• Keine Ergebnisse gefunden

4.10 Expression von Zytokinen im Serum

4.10.1 Analyse des Maus-Serums aus dem trans vivo Modell

Aus dem Kollektiv der gesammelten Maus-Seren standen letztendlich, außer aus der Gruppe geprimte PBMC, von allen Gruppen genügend Proben zur weitergehenden Untersuchung zur Verfügung, wenngleich nicht in jeder Gruppe alle Proben messbar waren. In Abb. 4.15 A-D

entsprechenden Balken angegeben. Da all diese Proben in ein und demselben Durchlauf gemessen worden waren, waren die ermittelten absoluten Konzentrationen uneingeschränkt untereinander vergleichbar. Bei allen vier der analysierten Zytokine war die Expression im Serum von Mäusen, die keine Antikörper erhalten hatten (negative Kontrollgruppe sowie naïve PBMC), am geringsten. Interessanterweise war der Zytokinspiegel in Tieren die mit naïven allogenen PBMC rekonstituiert worden waren hier sogar geringgradig niedriger als in der negativen Kontrollgruppe. In Mäusen welche zwar anti-CD8 mAb erhalten hatten, jedoch nicht mit porzinen Zellen rekonstituiert worden waren (Gruppe CD8 mAb), war die Zytokinkonzentration im Serum annähernd gleich wie in der negativen Kontrolle. In der Gruppe CD4 mAb jedoch war in allen Parametern ein Anstieg zu erkennen, der etwa dem der Gruppe naïve PBMC+CD8mAb entsprach. Eine deutlich vermehrte Zytokin-Expression gegenüber der negativen Kontrolle war in der Gruppe naïve PBMC+CD4mAb zu erkennen.

.

Abb. 4.15 A-D: ABSOLUTE ZYTOKIN-EXPRESSION IM SERUM POZINISIERTER MÄUSE. Tiere der in schwarzen Balken dargestellten Gruppen wurden mit porzinen allogenen PBMC rekonstituiert, die Tiere der in grauen Balken dargestellten Kontrollgruppen erhielten anstatt Zellen physiologische Kochsalzlösung. Entlang der X-Achse ist aufgetragen, welche Gruppen zusätzlich am Tag der Bronchusverpflanzung noch monoklonale Antikörper erhielten.

Die Auswertung der Minipig-Seren gestaltete sich methodisch aufwendig, da die Experimente über den Zeitraum einiger Jahre hinweg stattfanden und folglich die Proben zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf unterschiedlich Platten gemessen worden waren. Das Problem hierbei lag darin, dass die ermittelten Standardkurven aus verschiedenen Messungen voneinander abwichen. Somit waren die absoluten Konzentrationen aus verschiedenen Messungen untereinander nicht ohne weiteres vergleichbar. Um dieses Problem zu lösen, wurde der Mittelwert des ‚Null-Zeitpunkts‘, also der Zeitpunkt zu welchem die Tiere weder medikamentös, noch durch Bestrahlung oder mit Spenderantigen behandelt worden waren, gleich 100 % gesetzt. Bei den perioperativ induzierten Tieren handelte es sich dabei um den POD 0, bei Tieren mit vorgezogener Induktion analog um POD -28. Die folgenden Messzeitpunkte spiegeln also keine absoluten Werte wider, sondern sind als relative Entwicklung gegenüber dem Null-Zeitpunkt zu betrachten. Da die Tiere bis zum postoperativen Tag 28 eine pharmakologische Immunsuppression erhielten, schien es sinnvoll dem Tag 0 den postoperativen Tag 70 gegenüber zu stellen, zu diesem Zeitpunkt konnte davon ausgegangen werden, dass die Tiere ihre Immunkompetenz zurück erlangt hatten und gegebenenfalls auf die Spenderlunge reagieren würden. Dieser Annahme lag die Beobachtung im gewählten experimentellen Modell zugrunde, dass bei Kontrollexperimenten ohne erfolgreiche Induktion von Transplantationstoleranz regelmäßig um den Zeitpunkt POD 70 die allogene Lunge abgestoßen wird. Bei den präoperativ mit Spenderantigen konfrontierten Tieren kamen neben dem Null-Zeitpunkt an POD -28 und dem POD 70 noch der POD 0 hinzu.

