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Gesundheitsrelevante Umweltprobleme

3.5 Boden und Altlasten

• Aufbau eines epidemiologischen Überwachungssystems und Kontrolle der Rohrnetze bezüglich der Biofilmbildung.

• Meldesystem für tatsächliche oder drohende Grenzwertüberschreitungen.

• Öffentlichkeitsarbeit zur Verdeutlichung der „Lebensmittelqualität” des Trinkwassers.

• Verbesserung der Akzeptanz von Trinkwasser für den direkten Verzehr.

Badewasser

• Einführung des Standes der Technik bei allen Bädern im Hinblick auf Durchströmung und Aufbe-reitung.

• Begleitende Studien zur Ermittlung der zusätzlichen Gesundheitsrisiken durch die steigende Zahl von Spaßbädern, Whirlpools, Fontänen in Schwimmbädern etc..

• Verbesserung der Kontrollen und Untersuchungen und des Zugangsrechts von Behörden zu privat betriebenen Schwimmbädern.

Abwasser

• Programm zur Wiederherstellung der ökologischen und gesundheitlichen Qualität der Seen und Flüsse.

• Verstärkung der Forschung und Entwicklung zur Mikrofiltration von Abwasser in Bezug auf Krankheitserreger.

• Verminderung des Eintrags schwer abbaubarer, ökotoxischer Stoffe, einschließlich Arzneimittel, insbesondere östrogen wirksamer Stoffe.

• Entwicklung und verstärkter Einsatz von Abwasserbehandlungssystemen mit Barrierecharakter, um gesundheits- und umweltrelevante Stoffe in niedrigen Konzentrationen entfernen zu können.

• Erhöhung der seuchenhygienischen Sicherheit traditioneller und neuer Abwasserbehandlungstech-nologien.

3.5.1 Boden

Die in der Bundesrepublik Deutschland bestehende dichte Besiedlung, intensive Infrastruktur und industrielle Nutzung ist mit einer hohen Belastung natürlicher Ressourcen verbunden; insbesondere dient der Boden vielfach als Senke für Schadstoffe. Ein weiteres Problemfeld mit dringend notwendi-ger Trendwende ist der Landschaftsverbrauch.

Bodenkontaminationen können aus Altlasten, diffusem Eintrag von Luftverunreinigungen, Einsatz von Stoffen im Rahmen der Bodenbewirtschaftung bzw. -nutzung oder aus einem Eintrag durch Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen resultieren. Auch an sich nützliche Nährstoffe können zu Schadstoffen werden, wenn sie im Übermaß in den Boden gelangen (wie Stickstoff, Phosphor). Insge-samt wird in die Böden als Senke für anthropogen bedingte Stoffkreisläufe eine breite Palette zu großen Teilen unbekannter Stoffe eingetragen. Die Schadwirkung eines Stoffes im Boden hängt neben der Art des Schadstoffes und seiner Konzentration ganz wesentlich von den Bodeneigenschaften und den Ausprägungen der Bodenfunktionen ab. Vorrangige Pfade der Beeinträchtigung sind bezogen auf die Schutzgüter

- menschliche Gesundheit: Ingestion, Inhalation, dermaler Kontakt

- Nahrungspflanzen: systemische Stoffaufnahme über die Wurzeln, Anhaftung von verunreinigtem Bodenmaterial bei der Ernte von Pflanzen oder beim Weidegang von Nutztieren

- Grundwasser: Nutzung als Trinkwasser und dessen Gefährdung - Bodenorganismen: direkte Aufnahme, Abbau, Metabolisierung.

Von einer Beeinträchtigung durch Schadstoffeinträge kann generell gesprochen werden, wenn die Bodenfunktionen selbst nachhaltig gestört werden oder ein nicht tolerierbarer Austrag stattfindet.

Bodenschutz beinhaltet daher insbesondere den Schutz der natürlichen Bodenfunktionen als Lebens-raum, Filter, Puffer und Regelgröße beim Ab- und Umbau von Stoffen im Naturhaushalt.

