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4 Ergebnisse

4.2 In vitro Versuch

4.2.6 Kurzzeit-Einfluss von Sexualsteroidhormonen auf primäre

4.2.6.1 Hormonanalyse im Medium IGF-I

Die IGF-I-Konzentration war nach der vierstündiger Adhäsionsphase der primären Rattenhepatozyten im 0-Medium (M199) deutlich niedriger als zuvor (P < 0,001; Abbildung 42).

vor Zellkontakt nach 4h Zellkontakt 0

10 20 30

***

IGF-I (ng/ml)

Abbildung 42: Insulinähnlicher Wachstumsfaktor-I (IGF-I)-Konzentration in ng/ml im 0-Medium vor und nach vierstündiger erschütterungsfreier Kultivierung der primären Rattenhepatozyten, dargestellt sind jeweils der Median und die Interquartil-Abstände, *** P < 0,001

Nach 11-16 Stunden Kultur war die IGF-I-Konzentration in allen Medien bereits wieder höher, als nach der vierstündigen Adhäsionsphase (P < 0,05), jedoch weiterhin niedriger als vor Versuchsstart (P < 0,01).

In Abbildung 43 sind die IGF-I-Konzentrationen nach 11-16-stündiger Kultur in den verschiedenen Medien dargestellt.

105

- - E2 E2 P4 P4

0 2 4 6 8 10

Zusätze:

GH-Stimulation

(11-16 h Inkubation): + - + +

Inkubation im

Medium: 11-16 Stunden

-

-IGF-I (ng/ml)

Abbildung 43: Insulinähnlicher Wachstumsfaktor-I (IGF-I)-Konzentration in ng/ml in den verschiedenen Medien nach 11-16 Stunden Kultur der primären Rattenhepatozyten, mit und ohne 200 ng/ml Ratten-Wachstumshormon (GH), dargestellt ist jeweils der Median und die Interquartil-Abstände, E2: 17-β-Östradiol, P4: Progesteron

Die IGF-I-Konzentration war in allen Medien nach der Kultur über 11-16 Stunden vergleichbar (Abbildung 43). Es war kein stimulierender Effekt der Sexualhormone oder von GH auf die IGF-I Konzentration in den Medien erkennbar.

IGF-II

Auch die IGF-II-Konzentration war nach der vierstündigen Adhäsionsphase der primären Rattenhepatozyten im 0-Medium (M199) niedriger als zuvor (P < 0,01; Abbildung 44).

106

vor Zellkontakt nach 4 h Zellkontakt 0

5 10

15 **

IGF-II (ng/ml)

Abbildung 44: Insulinähnlicher Wachstumsfaktor-II (IGF-II)-Konzentration in ng/ml im 0-Medium vor und nach vierstündiger erschütterungsfreier Inkubation der primären Rattenhepatozyten; dargestellt sind jeweils der Median und die Interquartil-Abstände; ** P < 0,01

Nach 11-16 Stunden Kultur war die IGF-II-Konzentration in allen Medien wieder mit der vor Versuchsstart vergleichbar und damit höher als nach der vierstündigen Adhäsionsphase (P < 0,01).

In Abbildung 45 sind die IGF-II-Konzentrationen nach 11-16-stündiger Kultur in den verschiedenen Medien dargestellt.

107

- - E2 E2 P4 P4

0 5 10 15

Zusätze:

GH-Stimulation

(11-16 h Inkubation): + - + +

Inkubation im

Medium: 11-16 Stunden

-

-IGF-II (ng/ml)

Abbildung 45: Insulinähnlicher Wachstumsfaktor-II (IGF-II)-Konzentration in ng/ml in den verschiedenen Medien nach 11-16 Stunden Kultur der primären Rattenhepatozyten, mit und ohne 200 ng Ratten-Wachstumshormon (GH), dargestellt ist jeweils der Median und die Interquartil-Abstände, E2: 17-β-Östradiol, P4: Progesteron

Die IGF-II-Konzentration war in allen Medien nach der Kultur über 11-16 Stunden vergleichbar. Es war kein stimulierender Effekt des Sexualsteroidhormon- oder GH-Zusatzes in den Medien erkennbar (Abbildung 45).

