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Beschreibung der Kindergartengruppen

5.1 Perspektiven der Kindergartenlehrpersonen

5.1.1 Erkenntnisse aus den qualitativen Interviews mit den Kindergartenlehrpersonen

5.1.1.1 Beschreibung der Kindergartengruppen

Als Einstieg in die leitfadengestützten Interviews (vgl. Kapitel 4.4) wurden die zwanzig Kindergartenlehrper-sonen der vorliegenden Stichprobe aufgefordert, ihre aktuelle Klasse zu beschreiben und dabei die beson-deren Stärken und Herausforderungen zu benennen. Aus den Schilderungen wurde ersichtlich, dass die Situationen in den einzelnen Kindergärten nicht nur verschieden sind, sondern von den Kindergartenlehr-personen auch unterschiedlich wahrgenommen und gedeutet werden. Wie die Interviewten ihre Kindergar-tengruppen wahrnehmen, steht nicht nur in einem Zusammenhang mit ihren Beschreibungen des unter-richtlichen Handelns und der Gestaltung der Lernumgebungen, sondern auch mit ihrer beruflichen Zufrie-denheit. Nachfolgend werden die Kindergruppen aus der Sicht der Interviewten beschrieben. Diejenigen Aussagen, die den transkribierten Interviews wortwörtlich entnommen wurden, sind mit Anführungs- und Schlusszeichen markiert.

Kindergarten 1

Die Kindergartengruppe wird von der Kindergartenlehrperson als „bunt durchmischt“ beschrieben: Die Klasse besteht zum Zeitpunkt des Interviews aus vierzehn Knaben und sieben Mädchen, wobei es sich bei einer Mehrheit (n = 13) um „Kleine“ handelt, also um Kinder, die den Kindergarten im ersten Jahr besu-chen. Im Unterschied zu früheren Erfahrungen, die die Kindergartenlehrperson in ihrem Berufsleben mach-te, besteht ihre aktuelle Kindergruppe grösstenteils aus privilegiert aufwachsenden „Schweizer Kindern“.

Der positive Entwicklungsstand der Kinder steht gemäss Einschätzung der Kindergartenlehrperson in ei-nem Zusammenhang damit, dass es nur wenige DaZ-Kinder – also Kinder, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen – in der Gruppe hat. Alle hätten „gute Voraussetzungen“ und würden bereits ein „grosses Wis-sen von zu Hause aus mitbringen“. Da ein „stark sehbehindertes Kind“ sowie zwei weitere Kinder mit be-sonderem Förderbedarf in die Klasse integriert sind, erhält die Kindergartenlehrperson Unterstützung von einer schulischen Heilpädagogin und einer Unterrichtsassistentin. Darüber hinaus wird die Kindergartenleh-rperson punktuell von einer Heilpädagogin der Sehbehindertenschule beraten. Insgesamt fühlt sich die Kindergartenlehrperson „im Moment“ gut unterstützt; dies, obwohl einzelne Kinder ein herausforderndes Sozialverhalten zeigen oder auch im motorischen Bereich viel Unterstützung und Hilfe benötigen würden.

Kindergarten 2

Die Kindergartenlehrperson beschreibt ihre aktuellen Arbeitsbedingungen als „sehr schwierig“, wobei ihr neben der Grösse und Zusammensetzung der Gruppe vor allem die „vielen verhaltensauffälligen Kinder“ zu schaffen machen. Was die soziale Herkunft der Kinder anbelangt, spricht sie von einer grossen Durchmi-schung: Von Kindern aus wenig bildungsnahen und/oder sozioökonomisch wenig privilegierten Milieus – etwa Familien mit Asylstatus oder alleinerziehende Mütter – bis hin zu „Akademikerkindern der

