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Beschreibung der Insel Jan Mayen

Im Dokument BIEI'\TEB'\ \ LEPnL\RFn n SCHL\G (Seite 172-175)

Jan Mayen ist schon öfter in oro-hydrographischer Beziehung beschrieben wo~den. Die ausführlichst~ ~llld genaneste Beschreibung, weil aus jüngerer Zeit stammend, ist jene der norwegIschen Nordmeer-Expdition,

aus dem Jahre 1877. .

Von hervorragenden Geologen besucht, ist sowobl in dem erwähntenWerke, wie in dem des Herrn Professor Vogt die Charakteristik der Insel, deren vuleanisches Gepräge, mit ausführlieber Genauigkeit besprochen. Besonders aus letzteren Gründen soll daher bier mehr eine Beschreibung der interessanten Ober-f1ächenbescbaffenheit der Insel gegeben werden, um es Besuchern derselben bei dem meist kurzem Aufentbalte am Lande zu ermöglichen, sich in dem zugänglicheren Theile leicht zu orientiren. Da sich jedoch durch unsere Aufnahme auch noch viele, selbst in jüngerer Zeit vorgegangene Veränderungen in der Bodengestaltung undKüstenentwieklnng constatiren liessen, soll vergleichsweise vorgegangen werden, um die Beurtheilung derselben dem Leser zu erleichtern. Hiezu eignet sich am besten als Grundlage die holländische Küsten-beschreibung aus dem Jahre 1650: "Eerste Book der Nieuve Lichtende Zee Colomne oft Zee Spiegel" ..

Diese, ziemlich gleichlautend mit: "De Nieuve groote Lichtende Zee Faukel, 1782", weist bloss in der Beschreibung des nordöstlichsten Theiles der Insel einige Verschiedenheiten auf.

Die Insel liegt mit ihrer Längsaxe fast gen au NE-SW, hat eine Länge von 53'2 Kilometer und besteht, bei einem Areal von 371'8 Quadratkilometern, aus zwei Haupttheilen, die durch eine schmale Hügelreihe ver-bunden sind. DieäusserstenEnden derselben, das N ordo st- und Süd west e ap, liegen auf 71°9! 7, respective 70° 49!

n

nördlicher Breite und 70 57! 7, respective 90 1! 4 westlicher Länge von Greenvieh.

Der nordöstliche Haupttheil wird, bei einer Breite von 17 und bei einer Länge von 24 Kilometern, ganz von dem höchsten Berg der Insel, dem Beerenberge, eingenommen. Der südliche 'I'heil, 21 Kilometer lang und 7 Kilometer breit, besteht aus einem Lavamassiv, über dem sieh zahlreiche Aschenkegel und Kraterruinen in verschiedenen Höhenabstufungen erheben. Der mittlere Theil ist an seiner schmalsten Stelle bloss 2'5 Kilo-meter breit, von welchen ungefähr 1 KiloKilo-meter durch Anschwemmung und vuleanische Thätigkeit neuent-standenes Flachland ist.

Gegenwärtig besitzt die Küste gar keine tieferen Einschnitte oder Buehtungen, die einem Schiffe genügendenSchutz bieten könnten. Sie ist meist aus steil abfallenden Hängen gebildet, an deren Fuss Geröll und Klippen das Landen gefährden und letzteres nur dort gestatten, wo angeschwemmter Sand einen niederen Ufersaum bildet.

Das weitaus hervorragendste Merkzeichen zum Anlaufen der Insel ist der B e eI'e n b erg. Schon auf 120 Seemeilen wird es bei klarem Wetter möglich, die 2545 Meter hohe, mit Eis und Schnee bedeckte Spitze dieses erloschenen Vuleans zu sichten. In den Richtungen WSW. und ENE. decken sich die weissen, niederen Partien des östlichen mit dem westlichen Kraterrand derart, dass man den oberen, konischen Aschenkegel in eine scharfe Spitze auslaufend sieht. Erst in den darauf senkrechten Richtungen erkennt man, dass es ein oben schräg abgeschnittener, 1300-1800 Meter breiter Konus ist. Befindet man sich jedoch fast genau nordwestlich oder südöstlich des Berges, so sieht man durch einen 800 Meter breiten und 500 Meter tiefen Spalt in den inneren, von steilen, schwarzen Felsen eingefassten Kraterraum, der mit Eis gefüllt, das Reservoir ftlr mehrere an der Nordseite abfliessende Gletscher abgibt. Durch Erosion ist dabei die Aussenseite des obersten Aschen-kegels mehrfach gefurcht und bietet dadurch, wie Vogt treffend bemerkt, mit seinen in den Furchen liegenden Schnee- und Eisrnassen, den Anblick eines zuckerbestreuten Kuchens.