4.2.6.2 PCR-Analyse der Zellen

Die relative Menge der IGF-I mRNA war vor Versuchsstart (7,1 ± 0,66 RA) höher als nach der Kurzzeitinkubation (P < 0,05).

In Abbildung 46 ist die relative Menge der IGF-I mRNA in den primären Rattenhepatozyten nach der 11-16-stündigen Inkubation in den verschiedenen Hormonmedien, mit und ohne rGH dargestellt.

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- - E2 E2 P4 P4

0.0 0.5 1.0 1.5

Zusätze:

GH-Stimulation

(11-16 h Inkubation): + - + +

Inkubation im

Medium: 11-16 Stunden

-

-IGF-I mRNA (RA)

Abbildung 46: RA der IGF-I mRNA nach Kurzzeit-Kultur der HepG2, mit und ohne Wachstumshormon (GH); als Housekeeping-Gene wurde ß-Aktin verwendet

Weder P4 oder E2 noch GH führten zu einer Veränderung der IGF-I-Expression in den primären Rattenhepatozyten (Abbildung 46).

4.2.6.3 Harnstoffanalyse im Medium

In Abbildung 47 sind die Harnstoff-Konzentrationen nach der 11-16-stündigen Inkubation mit den verschiedenen Medien, mit und ohne rGH dargestellt.

109

- - E2 E2 P4 P4

0.00 0.05 0.10 0.15 0.20

Zusätze:

GH-Stimulation

(24 h Inkubation): + - + + +

Inkubation im

Medium: 11-17 Stunden

-Urea (nmol/ml)

Abbildung 47: Konzentration von Harnstoff (Urea) in nmol/ml in den verschiedenen Medien nach 11-16 Stunden Inkubation, mit und ohne 200 ng/ml Ratten-Wachstumshormon (GH) mit primären Rattenzellen, dargestellt ist jeweils der Median und die Interquartil-Abstände, E1: Östron, E2: 17-β-Östradiol, P4: Progesteron

Die Konzentration von Harnstoff in den verschiedenen Medien, mit und ohne hGH waren vergleichbar (siehe Abbildung 47).

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Zusammenfassung der Ergebnisse IGF-I

• Es war kein stimulierender Effekt von GH auf die IGF-I-Konzentration erkennbar

• Die IGF-I-Konzentration war nach der Adhäsionsphase deutlich niedriger als vor Versuchsstart, nahm aber nach weiterer Kultivierung über maximal 16 Stunden wieder zu

• Es war kein stimulierender Effekt von E2 oder P4 auf die IGF-I-Konzentration erkennbar

IGF-II

• Es war kein stimulierender Effekt von GH auf die IGF-II-Konzentration erkennbar

• Die IGF-II-Konzentration war nach der Adhäsionsphase niedriger als vor Versuchsstart, nahm aber während der Kultur über maximal 16 Stunden wieder deutlich zu

Auch E2 oder P4 hatten keinen Effekt auf die IGF-I-Konzentration IGF-I mRNA

Weder P4 oder E2 noch GH führten zu einen Veränderung der IGF-I-Expression in den primären Rattenhepatozyten

Harnstoff

• Die Harnstoff-Konzentration war nach maximal 16 Stunden Kultur in allen Medien vergleichbar

111 5 Diskussion

Es ist bekannt, dass es vor der Kalbung, parallel zu dauerhaft erhöhten Östrogenwerten, zu einer Insensibilität der Leber für GH kommt (Radcliff et al. 2003;

Lucy et al., 2001a Kobayashi et al. 1999). Die Hintergründe dieses, post partum in einer verminderten IGF-I-Konzentration im Blut resultierenden, Effektes sind bereits teilweise untersucht worden (Winkelman et al. 2008; Radcliff et al. 2003; Lucy et al.