Ober-schicht“ habe es in der Kindergartengruppe „alles drin“. Die Kindergartenlehrperson erachtet es zudem als Problem, dass die meisten Kinder „ein bisschen zu wenig erzogen“ seien. Bei ihrer Arbeit sei sie folglich mehrheitlich mit dem „Nacherziehen“ der Kinder beschäftigt. Weiter bedauert die Lehrperson, dass jene Kinder, die „schon so viel mitbringen würden“, im Durcheinander untergehen würden. In architektonischer Hinsicht werden die Räumlichkeiten als solche beschrieben, die „null Überblick“ ermöglichten. Zudem gebe es für maximal achtzehn Kinder Platz, dennoch umfasse ihre Klasse einundzwanzig Kinder, davon drei-zehn Knaben und acht Mädchen. Da sie als Lehrperson meistens damit beschäftigt sei, „Feuerwehr zu spielen“, könne sie den Auftrag der individuellen Förderung nicht erfüllen. Die als äusserst unbefriedigend dargestellte Situation führt zum Wunsch der Kindergartenlehrperson, bald an einen „normalen Kindergar-ten“ wechseln zu können.

Kindergarten 3

In diesem Kindergarten wird das soziale Verhalten und die Zusammensetzung der Gruppe von der inter-viewten Kindergartenlehrperson als „recht schwierig“ beschrieben: Von insgesamt einundzwanzig Kindern spreche nur ein einziges zu Hause Deutsch. Insgesamt verfügen die Kinder über sechzehn verschiedene nationale Hintergründe, und da sie mehrheitlich in „bildungsfernen Familien“ aufwachsen würden, kämen sie nur „mit wenig“ in den Kindergarten. Entsprechend, so die Interviewte, arbeite sie stark daran, den Kin-dern „Strukturen“ zu bieten; zum Beispiel mittels der als „etwas altmodisch“ beschriebenen Praxis täglich wiederholter „Rituale im Kreis“. Neben der herkunftsbedingten Heterogenität beschreibt die Lehrperson auch den Umstand als herausfordernd, dass – infolge des früheren Eintrittsalters – viele Kinder noch sehr jung beziehungsweise „nicht kindergartenreif“ seien. Da eines der Kinder eine 1:1 Betreuung braucht, ist die Lehrperson froh, seit einiger Zeit auf die tägliche Unterstützung von Klassenassistenzen zählen zu dür-fen. Auch was schwierige Elterngespräche anbelangt, fühlt sich die Kindergartenlehrperson vom in der Klasse arbeitenden Heilpädagogen gut unterstützt. Trotz der schwierigen Voraussetzungen schätzt die Kindergartenlehrperson die Kinder als „interessiert“ ein. Zugleich hat sie oftmals das Gefühl, einen etwas

„besseren Kinderhütedienst“ zu bieten; der Alltag sei „extrem anspruchsvoll“ und bringe sie häufig an ihre Grenzen.

Kindergarten 4

Die Kindergartenlehrperson beschreibt eine Gruppe, die fast ausnahmslos aus Kindern besteht, die in schwierigen Familienverhältnissen aufwachsen. In der Gruppe gebe es keine wirklichen „Zugpferde“, son-dern vor allem Kinder, die sozial und sprachlich, aber auch, was allgemeine Grundkompetenzen anbelan-ge, „sehr wenig mitbringen“ würden. Von den insgesamt siebzehn Kindern würden lediglich deren zwei zu Hause Deutsch sprechen. Die anderen Kinder sind auf besondere Sprachförderung im Kindergarten ange-wiesen. Obschon die Kinder als „ziemlich begeisterungsfähig“ und auf der „emotionalen Ebene“ als sensi-bel charakterisiert werden, mangle es ihnen aus Sicht der Lehrperson an Selbstständigkeit und Disziplin, was eine enge Führung gemäss Aussage der Lehrperson unerlässlich mache. Der Umstand, dass die Kin-dergartenlehrperson in Teilzeit mit einer Kollegin zusammenarbeitet und punktuell von einer DaZ-Lehrperson sowie einer Klassenassistenz unterstützt wird, erachtet sie als hilfreich und beruhigend. Den-noch schildert die Kindergartenlehrperson, dass einzelne Kinder sie manchmal derart „aus dem Konzept“

und „auf die Palme“ bringen würden, dass sie „innerlich verzweifle“ und „an die Grenze“ komme. Als umso wichtiger erachtet es die Lehrperson, sich in der Freizeit emotional vom Schicksal der Kinder abgrenzen zu können. Schliesslich erfordere der berufliche Alltag viel Energie und gehe an die Substanz.

