• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "KBV-Vertreterversammlung: Vorstand wieder komplett" (25.05.2012)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "KBV-Vertreterversammlung: Vorstand wieder komplett" (25.05.2012)"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 1056 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 109

|

Heft 21

|

25. Mai 2012

D

ie Stimmung war betont sachlich, das Ergebnis denk- bar knapp: Die Vertreterversamm- lung der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung (KBV) hat am 21. Mai in Nürnberg Dipl.-Med. Regina Feldmann in den Vorstand gewählt.

Die Allgemeinärztin, noch Vor - sitzende der Kassenärztlichen Ver- einigung (KV) Thüringens, wird dort künftig die Interessen der Hausärzte vertreten. Feldmann war die Wunschkandidatin der hausärzt- lich tätigen Mitglieder der Vertre- terversammlung. Unterstützt wurde sie auch vom Deutschen Hausärzte- verband, der seit Jahren ein eher ge- spaltenes Verhältnis zu den ärztli- chen Körperschaften hat.

Es brauchte zwei Wahlgänge, bis die Nachfolge für Dr. med. Carl- Heinz Müller feststand. Dieser hat- te im Dezember vergangenen Jah- res seinen Rücktritt angekündigt und war im März aus seinem Amt ausgeschieden. Feldmanns Gegen- kandidat, der Hamburger Hausarzt und stellvertretende Vorsitzende der dortigen KV-Vertreterversamm- lung, Dr. med. Stephan Hofmeister, konnte am Ende 29 Stimmen auf sich vereinigen, Feldmann erhielt 31 Stimmen (siehe auch „Ohne Verzahnung geht es nicht“ in die- sem Heft).

Der KBV-Vorstandsvorsitzende, Dr. med. Andreas Köhler, begrüßte es, dass die KBV mit Feldmann ein stärkeres hausärztliches Profil be- komme. Auch der Bundesvorsitzen- de des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, zeigte sich am Rande der Versammlung erfreut über die Wahl. Mit Feldmann sei das Ziel ei- ner gleichberechtigten Vertretung hausärztlicher Belange innerhalb der KBV greifbar geworden. Die Besetzung stehe auch für den Zu- sammenhalt innerhalb der Hausärz- teschaft. Das knappe Wahlergebnis

ist für Weigeldt allerdings ein Zei- chen der Zerrissenheit innerhalb der KBV-Vertreterversammlung.

Die Fachärzte und die nichtärztli- chen Mitglieder der Vertreterver- sammlung hätten sich der Fairness halber an den Wahlvorschlag der hausärztlich tätigen Mitglieder halten sollen.

Mehr ambulante Weiterbildung Über die Nachwahl des hausärztli- chen Vertreters im KBV-Vorstand war im Vorfeld heftig und viel diskutiert worden. Unter anderem wurde die Schaffung eines dritten Vorstandspostens ins Spiel ge- bracht, bei dem Verwaltungsange - legenheiten gebündelt werden soll- ten. Der Vorschlag fand allerdings keine Mehrheit.

Von solchen Auseinandersetzun- gen war bei der öffentlichen Vertre- terversammlung, die traditionell im Vorfeld des Deutschen Ärztetags

stattfand, nichts mehr zu spüren.

Man demonstrierte Einigkeit, ins- besondere bei den Sachthemen, die man dem Ärztetag vorlegen will.

So setzt sich die KBV dafür ein, dass Ärztinnen und Ärzte bestimm- ter Fachgruppen künftig mindes- tens sechs Monate ihrer Weiterbil- dung in den Praxen niedergelasse- ner Ärzte ableisten. Aufgrund des medizinischen Fortschritts, aber auch wirtschaftlicher Zwänge wür- den immer mehr Leistungen aus den Krankenhäusern in die Praxen verlagert. Da sei es nur folgerich- tig, dass auch größere Teile der ärztlichen Weiterbildung dort statt- fänden, erklärte KBV-Vorstand Köhler. Außerdem sei eine solche Erweiterung der ambulanten Wei- terbildungsmöglichkeiten ein wich- tiger Schritt, um den medizinischen Nachwuchs an die vertragsärztliche Tätigkeit heranzuführen. Auf diese Weise könnten Ängste vor einer KBV-VERTRETERVERSAMMLUNG

Vorstand wieder komplett

Die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, Regina Feldmann, wird künftig die hausärztlichen Interessen im Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vertreten.

