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Beispielsituation 3: Zulieferer mit einem unerwarteten Qualitätsproblem

8 Evaluation des Lösungsansatzes

8.4 Studie 2: Hilti AG

8.4.2 Ergebnisse von Studie 2

Dieses Unterkapitel stellt die Ergebnisse von Studie 2 vor. Dabei werden zuerst die Rangfolgen der Antworten zu den Kriterien verständlich, hilfreich und angewendet vorgestellt. Basierend auf diesem Ergebnis wird die Korrelation zwischen den Kriterien mithilfe des Rang-korrelationskoeffizienten Kendalls Tau untersucht. Die Nummerierung der Fragestellungen entspricht der Reihenfolge aus Tabelle 7-2 aus Unterkapitel 7.1.2. Da ein Fragebogen nicht nachvollziehbar ausgefüllt wurde, wurden nur 18 Fragebögen ausgewertet, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen.

Tabelle 8-7 listet die Ergebnisse der Fragebogenstudie auf. Für die drei Kriterien werden die Ränge der Fragestellungen vom besten Rang 1 bis zum schlechtesten Rang 15 dargestellt. Im Durchschnitt45 wurden die Kriterien verständlich und hilfreich mit trifft zu und trifft vollständig zu bewertet. Diese Bewertung zeigt, dass die ermittelten Fragen von den Teilnehmern verstanden und als hilfreich erachtet wurden. Die Detailbetrachtung der Ergebnisse zeigt, dass die Top-3-Fragenstellungen für das Kriterium hilfreich die Fragen #1,

#12 und #13 sind. Die drei am schlechtesten bewerteten Fragestellungen sind #5, #15 und #6.

Für das Kriterium verständlich sind die Top-3-Fragenstellungen #1, #12 und #8. Die drei am schlechtesten bewerteten Fragestellungen sind #11, #6 und #15. Die Auswertung des Kriteriums angewendet zeigt, dass Fragestellung #1 und #13 von allen Teilnehmern bei der Entwicklung verwendet wurde. Es folgt Fragestellung #2 mit einer Häufigkeit von 94 %. Alle Häufigkeiten sind in Anhang A20 aufgeführt.

Betrachtet man die Rangordnungen, wird auf den ersten Blick ein Zusammenhang ersichtlich.

So wurde z. B. Fragestellung #1 bei allen drei Bewertungen am besten bewertet. Dem gegen-über steht die Bewertung von Fragestellung #15, die zweimal am schlechtesten und einmal am zweitschlechtesten bewertet wurde. Um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen, stellt Abbildung 8-6 die Rangordnung der Bewertung der beiden Kriterien hilfreich und verständlich gegenüber.

45 Für diese Auswertung wurden die Werte der Ordinalskala in numerische Werte (0 ≙ keine Angabe, 1 ≙ trifft nicht zu, 2 ≙ trifft teilweise zu, 3 ≙ trifft zu und 4 ≙ trifft vollständig zu) umgewandelt. Für die drei Kriterien ergeben sich folgende Durchschnittswerte: verständlich = 3,33 und hilfreich = 3,22. Die Berechnung der Werte ist in Anhang A20 wiedergegeben.

Tabelle 8-7: Rangordnungen der Fragestellungen für die Kriterien verständlich, hilfreich und angewendet Kriterium verständlich Kriterium hilfreich Kriterium angewendet Fragestellung # Rang Fragestellung # Rang Fragestellung # Rang

1 1 1 1 1 1

12 2 12 2 13 2

13 3 8 3 2 3

9 4 9 4 9 4

8 5 10 5 12 5

10 6 13 6 5 6

7 7 4 7 8 7

14 8 2 8 11 8

4 9 3 9 4 9

11 10 5 10 7 10

3 11 7 11 10 11

2 12 14 12 14 12

5 13 11 13 3 13

15 14 6 14 6 14

6 15 15 15 15 15

Um diesen Zusammenhang quantitativ darzustellen und begründete Schlussfolgerungen zu ziehen, wurde die Rangkorrelation mithilfe des Kendalls-Tau-Koeffizienten bestimmt. Für die Korrelation zwischen den beiden Rangordnungen ergibt sich für τ ein Wert von 0,62 entsprechend der Formel (8-1).