Kindergarten 5

Dieser Kindergarten umfasst eine Gruppe von „momentan nur vierzehn Kindern“, weist aber eine „enorm grosse“ Heterogenität auf. Die zuständige Kindergartenlehrperson sowie die Lehrperson für DaZ stellen fest, dass die ehemals „hauptsächlich aus Migrantenkindern“ bestehende Gruppe zunehmend „neu aufge-mischt“ werde durch Kinder, die „relativ gut“ Deutsch sprechen würden. Trotz der Feststellung, dass viele einen eher „schwachen Background“ aufweisen und in schwierigen familiären Verhältnissen aufwachsen würden und teils nicht einmal ihre Erstsprache beherrschten, wird als besondere Stärke der Lernwille der Kinder hervorgehoben. Auch der soziale Umgang untereinander wird als offen und gut bezeichnet.

Insge-ben. Dennoch wird die Heterogenität als Herausforderung an die Gestaltung des Unterrichts und die Be-gleitung der Kinder wahrgenommen. Daher setzt sich die Kindergartenlehrperson immer wieder mit der Frage auseinander, wie ein Programm zusammengestellt werden kann, das ganz unterschiedlich starke Kinder gleichermassen fördern und „allen Kindern gerecht“ werden kann. Dieser Aufgabe nehmen sich die Kindergartenlehrperson und die DaZ-Lehrperson gemeinsam an; in gegenseitiger Ergänzung als „Team“ – das sei „das Schöne hier“.

Kindergarten 6

Die Kindergartengruppe mit insgesamt vierundzwanzig Kindern wird als „recht durchmischt“, dynamisch und wissbegierig charakterisiert. Die Kindergartenlehrperson erachtet es als „extrem spannend“ und als gu-te Voraussetzung für den Schulstart, dass viele Kinder zu Hause andere Sprachen als Deutsch sprechen und dennoch mit guten Deutschkenntnissen in den Kindergarten eintreten würden. Da ein Kind mit „ver-mehrtem Förderbedarf“ in die Klasse integriert ist, arbeitet die Kindergartenlehrperson jeden Morgen mit einer anderen Lehrperson zusammen. Die beiden Lehrpersonen teilen sich die Aufgabe, indem immer eine von ihnen abwechslungsweise das betreffende Kind betreut. Gemäss Aussagen der Kindergartenlehrper-son, unterstützen die unproblematische Gruppenzusammensetzung sowie die Dankbarkeit und Begeiste-rungsfähigkeit der Kinder die erforderliche Antriebskraft und Freude an der Ausübung des Berufes. Dies, obschon sie die bildungspolitischen Rahmenbedingungen als „Jammer“ bezeichnete: Durch die aktuellen Veränderungen würde die Kindergartenstufe insgesamt eine „Abwertung“ erleiden, was die Lehrperson als eine „Ohrfeige“ empfindet.

