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Befunde aus dem Bereich des latenten und evidenten Dialekts sowie der Überlagerung von Mundart und Standard

3 „Ich bin des freien Waldes freies Kind“ 52 – Die Bayerwalddichterin Emerenz Meier (1874-1928)

4 Sprachlich-dialektologische Analyse des Corpus

4.11 Analyse von Briefen

4.11.1 Ausgewählte Briefe aus der Heimat

4.11.1.2 Befunde aus dem Bereich des latenten und evidenten Dialekts sowie der Überlagerung von Mundart und Standard

Die zu betrachtenden Briefe, verfasst in den Jahren zwischen 1893 und 1901, sind im Standard verfasst, wiewohl sie aber gleichzeitig landschaftliche Färbungen aufweisen. Diese sind an latenten Mundarteinflüssen an mehreren Stellen nachweisbar; vorausgeschickt werden muss aber, dass gerade jene im Vergleich zu den Befunden aus den fiktiven Texten verhältnismäßig gering ausfallen.

Im ersten Brief, der an Ludwig Liebl gerichtet ist, schreibt Emerenz Meier davon, einen unüberwindlichen Abscheu (Liebl, S. 19) davor zu haben, zu heiraten. Zunächst überrascht die Verwendung des unbestimmten Artikels, was eine direkte Übertragung des Gesprochenen darstellen könnte. Das Genus des Substantivs stellt eine von zwei Varianten dar, kann dieses Lexem im Deutschen doch beide Genera besitzen. Im selben Satz sollte darüber hinaus das Adjektivattribut in eine schöne Zeit (a.a.O.) erwähnt werden. Dessen Unterschied zur Standardsprache ergibt sich aus seiner Bedeutung. Im vorliegenden Fall meint schön(e)

‚lang’, was in dieser Verwendung, zumal auch betrachtend seinen Nukleus Zeit, im Dialekt so nicht selten auftritt.

Schließlich sei im Brief an Liebl auf die Passage Es muß etwas schönes darum sein, wenn man mit gleichgesinnten fröhlich sein kann (a.a.O.) hingewiesen. Auf den ersten Blick könnte darum als grammatischer Fehler interpretiert werden, da an dieser Stelle der Standard eine kausale Konjunktion nicht erwarten ließe. Denkbar wäre allenfalls daran, was aber nur stark eingeschränkt Sinn ergäbe, da dem Haupt- ein Nebensatz, eingeleitet mit wenn, folgt und kein zu-Infinitiv. Daher erscheint auch möglich, darum als Kausalangabe im Sinne von ‚deshalb’

zu interpretieren, nur fehlte in diesem Fall, textlinguistisch gesprochen, ein Referenzpunkt im Prätext, den dieser allein mit dem Wunsch Recht gute Unterhaltung auf Saldenburg (a.a.O.) nicht liefert. Insoweit kann eine eindeutige Kategorisierung des darum als möglicher latenter Mundarteinfluss oder gar grammatische oder syntaktische Fehlkonstruktion der Verfasserin nicht erfolgen, weshalb die Belegstelle auch in der synoptischen Darstellung aller Befunde in Kapitel 5.2 dieser Arbeit keinen Niederschlag als Regionalismus findet.

Im Brief an Franz Danzer vom 21.09.1898 sind in erster Linie lexikalische Eigenheiten hervorzuheben, die das Schreiben als eines einer Dialektsprecherin identifizieren lassen. Es ist doch ganz aus! (Danzer, S. 187) stellt einen wohl direkt aus dem Sprachgebrauch der Verfasserin übernommenen Ausruf dar, der das vorher Gesagte626 noch verstärkt und ihm