Da in einigen Gruppen die Serumproben nur sehr unvollständig auffindbar waren, sind im Folgenden nur die beiden Gruppen miteinander verglichen worden, die in Bezug auf das mediane Überleben ihres Transplantates das längste (IRR+SpTx POD 0, über die Hälfte der Tiere stießen die Lunge nie ab), und das kürzeste (mAb+SpTx POD-28 Gruppe, bei welcher das mediane Überleben bei lediglich 14 Tagen lag) aufwiesen. Hier jedoch ist der Unterschied in der relativen Entwicklung der Zytokin-Expression eindrücklich nachzuvollziehen (Abb.

4.16 A-D). Während in der IRR+SpTx POD 0 Gruppe bei keinem der hier analysierten Zytokine ein nennenswerter Unterschied zwischen POD 0 und POD 70 zu erkennen ist, stieg in der mAb+SpTx POD-28 Gruppe die Expression nach Antikörperverabreichung und Antigenkontakt an POD -28 bis zum POD 0 in allen Parametern stark an. Da für die Messung der Zytokin-Konzentration an POD 70 nur Proben von zwei Minipigs zur Verfügung standen und die Ergebnisse eine große Abweichung aufwiesen, sind sie mit Vorsicht zu betrachten. Im

Trend zu beobachten war, aber kaum von der an POD 0.

Abb. 4.16 A-D: RELATIVE ZYTOKIN-EXPRESSION IM SERUM VON MINIPIGS. Die relative Entwicklung der Zytokin-Konzentration nach Konfrontation mit dem Spenderantigen in der Gruppe IRR+SpTx POD 0 zu den Zeitpunkten POD 0 und POD 70 wurde der Gruppe mAb+SpTx POD -28 zu den Zeitpunkten POD -28, POD 0 und POD 70 gegenüber gestellt.

5 Diskussion

5.1 Experimentelles Design

5.1.1 Inkompatibilität der genetischen Phänotypen

Ziel der im Rahmen dieses Großtiermodells durchgeführten Untersuchungen war es, unter allogenen immunologischen Voraussetzungen eine spezifische Toleranz des Empfängers gegenüber dem Spender-Haupthistokompatibilitätskomplex zu schaffen. Ein verlängertes Transplantatüberleben sollte dem protolerogenen Effekt des herangezogenen Induktionsprotokolls zuzuschreiben sein und nicht auf einer zufälligen Übereinstimmung der Oberflächenantigene von Spender und Empfänger beruhen. In den für diese Experimente ausgewählten Spender/Empfängerpaaren wurde prospektiv nur eine SLA I-Typisierung durchgeführt, welche im Wesentlichen serologisch erfolgen konnte. Eine retrospektive Überprüfung der Diversität im SLA II Lokus wurde auf ausgewählte langzeitüberlebende Empfänger und deren Spender beschränkt, da hierfür eine Sequenzierung des SLA-DQ Lokus notwendig war. Die langzeitüberlebenden Tiere #97204, #92567 und #73259 wurden exemplarisch auf die SLA II Inkompatibilität mit ihrem Spender hin untersucht. Diese Tiere wiesen alle eine Diversität in mindestens einem Nukleotid auf. Der Verzicht auf die routinemäßige Sequenzierung des SLA II Lokus folgte vor allem praktischen Erwägungen.

Zum einen stellte im Jahre 2006 die Gruppe um Sahara et al. fest, dass im porzinen Lungentransplantationsmodell die antigene Bedeutung von MHC II für die Transplantatabstoßung geringer ist, als die von MHC I (38). Zum anderen ergaben Untersuchungen des SLA II Lokus aus vorangegangenen Experimenten der eigenen Arbeitsgruppe bereits, dass der Grad der Auszucht dieser Schweine offensichtlich so hoch ist, dass bei keinem der überprüften Spender/Empfängerpaare eine hundertprozentige Übereinstimmung gefunden werden konnte (89). Diese Erkenntnisse und die Tatsache dass in einem Großteil der Tiere eine Abstoßung des Transplantates stattfand, welche ja auf eine MHC Inkompatibilität schließen lässt, ließen den zusätzlichen Aufwand für eine routinemäßige prospektive Untersuchung des SLA II Lokus als unnötig erscheinen.