Die holländische Beschreibung schildert in kurzen Worten den Beerenberg folgendermaasen : "Der nörd-liche Theil der Insel ist ein sehr hoher Berg, der nBeerenberg" genannt, der sich im Norden entzweispaltet und von der Ost- und Westseite als ein runder Berg darstellt, der nach allen Seiten mit seinem FUBs bis zur Wasserkante reicht, ausgenommen die Nordostspitze, die weiter ausschiesst" .

Gegen N?rdosten fällt

d~r

Beerenberg in der That vom Kraterrand zuerst mit einer Neigung von 36_37°

ab, um dann im langsamen Ubergang bis zur Nordostspitze zu verlaufen. 10 Meter hoch, ist diese ebenso wie

Die Beschreibung der Insel Jan Mayen.

die umgebende Küstenstrecke von der nach allen Seiten auslaufenden Lava gebildet, die hier in zwei Terrassen den Fuss des Beerenberges einfasst. Diese sichtlich vom Grundbau des Beerenberges verschiedene Lava, entstammt zweifelsohne zweien Parasitkratern, deren Ränder bereits von See aus ins Auge fallen. Der sich 277 Meter hoch erhebende Sarskrater überragt seine Umgebung um 50-60 Meter, ist aus Sand und Tuff'-schichten aufgebaut und gegen Norden eingestürzt. Im Innern fällt er bis auf die 110Meter unter dem Rande liegende ebene Kratersohle steil ab und ist somit der tiefste von den noch wohlerhaltenen Kratern der Insel.

Auf 11/2Kilometer von diesem Krater und 21/2Kilometer vom Nordostcap entfernt, befindet sich noch ein zweiter,

"Hohenlohe" benannter Krater, dessen Rand 148 Meter hoch, sich nur 2 Meter über die Umgebung erhebt und der, bei einem Durchmesser von 300 Meter, vollkommen kreisrund geschlosseu ist. Der obere Rand ist stellenweise leicht eingesattelt, und die fast senkrecht zur Sohle abfallenden Seitenwände sind mit scharfen rothbrauneu Tuffblöcken bedeckt. Die Sohle liegt50 Meter unter dem Rande des Kraters.

Zur Entstehung der obersten der früher erwähnten Terrassen, scheint hauptsächlich die Lava, welche sich aus dem letztgenannten Krater ergossen hat, Veranlassung gegeben zu haben. Die untere, rund um die Krater bis zur See reichende Schichte mit 2_30 Neigung hingegen, besteht aus zerrissener basaltiseher Lava, in der die Tendenz des Flusses wohl erkennbar ist, die jedoch, als mit Humus und Vegetation genügend bedeckt, auf älteren Ursprung schliessen lässt. Mehrere kleine, rothbraune Sandhügel sind auf beiden Terrassen vertheilt;

das abfliessende Schmelzwasser trägt den Sand allmählig zur

Küste,

dort neue Strandufer ansetzend.

Fragmentstücke der in See abgestürzten Lava, liegen auf der Strecke vom Nordost- bis zum Osteap als Klippen knapp unter Land im Wasser.

Vom Rande des Hohenlohekraters hat man eine vorzügliche Übersicht Uber die an der Ostseite ml1ndenden fünf Gletscher, welche sich durch tiefe, breite Einschnitte den Beerenbergabhang hinabziehen. An einer von obiger Stelle aus aufgenommenen Photographie, wurde die Neigung eines Felsgrates zwischen Friele- und Grieg-Gletscher mit 350 gemessenj auc h sieht man von hier aus beim südöstlichen Spalt des Heerenbergkraters einen hohen Fels daumenartig über den Rand emporragen.