626 Wie schön Sie das Levitenlesen können! (a.a.O.)

besonderen Rang zugesteht.627 Die als Zitat oder wörtliche Wiedergabe von Gesagtem gekennzeichnete Attribuierung Hans Carossas als „g’schmacher Bua“ (a.a.O.) zeigt ein dialektales Adjektiv, welches „lieb, nett, zutraulich, gefällig“628 bedeutet. Auffallend mag die Bildung von augmentierenden Attributen sein. Sie sind erkennbar beim eben erwähnten Recht gute Unterhaltung (Liebl, S. 19), darüber hinaus bei recht sehr Sehnsucht nach der schönen Waldheimat (Danzer, S. 187), Gar so viele Meilen (a.a.O.), Leute (…), die Sie recht herzlich gern haben (a.a.O.) und sei recht vielmals und herzlichst gegrüßt (Unertl 2, S. 220). Zunächst mögen diese zweifellos den Anschein der inhaltlichen Doppelung erwecken, jedoch liegt hier das Produkt einer Mundartsprecherin vor. Die Präferenz von recht zum Ausdruck von ‚viel’

oder ‚sehr’ lässt sich im Dialekt erkennen, woraus – beinahe zwangsläufig – Doppelungen wie recht sehr entstehen können. Die Wendung Gar so viele (Danzer, S. 187) stellt allem Anschein nach sogar eine direkte Übernahme aus dem Dialekt dar.629 Ein ähnlicher Fall der Transferierung von mundartlichen Lexemen liegt beim Prädikat des folgenden Satzes: Ich bringe da nicht einmal ein herzliches Grüß Gott zuwege (Danzer, S. 188). Als Prädikat mit postponierbarem Präverb bedeutet es ‚etwas zustande bringen’, was dem Dialekt wiederum als solches jedoch unbekannt ist.

Die beiden weiteren hier behandelten Briefe sind an Auguste Unertl in Waldkirchen gerichtet und besitzen als Anredeform jeweils Meine liebe Gusti (Unertl 1, S.199; Unertl 2, S. 219).

Zwar ist Gusti die in Bayern übliche Kurzform für den Vornamen der Adressatin, jedoch liegt hier, worauf bereits an früherer Stelle kurz eingegangen wurde, nicht zwangsweise Dialekteinfluss vor. Im bairischen Raum ohnehin selten gebraucht – Auguste Unertl stammte aus Mering bei Friedberg –, wird der Vorname in weiten Teilen des deutschen Sprachraums so oder ähnlich abgekürzt.630 Vielmehr dialektal ist im Schreiben vom 27.09.1900 die Interjektion weißt (Unertl 1, S. 199, S. 200), deren standarddeutsche Entsprechung weißt du in ihrer Gesamtheit zwar ebenso als Interjektion gebraucht wird, im vorliegenden Fall weist aber das enklitische Pronomen eindeutig ein oberdeutsches Charakteristikum auf. In der Lautung der Standardsprache angepasst, liegt eine im bairischen Sprachraum recht häufig in mündlicher Konversation gebrauchte Interjektion vor, deren Verwendung, zumal da es sich

627 Wegen der erkennbar verbalen Basis dieses Ausrufs (von aus sein) wird diese Befundstelle in der quantitativ-synoptischen Darstellung innerhalb der Lexik unter die Subkategorie „Verben und Verbalgruppen“ zu zählen sein.

628 Zehetner 2005, S. 146. Zehetner gibt hierfür als Synonym das dialektale Adjektiv dàntschig an.

629 Zweifellos erlaubt auch der Standard die Bildung von gar so viele, die Tendenz, als regelmäßig augmentierendes Attribut zu dienen, ist aber der Mundart zu Eigen.

630 So nannte beispielsweise Konrad Adenauer (1876-1967) seine zweite Ehefrau Auguste, geb. Zinsser (1895-1948), „Gussie“ (vgl. Schwarz, S. 151f.).

bei der Verfasserin des Briefes um die bekennende Dialektsprecherin Emerenz Meier handelt, nicht weiter zu erstaunen vermag.

Der im weiteren Verlauf am Ende des ersten Absatzes erscheinende Satz Bei uns gehts ja nicht drauf zusammen, nicht wahr? (Unertl 1, S. 199) stellt eine direkte Übernahme einer mundartlichen Äußerung dar, die in Schriftform bei nicht, nicht wahr und zusammen sichtbaren Angleichungen unterworfen war. Neben der nicht nur mundartnahen, sondern eindeutig dialektalen Fügung nicht drauf zusammengehen im Sinne von ‚nichts ausmachen‘,