5.1.2 Wahl des im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Induktionsprotokolls

Die Erzeugung von Toleranz gegenüber einem MHC-inkompatiblen, transplantierten Organ ist eine Thematik, welche weltweit eine Vielzahl von Arbeitsgruppen beschäftigt. Trotz jahrzehntelanger Bemühungen wurde bisher kaum ein Protokoll beschrieben, welches diese Vision in zuverlässiger Weise erfüllt. Entweder scheiterten die untersuchten Protokolle an der

Einsatz in der klinischen Transplantation fragwürdig wäre. So ist es im Großtier-Lungentransplantationsmodell unserer Arbeitsgruppe bereits gelungen, durch eine perioperative nicht-myeloablative Bestrahlung, in Verbindung mit einer Infusion von Spendersplenozyten recht zuverlässig eine andauernde Toleranz gegenüber der transplantierten Lunge in Abwesenheit von pharmakologischer Immunsuppression zu induzieren (9). Allerdings wird davon ausgegangen, dass die Nebenwirkungen der Bestrahlung für eine Umsetzung dieses Protokolls in der Klinik hinderlich wären. Dennoch wurde durch die Entwicklung dieses Protokolls der Grundstein für die weiterführenden Arbeiten unserer Forschungsgruppe gelegt. Es wird spekuliert, dass das Schaffen einer Nische durch die Eliminierung alloreaktiver Empfängerzellen zum Zeitpunkt der Übertragung von Spendergewebe in den Empfängermechanismus, insbesondere wenn zusätzlich zu den aus der Spenderlunge ausgeschwemmten Zellen noch Spendersplenozyten verabreicht wurden, ein Mechanismus sein kann, der in diesem Modell zu einer spenderspezifischen Toleranz führt.

Seither wird in unserer Gruppe nach einem Ersatz für Bestrahlung zur suffizienten aber verträglicheren Eliminierung alloreaktiver Zellen gesucht. Wie eingangs unter 2.7.3 beschrieben, führte in einem Nagermodell die Administration eines depletierenden anti-CD4-Antikörpers in Kombination mit Donor-Antigen 28 Tage vor der Transplantation von allogenen Herzen zu einer Toleranz gegenüber dem Transplantat (147,163). Für das Überleben des Transplantates waren residuale CD4+ Zellen, welche der Depletion entkommen waren und die sich aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer regulatorischen Subpopulation ausdifferenziert hatten, essentiell. Deshalb wurde angenommen, dass ein nicht-depletierender CD4-Antikörper noch erfolgreicher sein könnte. Darauf konnte gezeigt werden, dass sich durch die einmalige Administration eines nicht-depletierenden Antikörpers, gefolgt von einer spenderspezifischen Splenozyteninfusion, eine unendliche Toleranz gegenüber allogenen Rattenherzen erzeugen ließ (164). Die gezielte Depletierung/Einschränkung der Funktionalität von Empfängerlymphozyten erschien uns ein geeigneter Ansatz. Auch die zeitliche Varianz, eine Toleranzinduktion schon 28 Tage vor der Transplantation zu initiieren, stellt im Setting der Lebendlungenspende eine interessante Option dar. Indem Manipulationen schon in einigem zeitlichen Abstand vor der eigentlichen Transplantation vorgenommen werden, fallen deren mögliche Nebenwirkungen nicht in den unmittelbaren Zeitraum der Operation und entzerren so die Belastung für den Patienten. Wie bereits erwähnt stellt die Translation eines im Nagermodel erfolgreich durchgeführten Protokolls ins Großtiermodell einen kritischen, aber sehr wichtigen Schritt dar. Sowohl immunologisch als auch physiologisch sind Schweine

Nagermodellen getesteten Protokollen im Großtiermodell ist also unumgänglich. Auch aufgrund der inzwischen verfügbaren unterschiedlichen genetischen Stämme haben sich Schweine als geeignetes präklinisches Großtiermodell etabliert (165). Das im Rahmen dieser Arbeit untersuchte potentielle Toleranzinduktionsprotokoll entstand also aus der Verknüpfung des in der Arbeitsgruppe von K.J. Wood erarbeiteten Nagermodells, in welchem die gezielte Eliminierung von T-Helferzellen während der Exposition von Donor-Antigen erfolgreich eine Immunantwort gegen das Transplantat verhindern konnte, mit dem in unserer Arbeitsgruppe etablierten Protokoll, welches nach demselben Mechanismus, allerdings anhand einer globalen Eliminierung alloreaktiver Zellen durch Bestrahlung, eine Toleranz erzielen konnte.