2001a; Kobayashi et al. 1999). Wenig ist jedoch über den Einfluss von endogenen Sexualsteroidhormonen auf die Komponenten der somatotropen Achse im physiologischen Zyklus der Kuh bekannt. Demnach war es das Ziel der vorliegenden Arbeit zu untersuchen, welche Effekte E und P4 während der Luteal- und der Follikelphase des physiologischen Zyklus auf die zentrale Ausschüttung von GH aus der Hypophyse, auf den hepatischen GHR-Signaltransduktionsweg und auf die IGF-I- und IGF-IIGF-I-Sekretion aus der Leber haben. Überdies sollten zwei Zellkultursysteme als potentielle in vitro Modelle für die Untersuchung der Regulationsmechanismen der somatotropen Achse überprüft werden.

5.1 In vivo Versuche

Um die Hypothese zu prüfen, dass endogene Steroidhormone im physiologischen Zyklus einen Einfluss auf die hypophysäre GH-Ausschüttung, den hepatischen GHR-Signaltransduktionsweg und die nachfolgende IGF-I- und IGF-II-Sekretion aus der Leber haben, wurde zunächst ein Tiermodell an 30 Färsen herangezogen. Während dieses in vivo Versuches wurden in der Lutealphase und in der Follikelphase, kurz vor oder kurz nach der Ovulation, Blutproben und Leberbiopsien entnommen.

Im Folgenden wird zuerst betrachtet, ob die beprobten Zyklen der Färsen in ihrer Dauer und Ausprägung als physiologisch zu betrachten sind. Der Sexualzyklus beim Rind ist nach Forde et al. (2011a) 18 - 24 Tage lang. Rathbone et al. (2001) gehen von einer durchschnittlichen Zykluslänge von etwa 21 Tagen aus und in einer Studie von Ginther et al. (2013b) an Färsen wurde eine Zykluslänge von 21,5 ± 0,6 Tagen dokumentiert. Während des in vivo Versuches für die vorliegenden Dissertation wurde eine durchschnittliche Zykluslänge von 20 ± 2 Tagen beobachtet. Die

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Zyklusdauer der Färsen war demnach in der eigenen Untersuchung mit den Daten in der Literatur vergleichbar.

An Tag 12 ± 1 post ovulationem wurden während des in vivo Versuches Blutproben und Leberbiopsien genommen, weil zu diesem Zeitpunkt, basierend auf vorheriger Literaturrecherche, die Mitte der Lutealphase angenommen wurde. Forde et al.

(2011a) beschrieben, dass die Lutealphase beim Rind 14 - 18 Tage umfasst. In der Lutealphase bildet sich laut Rathbone et al. (2001) in den ersten fünf Tagen der Gelbkörper an, um in Folge für 11 - 12 Tage hohe Konzentrationen von Progesteron ins Blut zu sezernieren. Zwischen Tag 16 - 17 kommt es dann zur Luteolyse des Gelbkörpers. Parallel schwankt in der Lutealphase die Konzentration von E2 im Blut, da auch während der Gelbkörperphase Follikelwellen auftreten (Forde et al. 2011a;

Kanchev et al. 1976; Glencross et al. 1973). Laut dieser Arbeiten ist aber die E2 -Konzentration in der Lutealphase insgesamt wesentlich niedriger als in der Follikelphase. Dieses Ergebnis deckt sich auch mit den Beobachtungen in der vorliegenden Arbeit.

In der Untersuchung von Kanchev et al. (1976) wurde während der Lutealphase eine E2-Konzentration im Blut von etwa 6 pg/ml dokumentiert und in der Studie von Glencross et al. (1973) lagen diese bei etwa 2 pg/ml. Zwischen Tag 6 und 7 post ovulationem wurde in beiden Studien eine Erhöhung der E2-Konzentration aufgrund einer Follikelwelle dokumentiert. In der vorliegenden Arbeit wurde jedoch nicht die E2-Konzentration im Blut der Färsen bestimmt, sondern die Konzentration der Gesamtöstrogene. Diese lag am Tag 12 ± 1 post ovulationem bei 12,7 ± 3,6 pg/ml und war damit deutlich geringer als in dem Zeitraum rund um die Ovulation (17,2 ± 9,6 pg/ml). Um dieses Ergebnis einordnen zu können, muss beachtet werden, dass es sich bei E2 und Gesamtöstrogenen um verschiedene Parameter handelt, die mit verschiedenen Messmethoden ermittelt wurden. Die Konzentration von E2 und E während des bovinen Sexualzyklus dürfen also nicht direkt vergleichend gegenübergestellt werden. Aus diesem Grund wird das Augenmerk hier nicht auf die absoluten Konzentrationen, sondern auf den Verlauf der Gesamtöstrogenkonzentration über den Zyklus hinweg gelegt, welcher mit dem des E2 im bovinen Zyklus in anderen Studien übereinstimmt (Kanchev et al. 1976;

