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Flüssigmist-Additive im Test

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Academic year: 2022

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EMISSIONSMINDERUNG

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Gabi Ammler und Eberhard Hartung, Hohenheim, sowie Wolfgang Büscher, Halle

Flüssigmist-Additive im Test

Prüfstandards für Zusatzstoffe für Flüssigmist

Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde ein Prüfverfahren entwickelt, mit dem die Wirksamkeit von Zusatzstoffen quantitativ ermittelt werden kann, die die Freiset- zung von Ammoniak aus Flüssigmist vermindern soll.en. Das Verfahren wurde nach einer meßtechnischen und statisti- schen Optimierung im Rahmen einer ersten "Routineuntersuchung" an vier Zusatzstoffen getestet. Die Ergebnisse bestätigen den methodischen Ansatz;

Unterschiede in der Wirksamkeit lassen sich nachweisen. Das Prüfverfahren soll sich zu einem offenen Standard ent- wickeln und an den agrartechnischen Instituten in Hohenheim und Halle einge- setzt werden.

D

ie landwirtschaftliche Tierhaltung ist an den gesamten Ammoniakemissio- nen in Deutschland zu etwa 80 % betei- ligt. Da die tierischen Exkremente eine Hauptquelle darstellen, wird derzeit in al- len Verfahrensabschnitten der Flüssig- mistkette nach Minderungsmöglichkeiten gesucht. Allerdings gibt es bisher keine anerkannten Prüfverfahren zur Bestim- mung der Wirksamkeit (Freisetzungsmin- derung) von Flüssigmist-Additiven [1, 4].

:Am Institut für Agrartechnik der Uni- versität Hohenheim sollte daher im Rah- men einer Diplomarbeit ein Prüfverfahren entwickelt werden, mit dem es möglich ist, unter standardisierten Bedingungen die Wirksamkeit von verschiedensten Zu- satzstoffen im Hinblick auf die relevanten verfahrens- und emissionstechnischen Parameter zu überprüfen. Anlaß ist das große Interesse von Zusatzstoff-Herstel- lern und deren Kunden an einem Nach- weis über die Minderung der Geruchs- und Ammoniakfreisetzung dieser Pro- dukte. Da bereits weitreichende Erfah-

Frau Dipl.-lng. agr. Gabi Ammler war Diplo- mandin am Fachgebiet, Herr Dr. Eberhard Hartung ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet für Verfahrenstechnik in der Tierproduktion und landwirtschaftliches Bauwesen (Leiter Prof. Dr. T Jungbluth) am Institut für Agrartechnik der Universität Hohen heim.

Prof. Dr. Wolfgang Büseher ist seit dem 1.

November 1996 Leiter des Fachgebietes für Verfahrenstechnik der Tierproduktion und Bauwesen der Landwirtschaft am Institut für Agrartechnik und Landeskultur der Univer- sität Halle-Wittenberg, Ludwig-Wucherer- Straße 81, 06108 Halle.

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rungen über Laborversuche zur Ammoni- akfreisetzung und Geruchsbestimmung vorlagen [3, 5], lag es nahe, die Einzel- meßmethoden zu kombinieren. Herstel- ler und Kunden sollen auf das offene Prüfverfahren zurückgreifen können, um zu einer objektiven Beurteilung der Wirk- samkeit zu gelangen. Da das Prüfverfah- ren unter definierten Bedingungen mit festgelegten Methoden abläuft, ist eine Vergleichbarkeit der gewonnenen Ergeb- nisse und die Einrichtung einer Daten- bank denkbar. Da auch am Institut für Agrartechnik der Universität Halle-Wit- tenberg die gleiche Laborausstattung ein- gerichtet werden soll, verdoppeln sich die Versuchskapazitäten, ohne Verluste bei der Vergleichbarkeit der Ergebnisse hin- nehmen zu müssen.

Kenntnisstand Der Markt bietet ei- ne reichhaltige Pa- lette an Güllezusatz- stoffen an, wobei diesen Mitteln vor- rangig folgende Wir- kungen nachgesagt werden [4]:

Bild 1: Versuchsauf-

bau im Gesamt- r-'~...O:~,...._r.;

überblick.

Fig. 1: Experimental design

• Verminderte Schadgas- und Geruchs- emissionen

• Hygienisierung des Flüssigmists

• Verbesserte Fließ- und Pumpfähigkeit

• Nährstofferhalt

• Verbesserte Pflanzenverträglichkeit Derzeit stehen etwa 50 bis 60 Güllezu- satzstoffe auf der Angebotsliste verschie- dener Firmen. Diese handelsüblichen Präparate sind zumeist Kombinationspro- dukte aus einem Trägerstoff und einem oder mehreren der folgenden Wirkstoff- komponenten [4]:

•Tonminerale (Bentonit-Montmorillonit)

• Gesteinsmehle (Vulkangestein, Urge- stein)

• Algen (Frisch- und Trockenalgenextrak- te, Algenkalke)

• Komposte (bio.-dyn. Kompostpräpara- te, Bio-Komposte)