5.2 Transplantatüberleben in den ausgewählten Tieren

Lässt man die Kontrollgruppe zunächst außen vor, stießen fünf aus zwölf vorbehandelten Tieren ihr Transplantat hyperakut ab. Diese waren allerdings nur in der mAb Gruppe zu finden, nicht bei durch Bestrahlung induzierten Tieren. Drei weitere Tiere aus der mAb+SpTx POD -28 Gruppe stießen ihre Lunge akut ab, Tier #216042 zeigte als einziges eine verzögerte, chronische Abstoßung (durchschnittliches Transplantatüberleben in dieser Gruppe: 60,89 ± 29,45 Tage, medianes Überleben 14 Tage). Das Tier #95164 aus der IRR+SpTx POD -28 Gruppe wurde trotz der Todesursache des Verblutens in die statistische Auswertung mit aufgenommen. Der Grund für die erhöhte Blutungsneigung, welche im postoperativen Verlauf zum Tode des Tieres führte, war die durch die Bestrahlung bedingte stark verminderte Zahl von Thrombozyten, welche eine typische Nebenwirkung dieses zytoreduktiven Protokolls darstellt. Abbildung 4.6 C macht deutlich, dass die absoluten Thrombozytenzahlen der Gruppe IRR+SpTx POD-28 ausgerechnet um den perioperativen Zeitraum das niedrigste Niveau aufwiesen. Dieser nachteilige Effekt der Bestrahlung sollte sich auch in der Auswertung der Ergebnisse widerspiegeln. Ein weiteres Tier (#95068) aus dieser Gruppe, welches am postoperativen Tag 66 aufgrund eines Mastdarmvorfalles euthanasiert werden musste, ging mit in die Auswertung ein, obwohl die Lunge, zu diesem Zeitpunkt als L1 bewertet, noch nicht als abgestoßen definiert werden konnte. Histologisch wurde die linke Lunge sogar mit einer A0 bewertet. Dies führte zu einem durchschnittlichen Transplantatüberleben von nur 44,33 ± 20,67 Tagen, wobei hier die geringe Gruppengröße von nur drei Tieren beachtet werden sollte. Im Median (64 Tage) lag das Überleben dieser Gruppe allerdings immer noch über dem der Gruppe mAb+SpTx POD -28. Die einzigen Langzeitüberleber bei den vorgezogen mit Splenozyten behandelten Tieren gingen

sogenannten ‚operational tolerance‘ ist vor allem bei Lebertransplantationen häufig beschrieben (166). Die ‚operational tolerance‘ umfasst ein weites Spektrum an immunologischen Zuständen, in welchen sich der Empfänger zufälligerweise befindet und welche die Situation für das Spenderorgan begünstigen. Sie unterscheidet sich insofern von einer echten Toleranz, dass das Spenderorgan zwar ohne immunsuppressive Therapie im Empfänger überleben und seine Funktion ausüben kann, jedoch kommt es nicht zum kompletten Ausbleiben einer Immunantwort (167). Jedoch mussten auch in dieser Gruppe zwei Tiere aufgrund einer HAR getötet werden. Das Tier #94975, welches zwar aufgrund eines Narkosezwischenfalls an POD 163 frühzeitig verstorben war, wurde dennoch als Abstoßer mit in die Auswertung mit aufgenommen. Das Röntgenbild wurde zu dieser Zeit bereits mit L2, und die Histologie mit A1 bewertet, womit man davon ausgehen kann, dass sich dieses Tier in der Phase einer beginnenden Abstoßung befand. Dies führte zu einem durchschnittlichen Überleben von 169,2 ± 70,38 Tagen und 163 Tagen im Median.

Bei den perioperativ mit Splenozyten behandelten Minipigs stießen alle Tiere der Kontrollgruppe ihr Transplantat erwartungsgemäß bis zum hunderteinundzwanzigsten postoperativen Tag ab. Vergleicht man das Überleben dieser Gruppe (durschnittlich 97,8 ± 11,05 Tage, median 101 Tage) mit dem Überleben aus den an Tag Null mit Antikörpern induzierten Tieren (49 ± 24,31 Tage, median 78,5 Tage) fällt auf, dass auch hier die Antikörper offensichtlich keinen proregulatorischen Effekt im Sinne eines verlängerten Transplantatüberlebens erzielen konnten. Es sei allerdings an dieser Stelle erwähnt, dass zwei Tiere aus dieser Gruppe (#313883 sowie #313729) schon während der Phase der 28-tägigen postoperativen pharmakologischen Immunsuppression aufgrund von hochgradiger Dyspnoe getötet werden mussten. Im Thorax-Röntgenbild des Tieres #313883 war noch drei Tage vor Tötung die linke Lunge mit L1 bewertet worden, während in der rechten Lunge eine leichte fokale Verschattung zu erkennen war (Abb. 4.3 C). In einer anschließenden Multiplex PCR wurde das porzine Zytomegalie-Virus in den Lungen beider Tiere nachgewiesen. Dieses Virus ist weltweit verbreitet und kommt in fast allen Schweinebeständen vor. In neugeborenen Ferkeln kann es zu einer katarrhalischen Rhinitis kommen; in der Regel läuft der Infekt aber ohne klinische Symptome ab (168). Allerdings waren dies die ersten beiden bekannt gewordenen Fälle in unseren Versuchstieren, welche aus einer spezifisch-pathogenfreien Haltung stammen. Der Herkunftsbetrieb testet laut Gesundheitszeugnis nicht auf PCMV, schloß aber auf Nachfrage hin eine Infektion der Tiere aus. Folglich müssten sich die Schweine nach ihrer Ankunft im ZTL der MHH, entweder während der Zeit der