Fotos: Jürgen Gebhardt

„Wir denken grundsätzlich in die gleiche Rich- tung“ – Regina Feldmann und An- dreas Köhler bilden den neuen KBV-Vor- stand.

P O L I T I K

(2)

Niederlassung abgebaut und lang- fristig die Kommunikation zwi- schen den Sektoren verbessert wer- den, sagte Köhler. Voraussetzung sei allerdings, dass eine ausreichen- de Zahl an Weiterbildungsstellen in der fach- und hausärztlichen Ver- sorgung sowie deren Finanzierung sichergestellt seien. Praxen und Medizinische Versorgungszentren, die eine Weiterbildungsstelle ein- richteten, müssten dafür zusätzli- che finanzielle Mittel erhalten. Die morbiditätsbedingte Gesamtvergü- tung in der ambulanten Versorgung müsse entsprechend erhöht werden, forderte der KBV-Vorsitzende.

Ärzte genießen hohes Ansehen Das Thema dürfte die Gemüter der Delegierten des Deutschen Ärzte- tages erhitzen. Denn der Marbur- ger Bund hat sich bereits gegen eine Pflichtweiterbildungszeit im ambulanten Bereich ausgespro- chen – abgesehen vom Gebiet All- gemeinmedizin. Die Klinikärzte- gewerkschaft befürchtet, dass da- durch ein Flaschenhals entsteht.

Denn sowohl die Finanzierung als auch die Zahl der Weiterbildungs- stätten seien noch völlig offen (siehe auch „Keine Politik nach Kassenlage“ in diesem Heft).

Zuvor hatte Köhler auf den guten Ruf hingewiesen, den Ärztinnen und Ärzte nach wie vor in der Be- völkerung genießen. In Umfragen zum Berufsprestige stünden sie seit deren Beginn im Jahr 1966 unange- fochten auf dem ersten Platz. Daran hätten auch Angriffe in den Medien nichts ändern können, denen die Ärzte regelmäßig ausgesetzt seien.

Wie zur Bestätigung von Köhlers Aussage hatte der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen pünktlich zur Eröffnung des Ärzte- tages den niedergelassenen Ärzten medienwirksam vorgeworfen, sie überwiesen ihre Patienten nicht an die am ehesten geeigneten Kran- kenhäuser, sondern an die, die ih- nen die höchsten Einweisungsprä- mien zahlten.

„Das Vertrauen und die Kompe- tenzzuschreibung an die Ärzte und Psychotherapeuten sind ungebro- chen“, erklärte der KBV-Vorsitzen- de. „Ganz offensichtlich korreliert

hier die veröffentlichte nicht mit der öffentlichen Meinung.“ Das lie- ge unter anderem daran, dass die Patienten ihren Arzt nicht nur als Fachmann wahrnähmen. „Der Arzt hat auch eine soziale Funktion“, sagte Köhler. „Die Patienten schät- zen das. Und eine solche Wertschät- zung erwarte ich auch von der Poli- tik.“ In einem zunehmend zerglie- derten Gesundheitssystem sei es der Arzt, der den Überblick behalte, der Behandlungsschritte abwäge und Prioritäten setze. „Bei all dem hel- fen keine Telemedizin, kein Out- sourcing und keine Delegation“, betonte Köhler unter dem Beifall der Delegierten.

Mit einer Kampagne will die KBV die Bedeutung der niederge- lassenen Ärzte und Psychologi- schen Psychotherapeuten für die gesundheitliche Versorgung ver- deutlichen. „Wir wollen damit zei-

gen, dass der Arztberuf ein beson- derer ist und attraktiv bleiben muss“, erklärte Köhler. Außerdem gelte es, gegen das vor allem von den Krankenkassen immer wieder gemalte Bild vom raffgierigen Arzt vorzugehen, dem es bei seiner Ar- beit nur darum gehe, möglichst viel Profit herauszuschlagen.

Mit einem Krankenkassen-Navi- gator will die KBV außerdem ein Gegengewicht zu den Arztbewer- tungsportalen der Kassen schaffen.

Ärzte und Psychotherapeuten sol- len vom vierten Quartal 2012 an die Möglichkeit haben, ihre persönli-

chen Erfahrungen mit Krankenkas- sen zu schildern und diese zu be- werten. Dabei, so Köhler, gehe es vor allem um die Themenfelder Therapiefreiheit, Regresse, Büro- kratie, Selektivverträge sowie Ser- vice und Information.