τ = nK−nD [n(n - 1)

2 ] = 85 - 20 [15(15 - 1)

2 ] = 65

105 = 0,62 (8-1)

Dieser Wert belegt eine positive Korrelation zwischen den Rangordnungen. Um für diesen Wert die Hypothese HStudie 2 zu überprüfen, wird die Signifikanz z mit Formel (8-2) bestimmt.

z = 3τ√n(n - 1)

√2(2n + 5) = 3(0,6)√15(14)

√2(2(15) + 5) = 3,22 (8-2)

Der Schwellenwert beim einseitigen Signifikanztest für z0,05 ist 1,65 (siehe Sheskin, 2003, S. 1378). Da der berechnete Signifikanzwert z = 3,22 größer als der Schwellenwert ist, wird die Hypothese HStudie 2 bestätigt. Dies bedeutet, dass Fragestellungen, die eine hohe Bewertung des Kriteriums verständlich haben, auch eine hohe Bewertung des Kriteriums hilfreich besitzen.

Die Top-3-Fragestellungen #1, #12 und #13 sind somit verständlich und hilfreich und eignen sich für den Einsatz in Krisen.

8.5 Studie 3: Think.Make.Start. 145

Abbildung 8-6: Graphische Gegenüberstellung der Rangordnungen für die Kriterien hilfreich und verständlich

8.5 Studie 3: Think.Make.Start.

Da die Beobachtung von Entwicklungsteams aufgrund von Geheimhaltungsgründen und des hohen Koordinationsaufwands zwischen Hochschule und Unternehmen nicht möglich war, wurden studentische Teams des Hochschulpraktikums Think.Make.Start. bei der Entwicklung von technischen Produkten zwei Wochen lang beobachtet. Trotz Nachteilen, wie mangelnde Krisenerfahrung der Teilnehmer oder fehlender industrieller Kontext, hat diese Form der Untersuchung signifikante Vorteile. So können mehrere Entwicklungsprojekte unter labor-ähnlichen Zuständen in einem Experiment gleichzeitig beobachtet werden. Dies erlaubt es, Versuchs- und Kontrollgruppen zu untersuchen unter vergleichbaren Bedingungen und mit gezieltem Input ausgesuchte Maßnahmen zu überprüfen. Im Gegensatz zu Beobachtungen in der Industrie ist die Wahrscheinlichkeit von auftretenden Krisen während des Beobachtungs-zeitraums sehr hoch, da die Teilnehmer ein vollständiges Produktentwicklungsprojekt in zwei Wochen bearbeiteten. Dies generierte automatisch hohen Zeit- und Handlungsdruck, die zu technischen Fehlern und daraus resultierenden Krisen führten.

In Studie 3 wurden die entwickelten Prinzipien zur Krisenbewältigung (siehe Unterkapitel 7.2) im Rahmen des Hochschulpraktikums Think.Make.Start. der Technischen Universität München evaluiert. In dieser Studie wurde der Einfluss der Prinzipien auf den Projekterfolg überprüft.

Um dies zu erreichen, wurden vier studentische Teams bei der Entwicklung von technischen Produkten beobachtet und ihre bewusste und unbewusste Verwendung der Prinzipien untersucht.

Bei Think.Make.Start. handelt es sich um ein zweiwöchiges Hochschulpraktikum, bei dem zehn studentische Teams (4 bis 6 Mitglieder) ein technisches Produkt von der Idee bis zum Prototyp entwickeln sollen. Das Praktikum findet im MakerSpace der Technischen Universität München statt. Der MakerSpace ist eine öffentlich zugängliche, 1.500 m2 große Hightech-Werkstatt, die Mitgliedern Zugang zu Maschinen, Werkzeugen und Software sowie einer kreativen Community ermöglicht (UnternehmerTUM GmbH, 2017). Die studentischen Teams

bekommen während des Praktikums alle Ressourcen des MakerSpaces bereitgestellt, wie z. B.

Werkzeugmaschinen, Verbrauchsmaterial, Hardware und Software, Know-how vom Personal, Input in die agile Produktentwicklung. Das Ziel ist, Ideen für kreative Produkte zu entwickeln und diese in einem funktionsfähigen Prototyp umzusetzen. Die Teams arbeiten während der zwei Wochen in Vollzeit und müssen ihren Projektfortschritt an jedem Tag in Form eines Pitches den Betreuern und anderen Teams präsentieren. Am letzten Tag des Praktikums, dem Demo Day, werden die Ergebnisse einer Fachjury vorgestellt und die besten Projekte mit Preisen gekürt. Im Wintersemester 2016/17 wurden vier der Teams vom 5. bis 18. Oktober 2016 beobachtet.