‚kein Problem ergeben’ muss die Interjektion nicht wahr erwähnt werden, stellt sie schon einen zweiten unterschiedlichen, insgesamt sogar dritten Befund dieser Art dar; sie besitzt inhaltlich in etwa die gleiche Dimension wie das oben erwähnte weißt und tritt ebenso vorzugsweise im ostoberdeutschen Sprachraum auf. An vierter Stelle in der Reihe der Interjektionen ist in diesem Zusammenhang noch auf gelt (Unertl 1, S. 199), bairisch gell, hinzuweisen; mag die Interjektion auch hyperkorrigiert angepasst sein, ist ihre Verwendung aber sicherlich der Herkunft Emerenz Meiers zuzuschreiben. Dies alles kann – soweit ein äußerst vorläufiges Zwischenfazit – als Beweis dafür dienen, dass die Autorin der Briefe nicht den Anspruch erhob, diese in möglichst reiner Hochsprache zu verfassen. Grund dafür mag sein, dass sie sich doch des Verständnisses der jeweiligen Adressaten sicher sein konnte, andererseits beweist es auch ihre tiefe Verwurzelung in der Heimatsprache.

Im Bereich der Lexik sind neben den eben erwähnten Interjektionen weitere latente wie gleichermaßen eindeutige Dialekteinflüsse zu klären. Letztgenannter Fall liegt vor bei dann wird mir schon ganz zweierlei (Unertl 1, S. 199). Die Tatsache, dass jemandem zweierlei wird, meint, dass dessen Magen zu rebellieren droht oder seine Gefühle dem eben Erlebten gegenüber ausgesprochen negativ zu bewerten sind bzw. ihm angesichts dessen unwohl wird,631 wie es der Briefeschreiberin im Kontext bei einer kalmückenhafte[n]

Frankenphysiognomie (a.a.O.) ergeht.632 In anderer Form begründet sie ihre Abneigung gegenüber den Einwohnern Würzburgs, wenn sie sie als diese Zwetschgenkuchenfresser, diese häßlichen (a.a.O.) bezeichnet. An dieser Formulierung ist das Substantiv Zwetschge zumindest zumindest gesamtoberdeutscher Provenienz, die postnukleare Attributstellung als mit wiederholtem Demonstrativpronomen gebildete Apposition, um besagte Zwetschgenkuchenfresser als häßlich zu konkretisieren, eindeutig aber bairischer.633

631 Vgl. Zehetner 2005, S. 390

632 Emerenz Meiers reichlich vorurteilsgeladene und aufgrund ihres enttäuschenden Würzburg-Aufenthalts durchaus nicht von Animositäten freie Einstellung gegenüber Angehörigen dieses bayerischen Stammes wird hier, wie auch an späteren Stellen, Auguste Unertl gegenüber bewusst und überdeutlich zum Ausdruck gebracht.

633 Diese Wiederholung ist, wie die jeweiligen Beispiele zeigen, sowohl bei Demonstrativpronomen (De Hundsbuàm, de misràblign) als auch bei bestimmtem Artikel (À Gràttlà, à greislichà) gleichermaßen möglich.

Des Weiteren als latent dialektal einzustufen ist die Verwendung des Verbs sinnieren in Ich sinniere hin und her – (a.a.O.). Allerdings muss in diesem Zusammenhang differenziert werden, da sinnieren im Sinne von ‚nachdenken‘, ‚in Gedanken versunken sein‘ ursprünglich gesamtdeutsch gebraucht wurde mit verstärkter Tendenz im oberdeutschen Bereich, inzwischen aber im Allgemeinen als mehr landschaftlich empfunden wird.634 Weitere Befundstellen lexikalischer Natur im Brief vom 27.09.1900 sind das Verb spannen für

