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3. DAS HANDBOOK-OFFICE

3.11. Aspekte der Publikation

Dies war in ihren Augen einer der Gründe, warum es zu dem Zeitpunkt mit dem Handbook-Projekt nur schleppend voranging. Es bestand ein insgesamt also ambi-valentes Verhältnis zum PhD-Titel.

know how much it costs ... to buy the paper, to print it, to bind it. But that isn't the major cost. So they just sort of arbitrarily picked a figure, and in the beginning it was reasonable, very cheap." (Interview Dr. Carl Thomas).

Der niedrige Preis war im Laufe der Geschichte des Projektes für einen privat-wirtschaftlichen Verlag Anlaß gewesen, sich zu beschweren und zu versuchen, die Herausgabe zu stoppen, um selber ein ähnliches Projekt ohne Konkurrenz durch das "Handbook of ..." herausbringen zu können (die nachfolgenden eingesetzten Namen sind fiktiv):

"Jones was at that time working for History Publication as an editor. He at one point complained officially, wrote to the Johnson, saying: 'This is unfair competi-tion. You're selling this thing so cheaply that commercial publishers and people like History Publication can't compete.'" (Interview Dr. Carl Thomas).

Die Beschwerde wurde aber zurückgewiesen und das Handbook konnte weiter-hin durch das PPB fertiggestellt und vertrieben werden. Nicht nur der Preis sollte niedrig sein, um für viele erschwinglich zu bleiben; von jedem veröffentlichten Band sollten außerdem eine Anzahl an Freiexemplaren verschickt werden, die bei einem privatwirtschaftlichen Verlag in die Preiskalkulation der anderen Bände eingeflossen wären und den Preis nochmals erhöht hätten. Der Versand dieser Stücke erfolgte durch Linda Smith im Redaktionsbüro an Rezensenten und durch das Public Printing Bureau anhand einer von Dr. Thomas erstellten Liste an öffentliche Bibliotheken und Museen im In- und Ausland:

"When the books are published, I get to distribute them to the libraries. ... We worked up a national list and an international list of libraries, and when a book first comes out, the volumes are distributed to these libraries. Now this is aside from ... the congressional depository libraries. Those are libraries, that ... recieve Government subsidies, and they are on a list. ... They are sent ... a booklet of all the government publications that exist, and they can select the ones that they would like to receive free of charge. I can't remember the exact number, but we get just hundreds of books that are printed just to go to depository libraries."

(Interview Linda Miller).

Obwohl der Vertrieb des fertigen Produktes durch das Public Printing Bureau erfolgte (erfolgen sollte), und die Redaktion damit offiziell nichts zu tun hatte, legte das Handbook-Büro nach der Veröffentlichung eines neuen Bandes jeweils einen kleinen Informationsprospekt neu auf, der die Serie und die bisher veröffentlichten Bände mit ihren Preisen vorstellte:

"Linda and Martha get together and design [the brochure] and decide what to put in it. ... And we do that just to assist, but we don't need to. We just do that be-cause people always are asking us, 'How can we buy the book?', and rather than saying 'Here's the phone number, call PPB', we want to be a little more helpful to people, so we send them this brochure." (Interview Helen Berlusconi).

Das Public Printing Bureau war zuständig für Gesetzestexte, Regierungsdoku-mente und Formulare, aber auch für öffentlich finanzierte Publikationen, "any

publi-cation done by a government agency is supposed to be published by the Public Printing Bureau", so Dr. Thomas. Den Kontakt zum Public Printing Bureau hatte zu-nächst die institutseigene Johnson Institute Press (JIP) hergestellt; danach lief die Kommunikation direkt zwischen Handbook-Büro und Public Printing Bureau, vor-nehmlich über Helen Berlusconi als Ansprechpartnerin:

"She [Helen Berlusconi] still is production manager, meaning she has all the dealings with PPB as far as getting the contract, the typesetting and printing. She is the one that goes on the print-run to make sure that everything is ok in that aspect." (Interview Linda Miller).

Einen weiteren Punkt hatte JIP noch zum Gelingen des Projektes beigetragen:

einer ihrer Designer hatte das für das Handbook

Über die Wichtigkeit der äußeren Gestaltung, z.B. als ausschlaggebenden Kaufimpuls, berichtet Radziewsky (1994). "Bücher brauchen eine Identität", wie sie am Beispiel der Reclam-Heftchen zeigt: (fast) jedem im deutschsprachigen Raum ist die Erscheinung der kleinen gelben Bändchen aus dem Schulunterricht bekannt, auch wenn "der Inhalt ... längst vergessen [ist]." (Radziewsky 1994). Ein anderes Beispiel sei die Reihe Suhrkamp-Taschenbücher, die nicht nur als Informationsträ-ger für Intellektuelle dien(t)en, sondern auch als 'Erkennungszeichen' untereinander.