Kindergarten 7

Die Kindergartenlehrperson beschreibt ihre Klasse, die zweiundzwanzig Kindern umfasst, als „sehr be-gabt“. „Punkto Bildung“ hätten die Kinder das Glück, von einem „guten Hintergrund“ und einer „sorgfältigen Begleitung“ durch ihre Eltern zu profitieren. Viele würden zweisprachig aufwachsen und in ihrem sozialen Umfeld viel Unterstützung und Interesse erfahren. Aufgrund des hohen beruflichen Engagements der Eltern würden allerdings zahlreiche Kinder „von verschiedenen Personen fremdbetreut“, was aus Sicht der Lehr-person auch Herausforderungen mit sich bringt. Ein Thema, in das die KindergartenlehrLehr-person stark inves-tiert, ist die Förderung des Sozialverhaltens: Die Kinder sollen Interesse haben aneinander, keine „posses-siven Freundschaften“ entwickeln, sondern sich untereinander besser kennenlernen und verbinden, so dass sich alle wohl und sicher fühlen könnten. Im Hinblick auf die Altersheterogenität und die unterschiedli-che kognitive Reife der Kinder spricht diese Lehrperson von einem zunehmenden Druck: Einerseits beste-he das Streben, der Vielfalt „gerecht werden“. Andererseits sei sie sich der Gefahr bewusst, unter den ge-gebenen Rahmenbedingungen im Beruf „unglücklich“ zu werden.

Kindergarten 8

Die Kindergartenlehrperson beschreibt ihre aktuelle Gruppe als „herzig“: Sie schätzt die gute, friedliche und rücksichtsvolle Art der Kinder, rühmt deren Sozialverhalten sowie die Fähigkeit, Konflikte weitgehend selbstständig zu lösen. Ihre Kindergartengruppe umfasst zwanzig Kinder, siebzehn von ihnen erhalten zum Zeitpunkt des Interviews besondere Förderung im Erlernen der Unterrichtssprache. Die Lehrperson bringt zum Ausdruck, dass sie das Arbeiten mit dieser Gruppe geniesst und sie betrachtet die „sehr unterschied-lich lebhaften“ Kinder als positive Herausforderung. Bei ihr würden Toleranz gegenüber anderen Sprachen oder Behinderungen grossgeschrieben. Allgemein erlebt sie eine fröhliche, gut arbeitende Klasse, wobei einige Kinder bisweilen etwas „gezügelt“ werden müssten. Die Kindergartenlehrperson legt Wert darauf, dass jedes Kind „sich selber sein“ dürfe. Es sei ihr erklärtes Ziel, die Kinder „wirklich bei den Stärken abzu-holen“. Sie äussert sich kritisch gegenüber der von ihr vor allem im Kontext von Weiterbildungen beobach-teten Tendenz, vermehrt auf Möglichkeiten zu fokussieren, wie man als Lehrperson Hilfe und Unterstützung

„holen“ könne – namentlich mit „Klassenassistenzen und all diesem Zeug“. Insbesondere kritisierte sie, wie

„gewisse Kinder mit Adjektiven besetzt“ würden, um auf diese Weise die Allokation zusätzlicher Ressour-cen zu legitimieren.

Kindergarten 9

Die Gruppe von insgesamt vierundzwanzig Kindern wird sowohl im Hinblick auf herkunftsbedingte Aspekte als auch bezüglich der Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche die Kinder als Vorkenntnisse „mitbringen“ wür-den, als „bunt durchmischt“ beschrieben. Die Kindergartenlehrperson bemerkt, dass sie dieses Jahr „ei-gentlich das erste Mal […] klassischen Kindergarten“ gebe und nicht ständig damit beschäftigt sei, die Kin-der zu erziehen. Sie berichtet, dass sie noch nie vorher eine so „schöne Klasse“ gehabt habe: „gesunde“, sehr empfängliche, motivierte und dankbare Kinder, die weder frustriert noch aggressiv seien, sondern eine

„sehr soziale Gruppe“ bildeten. Als herausfordernd beschreibt sie die Aufgabe der Individualisierung: die

„Schere“ zwischen denjenigen Kindern, die „wirklich nichts können“ und solchen, die bereits das Lesen, Rechnen und Schreiben beherrschen würden.