Um den Arztberuf für den Nach- wuchs attraktiv zu gestalten, gelte es, weiterhin für eine angemessene Vergütung zu kämpfen. In diesem Zusammenhang erneuerte Köhler die Forderung nach drei Milliarden Euro an zusätzlichem Honorar für die Vertragsärzte. „Das ist gesetz- lich begründet“, erklärte der KBV- Vorsitzende. Den Krankenkassen warf er vor, mit qualitativ schlech- ten Daten und durch das Zusam- menfassen von Risikogruppen die korrekte Erfassung der Morbidität zu erschweren, die Grundlage für künftige Honorarsteigerungen ist.

„Es ärgert mich sehr, dass die Kran- kenkassen versuchen, diese Verän- derungsrate mit allen Tricks so weit herunterzudrücken, dass ihr Aus - gabenrisiko massiv geschmälert wird“, sagte Köhler.

Ebenso wichtig wie eine ange- messene Vergütung ist es nach Ansicht von Köhler aber auch, wei- terhin für verlässliche Rahmenbe- dingungen und einen Abbau von Bürokratie einzutreten. In einer re- präsentativen Umfrage unter 11 000 niedergelassenen Ärzten und Psy- chologischen Psychotherapeuten im

Auftrag von KBV und NAV-Vir- chow-Bund hätten zwei von drei Befragten beklagt, sie hätten nicht ausreichend Zeit für ihre Patienten.

Die Arbeitsbelastung der Ärzte ist insgesamt hoch, wie eine vorläu- fige Auswertung der Ergebnisse dieses Ärztemonitors belegt. Im Schnitt arbeiten Haus- und Fach - ärzte mehr als 55 Stunden in der Woche. Dabei behandeln Fachärzte mehr als 40 Patienten am Tag, Hausärzte mehr als 50. Die Verein- barkeit von Beruf und Privatleben sieht die Mehrzahl der Befragten als nicht oder nur eingeschränkt ge-

Trotz widriger Rahmenbedingungen ist die Arbeits - zufriedenheit bei den Ärzten hoch.

Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV

P O L I T I K

(3)

A 1058 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 109

|

Heft 21

|

25. Mai 2012 geben an. Bei den Psychotherapeu-

ten herrscht in diesem Punkt größe- re Zufriedenheit.

Dem Ärztemonitor zufolge ent- fallen bei den Hausärzten nur etwa 57 Prozent ihrer Arbeitszeit auf Pa- tientensprechstunden. Die Fachärz- te widmen 61 und die Psychothera- peuten 67 Prozent ihrer Arbeitszeit direkt ihren Patienten. Der Anteil der Verwaltungsarbeit liegt bei den Hausärzten bei zwölf Prozent, bei den Fachärzten bei 14 und bei den Psychotherapeuten bei 18 Prozent.

„Das ist ein unhaltbarer Zustand, der bei den Niedergelassenen für großen Frust sorgt“, kritisierte KBV-Vorstand Köhler. Denn diese Zeit würden sie lieber ihren Patien- ten widmen.

Opposition gut eingebunden Positiv überrascht zeigte sich Köh- ler davon, dass trotz alledem die Arbeitszufriedenheit hoch sei. Neun von zehn Ärzten und Psychothera- peuten gaben an, die Arbeit mache ihnen Spaß und sie empfänden die- se als sinnvoll. Acht von zehn wür- den den Beruf wieder ergreifen.

Dabei haben die Psychotherapeuten die höchsten Zufriedenheitswerte, die Hausärzte die niedrigsten.

Dem Ärztemonitor zufolge ist die Mehrheit der Befragten auch

mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden. „Unser Bemühen in den vergangenen Jahren, die wirtschaft- lichen Rahmenbedingungen für die niedergelassenen Ärzte zu verbes- sern, war erfolgreicher, als manche Verlautbarungen glauben machen“, erklärte Köhler dazu. Ganz allge- mein seien viele Ergebnisse der Umfrage besser ausgefallen als er- wartet.

Besser als erwartet hat sich auch die Zusammenarbeit in der Ver - treterversammlung entwickelt, die

sich im vergangenen Jahr nach den KV-Wahlen neu konstituiert hat.

Damals waren zahlreiche Mitglie- der in die Versammlung eingezo- gen, die dem KV-System kritisch gegenüberstanden. Um den Ein- fluss der Regionen gegenüber der KBV zu stärken, hatten sich die KVen aus Bayern, Baden-Würt- temberg, Hessen und Mecklen- burg-Vorpommern in der Freien Allianz der Länder-KVen zusam- mengeschlossen, kurz FALK.

