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ortmund protestiert al- lenfalls nur leicht ver- schämt, wenn es als„Wimbledon des Schachs“
gepriesen wird. Zu gut weiß man um seine Bedeutung
beim Traditionsturnier „Spar- kassen Chess Meeting“, ei- nem der Glanzlichter im Weltschach. Und gerne zi- tiert man den früheren hol-
ländischen Weltmeister und nachmaligen Präsidenten des Weltschachbundes Max Eu- we: „Ein intelligentes Spiel für intelligente Menschen in einer intelligenten Stadt!“
Das entspricht dem neuen Image der Westfalenmetro- pole, dem Wandel von Kohle, Stahl und Bier zur modernen Informationsgesellschaft.
Zum diesjährigen Turnier vom 31. Juli bis 10. August (Fernsehsendungen im WDR in den Nächten vom 4./5. um 0.40 Uhr, vom 6./7. um 0.15 Uhr und vom 11./12. August um 0.35 Uhr, jeweils 45 Minu- ten – Wiederholungen jeweils morgens) ist es gelungen, ein besonders exquisites Feld nach Dortmund zu locken.
Weltmeister Wladimir Kram- nik, der seinen russischen Landsmann Kasparow ent- thronte, sein Herausforderer
und halbes „Dortmunder Kindl“ (er suchte sich sogar seine Frau dort) Peter Leko (Ungarn) sowie der Schnell- denker Viswanathan Anand, der gerade in Indien zum
„Sportler des Jahres“ ge- wählt wurde, stehen bezie- hungsweise sitzen zwei jun- gen Talenten gegenüber: dem erst 16-jährigen Aserbeid- schaner Teimur Radjabow, der kürzlich Garry Kasparow in einer spektakulären Op- ferpartie besiegte und da- für den Schönheitspreis und einen Wutanfall Kasparows einheimste, und der großen Dortmunder Hoffnung, dem 18-jährigen Arkadi Nai- ditsch, der trotz seiner Ju- gend schon zu Deutschlands Besten zählt.
Vervollständigt wird das Feld durch den Moldawier Viorel Bologan, Sieger des kürzlichen weltstärksten Aero- flot-Opens in Moskau.
Das Motto der Sparkasse lautet: „Einen Zug voraus- denken!“ Damit ist es bei die- sen Figurenkünstlern im All-
gemeinen nicht getan, oft müssen sie zehn und mehr Zü- ge vorausberechnen – Gott sei Dank, für Sie waren es in der folgenden Variante einer Par- tie zwischen „Vishy“ Anand und dem Ukrainer Wassili Iwantschuk in Las Palmas 1996 einige weniger.
Gefährlich braut sich die weiße Streitmacht um den schwarzen König zusam- men. Sehen Sie, mit welch herrlicher Opferkombination Anand als Weißer diesen matt setzen konnte?
Lösung:
I
m vorigen Beitrag habe ich meine Gedanken ent- wickelt, warum Stopploss- Orders eigentlich eher unsin- nig sind. Um das Maß der Re- nitenz (scheinbarer) Bör- senklugheiten gegenüber voll zu machen, widme ich mich heute der Anlagestrategie des„Cost-Averaging“.
Beim „Cost-Average-Ef- fekt (Durchschnittskosten- Effekt)“ steht die Idee Pate, dass bei regelmäßiger Ein- zahlung konstanter Beträge der durchschnittliche Preis gekaufter Anteile sänke, dies lese ich zumindest oft genug.
Wenn ich beispielsweise über Jahre hinweg immer 100 Euro einzahle und der Anteils- preis in einer Haussephase 15 Euro ist, bekomme ich dann für den Gegenwert 6,66 An- teile, während in einer Baisse- phase etwa nur acht Euro für einen Fonds zu zahlen sind, ich demnach dafür 12,5 An-
teile einbuchen könnte. Da aber letztlich keiner weiß, wo Baisse anfängt und Hausse aufhört, bildet sich über die Jahre hinweg ein Durch- schnittskostenpreis heraus.
Aber: Der in der Realität gebildete Durchschnittsko- stenpreis vermag schnell die oben genannte Idee (eines sinkenden Anteilspreises) Lü- gen strafen. In einer lange Phase steigender Aktienkur- se wird ein Sparer, der auf dem Tiefpunkt einsteigt, sich vielmehr einem steigenden durchschnittlichen Preis sei- ner Anteile gegenübersehen.
Richtiger wäre vielmehr, dass sich der durchschnittli- che Preis um so mehr einpen- delt, wie sich Hausse- und
Baissephasen gleichmäßig ab- lösen. Dabei ist, dass wir uns richtig verstehen, eine Strate- gie regelmäßiger Einzahlun- gen durchaus vorteilhaft, weil sie eine gewisse Disziplinie- rung im Sparverhalten schafft.
Das Fatale ist aber etwas an- deres. Die Protagonisten des Cost-Average-Effekts sugge- rieren, dass dieses Anlage- verhalten sich zwingend vor- teilhaft auf die Rendite des Portfolios niederschlage.
Davon kann in Wahrheit aber keine Rede sein. Der Durchschnittskurs hat in Be- zug auf die Rendite schlicht- weg null Relevanz, weil sich Äpfel mit Birnen nicht verglei- chen lassen. Die Rendite bildet sich aus dem gekauften Wert-
papier selbst und nicht etwa aus der gewählten Strategie des Cost-Averaging! Theore- tisch: Wenn über zehn Jahre die Kurse gleich blieben, hät- ten Sie einen wundervollen Average-Durchschnitts-Effekt und eine Rendite um null.
Nicht ohne Grund finden Sie, wenn Sie im Internet nach
„Cost-Average-Effekt“ suchen, die meisten Einträge zu die- sem Thema von Fondsgesell- schaften. Das muss einen misstrauisch machen, sitzen diese Kapitalsammelstellen doch immer am Gewinner- tisch, schließlich fallen bei je- dem Kurs Provisionen an.
Der auf Cost-Average geeich- te Anleger sichert der Fonds- gesellschaft zuallererst schö- ne regelmäßige Erträge. Gut erzogen ist eben noch besser verdient. Das ist im Grunde nichts Schlimmes, nur sollte jeder wissen, wes Geistes Kind eine Anlageregel ist. ) S C H L U S S P U N K T
[76] Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 28–2914. Juli 2003
Intelligenz in Dortmund
Dr. med. Helmut Pfleger
rund ums Geld
Mythos Cost-Average
Börsebius
Post Scriptum
Nach dem Damenopfer 1.Dxg6! ist Schwarz verloren.A uf die An-
nahme des Opfers mit 1.. ..fxg6
folgt das Abzugs-Doppelschach 2. Sf6++ Kh8 3.T h4 matt;köstlicher-
weise hätte auch der Einschub
1..
..Lxf2+ 2.Kxf2 fxg6+ (die Da- me wird also sogar mit Schach ge-
schlagen) wegen 3.Sf6++ mit Un- terbrechung der f-Linie nicht ge-
holfen – ein wahrer T eufelssprin-
ger,der im F allen,
und höchst ver-
wundbar, dem feindlichen König
den T odesstoß versetzt.
Andere
Züge wie 1.. ..Le6 hätten das Lei-
den nur kurzfristig verlängert.