDM)376 von Dillman, die er später zur 'Tailored Design Method' wei-terentwickelte. Die Befolgung des entwickelten Designs führt laut Dillman regelmäßig zu hohen Rücklaufquoten. Sie liegen seinen Aussagen nach im Durchschnitt zwischen 50 - 70 %. Die TDM enthält fünf Elemente, die zu dieser Zielerreichung führen: Optimierung der Fragebogen-gestaltung, mehrfache Kontaktaufnahme, Versendung der Fragebogen mit frankierten Rückum-schlägen, personalisierte Anschreiben und materielle sowie finanzielle Anreize zur Teilnahme an der Studie.377

Die Optimierung eines Fragebogens besteht gemäß Dillman darin, die Fragen einfach zu formu-lieren, so dass der Beantworter sie leicht versteht und auf diese Weise weniger Zeit benötigt, um den Fragebogen auszufüllen. Außerdem sollten die wichtigen Fragen an den Anfang gestellt werden, damit ein Interesse geweckt wird, den Fragebogen auszufüllen.378

Um dies zu erreichen, ist die Verfasserin dieser Arbeit wie folgt vorgegangen: Die Optimierung der Fragen erfolgte zunächst durch Gespräche mit Ärzten aus den jeweiligen Fachbereichen.

Dann wurde der Fragebogen im Sinne von Dillman bzgl. der Fragengestaltung optimiert. Der Fragebogen wurde außerdem im Rahmen umfangreicher Pretests überprüft. Der erste Schritt bestand in einem intensiven Verfahren. Hierfür sind zwischen zwei und sieben

373 Vgl. Faulbaum et al. (2009; S. 68)

374 Vgl. Geyer (2003; S. 57)

375 Vgl. Dillman (1991; S. 225)

376 Vgl. Dillman (1978)

377 Vgl. Dillman (2000; S. 150 - 153), Dillman (1991; S. 225 - 249) und Geyer (2003; S. 58)

378 Vgl. Dillman (1991; S. 233)

Fragen zu jeder Frage des Fragebogens entwickelt worden. Die Entwicklung der Probing-Fragen basierte auf den kognitiven Techniken von Prüfer / Rexroth. Dieses Verfahren wurde gewählt, da sie Fragendefizite verlässlicher als Standard-Pretests aufdecken. Der Pretest ist dann in Gesprächen mit Vertretern von Krankenkassen in Form von Interviews durchgeführt worden. Zunächst sollte das Frageverständnis überprüft werden. Die erste/n Probing-Fragen dienten der Ergründung von Begriffen und Formulierungen. In diesem Schritt sind also die Ant-worten hinterfragt worden (siehe hierzu Tabelle 3).379

Tabelle 3: Probing-Varianten

Variante Beschreibung

Special Comprehension Probing Der/die Befragte soll bestimmte Aspekte oder Begriffe einer Frage klä-ren.

Information Retrieval Probing Der/die Befragte soll den Vorgang der Informationsbeschaffung be-schreiben.

Category Selection Probing Der/die Befragte soll begründen, warum er/sie sich für bestimmte Ant-wortvorgaben oder Skalenwerte entschieden hat.

General Probing

Dem/der Befragten wird eine sehr allgemeingehaltene Zusatzfrage, z. B.

nach dem Verständnis, gestellt („Gibt es etwas, was Sie nicht verstan-den haben?“).

Quelle: Prüfer / Rexroth(2000; S. 7)

Der nächste Schritt bestand aus der Methode des lauten Denkens (siehe hierzu Tabelle 4). Die Gesprächspartner sollten in den Interviews ihre Gedankengänge zu der Frage offenlegen.

Die Dauer der Gespräche betrug zwischen 60 und 75 Minuten.

Tabelle 4: Varianten des Think Aloud

Variante Beschreibung

Concurrent Think Aloud

Der/die Befragte wird aufgefordert, während der Beantwortung der Frage laut zu denken, d. h. alle Gedankengänge, die zur Antwort führen, laut zu formulie-ren.

Retrospective Think Aloud Nach Beantwortung der Frage wird die Zielperson gefragt, auf Grund welcher Überlegung ihre Antwort zustande kam.

Quelle: Prüfer / Rexroth(2000; S. 8)

Es folgten Tests zur Paraphrasierung und des Confidence Ratings. Im erstgenannten Test sind die Interviewpartner aufgefordert worden, den Fragetext in eigenen Worten zu wiederholen. Im letztgenannten Test sollten die Teilnehmer dann den Grad der Verlässlichkeit dieser Frage mit-tels einer Skala benennen.380

An die kognitiven Tests wurde im zweiten Schritt ein Standard-Pretest angeschlossen. Der Test ist im Feld unter denselben Rahmenbedingungen wie die Haupterhebung durchgeführt

379 Vgl. Prüfer / Rexroth (2000; S. 7 - 8)

380 Vgl. Prüfer / Rexroth (2000; S. 8)

den.381 Die beiden Pretests haben jeweils unterschiedliche Stärken und Schwächen. Eine Durchführung beider Tests ermöglicht einen guten Ausgleich der jeweils unterschiedlichen Schwächen. Die Leistungsfähigkeit eines Zwei-Phasen-Pretests wird von Prüfer / Rexroth, wie aus Tabelle 5 ersichtlich, dargestellt.

Tabelle 5: Leistungsfähigkeit des Zwei-Phasen-Pretesting Zu prüfende Eigenschaften

Phase 1

Evaluations-Interview

Phase 2 Standard-Pretest Eine Frage muss so konstruiert sein, dass sie von allen Befragten im Sinne

des Forschers verstanden/interpretiert wird. ++ +

Eine Frage muss so konstruiert sein, dass sie in konsistenter Weise erhoben

werden kann. ++ ++

Eine Frage muss so konstruiert sein, dass sie in konsistenter Weise

vermittelt, welche Art bzw. Form von Antworten verlangt wird. ++ + Befragte müssen die zur Beantwortung der Frage nötigen Informationen in

ausreichendem Maß besitzen. ++ +

Befragte müssen bereit sein, korrekte und valide Antworten zu geben. ++ + Ein Fragebogen muss so konstruiert sein, dass sowohl die Motivation als

auch die Konzentration der Befragten, alle Fragen korrekt zu beantworten, in keiner Weise beeinträchtigt wird.

- +

Ein Fragebogen muss so konstruiert sein, dass unerwünschte Einflüsse/

Effekte von einzelnen Fragen auf nachfolgende Fragen ausgeschlossen werden (Kontexteffekte/Sukzessionseffekte).

++ +

Ein Fragebogen muss so konstruiert sein, dass Interviewer keine Probleme

mit dem Ablauf der Erhebung des gesamten Fragebogens haben. - ++

++ Das Verfahren kann systematisch Informationen liefern.

+ Das Verfahren kann nur unsystematisch Informationen liefern.

- Das Verfahren kann keine Informationen liefern.

Quelle: Prüfer / Rexroth(2000; S. 18)

Die Endfassung des Fragebogens befindet sich in Abschnitt 11 Anhang (V. Fragebogen). Der Ablauf der Erhebung ist im folgenden Abschnitt geschildert.

381 Vgl. Prüfer / Rexroth (2000; S. 13)