2-infiziert haben. Es ist nicht bekannt, welche Folgen eine Neuinfektion mit PCMV in immunsupprimierten Minipigs hat. In infizierten, konventionell gehaltenen, immunkompetenten Schweinen finden sich histologische Veränderungen vor allem in den mucosalen Geweben der Nasenhöhle. Neben unspezifischen pathohistologischen Veränderungen, wie die Infiltration der Lamina propria mit Lymphozyten, Plasmazellen und herdförmig auch mit polymorphkernigen Zellen besonders um veränderte Drüsenabschnitte herum, sind große basophile intranukleäre Einschlusskörperchen sowie eine Vergrößerung der Zellen (Zytomegalie) typisch (169). In den Histologien dieser beiden Tiere ließen sich allerdings keine dieser typischen Veränderungen finden. Somit ist nicht abschließend geklärt, ob der Tod dieser beiden Tiere der PCMV-Infektion oder der nicht suffizienten Induktion durch die Antikörper zugeordnet werden muss. Der nach wie vor größte Erfolg in Bezug auf das Transplantatüberleben konnte in der Gruppe IRR+SpTx POD 0 erzielt werden. Obwohl auch diese Gruppe zwei Tiere beinhaltete, deren Todesursache nicht eine Abstoßung, sondern Verbluten war, gingen immer noch fünf sogenannte Langzeitüberleber aus dieser Gruppe hervor, nur zwei Tiere stießen ihre Lungentransplantate akut ab. Dies mündete in einem durchschnittlichen Überleben von 225,7 ± 45,86 Tagen, ein medianes Überleben konnte nicht definiert werden, da mehr als 50 % der Tiere die Transplantate nie abstießen.

5.3 Antikörper zur Toleranzinduktion 5.3.1 Wahl der Antikörper

Die Entscheidung für die Antikörperklone 74-12-4 (anti-CD4 mAb) und 76-2-11 (anti-CD8 mAb), welche im Rahmen dieser Arbeit zur Anwendung kamen, wurde in erster Linie aus Mangel eines zur Verfügung stehenden größeren Repertoires getroffen. Als im Jahr 2012 der Entschluss gefasst wurde, eine Antikörperinduktionstherapie als zytoreduktive Alternative zur Bestrahlung zu evaluieren, waren lediglich diese beiden Klone jemals in vivo in Minipigs getestet worden. Bis heute hat sich an dieser Situation nichts geändert. Da sich unser Versuchsaufbau (Depression des Immunsystems gefolgt von einer Splenozyteninfusion, um durch einen hohen Antigenboost möglichst hohe Chimärismuslevel zu erzielen) insofern vom Versuchsaufbau der Bostoner Arbeitsgruppe um David Sachs unterschied, dass dort nach der Antikörpergabe die Transplantation ohne eine Gabe von weiterem Spenderantigen erfolgte, fanden diese Antikörper bei uns Verwendung, obwohl ihr Einsatz im Bostoner Setting nicht zu einem verlängerten Transplantatüberleben von MHC I unpassenden Nieren- oder Hauttransplantaten führte (58). Hinzu kommt, dass sich eine immunologische Toleranz bei

einfach schließen, dass sich die Situation bei einer Lungentransplantation genauso darstellen würde wie bei Nieren- oder Hauttransplantaten. Darüber hinaus erhielten unsere Tiere infolge der Transplantation eine 28-tägige chemische Immunsuppression durch Tacrolimus und Methylprednisolon, worauf in Boston verzichtet wurde. Auf Grundlage der Vorarbeiten in Nagermodellen, in welchen die Behandlung mit einem nicht-depletierenden monoklonalen anti-CD4-Antikörper in Kombination mit einer spenderspezifischen Splenozyteninfusion zu einer unendlichen Toleranz gegenüber Herzen führte (164), erschien die Verwendung eines ebenso nicht-depletierenden anti-CD4 mAb in unserem Großtiermodell als geradezu sinnvoll.

