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Bevölkerungswachstum und die Bevölkerungspolitik

Im Dokument am Beispiel der Entwicklung Indonesiens (Seite 151-155)

der indonesischen Gesellschaft

5.1. Bevölkerungswachstum und die Bevölkerungspolitik

Wie in Tabelle 5.1. zu sehen ist, entwickelt sich die Zahl der indonesischen Bevölke-rung rasch. Wenn unter der KolonialregieBevölke-rung die Verdoppelung der BevölkeBevölke-rungs- Bevölkerungs-zahl erst in 50 Jahren erfolgte, so geschieht dies unter der eigenen Verwaltung schon innerhalb von 30 Jahren. Heute beträgt das jährliche Bevölkerungswachstum Indonesiens 0,89 % (2000). Diese relativ niedrige Zahl kommt eigentlich nur da-durch zustande, weil die Bevölkerung der von Indonesien getrennten Region Ostti-mors nicht mehr zur indonesischen Bevölkerung gezählt wird, ansonsten würde die Wachstumsquote 1,65 % betragen. Diese Zahl ist im Vergleich zu den entwickelten Ländern noch zu hoch. Im 19. Jahrhundert hatten auch diese Länder ihre Phase des hohen Bevölkerungswachstums, allerdings erreichte ihr Bevölkerungswachstum selten 1 % pro Jahr.

Tabelle 5.1. Bevölkerungsentwicklung in Indonesien

1961 1971 1980 1990 1995 20001

Zahl der Bevölkerung in Millionen 97,09 119,21 147,49 179,38 194,76 203,46

Bevölkerungswachstum pro Jahr 2,10% 2,32% 1,98% 1,66% 0,89%

Bevölkerungsdichte pro km2 15 62 77 93 101 106

1

Ohne Osttimor

Quelle : BPS : Statistical Year Book of Indonesia 1986, 1991, 1998, 2000

Obwohl Indonesien im Vergleich zu Japan (330 Einwohner pro km2 im Jahr 1994) und den westeuropäischen Ländern (Deutschland 229 und Frankreich 105 Einwoh-ner pro km2 im Jahr 1994)1 insgesamt nicht so dicht bevölkert ist (vgl. Tabelle 5.1.), hat Indonesien bereits mit sozialen Problemen zu kämpfen, die aus dem hohen Be-völkerungswachstum stammen. Wie in vielen Entwicklungsländern nimmt die Bevöl-kerung schneller zu als ihre Arbeitsplätze. Der begrenzte und mechanisierte

1 Weltbank: Weltentwicklungsbericht 1996. Vom Plan zum Markt. Washington, D.C., 1996, S. 222f.

wirtschaftssektor ist zur Zeit von Arbeitern überfüllt und der Industriesektor ist nicht groß und leistungsstark genug, um diesen Arbeitskräfteüberschuss aufzunehmen.

Hohe Arbeitslosigkeit und zunehmende Kriminalität sind die Folge davon. Obwohl dieses Problem auch von vielen anderen Faktoren bestimmt ist, liegt sein Ursprung aber im hohen Bevölkerungswachstum.

Indien China Indonesien Philippinen Thailand Malaysia Singapur Deutschland Japan 41

30 33

22 42

25 38

28 39

21 36

29 23

18 14

10 19

10

Indien China Indonesien Philippinen Thailand Malaysia Singapur Deutschland Japan

Geburtenzahl je 1000 Einwohner

1970 1991

Quelle : Weltbank : Weltentwicklungsbericht 1993. Investitionen in die Gesundheit, Washington, D.C., 1993

Abb. 5.1. Geburtenziffer der indonesischen Bevölkerung

Die hohe Geburtenzahl hat oft kulturelle Hintergründe. In weniger entwickelten Ge-bieten gelten die Kinder immer noch als Wirtschaftskapital, denn sie sind den Eltern auf ihrem Bauernhof oder in ihrem Kleinbetrieb als kostenlose Arbeiter nützlich. Au-ßerdem trägt die indonesische familiäre Tradition dazu bei, dass die Kinder die Ver-sorgung der Alten und anderer Familienmitglieder übernehmen müssen. Daher ist die hohe Zahl der Kinder freilich von Vorteil. Auch könnte der islamische Glaube, dass nur die Gebete der eigenen Kinder im Jenseits zählen, ebenso wie die traditio-nelle Vorstellung von der Fruchtbarkeit der Frauen die hohe Geburtenzahl bedingen.