Kindergarten 10

Dieser Kindergarten wird als „sehr multikulti“ beschrieben, wobei die Kindergartenlehrperson angibt, dass 80 bis 90% der Kinder ohne oder nur mit „ganz wenigen“ Deutschkenntnissen gestartet seien. Insgesamt umfasst die als „lebhaft“ und „fröhlich“ bezeichnete Klasse dreiundzwanzig Kinder, wovon sechzehn in Deutsch als Zweitsprache unterrichtet werden. Die Kinder würden sehr gerne singen, basteln, schnipseln und spielen – am liebsten alle zusammen „im Kreis“ – wobei sie es besonders geniessen würden, wenn ei-ne „erwachseei-ne Person“ sie als „Animateurin“ begleiten würde. Nicht zuletzt der Umstand, dass ein „be-sonderes Kind“ in die Klasse integriert sei, trage massgeblich dazu bei, dass die Kinder einen sehr hilfsbe-reiten und rücksichtsvollen Umgang untereinander pflegten. Gleichzeitig nimmt die Lehrperson eine Unruhe wahr, welche daraus resultiere, dass grosse Unterschiede zwischen den Fähigkeiten und individuellen Be-dürfnissen der Kinder bestehen würden: Während einige als sehr „selbstständig“ und in ihrer Entwicklung als „weit“ fortgeschritten eingeschätzt werden, da sie begannen, „zu lesen und Zahlen zu schreiben und zu rechnen“–, zeigten sich andere, die nahezu „mit nichts gekommen“ seien, als schüchtern. Letztere hätten vor ihrem Eintritt in den Kindergarten oftmals weder „eine Schere in der Hand gehabt“ noch „irgendein Spiel gemacht“. Es sei schwierig, „kein Kind zu vergessen“ und auch jenen „Zeit zu widmen“, bei denen „es läuft“

und die „es können“.

Kindergarten 11

Die Gruppe umfasst vierundzwanzig Kinder, wovon die eine Hälfte das erste und die andere das zweite Kindergartenjahr besucht. Die Ausgewogenheit der beiden Kindergruppen wird von der Kindergartenlehr-person als „Glücksfall“ bezeichnet, gerade weil der Start mit den neu eingetretenen Kindern als „ziemlich heftig“ empfunden wurde. Diesbezüglich gibt die Kindergartenlehrperson zu bedenken, dass einige Kinder überhaupt erst „sozial integriert werden“ mussten. Auch was die „Leistungen“ anbelangt, brächten viele Kinder inzwischen ein „Niveau“ mit, das sie sich bisher nicht beziehungsweise ganz „anders gewohnt“ war.

Als herausfordernd erachtete die Kindergartenlehrperson auch diverse „soziale Konstellationen“ wie bei-spielsweise „dicke Freundschaften“, welche zu Rivalitäten bis hin zum Ausschluss gewisser Kinder führen würden. Im Kontext der geschilderten Herausforderungen kommt die Kindergartenlehrperson ver-schiedentlich auf das Thema „zunehmend grössere Klassen“ zu sprechen und sie unterstreicht, dass Un-terrichten bei der aktuellen Klassengrösse „wirklich schwierig“ sei – vor allem wenn es sich nicht um „typi-sche Kindergartenkinder“ handle. Ebenso betont sie, dass sie „schlichtweg nicht so viel Zeit“ habe, um so

„weit hinten ansetzen“ zu können; dies sei „vom Machbaren her nicht mehr möglich“. Im Umgang mit den Herausforderungen der Heterogenität zeigt sich die interviewte Kindergartenlehrperson als „glücklich“ dar-über, dass die Schulpflege bereits das dritte Jahr die Unterstützung durch Klassenassistenzen bewilligt ha-be.

Kindergarten 12

Ihre Beschreibung beginnt die Kindergartenlehrperson mit Hinweisen auf die altersdurchmischte Zusam-mensetzung der Gruppe: Während von den aktuell achtzehn Kindern zwölf in die Schule übertreten wer-den, verbleiben die sechs jüngeren Kinder das zweite Jahr im Kindergarten. Insgesamt ist der Knabenanteil bereits seit Längerem etwas höher, was „nicht immer einfach sei für die Mädchen“. Im Umgang mit Hetero-genität erklärt die Lehrperson die Themen „Mehrsprachigkeit“ und „Migration“ als spannend und kommt