Das vom Nordostkap 4 Kilometer nach Süden verlaufende, niedere, felsige Ufer, biegt beim Ostcap 500 Meter im Bogen einwärts und bildet die von Lord Dufferin "Clandeboy Creek" benannte Bucht mit sandigem Ufersaum, die an diesem Theile der Insel als der einzige zum Landen geeignete Punkt erscheint.

Von hier gegen Süd hat sich eine Veränderung ergeben, die den anderen vorgefundenen scheinbar zuwiderläuft. Die holländische Küstenbeschreibung dieser Strecke lautet nämlich: "Das Nordostcap ist ein felsiges Cap, niedrig in Betreff des Hochlandes. Von da eine halbe (geographische) Meile südlich, ist das Ufer ziemlich felsig dem Meere entlang, unten rollig, steil und untief, einen Gootelingschusst vom Strande ist es 20 Faden tief. Von da südlich ist ein kleiner Fussstrand von Singelsand, wo man die Chaloupe wohl würde aufholen können, eine Meile lang gegen Süden. In oder auf dem Fussstrand liegen drei Eisberge, welche steil zum Berge hinuntergehen. Dieselben sind gebildet aus dem Schneewasser, das da vom Gipfel des Berges im Sommer herabkommt. Die zwei liegen dem Nordende des Strandes am nächsten. Von da weiter gegen Suden ist der Strand eine Viertelmeile (oder nicht so weit) felsig und steil wie an der Nordseitej von da weiter hat man wieder einen Felsstrand von ebengenanntem Singel, wo man an einigen Stellen die Chaloupe wUrde auf-holen können. Dieser Strand streckt sich eine halbe Meile aus, dann hat man das Sl1dostcap."

Nach dieser Beschreibung beträgt die Länge des Stuckes: Nordost- bis Südostcap, 21/ , geographische Meilen, was mit unserer Aufnahme, die 1G'6 Kilometer ergibt, gut übereinstimmt. Weiters geht die interessante 'I'hatsaehe hervor, dass vom Ostcap auf circa 7 Kilometer gegen SUden, sich ein schmaler, gangbarer Sand-strand befand, der heute nicht mehr existirt, da er mit Felsblöcken derart bedeckt ist, dass nicht nur ein Auf-holen des Bootes unmöglich wäre, sondern blosses Landen beim geringsten Seegang gefahrlieh wUrde.

t Gooteling ist eine kleine Kanone; es gelang jedoch nicht, ein bestimmtes Mass für die Schussweite dieses Ge.schütz~sZ.ll eruiren, Durch Vergleicbung mit unseren Messungen erhält man im Mittel500 mals Mass dieser Distanzangahe. Ein hollaudl-scher Faden hat l '7 m. Die Beschreibung spricht immer von geographischen Meilen

=

4 Seemeilen.

Osterreichische Expedition auf Jan lIlayen. 4

v. B6brik,

V den fUnf beute vorbandenen grossen Gletschern werden nur drei erwähnt, die mit Dutferin,- Friele-und

:a~lfscheinlieh

Wille-Gletscher identisch sein dürften, während Grieg- und

Pet~rsen-Gletscher sp~ter

entstanden sein müssen. Sco rcs by ' spricht zwar auch nur von drei Gletschern, zeichnet aber au: em.er A icht der Ostseite die er im Mai1818von Bord seines Schiffes aufgenommen hat, fünfGletscher deutlich em.

DSI ,

r

Heute begrenzt der Dufferin-Gletscher die Clandeboy-Creek im Süden; 1'6 Kllomet~r weiter legt der Fr i e l e- GI etae her, 2'7JKilometer von diesem der GI' i e g- G Iets c her, ein ganz schmaler Eisfluss ; sodann auf 1'2 Kilometer der Wille-, und sehliesslich 3'1 Kilometer weiter, als letzter, der Petersen-Gletscher.