• Pflanzeninhaltsstoffe (Enzyme, Pflan- zenauszügel

• Bakterienkulturen (Blaualgen)

• Mikrobennahrung (Öle, Fette, Zucker)

• Energie I Information (Sauerstoff mittels kosmischer Energie)

• "Homöopathisch" (Nähr- und Wirkstof- fe in dynamisierter, potenzierter Form)

• Chemisch-synthetische Produkte (Cyanamide, Metallsalze, Säuren) Die Produktpalette kann bezüglich ihrer Wirkungsweise in drei Kategorien unter- teilt werden:

1. Präparate mit einer "inneren Wir- kung", die auf die biochemischen Um- setzungsprozesse im Flüssigmist wir- ken (etwa Algenextrakte oder Pflan- zenenzyme). Diese Wirkstoffe sind wohl an Umsetzungsprozessen im Stickstoffkreislauf des Flüssigmists be- teiligt.

2. Präparate, die auf die Oberflächenbe- schaffenheit des Flüssigmists einen unmittelbaren Einfluß haben und eine künstliche Schwimmdecke bilden (et- wa Öle und Gesteinsmehle).

3. Präparate, deren Wirkungsweise nicht eindeutig bekannt ist.

Die Kosten für gängige Güllezusatzstoffe belaufen sich derzeit je nach Produkt und Aufwandmenge auf etwa 10 bis 60 DM pro Großvieheinheit und Jahr [1, 4].

Bisher werden Veränderungen im Stickstoffgehalt der Gülle durch Behand- lungsmaßnahmen rein kalkulatorisch mit Hilfe von Bilanzierungsmethoden unter- sucht. Hierbei wird unterstellt, daß die Masseverluste an Stickstoff vollständig aus gasförmigem Ammoniak bestehen.

Die Entwicklung des Meßverfahrens Sie erfolgte zweistufig. ln der Vorver- suchsphase wurde das Meßverfahren op- timiert, um die ermittelten Ergebnisse auch einer statistischen Auswertung un- terziehen zu können. ln der anschließen- den Hauptversuchsphase wurden die Qualität und Genauigkeit des Verfahrens

52. Jahrgang LANDTECHNIK l/97

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bei vier Güllezusatzstoffen getestet.

Die Messungen erfolgten mit Rinder- und Schweineflüssigmist nach dem Prin- zip der Reihenuntersuchung. Für die Ver- suche wird eine Substratwanne aus Me- tall benutzt. Darin befinden sich in einem Wasserbad zwölf Glasbehälter, in die das Substrat abgefüllt wird (Bild 1). Die zu un- tersuchende Luft wird von einer Pumpe mit definiertem Luftvolumenstrom abge- saugt. Die Ammoniakkonzentration wird mit einem NDIR-Gasanalysegerät (Nicht- Dispersive- Infrarot- Absorptionsspektro- skopie) bestimmt. Das online Meßwerter- fassungssystem ermöglicht neben der

Datensicherung die Ansteuerung eines Meßstellenumschalters [3]. Somit kann von verschiedenen Punkten nacheinan- der Probenluft abgesaugt werden, was zu ausreichendem Probenumfang führt.

Um eine statistische Absicherung der Ergebnisse zu erreichen, werden die sta- tistischen Grundprinzipien (Wiederho- lung, Randomisierung und Blockbildung) beachtet[6]. Für den Mittelwertsvergleich kam der Test nach Lord zur Anwendung.

Es kamen folgende, hinsichtlich ihrer Zusammensetzung unterschiedliche Gül- lezusatzstoffe in einer Vergleichsprüfung zum Einsatz:

• Rapsöl

• Algenextrakt

• Mischpräparat

• Lavagesteinsmehl

Rapsölschicht bremst Freisetzung Die Ammoniakfreisetzung aus dem Sub- strat hatte stets einen sehr ähnlichen Ver- lauf. ln den ersten fünf Stunden nach dem Ansetzen eines Versuches stieg die Ammoniakkonzentration in den Behäl- tern kontinuierlich an, bis sie ein Plateau erreichte. Das entstandene Steady-state- Gieichgewicht blieb hierbei stets für den Rest der beobachteten Versuchsdauer nahezu konstant. Es zeigte sich darüber hinaus, daß es tendenziell zweckmäßiger erschien, einen Versuchsansatz öfter zu wiederholen, als über eine längere Ver- suchsdauerhinweg zu messen. Mit Hilfe der Massenbilanzierung wurde die Plau- sibilität der Ergebnisse überprüft.

Durch den gewählten Versuchsaufbau konnte für jedes Präparat bei beiden ge- testeten Substraten eine eindeutige Wir- kungsrichtung beobachtet werden (Tab.