da-bei auch auf ein „ganz herausforderndes Kind“ zu sprechen. Während dieses Kind vermutlich noch „vor ein paar Jahren in die Sonderschule gekommen“ wäre, so die Kindergartenlehrperson, konnte es nun mit der Unterstützung einer Klassenassistenz in den Regelkindergarten integriert werden. Auch wenn die Integrati-on dieses Kindes als „intensiv“ wahrgenommen wird und mit „vielen Elterngesprächen“ verbunden sei, wür-de die Kinwür-dergartenlehrperson es „wiewür-der machen“. Als besonwür-dere Stärken wür-der Gruppe werwür-den das Um-setzen von Rhythmus und Sprache sowie das musikalische und schauspielerische Flair der Kinder hervor-gehoben. Als schwierig erachtet die Lehrperson den Umgang mit fordernden Eltern, die einen hohen „Er-wartungsdruck“ auf die Kinder ausüben und „Bedingungen“ stellen würden, die „gar nicht möglich seien in der Schweiz“. Sich bei den Eltern „Respekt zu erarbeiten“, empfindet die Kindergartenlehrperson als zu-nehmende Herausforderung des Berufs.

Kindergarten 13

Die Kindergartenlehrperson beschreibt eine „ganz tolle“ Gruppe mit zweiundzwanzig Kindern, was nicht zu-letzt „für diese Grösse“ der Gruppe etwas Besonders sei. Die Kinder seien „ruhig“ und „fokussiert“ und wür-den meistens „sehr selbstständig“ arbeiten. Dennoch hat die Lehrperson manchmal wür-den Eindruck, dass die Kinder, zum Beispiel wenn es um das Problemlöseverhalten gehe, „noch stärker sein“ könnten: Sie sollten

„offener“ mit Fehlern umzugehen lernen und zwar insofern, dass sie Letztere nicht als etwas „Schlechtes“

per se ansehen würden. Weiter rühmt die Kindergartenlehrperson – mit dem Hinweis, „stark daran gearbei-tet zu haben“ – die „hohen sozialen Kompetenzen“ der Kinder sowie deren Fähigkeit, sich „sprachlich aus-drücken“ und „selber überlegen“ zu können. Auf Nachfrage zu ihrem Umgang mit „Heterogenität“ im Kin-dergarten spricht die interviewte KinKin-dergartenlehrperson die „grosse Schere“ bezüglich der Entwicklungs-unterschiede der Kinder an, wobei sie es als herausfordernd erachtet, dem „grossen Querschnitt“ gerecht zu werden.

Kindergarten 14

Die Kindergartenlehrperson beschreibt eine Gruppe von dreiundzwanzig Kindern, wovon etwa 70 bis 75%

in ihren Familien andere Sprachen als Deutsch sprechen würden. Viele Kinder würden in „schwierigen Fa-milien“ bzw. Elternhäusern mit einem „tiefen Bildungsstand“ aufwachsen. Neben jenen Kindern, die „wirk-lich ohne Deutschkenntnisse“ in den Kindergarten eintraten oder andere „erheb„wirk-liche Sprachentwicklungs-störungen“ aufwiesen, handelt es sich gemäss Schilderungen der Lehrperson vor allem um „ungeförderte Kinder“, die nicht ausreichend umsorgt und angeregt würden, mitunter auch schlecht ernährt seien und da-her mit grosser Wahrscheinlichkeit „später keine Chancen“ haben würden. Die Kindergartenlehrperson ist sich sicher, dass viele vor ihrem Eintritt in den Kindergarten „noch nie“ einen Filz- oder Farbstift in der Hand gehalten oder Geschichten vorgelesen bekommen hätten. Besonders besorgt zeigt sich die Kindergarten-lehrperson bezüglich der Wahrnehmung, dass die Eltern es offenbar gar „nicht begreifen“ würden, wie sehr sie ihren Kindern dadurch schaden würden. Zusammenfassend berichtet sie, dass es in ihrer Gruppe viele besonders „auffällige Kinder“ habe, die nichts von zu Hause mitbringen würden, da sie dort nur „fernsehen“