Die genannten Gletscher sind zum Theil bloss schmale Eiskatarakte, deren Zahl im Laufe der Jahre öfter variiren dürfte. E8 scheint sich nämlich unter der steilen Seiten wand des Beerenbergaschenkegels sohou früh eine tiefe Mulde gebildet zu haben, in welcher sich die Schneernassen ansammelten. Da der ganze Bau des Berges aus leicht zerstörbaren. lockeren Tuffschichten besteht, gaben die RUnder der überfüllten Mulde unter dem Drucke des Eises sehr leicht nach, es entstanden ganz schmale, sich später stets erweiternde Einschnitte in den durchschnittlich 400Meter hohen Uferwänden, und die durch selbe in See abfliessenden Gletscher bringen die in der Mulde lagernden Eismassen wieder zum Sinken. Es erscheint nun Lei der jetzigen Lage des Gletscher-mantels an der Beerenbergböschung nicht unwahrscheinlich, dass eine oder die andere der am wenigsten eiugeschnittenen Adern versiegt, sobald durch die grössteu, 200 Meter tiefen und 300 Meter breiten Öffnungen, genügende Massen zum Abfluss gelangt sind.

Diese Gletscher besitzen keine Seitenmoränen und sind nur durch zwischenliegende hohe Grate getrennt, die aus festerem Gestein gebildet dem Drucke nicht nachgeben. Zwei derselben reichen vom Fusse bis an die Spitze des Berges hinauf. Das ganze Material, welches bei der Bewegung der Eismassen in den Gletscher-betten abgerieben und losgemacht wird, stürzt über die steilen Böschungen in die knapp unter derKüste bis 200Meter tiefe See, so dass nur kleine Mengen davon am Fusse der Gletscher als Stirnmoränen liegen bleiben.

Unzweifelhaft wird demzufolge sich auch hier der Strand mit der Zeit ebenso erweitern, wie es an der Nord-seite bereits in kürzeren Zeiträumen der Fall gewesen ist. Kommt jedoch dann ein Einsturz irgend einer grössereuFelswand vor, soverschüttetdieser wieder den vorher gestalteten Strand, und auf diese Art wird die Basis des Berges auf Kosten seiner Höhe verbreitert werden.

a'BKilometer nach dem Petarsen-Gletscher biegt die Küstenach W z S. und der dadurch gebildete, etwa 100Meter hohe Vorsprung, wird "SIIdo s tca p" genannt. Dasselbe gibt von der See aus ein durch mehrere vor demselben liegende Klippen markirtes, gutes Peilungsobject ab, das sich aus allen Richtungen scharf abhebt.

Auf der weiteren Streeke vom Südostcap bis zum SUd gletscher biegt sich die Küstefünfmalleicht ein und bildet kleine Buchten mit Saudstrand, welcher stellenweise durch vorspringende Felsen unterbrochen ist.

Die zwei dem Sttdostcap zunächst gelegenen, niederen Spitzen laufen in Klippen aus, welche eine kleine Bucht einschliessen, die nach der holländischen Beschreibung einen guten Bootshafen abgeben soll. Sie wurde

"kleine~andbucht"benannt. Das dritte Cap fallt in einer Höhe von 20 Meter senkrecht in See ab, ebenso das 600 Meter vor (lern Südgletscher befindliche Cap Fishburn, bei dem einige vorliegende Felsblöcke die Umgehung ermöglichen. In der Mitte der kleinen Sandstrecke, die sich zwischen letzterem Cap und der linken Seitenmoräne des Südgldschers befindet, ragt, 200 Meter vom Ufer ab, die vom Herrn Professor Carl Vogt benannte "Pr äsi den te n k lippe" 5-6Meterüberdie }feeresfläche empor. Sie hat eine jener grotesken Formen, durch welche sich die KlippenJanMayens auszeichnen; von West gesehen gleicht sie einem im Wasser schwimmenden Schwan.

An dieser KUstenstrecke erheben sich am Beerenbergfuss noch mehrere Hügel, die durch ihre sonderbar gewundene konische Formation auffallen. Von geringer Höhe, stark zerrissen und zerzackt, schliessen sich die-sel ben. an das sanft ansteigende Hügelland, während jeder einzelne Kegel an der Seeseite in einer Höhe von 20-40 Meter senkrecht abgebrochen ist.

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I Scorosby: an aecount 01' the arctic Reglon» aud 01'the Whale-FisheI'Y. Vol. I, page 154-170.

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