113 Glencross et al. 1973). Um eine bessere Vergleichbarkeit mit anderen Studien zu erreichen, wäre es ratsam gewesen in den Blutproben dieses Dissertationsprojektes E2 an Stelle von Gesamtöstrogenenzu bestimmen. Zudem kann kritisch festgestellt werden, dass die Follikelgröße am Tag 12 ± 1 post ovulationem präzise hätte dokumentiert werden sollen, um rückwirkend den Einfluss von Follikelwellen auf die Konzentration von E im Blut besser beurteilen zu können.

An Tag 12 post ovulationem betrug die durchschnittliche Progesteronkonzentration in der hier beschriebenen Arbeit 5,9 ± 1,6 ng/ml und war somit deutlich höher, als während der Follikelphase. Nach der Publikation von Rathbone et al. (2001) kann davon ausgegangen werden, dass die P4-Konzentration zu diesem Zeitpunkt bereits seit sieben Tagen erhöht war. In einer Untersuchung von Glencross et al. (1973) an fünf Holstein Friesian Kühen wurde eine durchschnittliche P4-Konzentration von etwa 6,5 ng/ml 12 Tage nach der Ovulation nachgewiesen. In einer Studie von Mann (2009) wurde gezeigt, dass die P4-Konzentration im Blut von Färsen an Tag 8 des Zyklus bei 5,8 ± 0,4 ng/ml und an Tag 16 bei 7,4 ± 1,3 ng/ml lag, was ebenfalls zeigt, dass die eigenen Ergebnisse in einem vergleichbaren Bereich liegen.

Ferner wurde in der eigenen Studie an Tag 12 ± 1 post ovulationem ein durchschnittlicher Durchmesser des Gelbkörpers von 2,1 ± 0,4 cm gemessen. In einer Untersuchung von Jaiswal et al. (2009) an Färsen (Hereford-Kreuzung)- wurde hingegen ein maximaler Cl-Durchmesser von 2,5 ± 0,1 cm dokumentiert. Der Grund für diese etwas geringere Gelbkörpergröße könnte der genauer definierte Zeitpunkt der Bestimmung des Durchmessers in der eigenen Studie gewesen sein, da in der Untersuchung von Jaiswal et al. (2009) nicht der Cl-Durchmesser an einem bestimmten Tag der Lutealphase beschrieben wurde, sondern der maximale Durchmesser tagesunabhängig im gesamten Zyklus dokumentiert wurde. In einer Arbeit von Taylor und Rajamahendran (1991) wurde in diesem Zusammenhang beobachtet, dass der Gelbkörper seinen größten Durchmesser schon am Tag 9 des Zyklus erreicht. In der eigenen Studie wurde der Cl-Durchmesser erst an Tag 12 gemessen und war hier vermutlich schon wieder etwas geringer. Außerdem kann ein Einfluss des Körpergewichtes auf die Gelbkörpergröße diskutiert werden. Während

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des vorliegenden Dissertations-Projekts und in der Studie von Jaiswal et al. (2009) wurden zwar Färsen in vergleichbaren Alter untersucht, allerdings ist davon auszugehen, dass die Tiere der Rasse Hereford-Kreuzung in der Studie von Jaiswal et al. durchschnittlich ein höheres Körpergewicht aufwiesen als die Färsen, die in der eigenen Studie untersucht wurden.