1). So zeigten Rapsöl und Algenextrakt ei- nen ammoniakreduzierenden Charakter auf die freigesetzte Ammoniakmenge (Bild 2), wohingegen für das Mischpräpa- rat und Lavagesteinsmehl keine signifi- kanten Unterschiede festgestellt werden konnten. Ober die Reihe der Versuchs- wiederholungen hinweg konnte für jeden Güllezusatzstoff bei gegebener Dosierung auch der Größenordnungsbereich der

52. Jahrgang LANDTECHNIK 1/97

Tab. 1: Relative Veränderung der Ammoniak- freisetzung durch die Behandlung mit ver- schiedenen Güllezusatzstoffen in Bezug zur Nullvariante (in %)

Table 1: Relative change of ammonia release when treated with various slurry additives in relation to the non-treatmentvariant (in %)

Behandlungs- Rinder- Schweine-

variante flüssigmist flüssigmist

Algenextrakt -11% -14%

Lavagesteinsmehl +3% +3%

Mischpräparat +1% +2%

Rapsöl -26% -36%

Wirkungsrichtung ermittelt werden. Die- ser lag trotz unterschiedlicher Substrate in sehr ähnlichem Rahmen. Die Flüssig- mistproben wurden auf die wichtigsten Nähr- und Inhaltsstoffe hin analysiert.

Tendenziell konnte ein Zusammenhang zwischen der freigesetzten Ammoniak- menge aus dem Substrat und dem ver- bleibenden Gesamtstickstoffgehalt im Flüssigmist bestätigt werden.

in einem Zulagenversuch mit Rapsöl wurde deutlich, daß die freigesetzte Am- moniakmenge umso niedriger war, je mächtiger die aufgebrachte Rapsöl- schicht war. Diese Ergebnisse unterstri- chen abermals die Qualität des Meßver- fahrens. Zudem wurden innerhalb dieses Versuches Untersuchungen am Olfakto- meter durchgeführt. Auch hierbei ließ sich ein direkter Zusammenhang zwi- schen der Menge des Öls und der Ge- ruchsfreisetzung erkennen.

Konsequenzen

Die ausgewählten Meßgeräte und das zur Quantifizierung der Ammoniakfreiset- zung weiterentwickelte Meßverfahren ha- ben sich während der Versuche bewährt.

Es hat sich gezeigt, daß es mit der be- schriebenen Methodik möglich ist, die Ammoniakfreisetzung aus Flüssigmist unter definierten Randbedingungen zu erfassen. Auch die Erfassung der Ge- ruchsfreisetzung und deren Minderung lassen sich parallel mit der beschriebe- nen Methode ermitteln.

Wenn das Prüfverfahren um einige wichtige physikalische Meßgrößen zur Beschreibung der 60·

stofflichen Veränderungen erweitert wird, steht ein geeignetes Instrumentarium zur Bestimmung der Wirksamkeit von ver- schiedensten Zusatzstoffen zur Verfü- gung. Da die Meßmethoden, das Auswer- tungsverfahren und die Ergebnisdarstel- lung in Form eines einheitlichen Prüfprotokolls offengelegt werden, sind alle Anforderungen an ein anerkanntes Prüfverfahren gegeben. Allerdings ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, ob und inwieweit die Ergebnisse der Labor- untersuchungen auf Praxisverhältnisse übertragbar sind. Es wird daher in laufen- den Untersuchungen überprüft, ob die Freisetzungsminderung durch den Ein- satz eines Zusatzstoffes zu einer ver- gleichbaren Emissionsminderung auf Stallebene führt.

Literatur

Bücher sind mit • gezeichnet

[1] Ammler, G.: Weiterentwicklung eines standar- disierten Meßverfahrens zur Quantifizierung der Ammoniakfreisetzung aus Flüssigmist unter Laborbedingungen. Diplomarbeit, Ho- henheim, 1996

[2] Büscher, W: Ammoniakfreisetzung aus zwangsbelüfteten Stallanlagen mit Flüssig- entmistung-Ansätze zu deren Reduzierung.

Habilitationsschrift, Hohenheim, 1995 [3] Hartung, E.: Entwicklung einer Meßmethode

und Grundlagenuntersuchungen zur Ammo- niakfreisetzung aus Flüssigmist Dissertation, MEG Schrift 275, Hohenheim, 1995 [4] Kunz, H. G_: Schwindel oder Wundermittel?

Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen Lippe, 161 (1994), H. 3, S. 15- 18 [5] Lais, S.: Untersuchungen zur Reduzierung

der Ammoniak- und Geruchsemissionen aus der Schweinehaltung durch biologische Ab- luftwäscher. Dissertation, MEG Schrift 293, Hohenheim, 1996

[6] Sachs, L.: Angewandte Statistik - Anwen- dung statistischer Methoden. Springer Verlag, Berlin, 1982

Schlüsselwörter

Geruch, Ammoniak, Emissionsminde- rung, Tierhaltung, Flüssigmist, Zusatz- stoffe

Keywords

Odour emission, ammonia, emission re- duction, animal husbandry, liquid manu- re, additives

ppm

1 afler the application of a 5 mm thick layer of Rape-Oil

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Bild 2: Typischer Verlauf der Ammoniak-

konzentration im Laborbehälter beim Aufbringen einer Rapsölschicht Fig. 2: Typical course of ammonia concen- tration in a Iab contai- ner when applying a layer of rape seed oil

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