Und die Brockhaus Enzyklopädie steht nicht nur aus Gründen der Neugierbefriedi-gung im Regal, sondern durchaus auch als nach außen gerichtetes Zeichen im Sinne von 'Wir haben Bildung', wie ein Werbe-Film über die Brockhaus Enzyklopädie suggeriert.

charakteristische Erscheinungsbild gestaltet und dabei, nach Ansicht von Dr. Thomas, gute Arbeit geleistet.

Levitt und Nass (1989: 192) berichten über Editoren von Unterrichtsbüchern, die sich den Erfolg eines bestimmten Buches nicht allein aus dem Inhalt erklären konn-ten; gelegentlich war es ihrer Meinung nach die Farbe eines Einbandes oder die Form eines Buches, die es erfolgreich sein ließen.

Der an den Inhalt des "Handbook of ..." gelegte hohe Qualitätsanspruch bezog sich auch auf das äußere Erscheinungsbild der einzelnen Bände. Da eine lange Nutzungszeit vorgesehen war, mindestens die bereits angesprochenen 75 Jahre, mußten das Papier und der Einband eine lange Lebensdauer garantieren.

"We searched untill we found a paper that supposedly would not age, or curl, or yellow or whatever in a 75 years ... [and which has] the most hardest binding. ...

Everything here is quality, first quality." (Interview Helen Berlusconi).

Da die Verarbeitung einen guten Eindruck hinterlassen hatte, wurde sie auch von Rezensenten hervorgehoben:

"This tome ... measures some 223 cm x 288 cm in size, with well over 800 pages of packed, though very readable, type; it includes fully 64 pages of bibliography and 33 pages of index, a great many maps, and literally hundreds of photogra-phs and drawings. All this, and it is well bound too, printed in clear type on good paper, and remarkably easy to handle. This is the fifth [sic!, fourth] volume to be

published since 1978, but if it is any indication of the overall quality of the edition, then virtually everyone who can read should be strongly urged to purchase this incredibly useful set for generations of pleasure and value." (Rezension des Bandes 6 in einer kanadischen Fachzeitschrift, 1982).

Mit dem 1988 veröffentlichten Band gab es diesbezüglich jedoch Probleme, da bei einigen Kunden der Band nach kurzer Zeit auseinanderfiel und ersetzt werden mußte. Solche Qualitätsunterschiede waren auf unterschiedliche Druckereien zu-rückzuführen, die die jeweilige technische Produktion der Bücher übernahmen, denn bei jedem Band erfolgte durch das Public Printing Bureau eine neue öffentliche Aus-schreibung zur Fertigstellung des Bandes, um den günstigsten Anbieter zu ermitteln.

Die Trennung der technischen Produktion von der Textarbeit brachte einige Nachteile mit sich, da die Redaktion keinen weiteren Einfluß auf den Fortgang und den Vertrieb nehmen konnte. Wie bereits am Fall des Bekannten von Dr. Agostini angesprochen (s. S. 109), gab es Probleme mit dem Vertrieb des Handbooks

Das

durch das Public Printing Bureau an Einzelpersonen. Anders als bei privatwirtschaftlichen Verlagen, die ein Buch nicht nur produzierten, sondern erst durch den Vertrieb, also den Verkauf, ihr Dasein sicherten, war bei den am Handbook-Projekt beteiligten In-stitutionen die jeweilige Aufgabe mit der Textarbeit, bzw. der Herstellung abge-schlossen. Der Vertrieb nahm nur eine nach- und untergeordnete Position ein, da ein wirtschaftlicher Gewinn oder ein monetärer Rückfluß nicht Ziel der Herausgabe war. Während sich die Mitglieder der Handbook-Redaktion mit ihrem Produkt identi-fizierten, war es, so klang es zumindest aus Sicht der Redaktion, für das Public Prin-ting Bureau ein Produkt unter vielen, dem sie keine besondere Bedeutung beimaßen und das sie aufgrund mangelnder Kenntnisse des Werkes auch nicht überzeugend vertreten konnten. Aus diesem Grunde wurde der Informationsprospekt durch das Handbook-Office gestaltet und verteilt, da es bei Anfragen an das Johnson Institute der zuständige Ansprechpartner war. Die Ankündigung eines neuen Bandes an die Presse übernahm ebenfalls das Johnson Institute.