Abschließend kann festgestellt werden, dass in der vorliegenden Arbeit sowohl die Konzentration von Progesteron, als auch die Größe das Gelbkörpers während der Lutealphase als physiologisch betrachten werden können, da sie durch die vorgestellten Studien zum bovinen Sexualzyklus bestätigt werden.

In der Follikelphase wurden einige Tiere kurz vor der Ovulation, der Großteil der Tiere aber am Tag nach der Ovulation beprobt, da in der vorliegenden Dissertation eine maximale Einwirkungsdauer von E2 auf die Leber gesichert werden sollte. In den Studien von Ginther et al. (2013b) und Glencross et al. (1973) wurde bereits gezeigt, dass die E2-Konzentration etwa 3,5 Tage vor der Ovulation ansteigt, etwa 29 Stunden vor der Ovulation ein Maximum erreicht und dann absinkt, um kurz vor der Ovulation wieder leicht anzusteigen, bevor diese schließlich kontinuierlich abfällt.

Damit übereinstimmend konnte in der vorliegenden Dissertation vor der Ovulation eine deutlich höhere E-Konzentration im Blut (34,5 ± 5,3 pg/ml) nachgewiesen werden als kurz nach der Ovulation (14,7 ± 0,8 pg/ml). Auch hier muss beachtet werden, dass jeweils nur die Verläufe der Gesamtöstrogene dem 17-β-Östradiol, welches in anderen Studien gemessen worden ist, gegenübergestellt werden dürfen, nicht aber die absoluten Konzentrationen.

Die Progesteron-Konzentration im Blut war in der vorliegenden Arbeit vor und nach der Ovulation vergleichbar und lag durchschnittlich bei 0,2 ng/ml. Dieser Wert ist mit den P4-Konzentrationen im Blut von Kühen in Studien von Glencross et al. (1973) und Kanchev et al. (1976) rund um die Ovulation vergleichbar.

Der Durchmesser des Follikels kurz vor der Ovulation betrug in der vorliegenden Arbeit 1,3 ± 0,2 cm. In einer Studie von Jaiswal et al. (2009) wurde beschrieben, dass der durchschnittliche Durchmesser des Follikels vor der Ovulation bei

Hereford-115 Kreuzungs-Färsen bei etwa 1,5 cm lag. Als Grund für den etwas geringeren Follikeldurchmesser kann ebenfalls die Zugehörigkeit der Versuchstiere zu verschiedenen Rassen und unterschiedliches Körpergewicht in Erwägung gezogen werden.

5.1.1 Effekt von Sexualsteroidhormonen auf die hypophysäre GH-Sekretion In der Literatur finden sich mehrere Studien, welche einen Einfluss von Sexualsteroidhormonen auf das Sekretionsmuster von GH aus der Hypophyse beschreiben (Yonezawa et al. 2005; Dutour et al. 1997; Landefeld & Suttie 1989). In der vorliegenden Dissertation konnte gezeigt werden, dass die Konzentration von Wachstumshormon im Plasma in der Lutealphase niedriger war als in der Follikelphase, was einen Einfluss von Östradiol nahe legt.

Der gleiche Effekt konnte bereits in einer Untersuchung von Yonezawa et al. (2005) und Dutour et al. (1997) an Schafen und in einer Studie von Landefeld und Suttie (1989) bei Ziegen beobachtet werden. Allerdings zeigten Kawashima et al. (2007) bei Holstein Friesian Kühen und Japanese Black Färsen während des Zyklus lediglich einen Anstieg von IGF-I in der Follikelphase, ein Anstieg von GH konnte in der Arbeit von Kawashima et al. nicht nachgewiesen werden. Da aber eine Erhöhung von IGF-I im Blut physiologischer Weise einem Anstieg der GH-Konzentration im Blut vorausgehen müsste, kann spekuliert werden, dass dieser Anstieg zwar vorhanden war, jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Ein Grund dafür kann die pulsatile Ausschüttung von GH sein, die unter anderem von Mondal et al. (2005) auch beim Rind nachgewiesen wurde. Während der Versuche für die vorliegende Dissertation wurde immer morgens zwischen 08.00 und 10.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit eine Blutproben aus der Schwanzvene entnommen. In der Arbeit von Kawashima et al.