Das Bundes-Bodenschutzgesetz ermächtigt die Bundesregierung zum Erlaß einer Bodenschutz- und Altlastenverordnung, in der u.a. Prüfwerte festgelegt werden können. Bei Überschreitung dieser Prüfwerte ist unter Berücksichtigung der Bodennutzung eine einzelfallbezogene Prüfung durchzufüh-ren und festzustellen, ob Gefahdurchzufüh-ren für Schutzgüter bestehen, d.h. eine schädliche Bodenveränderung oder Altlast vorliegt. Im Auftrag des Bundesumweltministeriums wurde deshalb unter fachlicher Begleitung des Umweltbundesamtes ein System zur einzelfallspezifischen Gefährdungsabschätzung von Altlasten und bestehenden Bodenverunreinigungen (UMS-System) entwickelt. Das UMS-System ermöglicht die pfadübergreifende Risikobeurteilung der Exposition der Schutzgüter Umwelt und Mensch mit Schadstoffen auf Basis humantoxikologisch begründeter Orientierungswerte sowie die Simulation des Schadstofftransfers in der ungesättigten Bodenzone zur Beurteilung möglicher Beein-trächtigungen des Grundwassers.

3.5.2 Altlasten

Bisher sind durch die hierfür zuständigen Landesbehörden ca. 190.000 Flächen als altlastenverdächtig erfaßt. Es wird geschätzt, daß die Gesamtzahl der altlastenverdächtigen Flächen bei etwa 240.000 liegt. Diese Zahlen kennzeichnen das Ausmaß des Problems nur unvollständig, weil noch nicht aus-reichend bekannt ist, bei welchem Anteil der Flächen es sich tatsächlich um Altlasten handelt und qualitative Aspekte nicht erfaßt sind. Tatsächlich sind kleine Flächen mit einer überschaubaren Kon-tamination (z.B. nur mit einem Stoff) zu unterscheiden von großen Altlastflächen mit einer Vielzahl ehemaliger altlast-relevanter Nutzungen, Vielstoffgemischen und der Ausbreitung der Stoffe in Grundwasser, Atmosphäre und biologischen Materialien.

Altlasten und Gesundheit

Zur Bewertung einer Schadstoffexposition durch verunreinigten Boden müssen toxikologisch begrün-dete Werte für die duldbare tägliche Aufnahmemenge des betrachteten Schadstoffes herangezogen werden. Diese Werte müssen so gewählt werden, daß bei lebenslanger Exposition keine nachteiligen Wirkungen auftreten. Bei Kanzerogenen ohne Wirkungsschwelle darf der Orientierungswert eine durch Konvention festzusetzende Zunahme der Tumorinzidenz nicht überschreiten, wobei die sehr unterschiedliche medizinische und gesundheitspolitische Bedeutung der verschiedenen Tumorarten zu berücksichtigen ist.

Bei der Ableitung aufnahmepfadspezifischer, nutzungsbezogener und toxikologisch begründeter Werte muß auch festgestellt werden, wieviel der duldbaren resorbierten Aufnahmemenge bereits durch andere Hintergrundbelastungen (Luft, Wasser, Lebensmittel) ausgeschöpft ist. Bei Altlastenflä-chen darf die Exposition die Differenz aus derjenigen resorbierbaren Aufnahmemenge, bei der Gefah-ren noch auszuschließen sind, und der Hintergrundbelastung - insbesondere über Lebensmittel und Atemluft - nicht überschreiten.

Empfehlungen Boden

• Verbesserung der Datenlage zu stofflichen Einträgen in Böden über Luft, Klärschlamm, Kompost und Düngemittel sowie deren Auswirkungen auf die Böden.

• Einführung einer systematischen Kopplung der Luft-Meßnetze mit bodenrelevanten Meßgrößen (Deposition) und den Meßergebnissen der Boden-Dauerbeobachtung.

• Schaffung einer Datenbank mit Angaben zu Hintergrundwerten für Böden (differenzierte Angabe zu relevanten Schadstoffen, die auch Substrat, Nutzung und Lage berücksichtigen).

• Untersuchungen zu methodischen Fragen der Übertragbarkeit von Daten aus Labor- und Freiland-versuchen auf die Beurteilung realer Belastungssituationen und bei Untersuchungen zur Biover-fügbarkeit.

• Entwicklung von Bodenwerten im Sinne des Bodenschutzgesetzes.

• Weiterentwicklung nutzungsbezogener Bewertungskriterien für Bodenbelastungen.

Altlasten

• Festlegung einheitlicher Kriterien bei der Durchführung toxikologischer Studien zur Ermittlung der duldbaren täglichen Aufnahmemenge.

• Methodische Weiterentwicklung der Beurteilungsmaßstäbe bei der Gefährdungsabschätzung im Hinblick auf Transparenz und Einvernehmlichkeit.

• Erfassung, gesundheitliche Bewertung und ggf. Sanierung von Altlaststandorten, sofern nicht bereits durchgeführt.