Das anfangs von kulturellen, religiösen und sogar politischen Entscheidungsträgern2 abgelehnte Programm zur Geburtenkontrolle und Familienplanung, Keluarga Beren-cana, wurde unter der Regierung Soehartos staatlich unterstützt und zur Reduzie-rung des hohen BevölkeReduzie-rungswachstums landesweit durchgeführt. Seit Anfang der 70er Jahre wurde die Zahl der Geburten unter dem staatlichen Koordinierungsorgan für Familienplanung, BKKBN, wirksam unterdrückt. Daneben sollen heute auch die verbesserte Ausbildung der Frauen und die Einbeziehung der Jugendlichen und der Männer in das Familienplanungsprogramm die Geburtenzahl senken. Die Aufklärung der Eltern über die Bedeutung der Ausbildung ihrer Kinder und über die Zukunftsplä-ne der Kinder könZukunftsplä-nen sich ebenfalls günstig auf die Verringerung der Kinderzahl auswirken. Denn nur das Wissen, dass die Ausbildung vieler Kinder auch viel Geld kostet und dass die arbeitslosen Kinder die Gesamtfamilie belasten, kann die Eltern dazu veranlassen ihre Familiengröße zu beschränken.

Die Betreuung des Familienplanungsprogramms hängt eng mit der Gesundheitsfür-sorge zusammen. Die medizinische Versorgung Indonesiens hat sich innerhalb von 40 Jahren beträchtlich verbessert. Die Zahl der medizinischen Infrastruktur und des Personals hat sich innerhalb von 30 Jahren durchschnittlich verfünffacht; die Säug-lingssterblichkeit ist erheblich gesunken. Im Jahr 1970 starben pro 1000 Lebendge-burten 118 Babys, 1994 sind es nur noch weniger als die Hälfte. Ebenso stieg die durchschnittliche Lebenserwartung innerhalb derselben Zeit von 43 auf 63 Jahre.

Über diese positiven Zahlen kann sich Indonesien allerdings nicht sehr freuen, denn der erste Eindruck täuscht. Die vorhandene medizinische Infrastruktur in Indonesien ist für über 200 Millionen Menschen unzureichend. Für 41.000 Leute stand 1998 nur ein Arzt zur Verfügung, und ein Krankenhaus musste 184.000 Menschen versorgen (Siehe Abb. 2. 2.). Moderne Krankenhäuser sind nur in großen Städten, besonders auf Java zu finden. In den Dörfern findet man medizinische Hilfe nur bei Puskes-mas, dörflichen Kliniken - oft ohne Arzt und nur mit zwei Untersuchungszimmern.

2 Vgl. Singarimbun, Masri: Keluarga Berencana und Bevölkerungspolitik, in: Pasuhuk, Hendra und Koesoemawiria, Edith (Hrsg.): Traum der Freiheit. Indonesien 50 Jahre nach der Unabhängigkeit.

Köln 1995, S. 121f.

Die Qualität der indonesischen medizinischen Versorgung lässt noch viel zu wün-schen übrig. Das kann man zum Beispiel bei der Säuglingssterbeziffer Indonesiens erkennen, die im Vergleich zu anderen benachbarten Ländern die höchste ist - um die Werte der Industrieländer zu erreichen, muss Indonesien noch viel nachholen.

Gesundheitsinfrastruktur

Quelle : BPS : Statistical Year Book 1974, 1980/1981, 1991, 1999

Die Zahl der

Quelle : BPS : Statistical Year Book 1974, 1980/1981, 1991, 1999

Abb. 5.2. Die Entwicklung der quantitativen Gesundheitsversorgung Indonesiens Um die Geburtenplanung attraktiver zu machen, wird seit 1987 das Familienpla-nungsprogramm mit der Säuglingsgesundheitsversorgung kombiniert. Der Gesund-heitsdienst wird auch durch mobile Kliniken und Hebammen verstärkt, um abgelege-ne Regioabgelege-nen zu erreichen. In den letzten zwanzig Jahren zählt außer der internatio-nalen medizinischen Hilfe durch verschiedene Hilfsorganisationen, besonders in den durch Katastrophen betroffenen Gebieten, auch die Unterstützung durch die lokalen Nicht-Regierungs-Organisationen (NRO) zu den wichtigen Maßnahmen. Die NRO sind besonders daran interessiert, in unzugänglichen Gebieten Hauptkliniken bzw.

Zweigkliniken zu errichten. Die rapide Steigerung der Zahl der Kliniken ist in Abb.

5.2. zu sehen. Das sehr geringe Budget der Regierung für den Gesundheitssektor (2 % für 2002 vom gesamten Budget) – im Vergleich zu Amerika (12 %) und Japan

(6 %) – zeigt, dass der Aufbau des Gesundheitssektors keine Entwicklungspriorität

Abb. 5.3. Die Entwicklung der Säuglingssterblichkeit

5.2. Die Urbanisierung und der informelle Sektor als rationale Lösung des

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