(2007) wurde eine zweimal wöchentliche Blutprobenentnahme aus der Schwanzvene oder der V. jugularis beschrieben, es kann aber nicht sicher geschlussfolgert werden, ob diese immer zur selben Tageszeit stattgefunden hat, um den Einfluss der pulsatilen Ausschüttung möglichst gering zu halten. Folglich kann diskutiert werden, dass durch variable Tageszeiten der Blutprobenentnahme entsprechende

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Unterschiede der GH-Konzentration über den Zyklus hinweg nicht detektiert werden konnten.

Bei den Ergebnissen der eigenen Dissertation fällt auf, dass die Standardabweichungen der GH-Konzentration im Blut besonders in der Follikelphase sehr hoch sind, auch dieses Phänomen könnte durch die tierindividuelle pulsatile Ausschüttung von GH erklärt werden. Yonezawa et al. (2005) zeigten außerdem, dass bei Schafen in der Follikelphase die Frequenz und Amplitude der GH-Pulse und die AUC höher waren als in der Lutealphase, wodurch die höhere Standardabweichung von GH in der Follikelphase im Vergleich zur Lutealphase, auch bei den eigenen Ergebnissen, erklärt werden könnte.

Generell wäre die Entnahme von Blutproben über mehrere Stunden an einem Tier und das anschließende Analysieren der GH-Konzentration oder das Poolen dieser Proben für die Bestimmung der GH-Konzentration im Plasma anzuraten, um die Konzentrationsschwankungen durch pulsatile Ausschüttung von GH möglichst niedrig zu halten. Eine weitere, aber sehr aufwendige Möglichkeit wäre gewesen, die GH-Konzentration in Proben zu bestimmen, die über den ganzen Tag hinweg entnommen wurden, um die Darstellung eines GH-Sekretionsprofil zu ermöglichen, wie es zum Beispiel in der Studie von Yonezawa et al. (2005) durchgeführt wurde.

Hier wurde bei Ziegen über 24 Stunden hinweg alle 15 Minuten Blut aus einem Katheter entnommen und anschließend ein GH-Sekretionsprofil erstellt. Ferner wäre die Auswertung in Form eines Rank-Plot-Diagrammes möglich. Dieses Vorgehen wurde von Xu et al. (2011) vorgeschlagen, um eine möglichst genaue Schlussfolgerung über die Zu- oder Abnahme der pulsatilen GH-Sekretion ziehen zu können.

In einer Studie von Alvarez et al. (2000) wurde beschrieben, dass sich weder die Konzentration von GH noch von IGF-I im Blut über den Zyklus hin verändert. Ein Grund für dieses gegensätzliche Ergebnis könnte sein, dass die Blutproben in der Studie von Alvarez et al. am zweiten und vierzehnten Tag des bovinen Sexualzykluses genommen wurden und sich hier die Konzentrationen der Sexualsteroidhomone nicht mehr so stark unterscheiden, wie bei einer

117 Blutprobenentnahme kurz vor oder direkt nach der Ovulation und 12 ± 1 Tage post ovulationem, welche in der vorliegenden Arbeit gewählt wurden.

Der Anstieg der Konzentration von GH in der Follikelphase, welcher in der eigenen Studie dokumentiert wurde, ist vermutlich durch die hohe Konzentration von 17-β -Östradiol im Blut zum Zeitpunkt der Ovulation bedingt. Hierfür sprechen auch die Ergebnisse der Arbeit von Colak et al. (2011), welche zeigen konnten, dass bei ovarektomierten Holstein Friesian Kühen die Injektion von Östradiol-Benzoat zu einem signifikanten Anstieg der GH-Puls-Frequenz und -Amplitude, sowie einem Anstieg der Area under the curve (AUC) führte, während die Behandlung mit Progesteron unter Abwesenheit von Östrogenen zu einem Abfall dieser Parameter führte. Der gleiche Effekt konnte auch bei ovarektomierten Schafen in einer Studie von Yonezawa et al (2005) nachgewiesen werden.