5.3.2 Mechanismus der verwendeten Antikörper

Entgegen der Beobachtungen von Sachs et al. (58,148), erwies sich der monoklonale anti-CD4 Antiköper Klon 74-12-4 in den hier durchgeführten Experimenten durchaus als (zumindest teilweise) depletierend. In vitro reduzierte sich die Anzahl der CD4+ T-Zellen unter Zugabe des entsprechenden Antikörpers gegenüber der Negativkontrolle um ein Drittel, wenn man durchflusszytometrisch mit demselben Klon anfärbte. Bei Färbung mit einem anderen CD4-spezifischen Antikörper (Klon: MIL-17) reduzierte sich das Signal sogar um zwei Drittel (Abb. 4.13 B). Die Tatsache, dass gleichzeitig auch die Zahl der CD3+ T-Zellen um 10% abnahm, lässt den Schluss zu, dass der infundierte anti-CD4 mAb eine zerstörende Wirkung auf die T-Helferzellen haben musste. Die FACS-Analysen des peripheren Blutes der mit Antikörpern vorbehandelten Tiere bestätigten diese Annahme. Auch hier war nach Administration der Antikörper bis zehn Tage danach (POD -18) eine Abnahme der CD4+- sowie der CD3+ Zellen zu erkennen (Abb. 4.9 A+C). Bei den perioperativ mit Antikörpern behandelten Tieren schien der zelldepletierende Effekt sehr viel langanhaltender zu sein (Abb.

4.8 A+C). Allerdings erschweren die Einflüsse der Operation mit entsprechenden Entzündungsreizen sowie die darauffolgende pharmakologische Immunsuppression die Interpretation dieser Bilder. Wie auch schon in den Arbeiten von Chen et al. (146) beschrieben, spielte es in den hier beschriebenen Experimenten keine Rolle, ob zusätzlich zu dem anti-CD4 mAb noch ein anti-CD8 mAb verabreicht wurde. Interessanterweise beeinflusste in vitro der anti-CD8 mAb auch die CD4+ Zellen und zwar auf beeindruckendere Weise als der anti-CD4-Antikörper selbst. Diese Beobachtung mag auf das Phänomen von CD4/CD8 doppelt positiven T-Zellen zurückzuführen zu sein, welche in Schweinen immer einen relativ hohen Anteil an zirkulierenden T-Zellen ausmachen (171). Diese Zellen stellen extrathymal vorkommende T-Vorläuferzellen mit einem Gedächtnisphänotyp dar (172). Nach

CD4+ Zellen in diesen Wells um knapp die Hälfte (für Klon 74-12-4) bzw. um fünf Sechstel (für Klon MIL-17, Abb. 4.13 B). Entsprechend der ursprünglichen Annahme, dass es sich bei diesem Antikörper um einen depletierenden handele, reduzierten sich in vitro auch die Zellzahlen für CD8+- sowie CD3+ T-Zellen nach Inkubation mit dem CD8 mAb in diesem Assay (Abb. 4.13 A+C). In vivo ließ sich dies allerdings nur für die perioperativ behandelten Tiere nachvollziehen (Abb. 4.8B). Betrachtet man allerdings die absolut gemessenen Leuko- und Lymphozytenzahlen, sowohl in den perioperativ behandelten, als auch in den vorbehandelten Gruppen (Abb. 4.5 A+B sowie 4.6 A+B), fällt auf, dass die Depression dieser Zellen über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg in den bestrahlten Tieren sehr viel stärker war als in den mit Antikörpern behandelten Tieren. Möglicherweise war also eine teilweise, T-Zell-Subtyp-spezifische Reduktion durch Anti-Lymphozyten-Antikörper einfach nicht suffizient oder langanhaltend genug um einen Zustand der Toleranz zu erzielen.

5.3.3 Dosierung der eingesetzten Antikörper

Auch in unserem Modell führte die Gabe von entweder anti-CD4 mAb alleine oder in Kombination mit anti-CD8 mAb nicht zu einer Verlängerung des Transplantatüberlebens.

Auch in unserem Modell führte die Gabe von entweder anti-CD4 mAb alleine oder in Kombination mit anti-CD8 mAb nicht zu einer Verlängerung des Transplantatüberlebens.