‚merken‘ in Er spannte also wenigstens was (a.a.O.) sowie der direkt dem Dialekt entnommene und zumindest teilweise an die Hochsprache angepasste Satz Es ist a fade G’schicht (Unertl 1, S. 200). Die Verwendung des Apostrophs zeugt davon, dass sich Emerenz Meier dieser Anpassungen durchaus bewusst war. Die parallele Existenz des bairischen Indefinitartikels a und der standarddeutschen Flexionsform ist wiederum Zeichen für den anscheinend ernsthaft unternommenen Versuch der Standardanpassung, der jedoch nicht derart stark sein konnte, die sprachlichen Wurzeln zur Gänze in den Hintergrund rücken zu lassen. Im zweiten Brief an Auguste Unertl vom 21.11.1901 soll zunächst der Kausalsatz da die Frau die Kochenlernerin ausgeschafft hat (Unertl 2, S. 220) betrachtet werden, beinhaltet er neben dialektalen Lexemen auch morphologische Eigenheiten. Das Substantiv Frau bezieht sich weniger auf eine bestimmte, namentlich vielleicht im Prätext erwähnte Dame, sondern vielmehr auf Emerenz Meiers Vorgesetzte im Haushalt des Brauereibesitzers Carl Hellmannsberger in Straßkirchen,635 dessen Ehefrau. Diese Bezeichnung für die Dienstherrin ist vor allem in der ländlichen Dienstbotengesellschaft des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts verbreitet und speist seine Bedeutung noch aus dem mittelhochdeutschen vrouwe.636 Vor gleichem gesellschaftlichen Hintergrund ist auch ausschaffen zu sehen, ein zwar überregionales, doch aber charakteristisch ostoberdeutsches Verb, das gleichbedeutend mit ‚entlassen’ ist.637 Morphologisch interessant erscheint die Bildung einer Lehrerin, die für die Vermittlung des Kochens zuständig ist, nämlich Kochenlernerin. Die Verwendung von lernerin als zweite Konstituente des Kompositums mag aus heutiger Sicht als archaisch einzustufen sein; bei Betrachtung der der ersten Konstituente fällt auf, dass diese aus dem Basismorphem {koch-} sowie dem Fugenelement -en- besteht, ähnlich wie bei Zeichenlehrer.

Diese Art der Wortbildung muss nach eingehender Recherche nicht als latentes Dialektcharakteristikum eingestuft werden, sondern ebenso als eine vergleichsweise veraltete,

634 So bringt Grimm als Belegstellen u.a. Georg Karl Frommann (1814-1887) und Ludwig Anzengruber (1839-1889) und versieht seinen Artikel mit dem Hinweis „besonders in mundartlicher rede verbreitet, so oberbair.“

(Grimm Bd. 16, Sp. 1179), Schmeller und Zehetner führen „sinnieren“ nicht auf (vgl. hierzu Schmeller Bd. 2, S.

1251, sowie Zehetner 2005).

635 Vgl. hierzu Unertl 2, S. 220, FN 1 (eingefügt durch den Herausgeber)

636 Vgl. Hennig, S. 445; die Schreibung mit <f> ist seltener, aber ebenso möglich.

637 Zehetner 2005, S. 57: Er führt als Synonyme hierzu vertreiben, ausweisen an.

beinahe archaische Möglichkeit betrachtet werden, lässt sich schon allein das in Rede stehende Substantiv Kochenlernerin in verschiedenen Texten des 19. und auch 20. sowie in einem Wörterbuch der Mitte des 20. Jahrhunderts belegen.638 Die in den ersten Brief an Auguste Unertl eingefügten Zitate können als Befund- und Belegstellen nicht verwendet werden, stellen sie doch die zumindest sinngemäße Wiedergabe von Äußerungen anderer Personen dar. Ebenso verhält es sich natürlich mit der Franz Danzer in den Mund gelegten Aussage „adie Du alter Wald mit Deinen Bewohnern, der Franzl will nie mehr etwas von Euch wissen! Ubi bene, ibi patria.“ (Danzer, S. 187f.).

Wie unter der Rubrik Lexik bereits angesprochen, verwendet Emerenz Meier in ersten Brief an Auguste Unertl das Wort zweierlei, um ihr Unbehagen kenntlich zu machen. Dies steht in einem bestimmten Bedeutungszusammenhang, jedoch lässt sich an zwei weiteren Stellen der betrachteten Schreiben zum Ausdruck von Vielfältigkeit ein gleiches Wortbildungsmuster erkennen, bestehend aus dem Fugenelement -er- und dem Suffix {-lei} zur Produktion von Gattungszahlwörtern: Ich lerne hier in der kaufm[ännischen] Schule: (…) und noch zehnerlei (Unertl 1, S. 200) sowie Ich könnte Dir hunderterlei erzählen (Unertl 2, S. 220). Diese aus Kardinalzahlen gebildeten Zahlwörter welche indeklinabel sind, werden in der Sprachwissenschaft als standardsprachlich aufgefasst.639 Es bleibt jedoch festzuhalten, dass gerade die Bildung von Gattungszahlwörtern aus bestimmten Numeralia640 im Bairischen häufiger erfolgt als in anderen deutschen Dialekten oder gar im rein standardsprachlichen Bereich. Aus diesem Grund können zehnerlei und hunderterlei durchaus als Regionalismen verstanden werden.