Die Ursache für den stimulierenden Effekt von Östradiol auf die hypophysäre GH-Sekretion könnte über die Beeinflussung der GHRH-produzierenden Neuronen im Hypothalamus via ER vermittelt werden. Allerdings haben Studien über die Anwesenheit von ER im Hypothalamus unterschiedliche Ergebnisse geliefert. In einer Arbeit von Kamegai et al. (2001) konnten ERs auf den GHRH-produzierenden Neuronen von Ratten nachgewiesen werden, während Scanlan and Skinner (2002) in der Hypophyse von Schafen auf diesen Neuronen keine ERs nachweisen konnten.

Ferner könnte der positive Einfluss von E2 auf die GH-Ausschüttung aus der Hypophyse durch Stimulation der GH-produzierenden somatotropen Zellen des Hypothalamus, via ER, vermittelt werden. Die Anwesenheit eines ERs konnte auf den somatotropen Zellen verschiedener Spezies bereits in mehreren Studien bestätigt werden (Scanlan & Skinner, 2002; Shupnik 2002; Scully et al. 1997). Dies legt hauptsächlich einen Einfluss von Östrogenen auf die somatotropen Zellen in der Hypophyse nahe.

In der vorliegenden Arbeit wurden jedoch keine Proben genommen, die die Möglichkeit der Ursache für die erhöhte GH-Ausschüttung hätten belegen oder untermauern können.

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5.1.2 Einfluss von Sexualsteroidhormonen auf die Leber

Dieser Arbeit liegt die Hypothese zugrunde, dass Sexualsteroidhormone nicht nur die zentralen Sekretion von GH aus der Hypophyse regulieren, sondern auch direkt auf den GH-Signaltransduktionsweg in der Leber wirken und so die hepatische Ausschüttung von IGF beeinflussen. Während des bovinen Sexualzyklus konnten in der eigenen Studie parallel zur Änderung der Sexualsteroidhormon-Konzentrationen im Blut, Schwankungen der IGF-Konzentration und der hepatischen GHR- und SOCS2-Expression beobachtet werden. Diese Ergebnisse unterstützen die aufgestellte Hypothese und werden in den folgenden Abschnitten genauer diskutiert.

5.1.2.1 IGF-I und-IGF-II IGF-I

Für einen Einfluss von Sexualsteroidhormonen auf die hepatische IGF-I-Ausschüttung spricht, dass die Konzentration von IGF-I während des eigenen Dissertationsprojektes im Blut der Färsen in der Lutealphase deutlich niedriger war als in der Follikelphase. Ferner wird die Hypothese durch eine Untersuchung von Kawashima et al. (2007) gestützt, in der rund um die Ovulation ebenfalls eine erhöhte IGF-I-Konzentration im Blut dokumentiert werden konnte. Zusätzlich wurde in Studien an Schafen und Ziegen gezeigt, dass in der Follikelphase im Vergleich zur Lutealphase erhöhte IGF-I Konzentrationen auftraten (Yonezawa et al. 2005; Spicer et al. 1990). Diese Ergebnisse können jedoch auch darin begründet sein, dass

Für einen Einfluss von Sexualsteroidhormonen auf die hepatische IGF-I-Ausschüttung spricht, dass die Konzentration von IGF-I während des eigenen Dissertationsprojektes im Blut der Färsen in der Lutealphase deutlich niedriger war als in der Follikelphase. Ferner wird die Hypothese durch eine Untersuchung von Kawashima et al. (2007) gestützt, in der rund um die Ovulation ebenfalls eine erhöhte IGF-I-Konzentration im Blut dokumentiert werden konnte. Zusätzlich wurde in Studien an Schafen und Ziegen gezeigt, dass in der Follikelphase im Vergleich zur Lutealphase erhöhte IGF-I Konzentrationen auftraten (Yonezawa et al. 2005; Spicer et al. 1990). Diese Ergebnisse können jedoch auch darin begründet sein, dass