Vor einem Jahr habe er noch Zweifel gehabt, ob die ärztliche Selbstverwaltung nicht verstärkt auf innere Auseinandersetzungen zusteuere, statt ihre Kräfte nach außen zu bündeln, räumte Köhler jetzt in Nürnberg ein. Doch die Befürchtungen hätten sich nicht bewahrheitet. „Wir haben einen fri- schen Wind in die Vertreterver- sammlung bekommen, den ich aber im Großen und Ganzen als bele- bend empfinde“, sagte der KBV- Vorsitzende. Gleichzeitig hätten diejenigen, die sich das Leitmotiv

„alle Macht den Regionen“ auf die Fahne geschrieben hätten, erkannt, dass manche Dinge politisch doch nur auf Bundesebene geregelt wer- den könnten. Auch FALK arbeite inzwischen konstruktiv in den ge- meinsamen Gremien mit. „Ich glaube, dass wir alle nur davon profitieren können, wenn wir die- sen Weg weitergehen.“

Heike Korzilius Gäste im Gespräch

(von links): Tilo Radau, Wolfgang Wesiack und Wolf von Römer vom Berufsverband deut- scher Internisten sowie der Präsident der Landesärzte- kammer Hessen Gottfried von Knob- lauch zu Hatzbach.

Die Vertreterversammlung war geprägt von der Wahl des hausärztlichen Vorstands. Anträge wur- den nur wenige verabschiedet:

Die Delegierten haben den KBV-Vorstand auf- gefordert, sich vehement für einen Ausgleich der Praxiskosten einzusetzen, die wegen der Tarif- lohnerhöhung für Medizinische Fachangestellte zum 1. April gestiegen sind. Mit dem gesetzlich begrenzten Kostenzuwachs von 1,25 Prozent für das Jahr 2012 sei dies nicht möglich. Ein Aus- gleich sei angesichts der Gelder angemessen, auf die die Kliniken wegen erhöhter Personalkosten hoffen könnten.

Bei der Neuverhandlung des Bundesmantel- vertrags Ärzte soll die Verpflichtung der Vertrags- ärzte zum Online-Versicherten-Stammdaten-Ma- nagement der elektronischen Gesundheitskarte gestrichen werden. Man dürfe keine „unprodukti- ven Bürokratieelemente im Zentrum der Patien- tenversorgung“ dulden.

KBV-Vorstand und Präsidium der Bundesärzte- kammer werden gebeten, sich verstärkt für eine Harmonisierung von berufs- und vertragsarzt- rechtlichen Vorgaben für Qualifikationsanforde- rungen einzusetzen. In einigen Fachgebieten könnten Ärzte ihre Befähigung nämlich nicht auf- grund der in der Weiterbildung erbrachten Leis-

tungen nachweisen. Rie

AUSGLEICH WIE BEI DEN KLINIKEN

P O L I T I K

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Durch die Bereitschaft der Kassenärzte, im Gesundheitswe- sen Mitverantwortung für eine Dämpfung der.Kosten zu überneh- men, haben Sie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung

Der KBV-Vorstand soll sich dafür einsetzen, dass es nur noch finanzielle Anreize für die Arbeit in unterver- sorgten Regionen gibt, nicht aber Abzüge bei

Ich schäme mich für eine Standesvertre- tung, die immer nur nach mehr Geld schreit, damit sich der Patient dafür Qualität kaufen kann.“.. Munte streitet seit Längerem dafür,

Die Bundesärztekammer wurde mit der Empörung vieler Ärzte über die anhaltende Kritik an ihrer Arbeit (und ihren Einkommen!) sehr direkt konfrontiert : bei ihren

„Sollte der geplante Vertrag für eine flächendeckende haus- arztzentrierte Versorgung ohne Be- teiligung der KVen stattfinden und die Bereinigung der Gesamtvergü- tung

In Baden-Württemberg sind nun bereits erste konkrete Vereinbarun- gen zustande gekommen: Fast ein Dut- zend Formulare sollen abgeschafft wer- den, acht weitere Vordrucke können

Umsetzung vieler belastender Regelungen zu sorgen hätten. „Wenn wir als Vertreter der Vertragsärzte und -psychotherapeuten deren Interessen wirksam wahrnehmen wollen,müssen

schriften über die Bedarfsplanung der modernen Entwicklung anzu- passen und — bei grundsätzlicher Erhaltung des Rechtsanspruches auf Zulassung zur kassenärztli- chen Tätigkeit