Vom Befund her umgangssprachlich erscheint die Flexion des Substantivs in ein paar Tag lang (Unertl 1, S. 199), sie ist jedoch dem dialektalen Hintergrund der Autorin geschuldet und kann daher als latenter Dialektismus angesehen werden. Derselbe Fall liegt vor bei diversen Apokopen in Verbalformen sowie der Kontraktion von Verbalformen mit nachfolgendem Pronomen: Ich hab es nur hingeschrieben (Danzer, S. 188), Ich freu mich schon (Unertl 1, S.

200), hab ja kein einziges (a.a.O.), Nun behüt Dich Gott für heute (a.a.O.), daß Sie’s wissen (Danzer, S. 187), ists nicht groß genug? (a.a.O.), Ists deswegen (Danzer, S. 188), Du weißts schon (Unertl 1, S. 200), Jetzt ists doch besser (Unertl 2, S. 219), behüt Dich Gott (Unertl 2, S. 220), Wenn ich Gelegenheit hab (a.a.O.), Der wenns wüßte!(a.a.O.).641

638 Als Belegstellen gelten hierfür: Noë, S. 115; Rizzo-Baur, S. 109, Heyse, S. 16

639 Vgl. Duden Bd. 4, S. 277 (§470) und S. 552 (§1010, FN 2)

640 Auf Basis unbestimmter Numeralia, woraus z.B. keinerlei oder vielerlei entsteht, verhält sich in der Standardsprache der Fall gegenteilig.

641 Der hier gebrachte Beleg wird bei der Betrachtung textgrammatischer Strukturen des Bairischen erneut eine Rolle spielen.

Als latent dialektal einzustufen ist die Bildung von Adverben mit dem Suffix {-weise}, welches in Und da muß er dich heimlicherweise fragen (a.a.O.) auftritt, allerdings in seiner standarddeutschen Entsprechung ohne Apokope. Allein aber schon die Tatsache seiner Anwendung deutet auf das Bairische hin, wo das Suffix, wie auch aus dem zeitgenössischen Gebrauch der Mundart, dem die folgenden Beispiele entstammen, erkennbar ist, auf fast alle adjektivischen und verbalen Basen anwendbar ist: verkehrterweis, netterweis, auch bussierenderweis.

Dialektale Einflüsse im Bereich der Syntax sind nur an manchen Stellen erkennbar. Die Spitzenstellung des Partizip II im Falle eines zweigliedrigen Partizips, welche im Satz Gefoppt habe ich Carossa nicht (Danzer, S. 187) auftritt, ist eindeutig bairisch. Erneut dialektal begründet ist an manchen Stellen ebenso die Verwendung mundartlicher Abkürzungen von Nomina propria, so erkennbar bei Franzl als gängige Verkleinerungsform (Danzer, S. 187f.) und bei Schorsch (Unertl 1, S. 199). Beinahe durchgehend konsequent verfährt Emerenz Meier bei der Verwendung von Eigennamen mit bestimmtem Artikel (Unertl 1, S. 199: dem Schorsch (…) dem Georg (…) der Franziska; Danzer, S. 187: der Franzl), eine Ausnahme bildet – trotz Artikel an anderer Stelle – Franziska (Unertl 1, S. 200).

Ihren eigenen Vornamen kürzt die Autorin im Übrigen nie ab, obgleich sie sicherlich von ihrer familiären Umgebung Senz oder Senzl gerufen wurde. Bei der Verwendung von Nomina appellativa bzw. Nomina vulgaria verfährt Emerenz Meier ganz mit der Mundart konform. So bezeichnet sie die ehemalige Oberndorfer Posthalterin, deren Vorname Theresia lautet, mit Posttheres (Danzer, S. 188).