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Archiv "Ausstiegs-Szenarien am Niederrhein: Zahnärzte und Kassen drohen mit schwerem Geschütz" (18.09.1992)

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Der Ausgabenanstieg in der ge- setzlichen Krankenversicherung hält an: Im ersten Halbjahr 1992 ver- zeichneten die Ersatzkassen zwei- stellige Zuwachsraten in nahezu al- len Leistungsbereichen. Demgegen- über steht lediglich ein Grundlohn- anstieg von 4,56 Prozent. Unterm Strich: ein Defizit von 3,24 Milliar- den DM nach nur zwei Quartalen.

„Seehofers Vollbremsung ist dringend erforderlich", reagiert Karl Kaula, der Vorsitzende des Verban- des der Angestellten-Ersatzkassen (VdAK), auf diese Entwicklung. Zwar seien die mit dem Gesundheits-Struk-

Ersatzkassen

Die Zahnärzte im Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) und die Lan- desverbände der nordrheinischen Krankenkassen fahren schweres Ge- schütz auf. Während die etwa 100 Zahnärzte im Raum Kleve mit der Rückgabe ihrer Kassenzulassung drohen, wenn das Gesundheits- Strukturgesetz in Kraft treten sollte, reagieren die Kassen mit eigenen Si- cherstellungs-Konzepten. Das Säbel- rasseln am Niederrhein hat inzwi- schen auch den nordrhein-westfäli- schen Sozialminister Hermann Hei- nemann auf den Plan gerufen. Alles dreht sich gegenwärtig um die Frage:

Was wäre wenn?

Wenn Seehofer sein Gesetz durchbringt und die Zahnärzte aus dem System aussteigen, werden die Patienten trotz allem weiter behan- delt. Dann allerdings auf Privatrech- nung, die anschließend von den Kas- sen erstattet werden müßte. So die Position des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, so auch die Position der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Nordrhein.

Die Kassen sehen das ganz an- ders. Sollten die Zahnärzte tatsäch-

turgesetz geplanten Budgetierungen ordnungspolitisch bedenklich, doch bliebe gegenwärtig keine andere Wahl. Ohnehin müßten die meisten Ersatzkassen ihre Beitragssätze bis zum Jahresende um mindestens 1,2 Prozentpunkte erhöhen, um die größ- ten Löcher zu stopfen.

Kaula hält die Ausgabenent- wicklung bei den Krankenhäusern mit einem Zuwachs von 11,3 Prozent für besonders besorgniserregend.

Hier sei sowohl die befristete Budge- tierung als auch die Abkehr vom Selbstkostendeckungsprinzip uner- läßlich, um „Ruhe an der Beitrags-

lich ihre Zulassung zurückgeben, gä- be es keine Kostenerstattung bei der Inanspruchnahme von „ausgestiege- nen" Zahnärzten. Statt dessen träte ein Sechs-Punkte-

Plan in Kraft:

Aktive Un- terstützung der Krankenkassen bei der kurzfristi- gen Niederlassung holländischer und skandinavischer Zahnärzte;

• Erstattung der Kosten bei In- anspruchnahme von Zahnärzten in den grenznahen Städten der Nie- derlande;

(i)

Errichtung einer Zahnklinik als GmbH — gleichzeitig als Modell einer neuen, umfassenden zahnme- dizinischen ambulanten Versorgung;

(3

Angliederung zahnärztlicher Behandlungseinrichtungen an die Krankenhäuser;

(;) Einzelabsprachen mit Zahn- ärzten, die nicht aussteigen wollen

front zu erreichen". Ebenso dringend ist nach Auffassung des Vorsitzenden des Verbandes der Angestellten-Er- satzkassen die Eindämmung der Arzt- zahlen in der ambulanten Versor- gung. Die Mehrausgaben von rund 11 Prozent in diesem Bereich werden Kaula zufolge bereits im zweiten Halbjahr 1992 mit Hilfe eines kurzfri- stig abgeschlossenen Ergänzungsver- trages mit der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung ausgeglichen.

Ein Arzneimittelbudget halten die Ersatzkassen nach wie vor für richtig. Allerdings meldet Kaula bei der vorgesehenen Haftung der Kas- senärzte bei Überschreitung des Budgets Bedenken an. Er schlägt statt dessen vor, die Pharmaindustrie über ein Rabattmodell in die Pflicht zu nehmen. JM

(Praxiserweiterung, Anstellung von Assistenten);

Einsatz mobiler Zahnarztpra- xen für die ländlichen Bezirke.

Sozialminister Heinemann steht weitgehend hinter den Krankenkas- sen. Auch er vertritt die Auffassung, daß eine Kostenerstattung bei den

„Aussteigern" nicht in Frage kom- me. Überdies kündigte der Minister für den Fall massenhafter Rückga-

ben von Kassenzulassungen eine Ge- setzesinitiative an, mit der der Si- cherstellungsauftrag an die Kassen gehen soll. Außerdem solle, so Hei- nemann weiter, in diesem Fall ge- setzlich verankert werden, daß aus- gestiegene Zahnärzte auf Jahre hin- aus keine neue Kassenzulassung er- halten dürften. JM

Ausgaben sind stark gestiegen

Ausstiegs-Szenarien am Niederrhein

Zahnärzte und Kassen

drohen mit schwerem Geschütz

Karikatur Andreas hle, Mannheimer Morgen

Dt. Ärztebl. 89, Heft 38, 18. September 1992 (25) Al-3017

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