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Archiv "Deutscher Hausärztetag: Zurück in die Zukunft" (23.09.2011)

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A 1942 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 38

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23. September 2011

DEUTSCHER HAUSÄRZTETAG

Zurück in die Zukunft

Nach einigen erfolgreichen Jahren musste der Deutsche Hausärzteverband im letzten Jahr herbe Rückschläge verkraften. Auf dem Hausärztetag zeigte sich der Verband jedoch kämpferisch und forderte Spielräume wie zu besseren Zeiten.

D

er Deutsche Hausärztever- band (HÄV) hat ein schweres Jahr hinter sich. Mit dem GKV-Fi- nanzierungsgesetz wurde zum Jah- resbeginn der § 73b SGB V umge- staltet. Seitdem können Ärzte im Rahmen von Hausarztverträgen nur dann mehr Honorar im Vergleich zum Kollektivvertrag erhalten, wenn es an anderer Stelle eingespart wird.

Und bereits zwei Wochen zuvor hat- te die AOK Bayern ihren Hausarzt- vertrag mit dem bayerischen Lan- desverband des HÄV gekündigt, in den 2,5 Millionen Versicherte und 8 000 Ärzte eingeschrieben waren.

„Das hat zu dramatischen Hono- rarverlusten der bayerischen Haus- ärzte und zu einer existenzbedro- henden Situation für die ja noch im Aufbau befindliche Hausärztliche Vertragsgemeinschaft und das da- mit verbundene Rechenzentrum ge- führt“, sagte der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, auf dem 34. Deutschen Hausärztetag am 15. und 16. Sep- tember in Berlin. „Dieser Rück- schlag hätte für lange Zeit das Aus für eigenständige Verträge zur hausarztzentrierten Versorgung her- beiführen können.“ Nun sei jedoch die Talsohle durchschritten und die Vertragsgemeinschaft und das Re- chenzentrum wieder auf einem Pfad nach oben.

Bewusst in die Irre geführt

Weigeldt kritisierte die Art, wie es zur Änderung des § 73b gekommen sei: „Da drohen Kassen mit einem Defizit von elf Milliarden Euro für die gesetzliche Krankenversiche- rung im Jahr 2011; über 1,5 Milliar- den Euro Verlust wurde allein für die hausarztzentrierte Versorgung als Drohung formuliert.“ Damit hätten die Kassen das Gesundheits- ministerium bewusst in die Irre ge-

führt und zu einer überstürzten Re- aktion getrieben. Mittlerweile habe sich dieses Menetekel eines Milliar- dendefizits allerdings in ein kom- fortables Plus auf Kassenseite im Gesundheitsfonds entwickelt.

Und deshalb müsse nun auch die Änderung des § 73b wieder zurück- genommen werden, forderten die Delegierten des Hausärztetags und verlangten von Vorstand und Ge- schäftsführung, in den anstehenden parlamentarischen Beratungen zum GKV-Versorgungsstrukturgesetz ei- ne Rücknahme des neuen § 73b

„nachdrücklich einzufordern“. Denn der neu formulierte Paragraf „ver- hindert de facto seit Herbst 2010 den Abschluss von struktur- und versorgungspolitisch sinnvollen neuen Hausarztverträgen durch die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland“, wie es in einem An- trag heißt, den die Delegierten ein- stimmig annahmen.

Anlässlich der anstehenden Be- ratung des Versorgungsstrukturge- setzes im Bundestag sagte der HÄV-Vorsitzende, der Verband unterstütze die Forderungen mehre- rer Kassenärztlicher Vereinigungen

nach einer Regionalisierung der Honorarpolitik. Lediglich die grund- sätzliche Honorartrennung und die grundsätzlichen Bestimmungen zur Bereinigung der Gesamtvergütung für Selektivverträge müssten zen- tral geregelt werden. „Politisches Ziel in ganz Deutschland muss blei- ben, dass wir überall ein adäquates hausärztliches Honorar zur Sicher- stellung der hausärztlichen Versor- gung brauchen“, so Weigeldt.

Der 34. Hausärztetag lehnte zu- dem einstimmig ab, eine Wirkstoff- verordnung, wie sie die Kassenärzt- liche Bundesvereinigung und die Bundesvereinigung Deutscher Apo- thekerverbände befürworten, in das Versorgungsstrukturgesetz aufzu- nehmen. Allein der verordnende Arzt, wenn möglich im partner- schaftlichen Konsens mit seinem Patienten, entscheide, welches Prä- parat einzunehmen sei. Eine Ent- scheidung des Apothekers über das abzugebende Präparat sei kontra- produktiv und störe die vertrauens- volle Hausarzt-Patienten-Beziehung in erheblichem Maße, „weil der Apotheker nicht wissen kann, wa- rum der verordnende Arzt ein be- stimmtes Präparat verordnet hat“.

Vorstand im Amt bestätigt

Der Hausärzteverband zeigte sich nicht nur kämpferisch, sondern auch geschlossen. So wurde Wei- geldt als Bundesvorsitzender mit 109 von 118 Stimmen für vier wei- tere Jahre im Amt bestätigt. Auch die drei stellvertretenden Bundes- vorsitzenden, Dr. med. Dieter Geis aus Bayern, Dr. med. Berthold Dietsche aus Baden-Württemberg und Dr. med. Ingrid Dänschel aus Sachsen, wurden mit großer Mehr- heit wiedergewählt. Gegenkandida- ten gab es jeweils keine.

Falk Osterloh Die Talsohle ist

durchschritten: Der neue und alte HÄV- Vorsitzende schaut zuversichtlich nach vorn.

Foto: Bildschön

P O L I T I K

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