oder „gamen“ würden. Während die Kindergartenlehrperson fünf Kinder als „sozialisiert“ einschätzt, stellt sie bei den anderen fehlende Kompetenzen in „allen Bereichen“ fest. Die Lehrperson beklagt sich vor die-sem Hintergrund, dass sie ihre pädagogische Arbeit nicht so ausüben könne, wie sie möchte, da sie die Kinder vor allem „erziehen“ müsse. Aufgrund der schwierigen Situation wurden ihr zur Unterstützung ein-hundert Stunden Klassenassistenz zugesprochen .

Kindergarten 15

Dass es sich bei der aktuellen Gruppe (n = 18) um eine „sehr friedliche“ und „ruhige Klasse“ handelt, führt die Kindergartenlehrperson nicht zuletzt auf den hohen Mädchenanteil zurück. In den Schilderungen der Kindergartenlehrperson fällt auf, dass sie einen Schwerpunkt auf den speziellen „Förderbedarf“ einzelner Kinder legt: Aufgeführt werden Therapien im logopädischen und psychomotorischen Bereich sowie laufen-de Abklärungen zu Sprachentwicklungsstörungen olaufen-der bezüglich eines Kinlaufen-des, das sie als „Zappelphilipp“

bezeichnet. Als besondere Stärke der Klasse betont die Lehrperson den liebevollen und „herzigen“ Um-gang der Kinder untereinander. Zudem seien sie als sogenannter „Purzelbaumkindergarten“ – konkret mit der Durchführung einer „Zirkuswoche“ und einem „Bewegungsportfolio“ – sehr „sportlich unterwegs“. Die Kinder habe der Ehrgeiz gepackt, neue Bewegungen zu lernen, zu üben und vorzuführen. Als

Herausforde-rung erachtet die Lehrperson den Anspruch, „alle mitnehmen zu können“. Dabei bezieht sie sich unter an-derem auf die zunehmende Heterogenität im Bereich der kognitiven Entwicklung im Zusammenhang mit

„immer jüngeren Kinder“, die in den Kindergarten eintreten würden. So sei von ihrer Seite her ein immer grösserer „Spagat“ nötig, um „allen gerecht“ werden zu können.

Kindergarten 16

Die zum Interviewzeitpunkt aus dreiundzwanzig Kindern bestehende Gruppe wird von der Kindergarten-lehrperson als „multikulti“ und zugleich sehr harmonisch beschrieben: Viele der Kinder würden in Familien aus anderen Ländern und Kulturen aufwachsen und müssten daher Deutsch als Zweitsprache erwerben.

Als „sehr speziell“ betont die Kindergartenlehrperson, dass die Klasse ein „hohes Lernniveau“ aufweise und sehr begeisterungsfähig und motiviert sei. Weiter wird die Gruppe als „sehr sozial“ beschrieben, was sich darin äussere, dass sich die Kinder gerne gegenseitig helfen würden. Als schwierig bezeichnet es die inter-viewte Lehrperson, die „verschiedenen Niveaus“ der Kinder „einigermassen auszubalancieren“. Die soge-nannte „Schere“, also einerseits Kinder, die bereits „sehr weit“ seien und andererseits jene, die sprachlich

Als „sehr speziell“ betont die Kindergartenlehrperson, dass die Klasse ein „hohes Lernniveau“ aufweise und sehr begeisterungsfähig und motiviert sei. Weiter wird die Gruppe als „sehr sozial“ beschrieben, was sich darin äussere, dass sich die Kinder gerne gegenseitig helfen würden. Als schwierig bezeichnet es die inter-viewte Lehrperson, die „verschiedenen Niveaus“ der Kinder „einigermassen auszubalancieren“. Die soge-nannte „Schere“, also einerseits Kinder, die bereits „sehr weit“ seien und andererseits jene, die sprachlich