Handbook

"And one of the problems that we [have is] ... we can calculate [only] roughly how much income [the

wurde also weniger als Ware gesehen, sondern mehr als ein zur umfangreichen Verbreitung hergestelltes Informationsprodukt. Wieviele Exemplare überhaupt verkauft worden waren, wußte im Handbook-Büro niemand so genau.

Ausgehend von den Auflagezahlen (von manchen Bänden existierte 1993 bereits die dritte Auflage) konnte ungefähr abgeschätzt werden, wieviele verkauft worden waren und wieviel Geld durch den Verkauf hereingespielt worden war.

Handbook

Es war, wie bereits angesprochen (s. S. 17), eine der ersten Aktionen von Debo-rah Ruben nach ihrem Amtsantritt gewesen, Verkaus- und Umsatzzahlen einzuho-len, um gegenüber der mit Budgetkürzung und Schließung drohenden

has made], since we know the prices that the PPB has charged, and we know the number of copies printed. We don't always know how many they have got unsold." (Interview Dr. Carl Thomas).

on argumentieren zu können. Ihrer Meinung nach hatten diese Zahlen vorher nie-manden interessiert, da ausschließlich die Herausgabe im Vordergrund stand und keine monetären Motive:

"And contrary to a lot of peoples' perceptions that the Handbooks are mostly for scholars and experts, the Handbook has made almost three million dollars, ...

which is what blows my mind, but that was news to people here untill I came. ...

This is one of the few revenue generating entities in the entire Johnson. ... It was news to my boss, the chairman of the departement, ... to the director of the mu-seum, to many persons in the museum... when I read them the figures on how much money the Handbook made. ... The public is buying the volumes, ... Aca-demia hasn't got three million dollars for the Handbook, but the public. ... But the realities, this being a revenue generating entity, was unknown to everybody. 'Oh really, the Handbook

Das entscheidende Problem lag aber genau in diesem Punkt begründet. Da aus dem Verkauf des

is making that much money?'". (Interview Deborah Ruben).

Handbook

"That's not illogical, but when you're about to kill the goose that lays the golden eggs, how many projects in the Johnson generate a profit. Pardon me! So I found it ludicrous that ... [the Secretary of the Johnson] would say to me 'Well, why should we keep going on doing the

zwar Millionen von Dollar eingespielt worden waren, diese aber an das Finanzministerium und nicht an das Johnson Institute gingen, war letzteren daran gelegen, das Projekt so schnell wie möglich voranzutreiben, zur Not auch zu schließen:

Handbook

"So we can't say, 'Look, we've made so and so much money for the treasury, so you've got to keep us going, because it's an income producing entity.' The treas-ury is not in charge, it's the Johnson Institute ... who is fighting with Congress every year to get [money] ...

at all?'" (Interview Deborah Ruben).

So if ... Congress Approbriation's Committee says 'What's this line you'll got?

What ever it is, ... a hundred thousand dollars for this publication and it's been for the last three or four years. Where is the publication? Cut!' Then the Johnson has to find it from someplace else from their cut budget or kill it. So ... there are advantages and disadvantages to running it as an institutional thing rather than privately." (Interview Dr. Carl Thomas).

Die Verkaufszahlen, bzw. Produktionszahlen aus dem Public Printing Bureau spiegeln allein aber nicht den Umfang der tatsächlich verkauften Exemplare wieder, da die institutseigene JIP ebenfalls, auf ihre eigene Weise, am Verkauf der Hand-book

"The Johnson Institute Press ... has got this trick of finding out from the Public Printing Bureau ... what company is hired to do the printing and binding and then independently getting in touch with them and ordering an overrun. So they get several hundred copies at only the price of an overrun, which is ... very much cheaper than the Public Printing Bureau's pay. ... Then they stock them and they sell them, and they can give a discount that makes sense to publishers. The PPB

-Serie beteiligt war:

won't give anything more than a 25% discount which doesn't pay publishers to stock it and sell it. ... But the Johnson Press, since ... they've got them much cheaper by kind of an end run around the PPB, can offer discount." (Interview Dr.

Carl Thomas).

Von diesen Einnahmen sah das Handbook-Projekt ebenfalls nichts, konnte da-gegen aber nichts unternehmen. Daß die JIP überhaupt diesen Weg beschritt, schien die These von Ruben zu bestätigen, daß es eine genügend große Anzahl an Interessenten für das Handbook auch über sogenannte Spezialistenkreise hinaus gab, um überhaupt eine Ausgabe nachdrucken zu lassen. Das Wissen aus den Handbook

"It has had an enormous effect on scholarship. Over and over again, you find people using maps that come out of the

-Bänden fand seinen Weg aber ebenso in die Öffentlichkeit über andere Wege, ohne daß es dafür immer auch als Quelle angegeben wurde:

Handbook, without crediting the book, Illustrations that come out of the Handbook without crediting the Hand-book, ... All the commercial publishers who have been turning out books on [this population group], the television documentaries on [this population group], ...

have all gone to the Handbook to find maps, illustrations, texts, ... If you know the Handbook, you can see this material coming up over and over. So it's had an enourmous impact on the state of knowledge and the nature of the knowledge which people know, accept about [these] people in the United States. ... But, people who don't know that, I mean what [LL] did on his television program, [and]

what [KK] did, relied heavily on the Handbook Das im

, although it's not cited as a source." (Interview Dr. Nancy Peters).

Handbook zusammengetragene Wissen hatte anscheinend für einige den Status von Allgemeingut bekommen, dessen Quelle, wie es mit Wissen aus Enzyklopädien üblich zu sein schien, nicht extra erwähnt werden mußte. Obwohl es Dr. Thomas etwas fuchste, daß das Copyright des Handbook

Daher war ihm von Anfang an daran gelegen, diese Nutzung voraussehend und erhoffend, die nach seiner Auffassung qualifiziertesten Autoren für das Projekt zu gewinnen und eine neutrale und möglichst objektive Darstellung zu erreichen. Um den Lieferanten der Kapitel einen Anreiz zu bieten (das mit der Teilnahme am Handbook-Projekt verbundene Prestige) waren die Beiträge, anders als bei anderen Enzyklopädien und Lexika, mit dem Namen der jeweiligen Autoren versehen. Daher erfolgte auch die gründliche Überarbeitung mit eigenem Personal im Handbook-Bü-ro, um den angestrebten Qualitätsstandard gewährleisten zu können, der noch dazu dem Johnson Institute als tragender Institution und 'öffentlich anerkannten Autorität

so wenig geschützt und beachtet wurde, ging es ihm wohl überwiegend darum, mit Herausgabe der Se-rie einen Ausgangspunkt zur Veränderung des allgemeinen, oft stereotypen Anse-hens der Themengruppe in der breiten Öffentlichkeit zu schaffen und desweiteren für die zukünftige (wissenschaftliche) Beschäftigung mit ihr Minimalanforderungen (was die Bildtitel betraf) und Vereinheitlichungen (Linguistik) vorzugeben. Hinter diese Ziele traten urheberrechtliche oder gar wirtschaftliche Überlegungen zurück.

für strittige Fragen' angemessen zu sein hatte. Dazu war es ebenfalls notwendig, wie bereits mehrfach angesprochen, gewisse Verfahrensregeln zur Standardisierung der einzelnen Beiträge vorzugeben, extern an die Autoren und intern an die Redaktion.

Diese Arbeit wurde auch öffentlich anerkannt, was im nächsten Abschnitt

"Rezeptionen" angesprochen werden wird. 1979 erhielt "The Staff of the Handbook of ..." im Rahmen des "Blue Pencil Award for Outstanding Government Publications"

der National Association of Government Communicators eine Ehrenauszeichnung (Honorable Mention) in der Kategorie Bücher für ihre Arbeit und die Produktion des Bandes Nr. 8. Auch von Rezensentenseite wurde die Serie vielfach gelobt. Hier als Beispiel für die komplette Serie eine Besprechung des Bandes 5:

"The production of this book is superb. It is illustrated with hundreds of photo-graphs many from private collections and archival ressources which were se-lected by members of the permanent editorial staff. The figures are clearly drawn and the type face is large enough not to strain one's eyes. Very few errors were noted in either the text or the bibliography. Both the bibliography and the index are well prepared and invaluable to the specialist fieldworker and the interested layperson. It is impossible to overstress the importance of this work as a refer-ence manual ... . That this opinion is shared by many others is borne out by the fact that the first printing was sold out within weeks of publication." (Rezension des Bandes 5 in einer kanadischen Fachzeitschrift, 1982).